Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Osmanisches Reich (Verfassung und Verwaltung)'
(Kreishauptmann) verwaltet werden, und jeder Kaza besteht aus Nahije (Kantonen), die von Mudirs geleitet werden. Unter dem Mudir
stehen die Muchtâr (Dorfschulzen). Die Stadt Konstantinopel ist ein besonderer Verwaltungsbezirk.
Die 7 europ. Wilajets mit ihren Sandschaks sind:
| | Einw. in | | | Einw. in |
Wilajet | qkm | Tausend | Wilajet | qkm | Tausend |
Konstantinopel | 1 100 | 650 | Monastir | 11 400 | 350 |
Tschataldscha | 1 900 | 50 | Korica | 3 600 | 125 |
| Konstantinopel | 3 000 | 700 | Dibra | 3 000 | 75 |
Adrianopel | 6 600 | 250 | Elbassan | 1 800 | 50 |
Kirk-Kilisse | 8 300 | 150 | Servia (selbständ.) | 7 500 | 150 |
Rodosto | 4 600 | 100 | | Monastir | 27 300 | 750 |
Gallipoli | 4 300 | 100 | Üsküp (Skopje) | 11 700 | 275 |
Dedeaghatsch | 5 300 | 150 | Priština | 5 800 | 200 |
Gümürdschina | 9 800 | 250 | Peč (Ipek) | 2 600 | 100 |
| Adrianopel | 38 900 | 1000 | Prizren | 3 900 | 175 |
Drama | 3 000 | 100 | | Kosowo | 24 000 | 750 |
Seres | 12 600 | 400 | Berat | 5 500 | 175 |
Saloniki | 19 800 | 700 | Argyrokastron | 3 500 | 150 |
| Saloniki | 35 450 | 1200 | Liaskowik | 2 400 | 100 |
Skutari | 8 800 | 160 | Jannina | 5 200 | 175 |
Durazzo (Drač) | 2 900 | 65 | Préveza | 1 600 | 50 |
| Skutari | 11 700 | 225 | | Jannina | 18 200 | 650 |
Für die asiat. Türkei berechnet neuerdings Cuinet:
| Zahl der | | Ein- |
Wilajets | Sandschaks | qkm | wohner |
I. Kleinasien. | | | |
Ismid (Mutessariflik) | 1 | 11 130 | 247 000 |
Khodawendikjar (Brussa) | 5 | 68 000 | 1 300 000 |
Bigha (Mutessariflik) | 1 | 7 500 | 129 000 |
Dschesairi-Bahri-Sefid (Archipel) | 4 | 12 860 | 326 000 |
Kreta | 5 | 7 640 | 294 000 |
Samos (Fürstentum) | 1 | 600 | 48 5000 |
Aïdin (Smyrna) | 5 | 45 000 | 1 390 000 |
Kastamuni | 4 | 50 000 | 1 009 000 |
Angora | 4 | 83 700 | 892 000 |
Konia | 5 | 91 600 | 1 088 000 |
Adana | 4 | 37 500 | 402 000 |
Siwas | 4 | 83 700 | 996 000 |
Trapezunt | 4 | 31 300 | 1 047 000 |
II. Armenien und Kurdistan. | | | |
Erzerum | 3 | 76 700 | 645 700 |
Ma-Muret und Dersim | 3 | 37 800 | 575 300 |
Diarbekr | 3 | 46 800 | 471 400 |
Bitlis | 4 | 29 800 | 388 600 |
Wan mit Halkiari | 2 | 40 000 | 376 200 |
III. Mesopotamien. | | | |
Mosul | 3 | 75 700 | 300 000 |
Bagdad | 3 | 141 200 | 850 000 |
Basra mit El-Hasa | 4 | 42 700 | 200 000 |
IV. Syrien. | | | |
Haleb | 3 | 78 600 | 994 600 |
Zor (Mutessariflik) | 1 | 100 000 | 100 000 |
Syrien | 3 | 62 200 | 604 000 |
Beirut | 5 | 30 500 | 400 000 |
Jerusalem (Mutessariflik) | 1 | 21 300 | 333 000 |
Libanon | 1 | 5 700 | 245 000 |
In Afrika zerfallen die türk. Besitzungen in die Wilajets Tripolis und Bengasi.
Das O. R. ist eine orient. Despotie, wenngleich 23. Dez. 1876 eine Verfassung verkündigt wurde. Der Herrscher, Sultan oder Padischah
(Großherr), vereinigt die höchste weltliche mit der höchsten geistlichen Gewalt, dem Chalifat. Die Thronfolge ist in der männlichen Linie
des Hauses Osman erblich, und zwar geht die Souveränität jedesmal auf den ältesten Prinzen über. Die Unterthanen besitzen Freiheit
der Person, das Recht der Zulassung zu allen öffentlichen Ämtern, falls sie der türk. Sprache mächtig sind, und Gleichheit vor dem
Gesetz. Staatsreligion ist der Islam, doch dürfen ↔ die anerkannten Kulte frei ausgeübt werden. Preßfreiheit besteht
dem Namen nach. Das Parlament, ein Senat, dessen Mitglieder vom Sultan auf Lebenszeit ernannt werden, und ein Abgeordnetenhaus,
zu welchem je 50000 Osmanen einen Deputierten auf 4 Jahre mittels geheimer Abstimmung wählen sollen, wurde nach zwei Sitzungen
aufgelöst und ist nicht wieder berufen worden.
In der Regierung steht dem Sultan ein Ministerrat zur Seite, dessen Chef den Titel Großwesir
(Sadrasam) führt. Seit 1878 wurde diese Benennung mit Premierminister
(Basch-Wekil) vertauscht, aber seit 1882 für Said Pascha wieder eingeführt. Gleichen Rang besitzt
der Scheich ul-Islam, der oberste Chef der moslem. Geistlichkeit und der Gesetzeskundigen, obwohl er selbst weder Priester noch
Richter ist. An der Spitze der Verwaltung stehen außerdem die Staatsminister. Zu diesen gehören: der Minister des Innern, der
Kriegsminister, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Minister der Marine, der Präsident des Staatsrats, einer seit 1868 nach
franz. Muster gebildeten Behörde, der Minister der Justiz und des Kultus, der Minister der frommen Stiftungen, der des öffentlichen
Unterrichts, der der Finanzen, der der öffentlichen Arbeiten, der des Handels, Ackerbaues und der Minen. Daneben besteht noch ein
Ministerium der Civilliste mit einer Kommission für die Verwaltung der kaiserl. Domänen, das Polizeiministerium und die Präfektur der
Hauptstadt, Generaldirektion der Zölle und des Grundbuchwesens. Der Ministerrat (Diwan)
versammelt sich wöchentlich im Gebäude der Hohen Pforte (Bab-i-Ali); fast alle Minister bedienen
sich des Beirats eines Musteschar (Unterstaatssekretärs). Mit jedem Ministerium sind Kollegien mit beschlußfassender Befugnis
verbunden; sie haben Vorlagen vorzubereiten und zu begutachten, bilden aber mehr ein Hindernis als ein Förderungsmittel der
Reformen.
Die Beamten gliedern sich in drei Gruppen:
-
a. Diener des Gesetzes und des Kultus, die gelehrten Ausleger des Korans, welche Ulema genannt werden;
-
b. die Beamten der Feder, d. i. des Verwaltungsfachs, und
-
c. die Beamten des Säbels, d. i. des Heers und der Marine.
Rang und Titel sind unabhängig vom Amte. Jede der drei Beamtenklassen und das Militär besitzt ihre besondere Rangordnung. Der
Paschatitel ist mit einigen hohen Ämtern ohne weiteres verbunden. Dagegen ist der Scheich ul-Islam niemals Pascha, sondern Efendi.
Im allgemeinen führt der Beamte den Titel Efendi, der Subalternbeamte und Unteroffizier den Titel Aga. Doch gebührt der letztere auch
den Palastbeamten. Unter diesen nimmt der Kyzlar-Agassy, der Chef der schwarzen Eunuchen, den höchsten Rang, den eines
Muschirs, ein. Das Beamtenpersonal ging früher aus dem Übersetzungsbureau der Hohen Pforte hervor. Erst 1884 bestimmte
Abd ul-Hamid II., daß nur solche Beamte künftig angestellt werden sollten, welche in der Mekteb-i-milkijê (Civilhochschule) oder der
Rechtshochschule ihre Vorbildung erlangt hätten. Neuerdings ist eine École des langues eröffnet
worden zur Ausbildung in den fremden Sprachen. Die allgemeine Bildung hat sich durch Gründung von Schulen nach franz. Muster
gehoben. Auch Mädchenschulen sind errichtet worden.
Das türk. Reichswappen ist ein roter Schild mit wachsendem Sichelmond und Stern zwischen den
Hörnern in Silber. An Stelle dieses Wappens