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Paulus (Eduard) - Pausanias (Feldherr)
geschrieben. Neuere Forschungen lassen indessen die
ganze Persönlichkeit des P. als unhistorisch erschei-
nen. - Vgl. Weingarten, Der Ursprung des Mönck-
tums (Gotha 1877).
Paulus, Eduard, Schriftsteller, geb. 16. Okt. 1837
zu Stuttgart, studierte in München und wurdeFinanz-
rat beim königl. Statistischen Landesamt in Stutt-
gart und Konservator der vaterländischen Kunst- und
Altertumsdenkmäler. P., der seit vielen Jahren für
württemb. Landeskunde, Kunstgeschichte und Ar-
chäologie thätig ist, veröffentlichte u.a.: "Die Bau-
werke der Renaissance in Toscana" (mit A. Gnauth
und E. von Förster, 1866 fg.), zwei größere illustrierte
Werke "Die Cistercienserabtei Maulbronn" (1879;
3. Aufl. 1890) und "Die Cistercienserabtei Beben-
Hausen" (1886), "Bilder aus Kunst und Altertum
in Deutschland" (1883), "Die Kunst- und Altertums-
denkmale im Königreich Württemberg" (1889 fg.),
dazu die kunstgeschichtlichen, Altertums- und land-
schaftskundlichen Abschnitte in zahlreichen württemb.
Oberamtsbeschreibungen (1866 - 86) sowie in der
amtlichen Publikation "Das Königreich Württem-
berg" (1882 fg.). Ferner schrieb er, außer Texten
zu allerlei Prachtwerken: "Bilder aus Italien"
(1866; 3. Aufl. 1879), "Aus Schwaben", illustriert
von Rob. Stieler (1887), "Aus meinem Leben. Ge-
dichte" (1867), "Lieder" (1877), "Lieder und Humo-
resken" (1880), "Stimmen aus der Wüste. Sonette"
(1886), "Der neue Merlin. Ein Gedicht aus dem
nächsten Jahrhundert" (1888) u. a. Seine "Gesam-
melten Dichtungen" erschienen 1892 in Stuttgart.
Paulus, Heinr. Eberh. Gottlob, prot. Theolog,
geb. 1. Sept. 1761 zu Leonberg bei Stuttgart in dem-
selben Hause wie sein Antipode Schelling, studierte
auf dem Tübinger Stift, widmete sich dann auf einer
wissenschaftlichen Reise durch Deutschland, Holland,
England und Frankreich namentlich in Göttingen,
London und Paris dem Studium der orient. Sprachen,
wurde 1789 Proseffor derselben in Jena, 1793 da-
selbst Professor der Theologie, 1803 Professor der
Theologie und Konsistorialrat in Würzburg, 1807
Kreisschulrat in Bamberg, 1808 in Nürnberg, 1810
in Ansbach, 1811 Professor und Geh. Kirckcnrat in
Heidelberg, wo er, seit 1844 emeritiert, 10. Aug. 1851
starb. P. ist ein Hauptvertreter des rein verstandes-
mäßiqen Nationalismus; seine Erklärung der bibli-
schen Wundererzählungen, daß dieselben völlig natür-
liche Ereignisse, nur in mißverstandener Weise, be-
richteten <z. V. die Auferstehung Christi erklärt sich
durch seinen Scheintod), wurde noch zu seinen Leb-
zeiten von Strauß als unhaltbar bewiesen. Unter
P.' Schriften seien genannt: "Neues Repertorium für
biblische und Morgenland. Litteratur" (3 Bde., Jena
1790-91), "Clavis über die Psalmen" (ebd. 1791;
2. Aufl. 1815), "Clavis über Iesaias" (ebd. 1793),
"Philologisch-kritischer und histor. Kommentar über
das Neue Testament" (3 Bde., Lud. 1800-4; 2. Aufl.,
Lpz. 1804-8), "Leben Jesu, als Grundlage einer
1828), "Exegetisches Handbuch über die drei ersten
Evangelien" (3 Bde., ebd. 1830-33; neue Ausg.
1841-42), "Aufklärende Beiträge zur Dogmen-,
Kirchen- und Religionsgeschichte" (Brem. 1830;
2. Aufl. 1837), "Vorlesungen Schellings über die
Offenbarung" (Darmst. 1843). Durch die Ver-
fassungsangelegeuheiten Württembergs veranlaßt,
gab er 1819-29 die histor.-polit. Hitschrift "So-
phronizon" (Frankf. a. M.) heraus, zur Verteidigung
seines theol. Standpunktes den "Denkgläubigen"
(Zeidelb. 1825-29) und "Kirchenbeleuchtungen"
(1827). - Vgl. seine Skizzen aus meiner Vildungs-
und Lebensgeschichte (Heidelb. 1839) und Reichlin-
Meldegg, P. und seine Zeit (2 Bde., Stuttg. 1853).
Seine Gattin, Karoline P., geb. 14. Sept. 1767
als Tochter des Amtmanns Gottlieb Friedr. P. zu
Schorndorf, vermählt 1789 mit ihrem Vetter, gest.
11. Mai 1844 zu Heidelberg, hat sich als Roman-
schriftstellerin unter dem Pseudonym Eleutheria
Holberg bekannt gemacht. - Auch ihre Tochter
Emilie'P., geb. um 1791 zu Jena, 1818 auf kurze
Zeit mit Aug. Wilh. von Schlegel vermählt, gest.
1847, hat sich auf litterar. Gebiet versucht.
Paumgartner, Augsburger Patriciergeschlecht,
s. Baumgartner.
Paumotu, Archipel in Oceanien, s. Tuamotu.
Pauuchea (spr. pahntschi), Münze, s. Fanam.
Paung-laung, Fluß, s. Sittang.
I>a.^I>eriss (lat., "Armut", "Schade"), in der
Rechtssprache der von einem gezähmten Tiere eines
andern angerichtete Schaden. Gegen den Eigentümer
des Tiers hat der Beschädigte nach Gemeinem Recht
einen Anspruch auf Schadenersatz (actio ä6 pau-
peris), wenn das Tier infolge einer ungewöhnlichen
Wildheit (contra natur^m 8ui Fsnerig) beschädigt
datte; ist das Tier veräußert, gegen den neuen
Eigentümer. Der Schadenersatz kann abgewendet
werden, wenn das Eigentum des Tiers abgetreten
wird. Trifft den Eigentümer ein Verschulden, so
haftet er schlechthin nach dem Grundsatz der I^ex
^.quilia (s. d.). Sonst wird nach gemeinem röm.Recht
für den durch gezähmte Tiere angerichteten Schaden
nur noch gehaftet, wenn sie fremde Früchte abfressen
(actio ä6 p3,8tu).
Pauperismus (neulat.), die chronische Massen-
armut, ein in einem ganzen Lande oder größern
Landesteil herrschender Notstand, bei dem ein Teil der
Arbeiterbevölkerung wegen unzulänglicher Beschäf-
tigung mehr oder weniger auf öffentliche oder private
Unterstützungen angewiesen ist und die Beschäftig-
ten in ihrem Lohn nur deu knappsten notdürftigen
Lebensunterhalt erhalten. (S. auch Armenwesen.)
Paupertät (lat.), Armut, Dürftigkeit.
Paufa, Stadt in der Amtshauptmannschaft
Plauen der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau,
rechts an der Weida und an der Nebenlinie Werdau-
Weida-Mehltheuer der Sächs. Staatsbahnen, Sitz
eines Amtsgerichts (Landgericht Plauen), hatte
1890:3210,1895:3308 evang. E., Post, Telegraph;
Strumpfwirkerei, Handweberei wollener und halb-
wollener Stoffe, Maschinenstickerei, Schwarzfärberei,
Kattundruckerei, Gerbereien, Grauwackenschiefer-
brüche sowie Eisenquellen und Moorbäder. West-
lich von P. das Dorf Linde (66 E.), ebenfalls mit
Eisenquellen und Moorbädern.
Pausanias, Sohn des Kleombrotus, aus dem
spartanischen Königshause der Agiaden, führte die
Regentschaft während der Minderjährigkeit seines
Vetters Pleistarchus, des Sohnes des Leonidas.
In der siegreichen Schlacht bei Platüä 479 v. Chr.
befehligte er das Heer der verbündeten Griechen,
setzte seit dem Sommer 478 den Kampf gegen die
Perfer mit der Bundesflotte erfolgreich fort und er-
oberte Byzanz. Weiterhin verfolgte P. eigene ehr-
geizige Pläne; er erträumte eine absolute Herrschaft
über Sparta, wenn möglich über Griechenland und
suchte, sich dafür früh den Beistand Persiens zu
sichern. Wegen Klagen der Bundesgenossen (sein
herrisches Wesen trieb die Ionier in den athenischen