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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Örsted - Oertel
Langeland, Professor der Zoologie und Botanik zn
Kopenhagen, gest. 1872.
Qrsted, Anders Sandöe, dän. Inrist und Staats-
mann, geb. 21. Dez. 1778 zu Rudkjöbing, wnrde
1825 Generalprocureur und fnngierte später als
königl. Kommissar ans den Landtagen für die In-
seln "nnd für das nördl. Iütland. In dieser Stel-
lung verblieb er anch, nackdem er 1842 znm Minister
ernannt war. Im März 1848 legte er sein Portefeuille
nieder, aber 21. April 1853 berief ihn der König von
neuem zum Minister des Innern, des Kultus nnd
des öffentlichen Unterrichts fowie zum Premier-
minister für das Königreich Dänemark. Unter Ö.s
Ministerium wurden teils die besondern Verfas-
fungen für Lauenburg, Schleswig und Holstein,
teils verschiedene Gesetze ausgearbeitet, welche die
Durchführung der dän. Gesamtstaatsidee, die O.
stets vertreten hatte, vorbereiten sollten. Endlich
kam die gemeinschaftliche Verfassung durch Verord-
nung vom 26. Juli 1854 zu stände, die jedoch, na-
mentlich im dän. Reichstage, eine so heftige Oppo-
sition hervorrief, das; das sog. gesamtstaatliche
Ministerium Ö. 12. Dez. desselben Jahres entlassen
werden mußte. O. starb 1. Mai 1860. Von seinen
jurist. Werken sind die bedeutendsten: "Haandbog
over den danske og norske Lovkyndighed" s6 Bde.,
Kopenh. 1822-33) und "Eunomia,"eller Sämling
af Afhandlinger, henhörende til Moralphilosophien,
Staatsphilosophien og den dansk-norske Lovkyndig-
hed" (4 Bde., ebd. 1815-22). Seine Lebensgeschich'te
hat Ö. in "Af mit Livs og min Tids Historie" (4 Bde.,
Kopenh. 1851 - 57) veröffentlicht.
Arfted, Hans Christian, Naturforscher, Bruder
des voriaen, geb. 14. Aug. 1777 zu Rndkjöbing auf
der Insel Langeland, wo fein Vater Apotheker war,
lernte bei letzterm, besnchte die Universität zu Kopeu-
hagen und wurde 1800 Adjunkt der mediz. Fakultät.
Zugleich übernahm er die Verwaltung einer Apo-
theke und bielt Vorlesnngen über Chemie und Natur-
metaphysik. In den folgenden Jahren bereiste er
Holland und Deutschland und hielt sich ein Jahr in
Paris auf. Nach feiner Rückkehr 1806 wurde er zum
Professor der Physik an der Universität zu Kopen-
hagen ernannt. In Berlin schrieb er seine "Ansichten
der chem. Naturgesetze" (Berl. 1812). Später ließ er
das "i6ntÄin6n n0M6nc1lltui-ii6 clieinicao omni-
du8 linSuis scaiMniivico - F6i-manici8 comniniii8"
(1814) erscheinen. 1824 gründete er die Gesellschaft
für Ausbreitung der Naturlehre. 1829 wurde er
Direktor der Polytechnischen Schule in Kopenhagen,
1840 zum Konferenzrat, 1850 zum Geh. Konferenz-
rat ernannt und starb 9. März 1851.
Seinen Weltruf verdankt O. feiner Entdeckung
(1820) der Ablenkung der Magnetnadel dnrch den
elektrischen Strom, die er in den "^xpLi'imsntH
circk 6n"6ewin conriictu8 clectrici in acura iuaM6-
ticam" (Kopenh. 1820) veröffentlichte und wodurch
er die Gesetze des Elektromagnetismus begründete.
Zu seinen Werken gehören ferner: "Naturlärens me-
chaniske Deel" (Kopenh. 1844 u. ö.; Anhang, 1847;
dentsch Vraunfchw. 1851), "To Capitler af det
Skjönncs Natnrläre" (Kopenh.1845: deutsch Hamb.
1845) und vor allem "Aanden i Natnren" (Kopenh.
1850; deutsch, 6. Anst., Lpz. 1874). An letzteres
Werk, in dem er eine auf die faktischen Erkenntnisse
der realen Wissenschaften gegründete Erörterung der
wichtigen Fragen des geistigen Lebens versucht,
schließen sich an: "Die Naturwissenschaft in ihrem
Verhältnis zur Dichtkunst und Religion" (deutsch
von Kannegießer, Lpz. 1850), "Die Naturwissen-
schaft und die Geistesbildung" (deutsch von Kanne-
gießer, ebd. 1850), "Neue Beiträge zu dem Geist
m der Natur" (deutsch von Kannegießer, 2 Bde.,
ebd. 1851). Aus seinem Nachlaß wurden noch "Ver-
mischte Schriften über allgemein menschliche Ver-
hältnisse" (deutsch von Kannegießer, Lpz. 1851) und
"Charaktere und Reden" (ebd. 1851) herausgegeben.
O.s Schriften wurden als "Samlede og efterladte
Skrifter" in einer Prachtausgabe (9 Bde., Kopenh.
1850-51) vereiuigt. Seine Biographie schrieben
Hauch und Forchhammer (deutsch von Sebald,
Spand. 1853). Am 25. Sept. 1876 wnrde ein
Bronzestandbild O.s in Kopenhagen enthüllt.
Ort, in ältern deutschen Mnndarten der vierte
Teil einer Sache, zunächst von Münzen (Kreuzer),
die durch ein Kreuz in vier O. geteilt waren. So
hießen die Achtschillingstücke, als der vierte Teil des
alten deutschen Reichsthalers, Ortsthaler oder
Reichsort.
Ort (das O.), im Bergbau das Ende einer Strecke,
d. h. der Punkt, an dem zur weitern Erbringung
derselben gearbeitet wird. Einem O. entgegen wird
das Gegenort getrieben, wenn man einen Stollen
an mehrern Punkten, event, von Lichtschächten aus
in Angriff nimmt. - Die spitze der Keilhaue wird
auch O., meist aber Örtchen oder Ortel genannt.
Ort, in der Heraldik ein mitten am Schildes-
rande eines Wappens angebrachtes Ouadrat an-
derer Färbung als der Hauptschild; es ist gewöhn-
lich kleiner als das Freiviertel (s. d.).
Ort, schwed. und dän. Gewicht, s. Pfund.
OT't., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für
Casimiro Gomez Ortega, geb. 1740, war 1771
-1801 Direktor des Botanischen Gartens zu Madrid
und starb 1818.
Orta Novarese, Stadt in der ital. Provinz
und im Kreis Novara, am Ostufer des Sees von
Orta (290 m), am Südwestfuße des Monte-d'Orta
(401 m) und an der Linie Novara-Domo d'Ossola
(Station O. N.-Miasino) des Mittelmeernetzes, hat
(1881) 649, als Gemeinde 980 E. und viele Villen.
Auf dem Monte-d'Orta (auch Sacro-Monte ge-
nannt) 22 große Kapellen mit Terracottagruppeu
aus dem Leben des heil. Franz von Assist. Gegen-
über die Felseninsel San Giulio (50 E.) mit alter
Kirche, angeblich vom heil. Julius gegründet, und
einem Turm (Rest einer Burg, in der Berengar 962
vom Kaiser Otto I. zwei Monate belagert wurde).
Der Ortasee (jetzt Lago Cusio, vom lat. laeuä
(^U8in8) ist 12 km laug, 2 1cm breit und wird von
Dampfbooten befahren.
Ortchen, f. Ort (im Bergbau).
Orte, chemische, s. Kohlenstoffkerne und Sub-
stitutionsprodukte.
Srtel, s. Ort (im Bergbau).
Oertel, Max Joseph/Arzt, geb. 20. März 1835
zu Dillingen im bayr. Schwaben, widmete sich in
München dem Studium der Naturwissenschaften und
Medizin, wnrde 1860 Assistent an der mediz. Klinik
des Professors von Pfeufer, habilitierte sich 1867
als Privatdocent für Laryngologie an der Universität
München und erhielt 1876 die erste neu begründete
Professur dieser Disciplin in Deutschland. Besondere
Verdienste erwarb sich O. durch seine sorgfältigen
Untersuchungen über die Ätiologie uno pathol. Ana-
tomie der Diphtherie, welche er in seiner berühmten
Monographie "Die epidemische Diphtherie" (in
Zicmssens "Handbuch der speciellen Pathologie und