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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oudinot (Charles Nicolas, Marschall)
etwas Zuckerrohr, Ü)tohn sowie Hanf. Für den Acker-
bau verwendet man nur Ochsen und Büffel; auch
hält man große Schaf- und Ziegenherdcn. Die In-
dustrie ist nicht bedeutend, ^oda, Salpeter und Salz,
aus dem Boden gewaschen, sind die einzigen reich-
lich vorhandenen Mineralprodutte. Man verfertigt
Schiehpulver, Gewehre, Schwerter, Speere, Bogen
aus Bambus oder Stahl, Baumwollzeug, wollene
Decken, Papier, Glasflaschen u. s. w. Die bedeutend-
sten Kaufleute und Kapitalisten sind die Waischja, die
ihre Handelsunternehmungen über alle Teile In-
diens ausdehnen. Die Bevölkerung hat einen kriege-
rischen Charakter, obwohl sie zu 87,.". Proz. aus
.Hindu besteht. Von der Hauptstadt Lakhnau 119 km
östlich entfernt liegt unter 26° 48'// nördl. Br.
uud 82" 14"// östl.'L., am schiffbaren Ghag(h)ra,
Awadh, die sehr heruntergekommene, angeblich
älteste Stadt von Indien, mit (1881) 11643 E.
Dicht dabei lag das uralte, jetzt verfallene Ajodhja,
auch Ramgarh, d. h. Feste des Nama, genannt, wo
Rama zum Himmel gefahren sein soll und man noch
einen gemauerten Behälter als seine Wiege zeigt.
Der Ort hat schöne Moschee und einen Temvel des
Affengottes Hanuman, zu dem viel gewallfahrtet
wird. Bahraitsch, durch Zweigbahn mit Faisabad
verbunden, zählt (1891) 24026 (5.
Geschichte. O., in uralter Zeit einer der wich-
tigsten Teile der Halbinsel, bildete den Kern des
Reichs Koßala mit der Hauptstadt Ajodhja (früher
auch Sakela, daher bei den Griechen Sagida ge-
nannt), die schon im Epos I'üm^-lniH gepriesen
ward. Wikramaditja, einer der zahlreichen, in der
ind. Sage vorkommenden Könige dieses Namens,
schmückte sie mit 300 Tempeln. Noch im 7. Jahrh,
n. Chr. wird sie als glänzende Stadt beschrieben.
Um 1194 wurden Stadt und Land von den Moham-
medanern erobert und so ein Teil des Reichs von
Dehli. Bei dessen Verfall begründete eine aus
Naischapur in Chorassan stammende Familie eine
eigene Dynastie, deren Ahnherr Saadat Ali Chan
unter dem Großmogul Muhammad Schah (1718
-70) Wasir (Wesir) wurde. Sein Enkel Schudscha
ud-Daula, seit 1756 Nawwab-Wasir (Vicekönig),
regierte, da die Oberherrschaft des Kaisers Schah
Alam seit 1760 nur noch dem Namen nach bestand,
das Land selbständig. Er führte schwere Kriege mit
den Engländern, erhielt aber, als er 1774 gemein-
schaftlich mit ihnen die Rohilla unterworfen hatte,
von der Ostindischen Compagnie den größten Teil
von Rohilkhand. Unter seinen Nachfolgern mußte
indes 1781 Benares, dann Allahabad, 1803 das
südl. Doab sowie die Grenzdistrikte Allahabad,
Asamgarh, das westl. Gorakhpur und andere Ge-
biete (22000cikm mit 1 Mill. E.) an die Ostindi-
sche Compagnie abgetreten werden; Ghasi ud-din
Haidar (1814-27) zahlte 1815 der Compagnie
20429455 M. Hilfsgelder für den Krieg gegen
Nepal und erhielt nach dessen Beendigung die Herr-
schaft über die von Nepal abgetretenen Landesteile
im Himalaja. Nachdem er sich 1819 auch formell
von der Oberherrschaft des Großmoguls losgesagt
hatte, nahm er den Titel eines Sultans an. Er hinter-
ließ 1827 den Thron seinem Sohne Naßir ud-din
Haidar, dem 1837 einer seiner väterlichen Oheime,
Muhammad Ali Schah,und diesem 1841 dessen Sohn
Amdschad Ali Schah folgte. Als dieser 13. Febr.
1847 starb, bestieg Wadschid Ali Schah, der letzte
König von O., den Thron. Schon früher hatte sich
die Ostindische Compagnie vorbehalten, beim Ein-
tritt einer Mihregierung eigene Verwaltungsbeamte
nach O. zu schicken. Infolge des unsinnigen Despo-
tismus Wadschid Alis legte man diesem im Jan.
1856 einen Vertrag vor, wonach er gegen rei-
ches Jahrgeld sein Reich an die Compagnie ab-
treten sollte. Als der Fürst dies verweigerte, wurde
ohne weiteres das Königreich O. 13. Febr. 1856
vom Generalgouverneur Dalhousie für ewige Zeiten
unter die Regierung der Ostindischen Compagnie ge-
stellt. Die Gewaltthätigkeit dieser Politik leistete
1857 dem Aufstande der Sipahi bedeutenden Vor-
schub. Nach der Entthronung lebte der König in
Kalkutta, wo er während des Aufstandes als Staats-
gefangener behandelt wurde. Seine Mutter hatte
sich inzwischen mit ihrem jüngsten Sohne Ali Chan
und nnt ihrem Enkel Muhammad Hamid Ali Chan,
dem 16 jährigen Sohne des Exkönigs, nach London
und später, als hier die Bemühungen zu Gunsten
ihrer Familie gescheitert waren, nach Paris ge-
wendet, wo sie 1858 starb; ibr <^ohn Ali Chan
starb 1858 zu London. Im Dez. 1858 war das
Königreich O. den Briten wieder unterworfen. -
Vgl. Butter, DktzeliptioQ ot' tiw kiu^äom Ouäo
(Lond. 1853); Sleeman, ^ jourusv tlirou^Ii tns
Ivw^Ioiu ok 0. in 1849-50 (2 Bde.", ebd. 1858).
Oudinot (spr. ndinoh), Charles Nicolas, Herzog
voll Reggio, franz. Marschall, geb. 25. April 1767
zu Bar-le-Duc (Depart. Meuse), trat 1783 in das
franz. Heer ein und schloß sich der Revolution an.
Nachdem er sich mit seinein Regiment 23. Mai 1794
bei Kaiserslautern ausgezeichnet hatte, wurde er
Brigade- und 1799 Divisionsgeneral. O. focht mit
Auszeichnung in der Schlacht bei Zürich, bei der
Verteidigung von Genua, am Mincio, und wurde
1800 Generalstabschef der Armee von Italien. 1805
führte O. eine Grenadierdivision bei Wertingen und
Austerlitz, 16. Febr. 1807 schlug er die Russen bei
Ostrolenka, kämpfte 14. Juni bei Friedland und
wurde nach dem Frieden zu Tilsit von Napoleon
zum Grafen ernannt. 1808 war O. während des
Fürstenkongresses Gouverneur von Erfurt; 1809
führte er im Feldzug gegen Österreich die Vorhut,
bewährte sich aufs glänzendste bei Wagram, über-
nahm nach Lannes' Tode den Befehl über das
2. Korps und wurde darauf zum Marschall von
Frankreich und Herzog von Reggio erhoben. 1812
nahm O. als Führer des 2. Korps am Feldzug in
Rußland teil, 1813 führte er das 12. Korps, kämpfte
bei Bautzen (21. Mai) und wurde 4. Juni bei Luckau
von Bülow geschlagen. Nach dem Waffenstillstand
erhielt O. den Befehl über das 4. Korps, um sich
Berlins zu bemächtigen, wurde aber 23. Aug. bei
Großbeeren von Bülow geschlagen und mußte dar-
auf den Oberbefehl an Ney abgeben, mit dem er
die Niederlage bei Dennewitz (6. Sept.) erlitt. In
der Schlacht bei Leipzig kämpfte O. am 16. bei
Wachau und befehligte dann die Nachhut; 1814 focht
er bei Brienne, Champaubert, Bar-sur-Aube und
Arcis-sur-Aube. Nach der Abdankung Napoleons
huldigte O. Ludwig XVIII., der ihm das Militär-
gouvernement von Metz anvertraute. Während der
Hundert Tage zog sich O. nach Montmorency zurück
und nahm kein Kommando an. Bei der zweiten
Wiederkehr der Bourbonen wurde er zum Befehls-
haber der Pariser Nationalgarde ernannt und mit
der Würde eines Pairs und Staatsministers be-
tleidet. Im Feldzug in Spanien führte er 1823 das
1. Armeekorps, mit dem er in Madrid einzog. Nach
der Iulirevolution trat er in das Privatleben zu-