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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Palaimon - Paläographie
Palaimon, s. Melikertes.
Palaipaphos, Stadt auf Cypern, s. Paphos.
Palais (frz., spr. -läh), Palast (s. d.).
Palais (spr. -läh), Le, Hauptstadt der franz.
In
el Belle-Isle (s. d.).
Palais-Royal (spr. -läh röalall), Palast in
Paris, nicht weit vom Louvre, an der Stelle eines
ältern Palastes, welchen der Kardinal Richelieu er-
bauen lieh und in seinem Testament an Ludwig XIII.
vermachte, nach dessen Tode ihn Ludwig XIV.
während seiner Minderjährigkeit bewohnte. Lud-
wig XIV. überließ ihn seinem Bruder und schenkte
ihn nachher seinem Enkel, dem Herzog von Chartres.
So kam das P. an die Familie Orleans, und
der Regent hielt hier seinen genußsüchtigen Hof.
Sein Urenkel, Philippe Egalite', ließ den Palast fast
ganz umbauen. In Zeit von vier Jahren (1782-
85) ward das P. ungefähr, was es jetzt ist, ein Kon-
glomerat von Palast, Garten, Kaufhalle, Cafe's, Ver-
gnügungsort. Die Revolution eignete sich diefe
reiche Erbschaft zu. Der Palast wurde Palais-Egalite'
getauft und war an Speisewirte und Spielpächter
vermietet, bis der Erste Konsul den Sitz des Tribu-
nats, der Börse und des Handelsgerichts dahin ver-
legte. Seit der Rückkehr der Bourbons bewohnte
ihn der Herzog von Orleans (später Ludwig Philipp)
bis zu seiner Thronbesteigung. 1848 wurde ein Teil
zerstört. 1852 wurde der Palast als Staatsdomäne
eingezogen und für Arome Bonaparte eingerichtet.
Nach der Commune 1871 wurde der zerstörte Flügel
neu erbaut und dient dem Staatsrat. An der Süd-
westseite liegt das Iiieatrs traurig.
?2.i2.insüeiÄa.v, s. Wehrvögel.
Palamedes, Sohn des Nauplios und der Kly-
mene, zog mit Agamemnon gegen Ilios. Entweder
weil er den verstellten Wahnsinn des Odysseus ent-
deckt und diesen zum Zuge gegen Ilios gezwungen
hatte (s. Telemachos), oder weil er bei einem Raub-
zuge nach Thrazien viel, Odysseus dagegen nichts
erbeutet hatte, wurde er von diesem gehabt. Odysseus
ließ eine große Summe Goldes im Zelte des P. ver-
graben, einen angeblich von Pnamos an ihn ge-
schriebenen Brief auffangen und klagte ihn dann
der Verräterei an. P. wurde vom Heere gesteinigt.
Dem P. schrieb man viele Erfindungen, z. V. die
des Würfelspiels, des Maßes und der Wage, zu. -
Vgl. Iahn, Palamedes (Hamb. 1836).
Palamedesz, Antonis, Holland. Genremaler,
geb. 1600 in Delft, gest. 1673 daselbst, studierte
anfangs bei Mierevelt und fchloß sich dann an
Frans und Dirk Hals in Haarlem an. Wie der
letztere und Pieter Codde wählte er sich zu seinem
Stoffe Soldaten und Offiziere in Wachtstuben, beim
Mahl, bei Tanz und Unterhaltung. Auch malte er
Porträte, die in schlichtem blondem Ton gehalten
sind. - Sein Bruder Palamedes P., geb. 1607
zu London, gest. 1638 zu Delft, fchließt sich in seiner
Kunst an Esajas van de Velde an und malte vor-
zugsweise Reitergefechte und Feldlager.
Palamkötta, Stadt, s. Tirunelweli.
?a.1a.sinon, Krabbe, s. Garneelen.
Palanciathal, s. Segorbe.
Paianka (d. h. Befestigung oder Einfriedigung
mit eingerammten Balken), Name mehrerer Groh-
Gemeinden im ungar. Komitat Bäcs-Bodrog, am
linken Ufer derDonau: Deutsch-Palänka,ungar.
Ne'met-Palänka, Hauptort eines Stuhlbezirks
(38890 E.) mit (1890) 5310 E.; Alt-Palanka,
ungar.O-Palänka,mit525iE.;Neu-Palänka,
ungar. Uj-Palänka, mit 1774, zusammen 12335
meist deutsche und serb. E.; Vieh- und Seidenzucht,
Fischfang und Getreidehandel.
Palanktn oder Palki, ein in Ostindien früher
sehr gebräuchliches Tragbett mit Dach und Seiden-
vorhangen, das den Reisenden verstattete, auf den
innern Matratzen und Kissen ausgestreckt zu liegen.
Die P. wird von vier bis acht Trägern mittels
langer Bambusstäbe auf den Schultern getragen.
Palanpur (Pahlanpur, Pahlumpur,
P'halanpur). 1) Agentschaft der indobrit. Prä-
sidentschaft Bombay, welche 13 kleine, zu dem
Gaekwar von Baroda (s. d.) in Lehnsverhaltnis
stehende Fürstentümer umfaßt. Die Agentschaft P.
wird nördlich von Radschputaua, östlich von Mahi-
Kantha, südlich von Ahmadabad und westlich von
dem Ran von Katschh (s. d.) begrenzt und zählt auf
20 720 ykin (1881) 576478 E., darunter 494 737
Hindu, 53197 Mohammedaner, 28111 Dschain,
225 Christen, 207 Parßi. - 2) Der Staat P. ist der
wichtigste dieser Gruppe, mit 8417 hkni und (1881)
234402 E. (worunter 11,6 Proz. Mohammedaner). -
3) Die Hauptstadt P., Station der Eisenbahn Bom-
bay-Baroda-Dehli und Agra, mit Wällen umgeben,
hat (1891) 21092 E., Handel und Kunstgewerbe.
Paläocrinoideen, die Seelilien (s. d.) der pa-
läozoischen Epochen, so genannt, weil sie von den
eigentlichen Crinoiden späterer Zeiten typisch ver-
schieden sind und zwar durch mangelhaftere Ver-
bindung der Kelchteile und den meist komplizierten:
Bau des Kelches.
Paläogräphie (grch.), die Lehre von der alten
Schrift; sie umfaßt gleichmäßig die Epigraphit
(s. o.), mit eingeschnittenen Buchstaben, und die
P. im engern Sinne, mit aufgetragener Schrift.
Ihr Hauptzweck besteht darin, die alte Schrift zu
verstehen und chronologisch zu bestimmen durch Stu-
dium sicher datierter Handschriften. Schriftproben
verschiedener Völker bietet die?a1ö0ZraMi6 univei-
86116 (hg. von I. I. und Aime' Champollion-Figeac,
4 Bde., Par. 1839-41); zuverlässiger sind die
Veröffentlichungen der ?a1a60ArNp1iicHi societ^
(klassische und orient. Serie, Lond. 1873-93).
Im weitern Sinne haben Schrift- und Buchwesen
im Altertum und im Mittelalter behandelt: Birt,
Das antike Buchwesen (Berl. 1882) und Wattenbach,
Das Schriftwesen im Mittelalter (Lpz. 1871; 3. Aufl.,
ebd. 1896); E. M. Thompson, 6r66k anä I.atin?a-
i60Al3.pkx (Lond. 1893); Quaritsch, I^ikoZrgM^.
Not68 upon tk6 Iiistor^ ot ^ritiuF anä t1i6 msäiL-
val art ok Illumination (ebd. 1894). Für die grie-
chische P. (s. Griechische Schrift) ist hervorzuheben:
Montfaucon, I^iaEOFrapliia. Ar^ck (Par. 1708)',
Wattenbach, Anleitung zur griechischen P. (Lpz.
1867; 3. Aufl., ebd. 1895); Gardthausen, Griechische
P. (ebd. 1879); von Schriftproben: Wattenbach und
Velsen, Nxeinpia coäicum Zraecoium 1it.t6ri3 niinu-
8euli8 Lci'iptoium (Heidelb. 1878) und Wattenbach,
8cripwr5l6 Fi-N6ca6 Lpsoimwa. (Berl. 1883). Da eine
genügende lateinische P. fehlt, so fei nur verwiesen auf
KoPP, I^wkOAi'kpliik critica, (4 Tle., Mannh. 1817
-29); N. de Wailly, ^lementL ä6 paieo^t^lijs
(2 Bde., Par. 1838); Wattenbach, Anleitung zur la-
teinischen P. (Lpz. 1869; 4. Aufl., ebd. 1886); Paoli,
Grundriß zu Vorlesungen über lateinische P. und
Urkundenlehre (2 Tle., aus dem Italienischen von
Lohmeyer, Innsbr. 1889-95) und Monographien
von Delisle, Sickel u. a. Schriftproben geben Arndt,
Schrifttafeln (2 Hefte, Verl. 1874-78), und Zange-