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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Papantla - Pape (Alex. Aug. Wilh. von)
len der Christenheit in verschiedenen Zeitepochen,
ein Machtvorrang (priniHw^ Mi'isäiotionis), der im
Abendlande erst in der Karolingerzeit zu allgemeiner
Anerkennung gelangte. Von sehr großer Bedeutung
sür die Ausbildung des P. war die Fälschung Pseudo-
isidors ts. d.). Die Fortwirkung der Tendenzen
Pseudoisidors führte zu der höchsten Entwicklung des
P. seit Gregor VII. zu Innocenz III. bis auf Voni-
facius VIII. Von 1075 bis 1300 beherrschte das P.
die Welt; die Bischöfe waren lediglich Beamte und
Statthalter des Papstes. Eine scharfe Reaktion
gegen das P. stellen sodann die Neformkonzile seit
Anfang des 15. Jahrh. dar. Nach Überwindung
dieser Reaktion erfolgte durch das Trio entmische
Konzil eine thatsächliche Wiederaufrichtung des P.
im mittelalterlichen Sinne, die nur in Frankreich
Widerspruch fand. Hier war im Anschluß an das
Baseler Konzil in der Form des Gallikanismus
ff. Gallikanische Kirche) eine in engster Verbindung
mit der Staatsgewalt durchgesetzte LLiederherstellung
und Weiterbildung des Episkopalsystems erfolgt, die
bis zur Französischen Revolution den Papst auf den
alten primaw8 iionoriZ einschränkte. Erst seit der Re-
volution und durch Napoleon I. wurde auch Frank-
reich in das universale P. ganz eingegliedert. Den
letzten Höhepunkt erreichte die Entwicklung des P.
durch die Dogmen des Vatikanischen Konzils vom
Universalepiskopatund der InfallibilitätdesPapstes.
Der moderne Altkatholicismus (s. d.) faht das Papst-
tum, ebenso wie die Reformation, historisch auf.
Papantla, Stadt im mexik. Staat Veracruz,
170 km im NNW. von Veracruz, an der Straße
nach Tampico, in einer fchönen, gut bewässerten
Hochebene, hat 10000 E. und ist berühmt wegen
des in dem benachbarten Wald gelegenen Teocalli
ff. d.). Die Umgegend mit dem Orte Mizantla
bildet einen Hauptdistrikt der Vanillegewinnung.
Papa-Stour ffpr. pappe staur), eine der schott.
Shetlandinseln ff. d.).
Papat (mittellat.), päpstl. Würde, Papsttum.
?a>V2.ver 2.., Mohn, Pflanzengattung aus
der Familie der Papaveraceen (s. d.) mit gegen
15 Arten, größtenteils in den gemäßigten und sub-
tropischen Gegenden der Alten Welt, einjährige oder
ausdauernde, meist borstig-haarige Kräuter mit wei
ßem Milchsast, fiederspaltigen, fetten bloß gezähnten
Blättern und einzelnen langen, einblütigen, end-
ständigen Vlütenstielen. Die Blüten werden bei der
Kultur sehr leicht gefüllt.
Allgemein wird der einjährige Schlafmohn,
Gartenmohn oder Magsamen <?. Lomnitei-uin
I,.,s. Tafel: Nhöadinen, Fig. 3) kultiviert, beson-
ders in drei Abarten: dem grauen Mohn oder
Schüttmohn, mit hellroten Blüten, granen Samen
und offenen Kapseln; dem blauen Mohn oder
Schliehmohn, mit lilaen Blättern, blauen Samen
und geschlossenen Kapseln, und dem weißen
Mohn, mit weißen oder roten Blüten, weihen
Samen und geschlossenen Kapseln. Als Ölfrucht
wird in Mitteleuropa am meisten der graue Schütt-
mohn angebaut. In der Heilkunde werden teils
die noch nicht völlig reifen Kapseln unter dem Na-
men Mvhnköpfe (^ructu8 pap^veris iunnNturi),
teils die Samen der weißen Abart als weißer
Mohnfamen (86w6n MMvsris), vorzüglich aber
der bittere Milchfaft der Pflanze unter dem Namen
Mohnsaft oder Op ium (s. d.) als Heilmittel ange-
wendet. Das Mohnöl ist ein geschütztes Speiseöl
und stellt sich als solches unmittelbar hinter das
Olivenöl. Die Versuche, den Mohn auch in nördl.
Gegenden zur Gewinnung des Opiums zu kulti-
vieren, z. B. in Württemberg und in Frankreich,
sind an der Höhe der Arbeitslöhne gescheitert. Der
in Armenien und am Kaukasus einheimische aus-
dauernde morgenländische Mohn (?. orieu-
tais ^,.) ist wegen seiner großen, brennendroten, am
Grunde schwarzgefleckten Blumen Zierpflanze. Aus
seinen unreifen Kapseln, die scharf, fast etwas bren-
nend schmecken, kann man ebenfalls ein gutes Opium
gewinnen. Eine Plage der Saatfelder als schwer ver-
tilgbares Unkraut ist der Klatsch- oder Klapper-
mohn, auch Feuerblume (I'. r1i06Ä8 ^,.), der sich
durch tief fiederteilige Blätter und den abstehend-
borstigen Stengel auszeichnet. Seine schleimig-
bitterlichen, frisch schwach opiumartig riechenden,
schön hochroten Blumen werden unter dem Namen
Klatschrosen als einhüllendes und linderndes
Mittel angewendet. In Gürten wird die Pflanze
oft mit gefüllten, ungemein vielfarbigen Blüten als
Ranunkelmohn kultiviert. Auf den Alpen der
füdlichern Gegenden Deutschlands und der Schweiz
wächst der Alpenmohn (?. aipinum 1^., s. Tafel:
Alpenpflanzen, Fig. 7) mit weihen oder citron-
gelben Blumen, der zur Bepflanzung künstlicher
Steinpartien verwendet wird. Die einjährigen
Mohnarten werden ins freie Land auf ihren Be-
stimmungsort gesät, die ausdauernden in Töpfe
und fpäter ins freie Land gepflanzt.
Papaveraceen (?aMV6rÄC6a6), Pflanzen-
familie aus der Ordnnng der Rhöadinen ff. d.) mit
gegen 60, besonders in den gemäßigten und sub-
tropischen Gegenden der nördl. Halbkugel wachsenden
Arten. Es sind krautartige Pflanzen mit wechselstän-
digen, verschieden geformten Blättern und regel-
mäßigen zwitterigen Blüten. Die letztern bestehen
aus zwei bis drei bald abfallenden Kelchblättern,
vier bis sechs meist großen und lebhaft gefärbten
Blumenblättern, zahlreichen auf dem Blütenboden
stehenden Staubgefäßen und einem ein- oder mehr-
fücherigen Fruchtknoten mit schildförmiger oder an-
ders gestalteter Narbe. Die Frucht ist eine viel-
samige Kapsel, die sich entweder mit Klappen oder
mit kleinen Lochern an ihrem obern Teil öffnet.
Papaverm, ein im Opium enthaltenes kry-
stallisierendes Alkaloid von der Zusammensetzung
621H.21N04, ein weit schwächeres Gift als Mor-
phium und in der Medizin nur selten angewendet.
Es ist ein Abkömmling des Isochinolins ff. d.).
Papayotm, Papayacin, Papa'in, ein aus
dem Milchsast des Melonenbaums, Oaricn I^ap^H
Iv. ff'. lüaricH), dargestelltes Ferment, welches gleich
dem Pepsin die Eigenschaft besitzt, Eiweißkörper,
also auch Fleisch, aufzulöfen und bei Körpertem-
peratur in Peptone überzuführen, und welches des-
halb auch als vegetabilisches Pepsin bezeichnet wird.
Vor dem Magensaft besitzt das P. noch den Vorzug,
daß es nicht bloß wie dieser in saurer Lösung, sondern
auch bei neutraler oder alkalischer Reaktion Eiweiß
zu verdauen vermag; 0,i 3 P. reicht znr Verdauung
von 50 F Fleisch hin. Man bedient sich des P. wie
des Pepsins bei Verdauungsschwäche und Ver-
dauungsstörungen, besonders aber bei Diphtheritis
und Krupp zur Erweichung und Auflöfung der Pilz-
wucherungen.
Pape, Alex. Aug. Wilh. von, preuh. General-
oberst, geb. 2. Febr. 1813 zu Berlin, trat als Junker
1830 in das 2. Garderegiment zu Fuß ein, avan-
cierte in den langen Friedensjahren allmählich