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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Post- und Telegraphenschule - Postwertzeichen
Post- und Telegraphenschule, eine durch
Erlaß des Staatssekretärs des Neichspostamtes
Or. von Stephan vom 28. Juni 1885 ins Leben ge-
rufene und 1. Okt. 1885 eröffnete Lehranstalt in
Berlin; sie bezweckt die Vorbereitung zu der Prüfung
für die höhern Stellen der Post- und Telegraphen-
verwaltung. In jedem Winterhalbjahr vom 1. Okt.
ab wird regelmäßig ein neuer sechsmonatiger Lehr-
kursus begonnen; es werden nur solche Beamte zu-
gelassen, welche hinreichende Vorkenntnisse besitzen
und deren Gesamtverhalten erwarten läßt, daß sie
dereinst eine höhere Amtsstelle ausfüllen werden.
Postunterstüizungskaffe, eine aus dem von der
PostVerwaltung im Hauptetat der Post- und Tele-
graphenverwaltung ausgebrachten Beitrag (300000
M.) und den sonstigen Abträgen gebildete Unter-
stützungskasse; daraus werden den Postillonen Geld-
geschenke, Zulagen und Ruhegehälter, den nicht etats-
mähig angestellten Unterbeamten Unterstützungen
sowie den frühern PostVerwaltern (Postexpediteuren),
Unterbeamten und Postillonen, die Ruhegehalt aus
der Postkasse nicht beziehen, und deren Witwen und
Waisen ebenfalls Geldunterstützungen oder Kinder-
erziehungsgelder bewilligt. Im Etatsjahr 1893/94
haben im ganzen 11396 Personen 491662 M. 60 Pf.
Unterstützungen erhalten; das Vermögen der P. be-
trug 1. April 1894: 863098 M. in zinstragenden
Wertpapieren und Hypotheken, 3248 M. 77 Pf. bar
und 125 400 M. in Sicherheitsdokumentcn für ge-
stiftete 16 Freistellen in 3 Waisenanstalten.
I>03t urdsn" oo2H1t2.n1 (lat., abgekürzt
p. u. c.), nach Erbauung der Stadt (nämlich Rom).
PostVollmacht, eine Vollmacht, die derjenige,
welcher einen Dritten zur Empfangnahme der an
ihn zu bestellenden Postsendungen bevollmächtigen
will, schriftlich ausstellen muß, und worin die Gat-
tungen der Postsendungen genau bezeichnet sein
müssen, zu deren Empfangnahme der Bevollmäch-
tigte befugt ist. Die Unterschrift des Machtgebers
unter der Vollmacht, wenn deren Richtigkeit nicht
qanz außer Zweifel steht, muß von einem Beamten,
')lotar u. s. w., welcher zur Führung eines amt-
lichen Siegels berechtigt ist, beglaubigt sein. Die
Vollmacht muß bei der Postanstalt, welche die Be-
stellung der Postsendungen ausführen läßt, nieder-
gelegt werden. Zu den Vollmachten werden For-
mulare für Rechnung der Postkasse angeschafft und
den Postanstalten zur unentgeltlichen Verteilung
geliefert. Inwieweit zu den P. und zu den Be-
glaubigungen ein Stempel verwendet werden muß,
richtet sich nach den Landesgesetzen.
Postvorfchuß, s. Nachnahme.
Postwagen (im Eisenbahnverkehr), s. Betriebs-
mittel (Bd. 2, S. 905 d).
Postwertzeichen, auch amtliche P. (im
Gegensatz zu Privatpostwertzeichen), von der
(^taatspost verausgabte Wertzeichen, die zur Er-
legung des Portobetrages der durch die Staatspost
zu befördernden Gegenstände dienen. (Hierzu eine
Chromotafel: Postwertzeichen.)
Für Briefe werden Briefmarken verwendet und
in vielen Ländern: für Drucksachen, besonders Zei-
tungen, Zeitungsmarken, für dienstliche Sendun-
gen Dienstmarken, zur Erhebung des Portos für
unfrankierte oder nicht genügend frankierte Briefe
sog. Nachporto marken, im innern Postverkehr
Portomarken genannt, sür eingeschriebene Briefe
E in schr eibemark en,fürPaketsendungen Paket-
marken u. s. w. Zur Bequemlichkeit des Publi-
, kums haben die Postbehörden noch weitere P. her-
stellen lassen, nämlich ganze Formulare, welchen das
i Wertzeichen eingeprägt ist, z. B. Briefumschläge,
! Einschreibebriefumschläge, Postkarten,
Dienstpostkarten, Paketadressen, Postan-
weisungen, Kartenbriefe, Streifbänder
u. s. w" Doch besitzt kein einziger Staat alle diese
Arten von P. Außer den P. giebt es in vielen
Staaten noch Telegraphenmarken (s. unten) und
Steuer- oder Stempelmarken (s. d.) in zahlreichen
Abarten. Der Einfachheit halber werden öfter
Briefmarken zugleich zu Telegraphenzwecken oder
als Steuer-, Quittungs- u. s. w. Marken benutzt.
In manchen Ländern wird dieser Doppelzweck auf
den P. durch die Inschrift angedeutet, so in Eng-
land durch "?08tHA6 kmä Ii6V6llU6", in Spanien
durch "<Ü0rr608 ^ i^oZi-alos" u. dgl.
Die Geschichte der P. und ihre Entstehung
reicht viel weiter zurück, als man anzunehmen pflegt.
1653 wurde nämlich die Verwaltung der Pariser
Stadtpost einem Herrn de Valayer übergeben, wahr-
scheinlich gegen Entrichtung eines Pachtschillings.
Nach einer erhalten gebliebenen "Inäti-uction ",
datiert vom 8. Aug. 1653, ucchm. Valayer mit
großer Energie die Umänderung der Posteinrich-
tungen vor und verausgabte ein sog. "Viliet äs
port M^6" als erstes bekanntes P. Es war ein
Papierstreifen, etwa unsern Streifbändern ähnlich,
auf welchem folgendes gedruckt war: 1) ein beson-
derer Stempel des Herrn von Valayer; 2) die Worte
port p3^6 (Porto bezahlt); 3) 1^6.....^our äs
I'Lm 1653 r68p. 1654. Der Betrag für ein solches
"Billet" war 1 Sol, doch ist nicht nachzuweisen, daß
der Wert gleichfalls aufgedruckt gewesen sei. Es ist
kein Exemplar erhalten geblieben.
Erst 1819 tauchen wieder P. auf und zwar im
Königreich Sardinien, wo zwei Ausgaben von "ge-
stempelten Briefbogen" veranstaltet wurden. Die
darauf befindlichen Wertstempel stellten aber nicht
das bezahlte Porto an die Post vor, sondern den
Betrag sür die Erlaubnis, den Brie^ auf anderm
Wege als durch die Post zu befördern. Eigentliche
P. in unserm Sinne waren es demnach nicht. Ein
Erlaß vom 30. März 1836 brachte diese "gestempel-
ten Briefbogen" außer Kurs; 1840 entstanden in
England die ersten Briefmarken und Briefumschläge
als Vorläufer der P., welche nach und nach in fast
allen Ländern eingeführt sind. Seit 1837 hatte in
England Rowland Hill für die Einführung eines
einheitlichen und billigen Portos gekämpft; 1840
wurde das Penny-Porto-System allgemein einge-
führt. Dasselbe bestand der Hauptsache nach darin,
daß im ganzen Lande sür alle Entfernungen nur ein
einziger Portosatz, zu 1 Penny, für einfache Briefe
festgesetzt wurde, und daß das Porto voraus bezahlt
werden konnte durch Benutzung von aufklebbaren
Briefmarken (Frankomarken, Freimarken)
oder von Freicouverten. über die Person des
Erfinders der aufklebbaren Briefmarke herrscht
noch ein gewisses Dunkel; die Ansichten sind geteilt
und neigen sich teils Rowland Hill (s. d.), teils
dem Buchhändler James Chalmers aus Arbroath
zu. Die ersten Briefumschläge, vom Maler Mulready
entworfen, zeigten über den ganzen obern Teil der
Vorderseite hin eine große Vignette, welche eine
sitzende Vritannia darstellt, die vier geflügelte Voten
nach den vier Himmelsgegenden entsendet; die
verschiedenen Weltteile werden durch entsprechende
Volkstypen gekennzeichnet. In England wurden