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Parasol – Parchwitz
von da aus nur Haustorien in die Epidermis, seltener auch in darunter liegende Zellen, treibt. Aber auch hier ist der Einfluß auf die Wirtspflanze in der Regel ein schädlicher; hierher gehören z. B. sämtliche Meltaupilze, darunter die Traubenkrankheit (s. d.) oder Traubenfäule. Ein eigentümlicher Parasitismus von Pilzen findet sich bei den Flechten (s. d.).
Unter den wenigen phanerogamischen P. kann man solche unterscheiden, die überhaupt kein Chlorophyll oder nur sehr wenig enthalten und demnach organische Verbindungen aus andern Pflanzen entnehmen müssen, und solche, die zwar ganz normal grün gefärbte Blattorgane besitzen, aber die mineralischen Nährstoffe nicht direkt aus dem Boden, sondern aus den Wurzeln oder Stengeln anderer Pflanzen aufnehmen. In die erstere Gruppe gehören die Cuscuta-Arten (s. Cuscuta), ferner die Orobanche (s. d.), die Balanophoraceen und Rafflesiaceen. Die meisten dieser Pflanzen treiben Haustorien entweder in die Stengel oder in die Wurzeln der Nährpflanzen, gewöhnlich bis in die Gefäßbündel hinein, und ernähren sich auf diese Weise auf Kosten jener Gewächse. Andere haben eine knollenartige Anschwellung ihrer Stengelbasis, diese verwächst mit einer Wurzel der Nährpflanze und stellt so ein den Haustorien ähnliches Saugorgan dar. Das letztere ist z. B. bei den Orobanchen der Fall. Bei der zweiten Gruppe, den chlorophyllführenden P., liegen die Verhältnisse insofern anders, als diese Gewächse in vielen Fällen wahrscheinlich nur anorganische Nährstoffe aus der Wirtspflanze entnehmen; dahin gehören z. B. die Loranthaceen und unter diesen die Mistel, die Arten der Gattungen Euphrasia, Thesium, Rinanthus. Die Organe, mittels deren sie jene Stoffe aufsaugen, sind jedoch ganz ähnlich denen der chlorophyllfreien phanerogamen P. gebaut, indem auch hier die Haustorien oder Saugorgane bis in die Gefäßbündel oder bis in den Holzkörper der Wirtspflanze eindringen.
Die im tierischen Körper lebenden pflanzlichen P. gehören sämtlich zu den Pilzen. Zu diesen gehören vor allem die Bakterien (s. d.), von denen man die zeitweise oder ausschließlich im lebenden Körper vegetierenden im engern Sinne P. nennt, ferner einige höhere Pilzformen, wie der Soorpilz (s. Oïdium und Schwämmchen), die Entomophthoreen (s. d.), sowie einige Ascomyceten aus der Gattung Cordyceps (s. d.). Die meisten der in den Tieren vegetierenden parasitischen Pilze können auch auf Tierleichen als Saprophyten sich weiter entwickeln.
Über die tierischen P. s. Schmarotzertum.
Parasol (frz., spr. -sóll), Sonnenschirm.
Parasolschwamm (Agaricus procerus Scop.), eßbarer Pilz, mit sehr großem, von braunen Schuppen bedecktem Hut, der oft einen Durchmesser von 25 bis 30 cm und darüber erreicht; der Stiel ist gleichfalls mit dunkel gefärbten Schuppen besetzt, wird bis zu einem halben Meter hoch und trägt einen breiten weißlichen, leicht verschiebbaren Ring; die Lamellen sind weiß, ebenso das zarte wohlschmeckende Fleisch. Der P. findet sich häufig in lichten Wäldern und fällt durch seine großen Formen sofort auf. (S. Tafel: Pilze Ⅰ. Eßbare Pilze, Fig. 3.)
Paraspădie (grch.), eine angeborene Mißbildung des männlichen Gliedes, die darin besteht, daß die Harnröhre an der Seite mündet.
Parästhĕsie (grch.), s. Einschlafen der Glieder. ^[Spaltenwechsel]
Parastichen (grch.) oder Schrägzeilen, s. Blattstellung.
Parastĭchon (grch.), soviel wie Akrostichon (s. d.).
Parāt (lat.), bereit, fertig.
Paräus, s. Paré, Ambroise.
Par avance (frz., spr. awángß), zum voraus.
Paravent (frz., spr. -wáng), Windschirm, span. Wand.
Parawadi (Parawady), bulgar. Stadt, s. Provadia.
Paraweinsäure, s. Weinsäure.
Paray-le-Monĭal (spr. -räh), Stadt im franz. Depart. Saône-et-Loire, Arrondissement Charolles, rechts an der Bourbince und an den Linien Moulins-Mâcon und Roanne-Montchanin der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn, hat (1891) 3114, als Gemeinde 3855 E., eine schöne, durch Mönche von Cluny im 12. Jahrh. erbaute Kirche, ein Rathaus aus dem 16. Jahrh.; Holz- und Kohlenhandel. – P. erhielt seinen Beinamen durch ein ehemaliges Benediktinerkloster, jetzt ist daselbst ein Nonnenkloster vom Orden der Heimsuchung Maria, wo 1671‒90 Marie Alacoque lebte und den Kultus zum Heiligen Herzen Jesu stiftete. Seit Juni 1873, wo 10000 Pilger kamen, ist P. wieder Wallfahrtsort geworden.
Parbleu (frz., spr. -blöh), bei Gott! potztausend!
Par bricole (frz., spr. -kóll), auf Umwegen, Schleichwegen. (S. Brikolschuß.)
Parcerīa (portug.), Teilhaberschaft, Halbpacht; daher Parcerieverträge, die zwischen großen brasil. Grundbesitzern, namentlich in der Provinz São Paulo, und europ. Auswanderern abgeschlossenen Vereinbarungen, nach denen die angeworbenen Leute die Feldarbeit, besonders den Kaffeebau, zu besorgen haben und dafür die Hälfte des Ernteertrags bekommen sollen. Die Anwendung dieses in Südeuropa seit längerer Zeit unter dem Namen Métayage (Halbpacht) bekannten Systems (s. Halbscheidwirtschaft) hat in Brasilien vielfach Anlaß zu den größten Mißbräuchen und Betrügereien gegeben. – Vgl. Lehmann, Die deutsche Auswanderung (Berl. 1860); Canstatt, Brasilien (ebd. 1877).
Parch., Abkürzung im Autographenverkehr, s. Autographen.
Parchent, s. Barchent.
Parchim, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, an der Elde, die in zwei Armen die Stadt durchfließt und mehrere Mühlen treibt, und an der Nebenlinie Ludwigslust-P.-Neubrandenburg der Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn gelegen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schwerin), hatte 1890: 9960 E., darunter 50 Katholiken und 106 Israeliten, 1895: 10261 E., in Garnison das Dragonerregiment Nr. 18, Postamt erster Klasse, Telegraph, zwei Kirchen, Synagoge, Kolossalstandbild des hier geborenen Feldmarschalls Grafen Moltke (26. Okt. 1876 enthüllt) von Brunow, Gymnasium mit Realgymnasium, Bürgerschule, Kreditbank, Sparkasse, Vorschußverein; Tuchfabriken mit Walkerei und Spinnerei, Leim-, Cichorien- und Cellulosefabrik, Brauerei, Loh-, Öl-, Mehl-, Papier- und Sägemühlen, Ziegeleien. P. ist eine der reichsten Städte Mecklenburgs und besitzt Waldungen, acht große Bauerndörfer, zwei Höfe und Mühlen.
Parchwitz, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Liegnitz, an der Katzbach, 5 km von deren Mündung in die Oder, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Liegnitz), hatte 1890: 1204, 1895: 1277 E., darunter 337 Katholiken, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Loh- und Weißgerberei. Nahebei