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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polarstern (Diamant) - Polder
worauf er wieder zunimmt. Nach Jahrtausenden
wird unser jetziger P. seinen Namen so wenig mehr
verdienen als vor 2000 und mehr Jahren; denn vor
2000 Jahren stand er 12° vom Pol entfernt. Im
1.4200 wird derStern 7 Cephci als demPol zunächst
stebeno P. sein, noch später ß Cephei, " Cephei,
s Cygni, nach 12 000 Jahren wird die Wega oder
" Lyrae der hellste und schönste P. sein und erst nach
25 700 Jahren nimmt der jetzige P. dieselbe Stelle
wie jetzt wieder ein. Die Ursache dieser Verände-
rung des P. ist die Präcession (s. d.). Der Südpol
des Himmels hat in seiner Nähe keinen so hellen
Stern, als der Nordstern ist, doch sieht man den
11° vom Pol entfernten Stern ß der Kleinen Wasser-
schlange als Süd Polarstern an. Die Astronomen
benutzen den Stern sechster Größe c>Octantis, der
nur 2/4° vom Südpol entfernt ist, als südlichen P.
Polarstern, Name eines großen Diamanten,
s. Diamant (Bd. 5, S. 248 a) und Tafel: Diaman -
t en,Fig. 6.
Polarströmungen, die aus den Polargebieten
nach den gemäßigten Zonen fließenden Meeresströ-
mungen, die häufig in ihren kalten Wassermassen Eis-
berge und Treibeis (s. d.) weit nach Süden führen und
dadurch der Schiffahrt nicht selten gefahrvoll werden.
Die Ursache der P. ist Verschiedenheit des specifischen ^
Gewichts des Mecrwassers infolgeverschiedenerTem-
peratur; hierdurch wird ein Austausch der kalten
Polargewüsser und der warmen Aquatorialwasser
hervorgerufen, der schon bei geringer Differenz nach
Beobachtungen während der Expedition der Gazelle
(s. d.) starke Strömung erzeugt, und wobei zumeist
die erstgenannten Gewässer in der Tiefe nach dem
Äquator zu, die warmen an der Oberfläche pol-
wärts dahinströmen; den Beweis für diese Theorie
liefert die Temperaturverteilung in den Tiefen des
Meers (s. Tiefseeforschung). Bei den polaren
Oberflächenströmungen unterscheidet man zwischen
arttischen und antarktischen Strömungen.
Zu erstern gehören im Atlantischen Ocean: der ost-
arönländische Polarstrom, an der Ostlüste Grön-
wnds nach Süden gehend, bei Kap Farewell in die
Davisstraße biegend; ferner der Labradorstrom
aus der BaffinZbai, an der Küste Nordamerikas
entlang, innerhalb des Golfstroms, zum Teil in
größere Tiefen untertauchend, der die Neufund-
landbank durch Trcibeiszufuhr und starke Nebel,
weil seine Temperatur 8-17° geringer als die des
Golfstroms ist, gefährlich macht. Im Stillen Ocean
ist nur eine unbedeutende arttische Strömuug, ent-
lang der Küste von Kamtschatka bis zur Östküste
der japan. Inseln reichend und auch hier beim
Zusammentreffen mit dem warmen Kuro-Siwo
vielfach Nebel erzeugend. Die antarktischen Strö-
mungen sind alle Ausläufer einer großen von West
nach Ost streichenden, die Südcndcn der drei Süd-
kontinente berührenden Strömung, die jedenfalls
durch die dort stets herrschenden Westwinde bedingt
ist. Die nördl. Ausläufer siud: der Peru- oder
Humboldtstrom längs der Westküste Südamerikas,
bis zu den Galapagosinscln bemerkbar; der Falk-
landstrom längs der Ostküste Südamerikas, erbringt
sein kaltes Wasser bis Rio de Janeiro und trennt
den warmen Brasilstrom von der Küste; der Ven-
guelastrom längs der afrik. Westküste bis in den Gui-
neagolf und der westaustral. Strom, längs der Küste
von Westaustralien dis zum 15.° südl. Vr. (S. Karte:
Meeresströmungen, Bd. 11, ^.724.)
Polartag, s. Polarnacht.
Polaruhr, s. Polarisation.
Polarzonen, die innerhalb des nördl. und
südl. Polarkreises liegenden, zusammen 8^/3 Proz.
betragenden Zonen der Erdoberfläche mit dem Nord-
und Südpol als Mittelpunkt. Die P. sind durch ihre
extremen Tages- und Nachtlängen gekennzeichnet.
Die Dauer des längsten Tages und der längsten
Nacht wächst von 24 Stunden (an dem Polarkreis) bis
zu 6 Monaten (an den Polen). Die große Strahlen-
brechung (Dämmerung) verkürzt jedoch die Länge
der Nächte und verlängert die der Tage bedeutend.
Das Klima der P. zeichnet sich durH große Gleich-
förmigkeit gegenüber dem Klima der gemäßigten
Zone aus. Wenn es auch das kalte Klima heißt,
so kommen ihm wenigstens auf der nördl. Halb-
kugel wahrscheinlich nicht die tiefsten Wintertcmpe-
raturcn zu, wohl aber wegen des kurzen und kühlen
Sommers die tiefsten Jahrestemperaturen. Die
im Sommer bedeutende Zufubr von Wärme durch
Sonnenstrahlung wird zum Schmelzen des Eises
verwendet, kann ein vollständiges Auftauen aber
nur an günstig gelegenen Abhängen erreichen, die
dann auch bezüglich der Vegetation begünstigt er-
scheinen. Die tägliche Wärmeänderung ist im Win-
ter verschwindend, erreicht auch im Sommer keine
beträchtlichen Werte. Die Luft ist arm an Wasser-
dampf. Nebel fehlt im Winter fast ganz und zeigt
sich nur in der Nähe offener Meeresstellen. Der
größte Teil der P. ist arm an Niederschlagen, außer
in der Nähe warmer Meeresströmungen. Im Win-
ter erscheint die Luft mit feinem Eisstaub erfüllt.
Polauer Berge, eine gewaltige isolierte Boden-
erhebung im südl. Mähren, zwischen Nikolsburg und
Polau. Der höchste Punkt ist der Maydcnbcrg (550 m)
mit der Burgruine Maydenstein. In diesem Zuge
befindet sich auch der Turoldberg mit schwer zugäng-
lichen höhlen und Erdfällen. Die P. V. gehören
der Juraformation an und sind berühmt durch ihren
trefflichen Wein.
Pol de Mont (eigentlich Polydoor de
Mont), vläm. Dichter, geb. 15. April 1857 zu
Wambeke in Brabant, studierte am Seminar in
Mecheln, später an der Universität zu Löwen und
wurde dann Professor der niedcrländ. Sprache und
Litteratur am Athenäum zu Tournai und zu Ant-
werpen. Seine Gedichte "I^iimoprankäkenL" (1877),
"^Vaarkoiä en I^evon" (1877), "<l0NF6iiiiZ8l6V6ii"
(1878), "Ni^6Nll6 Lterren" (1879), "I^6nt630tt6r-
ni.jen" (1881), "I.0r6i6?" (1882), "IdMn" (1882),
"^1üäli6i'6Qä6 vlinderä" (1885), "2anuH, toonsei-
8p6i" (1886), "0wrid6liH" (1893) gehören zu den
hervorragendsten Produkten der neuern vläm.Poesie.
Außerdem schrieb er "Hönäriic lÜ0N3cienc6. 2i^n
16V6N 6N N6i'k6w> (Haarl. 1883), "<IÄN VÄQ V661-3"
(ebd. 1880), "0p ini^n ä0i'l)I(6u" (1886) und "1^0836
8c1i6t86n uit (16 leNLiIiunäizo 363c1iieä6iii5 V3.N
0Q26N ti^ä" (basselt 1889 fg.).
Polder oder K 0 0 ge (Kögc), in Holland und in
den deutschen Küstenniederungcn an der Nordsee die
ringsum mit Dämmen oder Deichen eingefaßten und
so gegen die Fluten geschützten Strecken des Marsch-
landes (s. d.), die man mittels Entwäsferungskanälen
und Wasserhebungsmaschinen, den Poldermüh-
lcn, dem Wasser und den Morästen abgewonnen
und in fruchtbare Fluren verwandelt hat. Auch
trocken gelegte Seen (s. Haarlemer Meer und Veem-
ster) bil'denH. Seit dem Mittelalter baben die P.
in den Niederlanden ihre eigene Verwaltung (Pol-
derbesturen, Waterschappen, Hoogheemraadschap-