Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Photographie'
Anmerkung: Fortsetzung von [Geschichtliches.]
lichen Papiers in die Sonne gelegt, ein positives Bild lieferte. Dieser Prozeß konnte beliebig oft wiederholt werden, und dadurch konnte man von einem einzigen Negativ zahlreiche positive Abzüge erhalten. Durch diese Erfindung Talbots trat die P. ein in die Reihe der vervielfältigenden Künste.
Nach dem Bekanntwerden der Daguerreschen Entdeckung suchte Talbot auch Camerabilder auf Papier aufzunehmen. Er ließ Papier auf Jodkalium-, dann auf
Silberlösung schwimmen und erzeugte dadurch einen Niederschlag von Jodsilber; dieses mit Jodsilber und Silbernitrat getränkte Papier belichtete er in der
Camera. Dadurch erhält man schon nach kurzer Belichtung ein unsichtbares Bild, welches in ähnlicher Weise wie bei Daguerres Verfahren durch Anwendung
einer Entwicklung (Talbot nahm dazu Gallussäure) sichtbar gemacht wurde. Die Gallussäure reduziert das Silbernitrat; es schlägt sich pulveriges Silber
von schwarzer Farbe nieder und dieses hängt sich seltsamerweise nur an die vom Lichte getroffenen Jodsilberstellen. Solche Bilder auf Jodsilberpapier
sind, mit ihrem Original verglichen, in Bezug auf Licht und Schatten verkehrt (negativ). Sie können aber dazu dienen, durch Auflegen auf
lichtempfindliches Chlorsilberpapier nach dem oben beschriebenen Verfahren eine beliebige, ganz unbeschränkte Anzahl dem Original wirklich
entsprechender, positiver Bilder zu erzeugen. Der größte Übelstand bei den Talbotschen negativen Papierbildcrn war die rauhe Struktur des Papiers,
welche, wenn auch durch Tränken mit Wachs verbessert, der feinen, glatten Oberfläche einer polierten Silberplatte nie gleichkommen kann. Um dem
abzuhelfen, kam 1847 Niepce de Saint-Victor, Neffe des ältern Niepce (s. oben), auf die Idee, das Jodsilber
mit einem Eiweißüberzuge auf Glasplatten zu befestigen. Dies Verfahren liefert sehr feine, kräftige Bilder, bietet aber infolge der leichten
Zersetzbarkeit des Eiweißes mancherlei Unbequemlichkeiten dar. Fry und Archer benutzten 1851 mit Erfolg das Kollodium als Träger der
lichtempfindlichen Silbersalze. Archer überzog Plangläser mit Kollodium, welches Jodsalze und Bromsalze aufgelöst enthielt, tauchte diese in
eine Silberauflösung und erhielt so auf der Glasplatte ein zartes, mit lichtempfindlichem Brom- und Jodsilber getränktes Häutchen, welches in
ähnlicher Weise wie das Talbotsche Papier in der Camera belichtet und mit Pyrogallussäure entwickelt ein Negativ von außer ordentlicher
Schärfe und Feinheit lieferte und in folgedessen die Erzeugung trefflicher Positivbilder auf Papier nach der oben beschriebenen Weise in
beliebiger Anzahl erlaubte. Jetzt wurde das Daguerresche Verfahren vollständig aus dem Felde geschlagen. Der Kollodiumprozeß verbreitete
sich allgemein, wurde im Laufe der Zeit mehr und mehr vervollkommnet und blieb bis zu der Einführung der
Gelatinetrockenplatten der herrschende.
Ältere Versuche von Maddor, Wortley zeigten, daß man Gelatine statt des Kollodiums als Bildträger benutzen könne,
indem man gewöhnliche Gelatine in warmem Wasser auflöst, diese Lösung mit Bromsalz, dann mit Silbersalz versetzt, die so erhaltene "Emulsion"
zur Entfernung der löslichen Salze auswäscht, auf Glasplatten trägt, erstarren läßt und dann die Platten im Dunkeln trocknet. Anfangs schien dieses
Verfahren keine Vorteile dar zubieten. 1878 machte aber Bennett die Entdeckung, daß die Gelatineemulsion durch
längeres Erwärmen ↔ ihre Empfindlichkeit steigert und daß man durch diese einfache Operation im stande ist, Emulsionen zu erhalten,
welche Platten von zwanzigfacher Empfindlichkeit der Kollodiumplatten liefert, die vor den Kollodiumplatten noch den Vorteil bieten, monatelang, ja
jahrelang haltbar zu sein. Jetzt werden diese Gelatinetrockenplatten in vielen Anstalten im großen fabriziert und in den Handel gebracht; ihnen verdankt
man die gegenwärtige Entwicklung der P. und ihre erweiterte Anwendung in Kunst, Wissenschaft, Industrie und auf Forschungsreisen; sie gaben auch
Veranlassung zu dem großen Aufschwung, den die Liebhaber- oder Amateurphotographie jetzt angenommen hat.
Die unbefugte Nachbildung von P. ist nach dem deutschen Reichsgesetz vom 10. Jan. 1876, welches
auch alle übrigen die P. betreffenden gesetzlichen Verhältnisse regelt, verboten. (S. Nachdruck und Urheberrecht.)
Die heutigen photographischen Prozesse. Die gegenwärtigen photogr. Verfahren gliedern sich in zwei Prozesse:
1) den Negativprozeß, d.i. die Aufnahme in der photogr. Camera;
2) den Positivprozeß, d. i. die Herstellung eines positiven Bildes durch Belichtung einer lichtempfindlichen
Fläche unter einem Negativ. Hierher gehören auch die Lichtpausverfahren (s. d.).
Negativprozesse werden praktisch nur zwei benutzt:
1) das Bromsilbergelatineverfahren oder der Gelatinetrockenplattenprozeß,
2) der Jodsilberkollodiumprozeß. Der letztere hat durch Einführung der Gelatineplatten bedeutende Einbuße erlitten,
ist aber für das Reproduktionsfach noch unentbehrlich.
Der Negativprozeß mit Gelatinetrockenplatten wird derart ausgeübt, daß man eine Trockenplatte
in der photogr. Camera, welche auf den aufzunehmenden Gegenstand optisch eingestellt ist, belichtet,
dann in einem rot beleuchteten Dunkelzimmer mit einem Entwickler behandelt, welcher im stande ist, Bromsilber zu pulverigem,
schwarzem Silber zu reduzieren. Solche Entwickler giebt es jetzt viele, z. B. oxalsaures Eisenoxydul, alkalische Lösungen von
Pyrogallol, Hydrochinon, Amidol, Methol, Eikonogen u. a. Ist das Bild in diesen Lösungen erschienen und bis zur hinreichenden
Intensität gekräftigt, so wird die Platte durch Eintauchen in eine Lösung von unterschwefligsaurem Natrium fixiert, gründlich
gewaschen und getrocknet. Das so erhaltene Negativ dient zur Herstellung einer beliebigen Anzahl von Positiven (s. oben).
Der Arbeitsgang des Kollodiumverfahrens ist folgender: geputzte Glasplatten werden mit
jod- und brommetallhaltigem Kollodium überzogen, in eine Höllensteinauflösung (Silberbad) getaucht, wodurch in der Kollodiumschicht
Jod und Bromsilber gebildet wird, und in der Camera belichtet, das noch unsichtbare Bild durch Aufgießen einer Lösung von Eisenvitriol
(an Stelle der Gallussäure) sichtbar gemacht (entwickelt), durch Überguß einer Mischung von Pyrogallussäure und Silberlösung dunkler gemacht
(gekräftigt), endlich durch Entfernung der noch vorhandenen Silbersalze mittels unterschwefligsaurer Natronlösung fixiert und zum
Schutze gegen mechan. Einwirkung lackiert.
Von den vielen Positivprozessen ist der Silberprozeß
der beliebteste. Es wird mit Eiweiß überzogenes kochsalzhaltiges Papier in einem Silberbade lichtempfindlich gemacht,
getrocknet und unter dem Negativ dem Licht ausgesetzt so lange, bis ein
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 115.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 115.