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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paternè - Pathos
geleistet. Die geltenden Gesetze über die P. sind
das preuß. Gesetz vom 24. April 1854 und vom
1. März 1869 sür die Gebiete des Allgemeinen
Landrechts; Bayr. Landrecht I, 4, 7; württemb.
Gesetz vom 15. Sept. 1839; Sä'chs. Bürgert. Gesetzb.
§§.1858-74; Österr. Bürgert. Gesetzb. §§. 163-171.
Der l^0äo civil versagt dem unehelichen Kinde, so-
fern es nicht freiwillig vom Vater anerkannt ist,
jeden Ansprnch gegen diesen unter Aufstellung des
Grundsatzes I^a i-eckerene äe 1a patsrnitE 68t intsr-
dit6 (s. d.); nur die Ausnahme der Entführung ist
im Gesetz selbst anerkannt. Das Vadische Land-
recht ist zwar dem (^oä6 civil gefolgt, hat aber be-
reits die Ausnahmen, in welchen Fällen die Vater-
schaft im Rechtsstreite geltend gemacht werden kann,
erweitert (Satz 340H). Das bad. Gesetz vom
21. Febr. 1851 ist dann darüber hinausgegangen
und hat einen Anspruch gegen denjenigen gewährt,
welcher innerhalb der gesetzlich bestimmten Em-
pfängniszeit mit der Mutter des Kindes den Bei-
schlaf vollzogen hat. Wohl im Anschluß an den
(^oäo civil hat auch ein Hess. Gesetz vom 30. Mai
1821 die Durchführung eines Anspruchs aus der
unehelichen Vaterschaft nur auf Grund eines aus-
drücklichen oder stillschweigenden Anerkenntnisses
oder Geständnisses zugelassen. Selbst in Frank-
reich haben sich übrigens Stimmen für die Wieder-
einführung der P. seitens unehelicher Kinder erhoben.
Vgl. Franck, Die Ansprüche des unehelichen Kindes
und der unehelichen Mutter (Cass. 1890); Stobbc,
Handbuch des deutschen Privatrechts, Bd. 4, §§.261,
262; Roth, System des deutschen Privatrechts, Vd.2,
K§. 171 fg.; Artikel Alimentation im "Handwörter-
buch der Staatswissenschaften", Bd. 1 (Jena 1890).
Paterno, Stadt in der ital. Provinz und im
Kreis Gatania auf Sicilien, 3 Icin rechts vom Ei-
meto und am Südwestfuße des'Atna, in ungesunder
Lage (Malaria), an der Atna-Ningbahn, hat (1881"
15230, als Gemeinde 17 353 E., Mineralquellen,
Wein-, 5t- und Flachsbau. P. liegt an der Stelle
der antiken Sitelerstadt Hybla Geleatis (s. d.). über
der Stadt erhebt sich ein 1073 von Rogcr I. erbauter
Turm, welcher als Gefängnis dient.
Paterno, Bagni di, s. Cittaducale.
?a.tsrno3ter, Bezeichnung für das Vaterunser
nach dessen tat. Anfangsworten; ferner für jede elfte
(größere) Kugel im Rosenkranze (s. d.), weil bei der-
selben ein Vaterunser gebetet wird, und endlich für
den Rosenkranz selbst.
Paternosterbaum, s. ^leiia.
Paternostererbsen (86M6N ^shuiritv), die
Samen des in Ägypten und Ostindien heimischen
^dru8 pr6(Ht0riu8 ^., eines zur Familie der Legu-
minosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen, ge-
hörenden Schlinggewächses, weil sie gleich Korallen
zu Rosenkränzen und allerlei Schmucksachen ver-
wendet werden. Sie sind kugelig, glänzend korallen-
rot und steinhart. Da wo sie in der Hülse angehestet
gewesen, haben sie einen schwarzen Fleck. Neuer-
dings hat man ein starkes Gift (Abrin, s. d.) in den
P. nachgewiesen. Die Wurzeln der Pflanze schmecken
süßlich (indisches Süßholz).
Paternoftergebläfe, s. Gebläse.
Paternosterinfeltt, Pulu Tengab, Gruppe
der kleinen Eunda-Inseln im N. von Sumbawa,
zahlreiche kleine Koralleninseln und Klippen, schlie-
ßen die tiefe Floresfee im W. ab.
Paternosterwerk, Kettenkunst, diejenigen
Apparate zum Vertikaltransport flüssiger und fester
', Körper, bei wclcben die zur Aufnahme von Ziegeln,
! pulverigen und flüssigen Körpern verschiedener Art
^ geeigneten Transportbehälter (Platten, Becher,
> Eimer u. s. w.) durch endlose, an dem obern und
! untern Ende über entsprechende Scheiben laufende
! Seile oder Ketten so verbunden sind, daß ihnen
durch Drehung einer dieser Scheiben eine Umlaufs-
! bewegung erteilt wird. Die Transportgefäße bilden
fo selbst eine endlose Kette, deren aufsteigender Teil
belastet, deren abwärts gehender Teit entlastet ist.
Je nach der Beschaffenheit der Transportbehälter
bezeichnet man das P. als BecherteNe, Eimer-
kette, Kastenwerk (Noria), Scheibenkunst,
Kettenpumpe u.f. w. Das P. findet Anwendung
namentlich beim Bagqer (s. d.), den Elevatoren (s. d.),
der Kettenpumpe (s. Pumpe).
?a.tsr patrias (tat.), Vater des Vaterlandes,
Ehrentitel um das Vaterland verdienter Männer,
stammt aus Ciceros Rede xro 863tis> (57).
?a.ter PV00HVI (lat.), "Vater, ich Habe gesün-
digt", wird substantivisch als Schuldbekenntnis
nach Luk. 15, i8 und 21 angewendet.
?a.tor serapliions (tat., "der seraphische Va-
ter", s. Seraph), Beiname des Franz von Assisi.
Paterfon (spr. pätters'n), Hauptstadt des Counw
Paisaic im nordamerik. Staate Neujersey, am
Passaicfluß, uumittetbar unterhalb seiner Fälle
(15 ni), am Morriskanal und an zahlreichen Bahnen,
hat (1890) 78347 E., gegen 51031 im 1.1881, eine
große Zahl bedeutender Fabriken von Seidenwaren
(30 Betriebe), namentlich von Bändern und Besatz-
artikeln sowie von Velvet, ferner zwei große Loko-
motivbauanstalten, Walz-, Maschinen- und andere
Eisenwerke, Seidensä'rberei und Flachsspinnerei.
?3.ts sur V".ts (frz., spr. paht ßür paht, "Masse
auf Masse"), ein Verfahren der Dekoration von Por-
zellan und Fayence, nm malerische wie plastische
Effekte zu erzielen. Auf einem dunklen Grunde wird
weiße Schmelzmasse aufgetragen, dort höher, wo die
Lichtessekte sein sollen, während die dünnen Stellen
den Untergrund durchscheinen lassen und so als
schatten und Tiefen wirken. Hierauf wird der Ge-
genstand gebrannt. ^Afghanen.
Pathan, in Indien gebräuchlicher Name für
Pathetisch, s. Pathos.
Pathogen (grch.), Krankheit erzeugend; path 0 -
gene Bakterien, Spaltpilze, die im tierischen und
menschlichen Körper Krankheiten verursachen, wie
die Bacillen der Cholera, der Tuberkulose u. a.
Pathogenefe oder Pathogenie (grch.), die
Lehre von der Entstehung der Krankheiten.
Pathognömik (grch.), die Kunst, Krankheiten
zu erkennen und Diagnosen zu stellen, im engern
Sinne die Kunst, den innern Körper- und Geistes-
zustand aus den Veränderungen der Gesichtszüge
(path 0 gn 0 m 0 nifchen Zeichcn) zu erkennen.
Pathologie (grch.), die Lehre von den Krant-
heiten (s. Krankheit, Medizin); Patholog, cin
Krankheitsforscher, Krankheitslehrer.
Pathologisch, krankhaft, auch das, was sich
auf Pathologie bezieht; pathologische Ana-
tomie, f. Anatomie; pathologische Chemie,
derjenige Teil der Chemie, welcher sich mit den
krankhaften Veränderungen in der chem. Zusammen-
setzung und Mischung der Organe beschäftigt.
Pathophöbie (grch.), soviel wie Hypochondrie.
Pathos (grch.), eigentlich das Leiden, in der
Ästhetik die Leidenschaft eines idealen Willens, der
zu einem hohen Zweck gegen die menschliche Natur