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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Panzertiere - Paolo
des gewöhnlichen Schwertes und hatte stark hervor-
tretende Rippen, Grate genannt. Der P. hatte
als Griff das einfache Krenz des Schwertes.
Panzertiere, die mit Knochen- und Hornplatten
gepanzerten Säugetiere. Es gehören dahin die
Gürteltiere oder Armadille (s. d.), die Schuppen-
tiere (s. d.) und unter den vorweltlichen Tieren
Hl^ptoäon (s. d.) und ähnliche Typen.
Panzertürme, f. Panzerdrehtürme.
Panzerung, f. Panzer.
Panzerwangen ((^kpliraetj), eine zahlreiche,
etwa 259 Arten umfassende räuberische Familie der
^tachelflosser, ausgezeichnet durch eine starke seit-
liche Panzerbedeckung des Kopfes. Auch sonst ist
der Körper häufig mir lokaler Panzerung verseben.
Die Brustflosse ist stark entfaltet, die Vauchflosse
gleichfalls brustständig, aber nur gering entwickelt;
das Maul ist zwar tief gespalten, zeigt sich aber
verhältnismäßig nicht sehr stark bezahnt. Unter
den P. finden sich sehr originelle, meist plumpe
Fischformen, die meist das Meer, nur selten (in
Deutschland bloß der Kaulkopf, s. d.) das süße Wasser
bewohnen und zu denenderS eeskorpion (s.d. und
Tafel: Fifche IV, Fig. 5), die Knurrhähne (s. d.
und Taf. IV, Fig. 3) und der Flug Hahn (f. Flie-
gende Fische) gehören.
Panzerwaren, einige Arten von Kurzwaren, wie
Haken, Ketten (s. Panzerkette), Pack- und Schnür-
nadeln, Fischangeln,Bimenkappen und andere Eisen-,
Stahl- und Messingarbeiten, die in Iserlohn von
einem besondern Gewerk (der ehemaligen Panzer-
zunft) in Masse angefertigt werden.
Paöla, Hauptort des Kreises P. (92 984 E.)
der ital. Provinz Cosenza, am Abhang eines Berges
schön gelegen, 20 kni im WNW. von Cosenza, hat
(1881) 8097, als Gemeinde 8465 E., einen Hafen,
ein Schloß, Wein- und Olivenbau, Handel und
ist mit Neapel und Messina durch Dampfschiffahrt
verbunden. Nahebei in einem Thalkessel liegt das
ehemalige Kloster des 1416 in P. geborenen heil.
Franz (s. d.) von Paula. P. wurde 3. Dez. 1887
durch Erdbeben zu einem großen Teil zerstört.
Paöli, Betty, s. Glück, Barbara Elisabeth.
Paöli, Pasquale, cors. Patriot, wurde 1726 zu
Morosaglia geboren. Sein Vater Hyacinth P.
(geb. 1702 zu Bastia, gest. 1768 zu Neapel), das
Haupt der Erhebung Corsicas gegen Genua (1729
-39), war 1739 nach Neapel geflüchtet und sendete
ihn 1755 nach Corsica, wo man ihn zum General-
kapitän erwählte. (S. auch Corsica, Geschichte.)
Hier stellte er im Innern Ordnung und Einigkeit
her und leistete so erfolgreichen Widerstand gegen
die Genuefen, daß Genua die Insel 1768 an Frank-
reich abtrat, gegen das sich P. noch ein Jahr lang
behauptete. 1769 begab er sich nach England.
Zwanzig Jahre nachher rief ihn die französische
Nationalversammlung zurück, worauf er 1790
Ludwig XVI. und der Nationalversammlung den
Eid der Treue leistete. Der König erteilte ihm den
Grad eines Generallieutenants und das Kommando
von Bastia; auch wurde er in Corsica zum Befehls-
haber der Nationalgarden und zum Präsidenten des
Departements erwählt. Nach der Hinrichtung des
Königs erklärte sich P. gegen die demokratische Rich-
tung; eine Consulta ernannte ihn 1793 zum Präsi-
denten und Generalissimus der Corsen, worauf ihn der
Nationalkonvent für einen Staatsverrüter erklärte.
P. verband sich nun mit England und begünstigte die
Landung brit. Truppen, die mit ihm vereinigt die
Franzosen von der Insel vertrieben. Der ehrgeizige
P.,der die Stelle eines Vicekönigs für sich gewünscht
hatte, war mit dem Einfluß, den man ihm zugestand,
nicht zufrieden. Er ging daher 1795 nach London,
in dessen Nähe er 5. Febr. 1807 starb. - Vgl. Vos-
well, Account ok OorLicg. (Glasg. 1768; deutsch
Lpz. 1769 u. ö.), und die Biographien P.s von
Arrighi (2 Bde., Par. 1843), Klose (Braunschw.
1853) und Bartoli (Ajaccio 1867).
Paolo, deutsch Paul oder Pauliner, auch
Giulio oder Juli er genannt, bis Einführung
der Frankenwährung 1867 Silber- und Rechnungs-
münze des ehemaligen Kirchenstaates ---10 Vajocchi
oder ^ Scudo ^ 0,43 M.
Paolo Veronese, eigentlich Paolo Caliari
(Cagliari), ital. Maler, geb. 1528 zu Verona als
Sohn eines Bildhauers, erlernte daselbst die Malerei
bei seinem Oheim Antonio Vadile und unter Ein-
wirkung anderer veronesischer Meister. Um 1548
wurde er vom Kardinal Gonzaga mit andern nach
Mantua berufen, um den dortigen Dom mit Ge-
mälden zu schmücken. 1555 ließ er sich dauernd in
Venedig nieder, wo er 19. April 1588 starb. Im
Wettkampf mit den großen venet. Meistern, wie
Tizian und Tintoretto, läuterte und erhöhte sich
sein Streben. Die Kirche San Sebastiane, in der
er zunächst an der Decke der Sakristei eine Krönung
Maria ausführte, wurde allmählich ganz von ihm
ausgemalt. Die Geschichte der Esther und das Mar-
tyrium des Schutzpatrons nahmen Decken und
Wände der Kirche ein. Oft wurde er durch andere
Arbeiten unterbrochen, aber er kehrte stets dahin
zurück, so daß Anfang und Blüte seiner künstlerischen
Laufbahn in den Räumen dieses Gotteshauses lie-
gen, wo er auch begraben ist. Noch vor Beendigung
dieser Gemälde fällt eine Reise nach Rom sowie der
Beginn seiner Arbeiten im Dogenpalast zu Vene-
dig (s. unten); ferner die Arbeiten in der Bibliothek
von San Marco ebendort, bei denen die Genossen
ihm die vom Prokurator ausgesetzte goldene Kette
zusprachen; endlich ein Besuch bei seinen Eltern in
Verona, bei welcher Gelegenheit er im Refektorium
von San Nazzaro das Gastmahl beim Pharisäer
Simon malte, das erste jener Gattung, die ihn fo
berühmt gemacht hat. Sehr groß ist die Zahl seiner
Gemälde für Kirchen, Klöster und Paläste. Seine
Bilder stellen zumeist das Leben in festlichem Glänze
dar, wie es bei den freudigsten Anlässen sich ent-
wickelt: Scharen festlich Versammelter, in phanta-
stisch-reiche Gewänder gekleidet und mit schillerndem
Geschmeide geschmückt, die Tafeln mit funkelnden
Geräten bedeckt, die lebenswahren Scenen in archi-
tektonisch-prächtigen Räumen sich abspielend.
Am meisten tritt diese seine Kunstwe^e hervor
in seinen Gastmählern, nach Motiven aus dem
Neuen Testament, deren er mehrere für die Refek-
torien venet. Klöster anfertigte. Das größte und
berühmteste unter diesen ist die 1563 vollendete
Darstellung der Hochzeit zu Kana (jetzt im Louvre
zu Paris), ein Bild von 6,6 m Höhe und 9,9 n
Breite, mit 130 Figuren, darunter viele Porträt-
gestalten von Zeitgenossen des Künstlers; von an-
dern Gemälden der Art sind noch zu nennen: Hoch-
zeit zu Kana (2:4,5 m; Dresden, Galerie), Das
Gastmahl im Hause des Simon (dreimal wieder-
holt; eins in der Akademie zu Venedig), Christus
und die Jünger in Emmaus (Paris, Louvrc, und
Dresden, Galerie). Von Gemälden, die biblische
Stoffe oder Heiligenlegenden behandeln, sind die