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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Österreichischer Kreis - Österreichischer Lloyd

Erfolg hatte ein zweites österr. Heer in Böhmen. Nach dem Siege Friedrichs II. bei Chotusitz (17. Mai), entschloß sich Maria Theresia, auf Drängen Englands, mit Preußen den Frieden zu Breslau (s. d.) einzugehen, worin sie Schlesien nebst Glatz abtrat. Von dem gefährlichsten Gegner befreit, erhielt die Königin nun zugleich einen mächtigen Bundesgenossen in England. Die brit. Regierung, die einen neuen Machtzuwachs Frankreichs nicht dulden wollte, hatte schon seit Anfang des Krieges Subsidien gezahlt und entschloß sich jetzt, energisch am Kampfe teilzunehmen. Auch Sardinien war im Februar auf Österreichs Seite getreten. Eine engl. Flotte zwang Neapel zur Neutralität; ein brit. Heer, durch hannov., österr. und hess. Truppen verstärkt, sammelte sich in den österr. Niederlanden. Die Spanier wurden durch Feldmarschall Traun nach Süditalien zurückgedrängt, die Schweden von den Russen überwältigt und zum Frieden von Åbo (Aug. 1743) gezwungen. In Deutschland hatte schon im Dez. 1742 Marschall Belleisle Prag und ganz Böhmen räumen müssen. 1743 wurde Bayern zum zweitenmal von den Österreichern erobert, Feldmarschall Seckendorff 27. Juni 1743 zum Waffenstillstand und Räumungsvertrag von Niederschönfeld genötigt; im September mußten die Bayern Maria Theresia den Huldigungseid leisten. Die "Pragmatische Armee" unter Führung des engl. Königs Georg II. schlug die Franzosen unter Marschall Noailles 27. Juni bei Dettingen, trieb sie über den Rhein zurück und eroberte Worms. Hier schlossen Österreich, England, Sardinien im Sept. 1743 ein neues Bündnis, dem dann auch die Generalstaaten beitraten. Sachsen gab die Sache des Kaisers, der in größter Not von Ort zu Ort flüchtete, preis und verband sich durch den Warschauer Vertrag mit den Wormser Alliierten (20. Dez. 1743). Nachdem Frankreich, bisher nur Bundesgenosse des Kaisers, im April 1744 selbständig an Österreich den Krieg erklärt hatte, überschritt Prinz Karl von Lothringen den Rhein und drang siegreich im Elsaß vor. Gleichzeitig war der Krieg zur See zwischen England und Frankreich ausgebrochen, auch er verlief für die Franzosen unglücklich.

Unter diesen Verhältnissen faßte Friedrich II., besorgt um den Besitz von Schlesien, den Entschluß, der gewaltig anschwellenden Machtentfaltung Österreichs Einhalt zu thun. Am 22. Mai vereinigte er sich mit Bayern, Kurpfalz, Hessen-Cassel durch die Frankfurter Union (s. d.) "zur Aufrechterhaltung des Deutschen Reichs und seines Oberhauptes", schloß 5. Juni mit Frankreich den Vertrag von Paris und erneuerte im August durch den Einbruch in Böhmen den Krieg gegen Maria Theresia. (S. Schlesische Kriege.) Um Böhmen zu verteidigen, zogen sich die österr. Heere aus dem Elsaß zurück und räumten dann auch das bayr. Gebiet. Kaiser Karl kehrte in sein Stammland heim, starb aber schon 20. Jan. 1745. Sein Sohn Maximilian Joseph schloß mit Österreich 22. April 1745 den Separatfrieden zu Füssen, worin er allen Ansprüchen auf die habsburg. Besitzungen entsagte, während die Königin Bayern herausgab, das sie früher als Äquivalent für Schlesien hatte behalten wollen. Am 13. Sept. wurde ihr Gemahl Franz Stephan als Franz I. zum Kaiser gewählt und auch von Friedrich II. im Dresdner Frieden (s. d.) 25. Dez. 1745 anerkannt. Damit war auf deutschem Boden die Ruhe hergestellt. Hingegen dauerte der Kampf fort in Italien und in den österr. Niederlanden zwischen Österreich, Sardinien, England und den Generalstaaten eurerseits, Frankreich und Spanien andererseits; ebenso der Krieg zur See und in den Kolonien, bei dem die Engländer das Übergewicht behaupteten. Am meisten wechselte das Waffenglück in Italien. 1745 fielen die dortigen österr. Besitzungen in die Hand der Franzosen. Auch hatte sich Genua zu den Feinden Österreichs gesellt. Als aber nach dem Dresdner Frieden Maria Theresia Verstärkungen schickte, gewann sie das Verlorene wieder. Genua wurde im Sept. 1746 erobert. Die Österreicher und Sardinier drangen sogar in das südl. Frankreich ein, mußten sich aber bald, als in Genua ein Aufstand ausbrach, wieder zurückziehen (Jan. 1747). Den belagerten Genuesen wurde im Juni 1747 durch ein franz. Heer Entsatz zuteil. In den österr. Niederlanden siegten die Franzosen unter dem Marschall von Sachsen, Grafen Moritz, über die Österreicher und Engländer bei Fontenoy 11. Mai 1745, bei Raucoux 11. Okt. 1746, bei Laffeld 2. Juli 1747 und eroberten nicht nur fast die ganzen österr. Niederlande mit Brüssel und Namur, sondern auch die holländ. Festungen Bergen-op-Zoom und Maastricht. Auf franz. Veranlassung unternahm der Prätendent Karl Eduard aus dem Hause Stuart eine Landung in England, die jedoch durch die Niederlage bei Culloden 27. April 1746 ein übles Ende fand. Indessen hatte auch Rußland mit Österreich eine Allianz geschlossen (2. Juni 1746), und England hatte ein russ. Heer in Sold genommen, das im Sommer 1748 unter dem Fürsten Repnin durch Deutschland gegen den Rhein vorrückte. Sein Nahen beschleunigte die Friedensunterhandlungen, die 18. Okt. zum Aachener Frieden (s. d.) führten. - Vgl. Heigel, Der Österreichische Erbfolgestreit und die Kaiserwahl Karls VII. (Nördl. 1877); Dove, Das Zeitalter Friedrichs d. Gr. und Josephs II., 1. Hälfte (Gotha 1883); de Vault, Guerre de la succession d'Autriche (1742-48); Mémoire extrait de la correspondance de la cour et des généraux, revu par Avers (2 Bde., Nancy 1892); Der Ö. E. 1740-48, hg. von der kriegsgeschichtlichen Abteilung des k. und k. Kriegsarchives (Bd. 1, Wien 1896).

Österreichischer Kreis, einer der zehn Kreise, in die 1512 das alte Deutsche Reich geteilt wurde; er umfaßte das Erzherzogtum, Innerösterreich, Oberösterreich (Tirol), Vorderösterreich, die Hochstifter Trient und Brixen, später auch Chur.

Österreichischer Lloyd, auch ital. Lloyd Austriaco genannt, eine der wichtigsten Dampfschiffahrtsgesellschaften des europ. Kontinents, welche 1836 aus einer 1832 gegründeten, nach Art des Lloyds (s. d.) in London eingerichteten Vereinigung der Versicherungsgesellschaften Triests hervorgegangen ist und zunächst bezweckte, die österr. Seehäfen mit den Ionischen Inseln, Griechenland, dem Archipel, Konstantinopel, Smyrna, Syrien und Ägypten in eine schnellere Verbindung zu bringen. Das Aktienkapital betrug anfänglich nur 1 Mill. Fl. Durch umsichtige Leitung sowie durch die Unterstützung der Regierung, welche den Ö. L. mit der Beförderung der Post betraute, und durch Beihilfe des Hauses Rothschild gedieh das Unternehmen. Jetzt gehen Dampfer nicht nur nach allen Häfen der Levante, sondern auch nach Ostindien und China und nach Brasilien. Seit 1891 sind die Fahrten auch nach Japan ausgedehnt, so daß monatlich ein Dampfer von Triest bis nach Kobe geht. Das Aktienkapital normiert sich (1895) auf 12,6 Mill. Fl., zu