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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pirot - Pisa
hauptsächlich Indien und Afrika bewohnt und mit
einigen wenigen Formen in die austral. Region,
Europa und Ostasien vorgedrungen ist. Sie haben
einen starken, lang-kegelförmigen Schnabel, dessen
Oberkiefer vor der leicht gekrümmten Spitze mit
einem seichten Einschnitt versehen ist, einen abge-
stutzten Schwang und kurze starke Füße; häufig zei-
gen sie in der Färbung die Gegensätze von Gelb
und Schwarz. In Europa kommt nur eine Art, der
gemeine Pirol, Kirschvogel, auch Bülow
oder Schulz von Bülow nach dem Klang seines
Rufs genannt (0riow8 ^Idula ^., s. Tafel: Mit-
teleuropäische Singvögel III, Fig. 1, beim
Artikel Singvögel), vor, einer unserer schönsten
einheimischen Vögel, der in Italien, Südfrankreich
und Griechenland zu den gemeinsten Vögeln gehört,
bei uns aber als Zugvogel erst im Mai ankommt,
weshalb er auch Pfingstvogel genannt wird. Er
baut zwischen den äußersten Gabelenden dünner
Zweige ein künstliches Nest aus Halmen, schmalen
Blättern, Pflanzenfasern u. s. w. und legt 4-5 glän-
zendweiße, braunrot gesteckte Eier, ist lebhaft, sehr
scheu und mißtrauisch und daher schwer zu schießen
und zu fangen. Er frißt Insekten, aber vorzüglich
gern Kirschen, Feigen u. dgl., denen er zuweilen
nicht unbeträchtlichen Schaden zufügt. Gegen Kälte
ist er lehr empfindlich und verläßt unsere Gegenden
bereits im August. Die Männchen sind am ganzen
Körper und an der Schwanzspitze hochgclb, nur die
Flügel, der Schwanz und ein Fleck über dem Auge
tiefschwarz; das Weibchen ist gelblich-grünlich, unter-
seits weißlich und schwarz gestrichelt. Die erstern
zeichnen sich durch einen starken, flötenden Gesang
aus und können als Zimmervögel gehalten wer-
den, dauern aber nicht lange aus.
Pirot, türk. Scharköj, Hauptort des serb. Krei-
ses P. (3143 hkm, 120585 E.) in dem 1878 von
der Türkei abgetretenen Gebiet, 85 km im NW.
von Sofia, am Oderlauf der Nisava, unweit der
bulgar. Grenze, an der Bahnlinie Nisch-Sofia, hat
ein/Progymnasium und (1890) 9930 E. Es ist
Mittelpunkt einer bedeutenden Teppichfabrikation.
Bis P. drangen 27. Nov. 1885 die Bulgaren vor.
Pirouette (frz., spr. -ruM), Drchrädchen; in
der Tanzkunst schnelle Umdrehung auf einem Fuß;
auch eine Kurzkehrtwendung der Hohen Schule (s.d.),
bei der der inwendige Hinterfuß des Pferdes allein
stehen bleibt. Wo. 9, S. 825 a).
Pirschbüchse (Virschbüchfe), f. Jagdgewehre
Pirschen, s. Virschen.
?irü1a, eine dem Wellhorn verwandte Gattung
der Vorderkiemer mit birnförmigem Gehäuse, dessen
letzte Windung sehr groß ist. Die Arten bewohnen
tropische Meere und legen ihren Laich in eigentüm-
licher Weise ab (s. Tafel: Eier I, Fig. 11).
?irus L. (?xi'u3), Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Nosaceen (s. d.), Abteilung der Pomeen,
mit nur wenigen Arten, vorzugsweise in der nördl.
gemäßigten Zone. Zwei davon sind seit sehr langer
Zeit als Obstbäume in Kultur, nämlich der Birn-
baum, 1^. ooinmniilZ ^., und der Apfelbau m, 1'.
NcTiu3 2.. (s. Tafel: Nosifloren II, Fig. 3), die
beide im mittlern und füdl. Europa sowie im ge-
mäßigten Westasicn zu Hause find, aber in außer-
ordentlich zahlreichen Abarten angebaut werden. (S.
Birne und Apfel.) Außerdem werden einige andere
Arten und Abarten als Ziersträucher und Bäume
kultiviert. Zur Gruppe der Arten mit birnförmigen
Früchten (^ii-o^orum) gehören: I>. nivaiig "/"c^.
Backhaus' Kouversations-Lexikon. 14. Ai:fl. XIII.
und ?. Laliciiolia ^,. M, beide mit weißfilzigcn
Blättern. Großer ist die Arten- und Varietäten-
zahl der ?., die zur Gruppe der apfelfrüchtigen?.
^Iklnä) gehören. Von diesen Zieräpfeln zeichnen
sich aus durch schöne Blüten: I>. üoridunda /Neb.,
?. 8p6cwdiÜ3 ^. und deren japan. und chines.
Kulturformen, z. V.: ?. Nin^o, ?. ^oriiiFo 8ie-
doläii, durch kleine, schöngefärbte, zum Einmachen
benutzte Früchte, I'. daccllta. ^,., I>. pai'kdiZiHcH
^!/e^., ?. pi-unitolig. I^7/<H. Sie werden meistens
durch Veredelung vermehrt.
Pirutsch, Pirutschäde, s. Barutsche.
Pisa. 1) Provinz im Königreich Italien, in der
Landschaft Toscana, grenzt im N. an die Provinz
Lucca, im O. an Florenz und Siena, im S. an
Grosseto und im W. an Livorno und das Ligurische
Meer, hat 3056 (nach Strelbitstij 3123) ykm mit
(1881) 283 563, nach Berechnung vom 31. Dez.
1892: 304 268 E., d. i. 99 E. auf 1 ykm, und zer-
fällt in die zwei Kreise P. und Volterra mit zusam-
men 40 Gemeinden. Die Provinz ist Berg- und
Hügelland, zum Teil sehr fruchtbar, zum Teil .Heide.
Hauptflüsse sind Serchio und Arno im nördl., Cecina
und Cornia im südl. Teile. Gebaut wird haupt-
sächlich Weizen und Mais, Albäume und Wein.
Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollweberci
und Färberei, Fabrikation von Seiden-, Tuch- und
Leinenwaren, Alabaster-, Marmor- und Töpfer-
waren, Glas, Ziegeln, Seife und Kerzen. An Mine-
ralien kommen vor Alabaster, Marmor und andere
Steine, Kupfer und Kohlen; ferner zahlreiche Mine-
ralquellen. Die die Provinz durchziehenden Eisen-
bahnlinien berühren die Hauptstadt. - 2) Haupt-
stadt der Provinz P., eine der ältesten und schönsten
Städte Italiens, liegt in einer reizenden, fruchtbaren
Ebene, 7,5 km vom Meere, am
Arno, über den 4 Brücken(Ponte
di Mezzo, alla Fortezza, di Sol-
ferino, di Ferro) und eine Eisen-
bahnbrücke führen, und an den
Linien Genua-Rom und Flo-
renz-P.-Livorno des Mittelmeer-
netzcs und Pistoja-P.-Livorno
des Adriatischen Netzes, mit
Dampftrambahn nach Marina,
ist Sitz des Präfekten, eines Erzbifchofs, eines
Tribnnals erster Instanz sowie des Kommandos
der Infantcricbrigade "Mefsina" und hat (1881)
42 799, als Gemeinde 53 957, nach Berechnung
vom 31. Dez. 1892: 61500 E., in Garnison das
94. Infanterieregiment (ohne das 2. Bataillon)
und das 7. Feldartillericregimcnt nebst zwei Train-
compagnicn, gerade und gutgepflasterte Straßen
und schöne große Plätze, darunter der am nord-
westl. Ende der Stadt gelegene Domplatz mit dem
Dom, dem schiefen Glockenturm, dem Vaptisterium
und dem (^ii^io 8aiito, einer großartig wirkenden
Gcbaudcgruppe, die Piazza dci Cavalicri, früher
dcgli Aiiziani, im 16. und 18. Jahrh, umgebaut,
mit dem Marmorstandbild des Großherzogs Co-
simo I., nach Giov. da Bologna von Francavilla
ausgeführt (1596), und der Stelle, wo bis 1655 der
berüchtigte Hungcrturm, eigentlich Torre dei Gua-
landi alle sette vie, stand, wo 1288 der Erzbischof
Nuggiero degli Ubaldini den Grasen Ugolino Gherar-
desca (s. d.) mit seinen Söhnen und Neffen wegen
Verrats verhungern ließ, und ferner die Piazza
Garibaldi mit einem Erzstandbilde Garibaldis von
Ferrari (1892).
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