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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Photographie

photogr. Objektiv an der Camera befestigt wird, genügend lichtstark ist und für verschiedene Vergrößerungen eingestellt werden kann. Taf. Ⅰ, Fig. 3 stellt eine Aufnahme des Potsdamer Doms aus 2,5 km Entfernung und zwar mit gewöhnlichem Objektiv dar, während Fig. 5 die von demselben Standort gemachte Aufnahme mit dem Mietheschen Teleobjektiv wiedergiebt; die Vergrößerung beträgt das 8fache. Neuerdings gelang es Boissonnas in Genf, die Montblancgruppe mittels eines Dallmeyerschen Teleobjektivs auf 70 km mit 35facher Vergrößerung aufzunehmen.

Photoskulptur besteht darin, daß man ein Objekt, z. B. eine Person, von sehr viel verschiedenen Seiten zugleich aufnimmt und die Umrisse dieser Bilder mittels Storchschnabels in Thon überträgt, so daß der Bildhauer dadurch in den Stand gesetzt ist, die Büste der Person, freilich nur sehr im Groben und in den ersten Umrissen, zu modellieren. Eine neue Art Photoskulptur nach photogr. Licht- und Schattenrissen erfand Pötschke (Photogr. Mitteilungen, Bd. 29, Berl. 1893).

Interessant ist die Anwendung der P. auf das Studium von Gesichtstypen (s. Galtons photographische Durchschnittsporträte).

Die photomechanischen Vervielfältigungsverfahren. Von hoher Bedeutung sind jetzt die Anwendungen der P. in den graphischen Künsten geworden. Hier ersetzt dieselbe den Zeichner oder den Stecher, indem man mit Hilfe des Lichts ein abdruckbares Bild auf einer Stein- oder Metallplatte hervorbringt. Die hierher gehörigen Verfahren sind mannigfachster Art. Das älteste ist die Heliographie (s. d.) von Nicephore Niepce, die mit Hilfe von Asphalt ausgeübt wurde. Das heliogr. Verfahren liefert zwar ausgezeichnete Resultate, ist jedoch langwierig. In neuerer Zeit werden heliographisch geätzte Metallflächen dekorativ verwendet. R. Falk in Berlin bringt dieselben nach Fertigstellung in Tellerform oder Vasenform (Lampenfüße). Viel rascher ausführbar ist der Lichtleimdruck (s. Lichtdruck), wo eine Chromatgelatineschicht durch Belichtung unter einem Negativ druckfähig gemacht wird. Photolithographie und Photozinkographie stehen zum Lichtdruck in enger Beziehung. Überträgt man ein in fetter Schwärze erhaltenes Lichtleimbild (s. Lichtdruck) nach dem anastatischen Verfahren auf einen Stein oder eine Zinkplatte, so erhält man einen photolithogr. Stein oder eine photozinkogr. Platte, die beide in lithogr. Manier abgedruckt werden können. Diese Photolithographie und Photozinkographie liefern nicht so schöne Halbtöne wie der Lichtdruck; sie eignen sich aber sehr gut zur Wiedergabe von Bildern in Strichmanier und werden deshalb zur Reproduktion von Landkarten viel verwendet, sie bilden mit dem Lichtdruck und der Heliographie und dem Reliefdruck wichtige Kombinationen der P. mit Pressendruck, welche die Produktionsfähigkeit der erstern ins Unbegrenzte steigern. Freilich erfordern sie zur Herstellung noch lithogr. Pressen. Für die ausgiebigste aller Pressen, die Buchdruckerpresse, sind sie nicht geeignet. Dagegen liefert der Lichtzinkdruck für die Buchdruckpresse geeignete Clichés sowohl in Strichen (Lichtstrichhochätzung, Heliotypie, Phototypie) als auch in Halbtönen (Lichttonhochätzung, Autotypie). Die Lichtstrichhochätzung wird nach einem, nach einer Strichzeichnung aufgenommenen Negativ ausgeführt. Man kopiert dasselbe auf Chromgelatinepapier, schwärzt dieses ein, wobei die Schwärze nur an den belichteten Stellen hängen bleibt (s. Lichtdruck), überträgt das so erhaltene Bild auf Zink und behandelt die Platte mit einer Ätze, welche alle nicht von der fetten Farbe geschützten Stellen anfrißt, so daß die Striche des Bildes en relief stehen bleiben, ähnlich wie bei einem Holzschnitt. Über Kopien nach Halbtonnegativen s. Autotypie. Ein Lichtdruck ist die Tafel: Genter Altar, beim Artikel Eyck (Bd. 6, S. 485); Autotypien sind die Fig. 6 u. 7 auf Tafel: Elfenbeinarbeiten (Bd. 6, S. 21).

Unter photographischem Farbendruck faßt man die Verfahren zusammen, bei welchen Farbendrucke mit Benutzung der P. und Handnachhilfe hergestellt werden. Hierher gehören die farbigen Photogravuren von Goupil (jetzt Boussod Valladon) in Paris. Derselbe benutzt eine Photogravurplatte (s. Photogravure), die er mit verschiedenen Farben nacheinander einwalzt, indem er alle Stellen, welche betreffende Farbe nicht annehmen sollen, durch eine passend ausgeschnittene Kupferblechschablone zudeckt, die fertig eingefärbte Platte wird dann auf Papier gedruckt. Farbenlichtdrucke und Farbensteindrucke erzeugt man ganz in der Art der Chromolithographien (s. Lithographie) durch Abdruck verschiedener Farbensteine oder Lichtdruckplatten auf dasselbe Blatt. Die einzelnen Farbenplatten werden erzeugt, indem in einem photogr. Negativ alle Stellen mit schwarzem Firnis zugedeckt werden, die nicht gelb drucken sollen. Nach dem so gedeckten Negativ kopiert man dann eine Lichtdruckplatte oder photolithogr. Platte für Gelb. Ähnlich verfährt man für die andern zu druckenden Farben, deren Wahl dem Belieben des Künstlers überlassen ist. Die sämtlichen Platten werden mit den entsprechenden Farben eingewalzt und auf dasselbe Blatt gedruckt. Es giebt mannigfache Modifikationen dieses Verfahrens, verschieden davon ist der Naturfarbendruck (s. d.), bei welchem die Wahl der Farbe nach physik. Principien, welche eine bedeutende Annäherung an die Naturfarbe garantieren, erfolgt und nur drei Druckplatten zur Anwendung kommen.

Die photographischen Apparate. Der zur Erzeugung der photogr. Bilder dienende optische Apparat, die photographische Camera, ist im wesentlichen eine Camera obscura (s. d.). Die älteste Form, die Kastencamera, bestand aus einem Holzkasten, an dessen Vorderseite eine Sammellinse befestigt war, während sich auf der Hinterseite die Visierscheibe befand, eine mattgeschliffene Glasscheibe, auf welcher das aufzunehmende Bild verkehrt sichtbar war und durch Verschieben der Linse scharf eingestellt wurde. Nach dem Einstellen wurde die Visierscheibe durch die lichtempfindliche Platte ersetzt, die in einem lichtdichten Rahmen (Kassette) eingeschlossen war. Um eine größere Verschiebbarkeit der Platte zu erzielen und zugleich die ganze Camera leichter und zusammenschiebbar zu gestalten, setzte man später an Stelle der festen Seitenwände der Kastencamera einen gefalteten Balg aus dunkler Leinwand oder Leder (Balgcamera). Die ursprünglich einfache lichtschwache Linse machte den lichtstarken und schärfere Bilder erzeugenden Linsenkombinationen (s. d.) Platz. Weitere Vervollkommnungen erfuhr dann die Camera durch Ausgestaltung der Kassette, durch Einführung der automatischen Objektivverschlüsse, durch Verfeinerung der Einstellvorrichtung u. dgl. Die Einrichtung einer