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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Petit mal - Petra (in Arabien)

einer Aktiengesellschaft, erscheint in einer Auflage von über 1 Mill. Hauptredacteur ist Marinoni. Das P. J. wurde 1803 begründet, ist republikanisch und wegen seines billigen Preises zugleich die verbreitetste Zeitung der Welt.

Petit mal (frz., spr. p'tih mall), der epileptische Schwindel, s. Epilepsie (Bd. 6, S. 207d).

Petitorĭenklagen oder petitorische Rechtsmittel (Petitorĭum), im Gegensatz zu den possessorischen Rechtsmitteln, bei denen nur die eigenmächtige Besitzveränderung ohne Rücksicht auf das Recht zum Besitze erörtert und zunächst der frühere Besitzstand wiederhergestellt wird, solche Rechtsmittel, bei deren Verhandlung eine solche Beschränkung des Streitmaterials nicht stattfindet, sondern auch das Recht zum Besitze zur Erörterung gelangt.

Petit-Quevilly (spr. p'tih kĕwĭjih), Le, Vorort von Rouen im franz. Depart. Seine-Inférieure, links der Seine, an der Linie Elbeuf-Rouen der Westbahn, hat (1891) 10 688 E., Spital, Schuhmacherei, chem. Fabrik, Leinen- und Baumwollspinnerei und Fabrikation von Stärke und Seife. - Etwas unterhalb liegt Le Grand-Quevilly mit 1773 E., Leimfabrikation, Baumwollspinnerei und Weberei.

Petits-maîtres (frz., spr. p'tih mähtr, "Herrchen"), während der Zeit der Fronde (1648-53) eine Partei, an deren Spitze der große Condé, dessen Bruder Conti und der Herzog von Longueville standen, die die Herren (maîtres) des Staates sein wollten. Später wurde petit-maître soviel wie Stutzer; auch soviel wie Kleinmeister (s. d.).

Petit tournois (spr. p'tih turnŏä), kleine franz. Silbermünze, 1310 unter Philipp dem Schönen zuerst geschlagen und dem Gros tournois (s. d.) im Gepräge gleich. Es gab ¾-, ½- und ¼- Tournois im Werte von 15, 10 und 5 Sous.

Petītum (lat.), Gesuch, namentlich das in einer Eingabe an eine Behörde gestellte Gesuch.

Petöfi, Alexander, ungar. Dichter, geb. 31. Dez. 1822 in Kis-Körös im Pester Komitat als Sohn des evang. Fleischhauers Stefan Petrovics, besuchte an verschiedenen Orten das Gymnasium, vollendete aber seine Studien nicht, sondern verbrachte seine wechselvolle und stürmische Jugend teils als gemeiner Soldat, teils als untergeordnetesMitglied einer wandernden Schauspielertruppe, aber stets mit rastlosem Eifer bestrebt, seine Bildung zu vertiefen und sich eine tüchtige Kenntnis der modernen Litteraturen anzueignen. Schon 1842 erschienen seine ersten Gedichte in Zeitschriften (noch mit "Petrovics" unterzeichnet), 1844 die erste Sammlung, die sofort außerordentlichen Beifall fand. Nun folgten rasch zahlreiche lyrische Gedichte und Gedichtsammlungen, gleichzeitig das komische Heldengedicht "A helség kalapácsa" ("Der Hammer des Dorfes", 1844), das Märchenepos "János vitéz" ("Held Janos", 1845; deutsch von I. Schnitzer, Lpz. 1878), der Roman "A hóher kötele" ("Der Strick des Henkers", 1846; deutsch Halle 1852; auch in Reclams "Universalbibliothek"), das Drama "Tigris és hiéna" ("Tiger und Hyäne", 1846) und einige sehr gelungene Dorfnovellen in der Zeitschrift "Eletképek" ("Lebensbilder"), die er mit M.Jókai herausgab. Auch übersetzte er Shakespeares "Coriolan" (1848). Sein Roman und seine dramat. Versuche sind entschieden verfehlt, dagegen schuf er auf dem Gebiete der Lyrik vollendete Dichtungen. Im März 1848 trat P. an die Spitze der Pester Jugend, die durch die zwölf Nationalforderungen den Sieg der Revolution herbeiführte. Sein Gedicht "Talpra magyar!" ("Auf, Magyare!"), das erste censurfreie Druckwerk des Landes, bestimmte die Richtung dieser Bewegung, die er durch zahlreiche zündende Revolutionslieder wach erhielt und steigerte. Beim Beginn des Freiheitskampfes vertauschte er die Feder mit dem Schwert und kämpfte später unter Bem, dessen Adjutant er war. Als solcher fiel er wohl 31. Juli 1849 in dem Treffen bei Segesvár (Schäßburg), wenigstens wurde er hier zum letztenmal gesehen. 1877 tauchte das Gerücht auf, P. sei nicht in der Schlacht gefallen, sondern lebe noch als Gefangener in Sibirien; die Nachforschungen der Regierung ergaben jedoch die Grundlosigkeit dieser Ansicht. Sein Standbild (von Adolf j Huszár) wurde 15. Okt. 1882 auf dem Petöfiplatz in Budapest enthüllt.

P. ist der genialste und eigenartigste ungar. Lyriker; deshalb wurden seine Lieder echte Volkslieder und fanden zahlreiche, aber meist nicht sehr glückliche Nachahmer. P.s sämtliche Gedichte erschienen 1874 n. ö. in einer illustrierten Pracht-, später auch in einer billigen Volksausgabe. Eine kritische Ausgabe seiner sämtlichen Werke giebt Adolf Haras heraus (bis 1894 3 Bde.). Deutsche Übersetzungen lieferten Adolf Dux (Wien 1846), Kertbeny in mehrern Sammlungen, M. Hartmann und F. Szarvady (Darmst. 1851), Opitz (2 Bde., Pest 1864; 2. Aufl. 1867), Hugo Meltzl (Lpz. 1871; 2. Aufl., Münch. 1883), L. Neugebauer (Lpz. 1878; 2. Aufl. 1884), L. Aigner (2 Bde., Budapest 1880 - 82), A. Teniers (Halle 1887), Melas (2 Bde., Hermannstadt 1891), I. Goldschmidt in Reclams "Universalbibliothek". - P.s Leben schrieben (in ungar. Sprache) K. Zilahy (Pest 1864) und Alex. Butkovics (Preßb. 1883). Vgl. auch F. Bubenik, Alexander P. Eine Skizze seines Lebens und Dichtens (Wien 1882), und Alex. Fischer, P.s Leben und Werke (Lpz. 1889).

Petra (grch., d. i. Fels; aramäisch Reqem), die alte, jetzt in Ruinen liegende Hauptstadt der Nabatäer, mitten in dem wüsten Peträischen Arabien, östlich von der Bodensenkung Wadi el-Arabah, in einem von den steilen klippigen Felsmassen des Gebirges Seir (jetzt Dschebel Schera) umschlossenen Kessel gelegen, war lange als Knotenpunkt der Karawanenstraße zwischen Syrien und Arabien von Bedeutung. Seit Pompejus stand es unter röm. Oberhoheit und wurde unter Trajan 105 von A. Cornelius Palma eingenommen. Viele Römer ließen sich hier nieder. Noch bis in das 6. Jahrh, ist P. als Bischofssitz erwärmt, verschwand aber seit der Eroberung durch die Araber aus der Geschichte und blieb vergessen, bis es von Burckhardt 1812 wieder entdeckt und seitdem vielfach beschrieben wurde. Die Ruinenstätte, nach einem Bache jetzt Wadi Musa (Mosesthal) genannt, weist außer einer Menge zerstreuter Trümmer auch noch leidlich erhaltene Prachtbauten aus dem 2. bis 4. Jahrh. auf, die mit denen von Baalbek und Palmyra wetteifern und sich, mit Ausnahme eines Tempels, sämtlich an Felsmassen anlehnen. Die Felswände ringsum sind von unten bis oben zu Grabstätten ausgearbeitet, die sich in kolossalen Stockwerken in den verschiedensten Umrissen übereinander erheben. An der Ostseite zeigt sich ein ganz in den Fels gehauenes Theater von 36 m Durchmesser mit 33 Sitzreihen und über den obersten der Sitze noch ein Stockwerk Felskammern mit Eingängen. Das stattlichste Prachtgebäude ist jedoch das sog. Chaznet Fir'aun (Pharaos Schatzkammer),