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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Picarden - Piccolomini
1801 au die Direktion des (später Odöon genannten)
1d65tr6 I.0UV018. Nachdem er 1807 Mitglied des
Instituts geworden war, übertrug ihm Napoleon die
Administration der Großen Oper; 1816 übernahm er
wieder das Odöon, und als dieses 1818 abbrannte,
brachte er das 11i63.tr6 ^avart als Leiter zu hoher
Blüte. Er starb 31. Dez. 1828. P. schrieb auch eine
Reihe Romane. Einen Teil seiner Werke stellte er
in seinem "^Qe^trs" (6 Bde., Par. 1812) und in den
"(Nuvi-68" (10 Bde., ebd. 1821-22) zusammen.
Picarden, Pikard en, verstümmelt ausBeghar-
den (s. Beghinen), in der kath. Kirche Name für
verschiedene ketzerische Gemeinschaften, namentlich
für die Böhmischen Brüder und die Brüder und
Schwestern des freien Geistes; auch hießen so die
Adamiten (s. d.).
Picardie (spr. -dih), ehemalige Provinz im
N. Frankreichs, zwischen Artois, Flandern, der
Champagne, Isle-de-France, Normandie und dem
Meere (Kanal), bildet jetzt das Depart. Somme uud
Teile der Depart. Oise, Aisne und Pas-de-Calais.
Sie ist flach und einförmig, in den Kreideebenen
der Somme sehr fruchtbar, mit großen Getreide-
feldern (viel Lein und Hanf) und Wiesen, wo be-
sonders Schafe und anderes Vieh gedeihen. Haupt-
flüsse siud Somme und Oise, außerdem Canche,
Bresle, Serre u. a.; an manchen Stellen giebt es
Steinkohlen. Die P. hatte Amiens zur Hauptstadt
und zerfiel in zwei Teile. Die Oberpicardie um-
faßte Amikwois, Santerre (Wronne), Vermandois
(St. Quentin) und Thiörache (La Före, Guise); die
Niederpicardie dagegen Ponthieu (Abbeville),
Vimeux, Boulonnais (Voulogne-sur-Mer) und die
Pays Recouquis (die Grafschaften Guise und d'Oye
mit Calais und Gravelines), so genannt, weil sie
1588 den Engländern durch den Herzog von Guise
wieder entrissen wurden. Die P. kam 1167 als Graf-
schaft an Philipp von Elsaß, Grafen von Flandern,
1435 an Burgund und 1477 an Frankreich. -
Vgl. Ianvier, Mstoirs äs ?. (Amiens 1884).
Picardie-Koeverden-Kanal, s. Karte und
Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6,
S. 629 fg.).
Picardifcher Schweiß, s. Englischer Schweiß.
Piccadilly, eine der Hauptstraßen Londons,
mit glänzenden Kaufläden und Klubs, führt zum
südöstl. Eingänge des Hydeparks.
Piccini (spr. pittschihni), Nicola (Niccolö), ital.
Komponist der sog. Neapolitanischen Schule, geb.
16. Jan. 1728 zu Bari (Neapel), war auf dem 0on-
Lki-vatolio Zknt'Oiiolrio in Neapel Schüler von Leo
und Durante und brachte 1754 feine erste Oper, "1^6
(I0NN6 äi8p6tto86", zu Neapel auf die Bühne; ihr
folgte eine ganze Reihe Opern teils ernsten, teils
komischen Genres. Großen Enthusiasmus erregte
besonders 1760 die für Rom komponierte, in der
Operngeschichte Epoche machende "OecHinH ossia, 1a
dnona ÜFliuoiH", durch die zuerst die von Logroscino
versuchte Form der längern Finales mit Wechsel
der Ton- und Vewegungsarten zur allgemeinen Gel-
tung gelangte. Durch solche Versuche, die komische
Oper weiter auszubilden, erlangte P. großes An-
sehen und leitete direkt zu Mozart. Als es dann
später darauf aukam, einen ital. Komponisten in
Paris gegen Gluck aufzustellen, schien P. der geeig-
nete Mann zu sein. Im Dez. 1776 langte er in der
franz. Hauptstadt an. Seine erste franz. Oper war
"Roland", mit dessen Einstudieren bereits der be-
rühmte Streit der Gluckisten und Piccinisten begann.
(S. Gluck.) "Nolanä" (1778) hatte den vollständig-
sten Erfolg. 1780 lieferte P. "^78", eine feiner
besten franz. Produktionen. Schon vor Inscenie-
rung dieser Oper hatte die Administration der ^cn-
ä6ini6 äs Nu8iyu6 (Große Oper in Paris) dem
Streite der Gluckisten und Piccinisten neue Nahrung
gegeben, indem sie den deutschen und den ital. Mei-
ster mit der Komposition eines und desselben Sujets,
der "Ipbi^nw 6n lauriäs", beauftragte. Glucks
Oper wurde 1779 mit aroßem Erfolg gegeben; die
"IpQi^nis)) P.s, deren Libretto schon dem von Gluck
bearbeiteten weit nachstand, wurde 1781 aufgeführt,
konnte sich aber neben dem Gluckschen Meisterwerk
nicht behaupten. Großen Erfolg hatte P. 1783 mit
der Oper "viäon", die man als Meisterwerk aus
seiner franz. Zeit betrachtet und mit der er den
ihm jetzt als Rivalen entgegentretenden Sacchini
vollständig besiegte. Auch die komifchen Opern "I<6
äolmkui- 6V61II6" und "1^6 taux lorä" (1783) gefie-
len. Nach mancherlei Wechselfällen ging P. 1791
nach Neapel zurück, waudte sich 1798 abermals nach
Paris und starb 7. Mai 1800 in Passy bei Paris.
- Vgl. Ginguenö, 1^9. vi6 6t 168 ouvra^ä ä6 ?.
(Par. 1800); Desnoiresterres, 6wck 6t?. 1744
-1800 (ebd. 1872); Iullien, 1.3. cour 6t I'o^ra
80U3 I.0M8 XVI (ebd. 1878).
Luigi P., sein zweiter Sohn, geb. 1766 zu Nea-
pel, ein Schüler des Vaters, war 1796-1801 Hof-
kapellmeister in Stockholm und starb 31. Juli 1827
in Passy bei Paris. Er fchrieb für Paris und Ita-
lien mehrere Opern.
Piccinmo (spr. pittschi-), Nicola, ital. Con-
dottiere, geb. 1375 zu Perugia, trat 1425 in den
Dienst des Filippo Maria Visconti und bekämpfte
die Florentiner, Venetianer und Francesco Sforza.
Eine beabsichtigte Festsetzung als Landesherr in
Bologna scheiterte. Er starb 15. Okt. 1444 zu Mai-
land. - Auch seine Söhne Francesco P. (gest. 1449)
und Giacomo P. (gest. 1465) thaten sich gleichfalls
als Söldnerführer hervor, ersterer im Dienste Fran-
cesco Sforzas, letzterer namentlich in den unter-
ital. Kämpfen. ^s. Denaro.
Picciolo (spr. pittscholo), Geldrechnungsstufe,
Piccölo (ital.), klein, Kleiner; f. auch Denaro
und Flöte.
Piccolomini, altes Geschlecht, das aus Rom
stammte, sich dann in Siena niederließ, später mit
dem Herzogtum Amalfi belehnt und in den deutfchen
Reichsfürstenstand erhoben ward und sich in mehrere
Linien spaltete, von denen die deutsche Linie mit dem
Fürsten Octavio Aneas P. 1757 ausstarb, während
die letzte ital. Nebenlinie 1783 erlosch.
Aneas SylviusP., als Papst Pius II. (s. d.),
gab den Kindern seiner Schwester Laudomia To-
deschini seinen Familiennamen, und diese bildeten
die Linien der P. d'Aragona, Herzöge von Amalfi,
der Herzöge von Montemarciano, Fürsten von
Valle u. s. w. Zu diesen Todeschim-Piccolonnni
gehörte Papst Pius III., Pius' II. Schwestersohn.
Fürst Octavio P., Herzog von Amalfi, in drit-
ter Generation von Caterina, Schwester Pius' II.,
stammend, Heerführer im Dreißigjährigen Krieg,
geb. 1599, trat in Mailand in span. Kriegsdienst
und kam mit einem Regiment, das der Großherzog
von Toscana, Cosimo II. de'Medici, 1618 dem
Kaiser Ferdinand II. gegen die Böhmen zu Hilfe
sendete, nach Deutschland, focht dann in den Nieder-
landen und Italien und trat 1627 in das Heer Wallen-
steins. In der Schlacht bei Lützen 1632 focht er mit