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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Petrokow - Petroleum
jodid in Iodkalium, mit einem spec. Gewicht um 3,
oder der sog. Klei nschen Lösung, des Varyum-
salzes oder Kadmiumsalzes der Borowolframsäure,
mit einem spec. Gewicht über 3, oder auch des
Methylenjodids (spec. Gewicht 3,3); durch Zusatz
von Wasser, bei Mcthylenjodid von Benzol, kann
eine solche Lösung leichter gemacht und so auch das
specifische Gewicht der in der konzentrierten Lösung
nicht untersinkenden Gemengteile sür sich bestimmt
werden. Außerdem wird auch durch die Einwir-
kung eines näftigen Elektromagneten eine Tren-
nung der eisenhaltigen von den eisenfreien Gemeng-
teilen, z. V. des Augits und Magnetits von den
Feldspaten, in dem Gesteinspulver erzielt. Alle
diese Trennungsprodukte, die bei sorgfältigem Ver-
fahren in großer Neinheit gewonnen werden, sind
dann Gegenstand weiterer quantitativer chem. Ana-
lysen oder mikroskopischer Untersuchungen. - Über
die verschiedenen Entstehungsweifen der Gesteine
s. Gesteinsbildung.
Litteratur. B. von Cotta, Gesteinslehre
(2. Aufl., Freiberg 1862); Zirkel, Lehrbuch der
P. (2 Vde., Bonn l866; 2. Aufl. in 3 Bdn., Lpz.
l893-94); ders., Die mikroskopische Beschaffenheit
der Mineralien und Gesteine (Lpz. 1873); von
Lasaulr, Elemente der P. (Bonn 1875); Lang,
Grundriß der Gesteinskunde (Lpz. 1877); Nutley,
Me 8wl!^ ol r0c^8 (Lond. 1879): Vlaas, Katechis-
mus der P. (Lpz. 1882); Rosenbusch, Mikroskopische
Physiographie der petrographisch wichtigen Mine-
ralien und Gesteine (2 Bde.; Bd. 1: Mineralien,
3. Aufl., Stuttg. 1892; Bd. 2: Massige Gesteine,
2. Aufl., ebd. 1887); Hussak, Anleitung zum Be-
stimmen der gesteinbildenden Mineralien (Lpz. 1885);
Kalkowsky, Elemente der Lithologie (Heidelb. 1880)'
Nosenbusch, Hilfstabellen zur mikroskopischen Mi-
neralbestimmung in Gesteinen (Stuttg. 1888);
Michel-Lövy und Lacroix, 1^68 minei-aux ä(;8 rocd^s
(Par. 1888); Loewinson-Lessing, Petrogr. Lexikon
(Tl. 1, Iurjew 1893).
Petrokow, s. Petrikau^
Petrolöum, Erdöl, (^teinöl, Bcrgöl, ein
dünn- bis dickflüssiger wasserheller oder gelb bis
schwarz gefärbter Körper, der im Innern der Erde
aufgespeichert ist und wesentlich aus einem Gemifch
von verschiedenen Kohlenwasserstoffen (f. unten)
besteht. Er ist feit 1859 für Veleuchtungszwecke
Handelsartikel ersten Ranges geworden. Das P.
wurde schon im Altertum benutzt. Es bestanden
Gewinnungen auf der Infel Zante, die einen
Teil von Griechenland damit versorgten; das P.
von Agrigent wurde unter dem Namen des sicil.
Öls in den Lampen verbrannt. Noch im 18. Jahrh,
diente das zu Amiano unweit Parma aufgefun-
dene P. für die Beleuchtung einiger mittelital.
Städte, namentlich der Stadt Genua. In grö-
ßerer Menge findet sich das P. längs des Nord-
randes der Karpaten in einer Zone, die aus der Ge-
gend von Gdow in Westgalizien über Limanow,
Dukla, Sanott, Drohobycz bis gegen ^uczawa in
der Bukowina zu verfolgen ist und bei einer durch-
schnittlichen Breite von 2 bis 3 Meilen eine Lüngs-
erstreckung von etwa 60 Meilen erlangt; hier ist das
Vorkommen an vier vcrschiedenalterige Schichten-
komplexe vom Neocom bis ins Neogen gebunden.
Das P. imprägniert die ganze Masse der betreffen-
den Gesteine, erfüllt ihre Poren und feinen Spalten
und sammelt sich im Grunde von Schächten und
Brunnen; ähnlich ist das minder reichliche Vorkom-
men in Ungarn, Siebenbürgen, Bulgarien und Ru^
mänien; außerdem bringt die .Halbinsel Apscheron
in der Nähe von Baku, an der Westküste des Kasvi-
scken Meers und die an der Ostküste liegende Insel
Tscheleken große Mengen von P. in den Handel;
hier ist es in Sand- und Sandsteinschichten des obern
Tertiärs enthalten. Dieses Vorkommnis versorgt
nicht allein fast ganz Ruhland mit P., sondern es
findet von dort sehr bedeutende, dem amerik. Pro-
dukt Konkurrenz machende Ausfuhr statt. Außer-
dem sind auf der Krim Petroleumquellen erbohrt.
Auch in Rangun in Virma in Hinterindien, an den
Ufern des Irawadi, kommt das P. (Rangun öl)
in solcher Menge vor, daß von dort jährlich mehrere
Millionen Centner ausgeführt werden. Am massen-
haftesten aber findet sich das P. in Nordamerika,
und zwar in Schichten, die dem Alleghanygebirge
parallel liegen und sich vom Ontariosee bis in das
Thal des Kleinen Kanawha in Virginien verbreiten.
Dieser Streifen umfaßt die weftl. Gebiete des Staa-
tes von Neuyork und von Pennsylvanien sowie einen
Teil von Ohio. Die bedeutendsten Ölquellen sind
zu Mecca (Ohio) und zu Titusville, Oil-City,
Rouseville, M'Clintockville in Pennsylvanien. Das
Gebiet der Bohrlöcher erstreckt sich längs des Oil-
Creek. Man unterscheidet Bohrlöcher mit bestün-
digem Ölausfluß (Ko>vinF >ve11) und solche, aus de-
nen das ^l gepumpt werden muß (pnm^iiiA ^ll).
In Canada wird das P. in zwei verschiedenen Di-
strikten gewonnen, nämlich bei Gaspe, am Busen
von St. Lorenz, und in der Grafschaft Lambton,
am westl. Teil der Halbinsel zwischen dem Huron-,
Erie- und Ontariosee. Alle die Petroleumvorkomm-
nisse von Nordamerika gehören im Gegensatz zu
den galizischen und kafpischen den paläozoischen
Schichten an, sind indessen an verschiedene geolog.
Horizonte gebunden; die ältesten ölführenden Schich-
ten lagern im Untersilur, andere Petroleumniveaus
entsprechen dem Obcrsilur und Devon, und selbst
bis zu den untern Gliedern der produktiven Stein-
kohlenformation kann Olführung nachgewiesen wer-
den, weiter l>inauf im Carbon folgt aber keine be-
achtenswerte ölhaltige Schicht mehr. Auch in Kali-
fornien kommt das P. in großer Menge vor, ebenfo
auch in Südamerika (Peru, Argentinische Republik,
Volivia). Seit längerer Zeit ist ferner das Vor-
kommen von P. in der Umgegend von Peine, in
der Lüneburger Heide, bekannt; doch ist diefes erst
seit 1880 bei Ölhcim im Kreis Gifhorn erbohrt und
technisch nutzbar gemacht worden. Weitere geringere
Vorkommnisse finden sich bei Heide in Holstein, bei
Tegernsee (Quirinusöl), bei Bechelbronn und Lob-
sann im Elsaß, bei Sassuolo in Modena, am Puy de
la Poix bei Clermont in der Auvergne. Neben dem
echten P. werden noch bedeutende Mengen von
Solaröl aus den Paraffinfabriken unter dem Na-
men deutsches P. in den Handel gebracht.
Was die Entstehung des P. betrifft, so ist man
mehr geneigt, es für ein natürliches Deftillations-
produkt aus animalifchen Resten zu halten, als
seinen Ursprung aus vegetabilischen Resten herzu-
leiten; dafür spricht die von Engler gefundene syn-
thetische Petroleumdarstellung, die darin besteht,
daß Thran unter Druck destilliert wird.
Bezüglich der chemischen Zusammensetzung
des P. sind alle Sorten, gleichviel von welcher Kon-
sistenz, ob dünnflüssig, wie das P. von Penn-
! sylvanien, oder von Butterkonsistenz, wie der ind.
> Nangunteer, Gemenge von Kohlenwasserstoffen der