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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pulmo - Puls
saure Magnesia, 16,12 schwefelsaures Natron, 0,3
schwefelsauren Kalk und 2,46 Chlormagnesium ent-
halten. Jährlicher Versand 800000 Flaschen.
?n1nio stat.), die Lunge.
Pulmonälklappen, s. Herz (Bd. 9, S. 98d).
?rl1nK>Q2.ri2. ^., Lungenkraut, Pflanzen-
gattung aus der Familie der Voragineen (s. d.) mit
nur vier Arten in Europa und im westl. Asien,
krautartige Pflanzen mit stark behaarten ungeteilten
Blättern. Die Blüten haben einen glockig-fünfkan-
tigen Kelch, eine trichterförmige Vlumcnkronc, fünf
Staubgefäße und vier getrennte Fruchtknoten, die
sich zu vier einsamigen Nühchen entwickeln. Die
verbreitetste Art ist das gemeine Lungenkraut
(?. olücinaliL ^.), eine der ersten Frühlingsblumen,
in Deutschland allerwärts in Laubgeholzen, Wäl-
dern, an Bächen wild, mit erst hellroten, dann vio-
letten, zuletzt dunkelblauen Blüten. Das saftige,
bebaarte Kraut wie die Wurzel war als Heida 6t
raäix I'ulilionai'iaß raacu1o83,6 (die Blätter sind
meist weihlich-gefleckt) als Mittel gegen Vlutspeien,
Heiserkeit und Halsentzündung offizinell.
Pulmonäten, die Lungenschnecken (s. d.).
Pulmönie (vom lat. pulmo), Lungenschwind-
sucht, Lungenentzündung.
Pulo-Pinang oder Pulu-Pinang (d.h.
malaiisch Vetelnußinsel), auch Prince - 0 f - Wales -
Island (Prinz-Wales-Insel) genannt, Insel in
Hinterindien, 16 km vor der Westküste der Halbinsel
Malaka, Zu den engl. Straits Settlements gehörig,
beherrscht den nordl.Eingang der Straße von Ätalaka,
bat einen geräumigen, sichern Freihasen und ein star-
kes Fort (Cornwallis). Die Insel bedeckt 276 ykm
mit gemischter Bevölkerung von Chinesen, Malaien,
Indern u. s. w. (S. Straits Settlements.) Obgleich
sich im Westen und Osten weite, mit Rhizopborcn-
wäldern bedeckte Strandsümpfe befinden, ist das
Klima gesund. P. erzeugt Schiffbauholz, Pfeffer
und Reis, Betel und die meisten Erzeugnisse der
ind. Flora. Von Wichtigkeit sind die Anpflanzun-
gen von Gewürznelken, Kokosbüumen und Tapioka.
Auch Muscheln und Zinn werden über P. ausge-
führt. Hauptort ist Georgetown (s. d.). 1893 liesen
2898 Schisse mit 1,59 MM. t ein. P. ist Sitz eines
deutschen Konsuls.
?n1pa. (lat.), das Fleischige am tierischen Kör-
per; der Zahnkeim; Pulpahöhle, die Zahnhöhle
(s. Zahn). - I>. oder Fruchtbrei (Frucht-
mark) heißt auch das saftige Gewebe, das in der
Veerenfrucht die Samen umgiebt; ferner ein daraus
bereiteter Extrakt (s. d.).
Pulpe, die bei der Kartoffelstärkefabrikation nach
dem Auswaschen der Stärke abfallenden Rückstände;
dieselben finden als Viehfutter in Verbindung mit
stickstoff- und fettreichen Kraftfuttermitteln Verwen-
dung. Neuerdings wird die P. in Trockenappa-
raten, ähnlich wie die Rübcnfchnitzel, getrocknet und
dadurch in ein wertvolleres, aufbewahrungs- und
versandfühiges Futter umgewandelt.
Pulpitis, die Entzündung der Zahnpulpa, s.
Zabntrantheiten.
?n1pltnin (lat.), in den röm. Theatern der
mittlere Teil des Prosceniums (s. d.), von dem aus
die Darsteller sprachen; in christl. Kirchen das Lese-
pult, Evangelienpult.
Pulque (spr. -te), der span. Name für das aztekisch
Octli genannte Lieblingsgetränk der Mexikaner.
Es wird aus mehrern Varietäten der ^^liv^ ^ni6i'i-
02.QK ^. bereitet, hat einen unangenehmen Geruch,
schmeckt aber angenehm und ist dabei stärkend und
sehr nahrbaft. Man bereitet auch Pulquebrannt-
wein daraus. In weitere Gärung geraten, giebt
der P. Essig, eingekocht Sirup. Mit Wasser und
Rohrzucker vermischt und nur einige Stunden der
! Gärung überlassen, heißt das Getränk Tepache.
! Puls, Pulsschlag (puläuL), die eigentümliche
! Bewegung, die an größern Arterien (s. d.) durch
^ das Gefühl und das Gesicht wahrnehmbar ist. Vom
Herzen wird bekanntlich das Blut rhythmifch unter
kräftigem Stoße (Herzschlag, Herzstoß, s. Herz,
! Bd. 9, S. 993.) in die Schlagadern (Arterien) ge-
i preßt, und während die Vlutmasfe selbst durch diesen
! Nachschub verhältnismüßig langsam im Gefäß-
system fortrückt, pflanzt sich der Stoß, den die
Vlutsäule erfahren hat, sehr schnell in einer als P.
wahrnehmbaren Welle im arteriellen System fort.
> Im Haargefähsystem wird diese Welle durch Rei-
! düng des Blutes an den Gefäßwandungen ge-
^ brochcn, so daß sie jenseit desselben (in den Blut-
i ädern, Venen) unter normalen Verhältnissen nicht
^ mcbr wahrgenommen werden kann.. Diese Blut-
^ welle erweitert aber nicht bloß die Arterien momen-
l tan, sondern streckt sie auch etwas in die Länge,
! infolgedessen sich das in seiner Umgebung fest an-
! geheftete Gefüßrohr in einer für das Auge und den
tastenden Finger wahrnehmbaren Weise krümmt.
Der Finger, der die Arterie fanft gegen eine harte
Unterlage (einen Knochen) andrückt, fühlt einen tur-
! zen Stop, und die sichtbaren Arterien mackcn eine
! schnellende Bewegung. Setzt man auf die Arterien
! den kurzen Arm eines hebelühnlichen Instruments
! (des Sphygmographen, Pulsmessers oder
Pulszeichners), dessen langer Arm auf einem
vorbeigezogenen Papierstreifen schreibt, so zeichnet
das Instrument eine wellenförmige Linie (Puls-
kurve). Die Geschwindigkeit der Fortpflanzung der
Pulswclle läßt sich mit der Uhr messen, indem man
die Turchtrittszeit des Wellenberges in eine entfern-
tere Arterienstelle mit der Zeit der Herzsystole ver-
gleicht; sie betrügt im Mittel 9 m in der Sekunde.
DieBeschaffenheit desP. ist abhängig von der
Thätigkeit des Herzens und von der Beschaffenheit
der Arterie. Bei schnellem Herzschlag ist auch der
P. schnell (fi-equ6ii8). Erfolgt der Herzstoß kurz
und kräftig, so ist der P. gleichfalls schnell (celer),
im umgekehrten Falle trag (tliräuZ). Eine starre
oder gespannte Arterie macht den P. hart (äui-ug);
wird eine ansehnliche Blutmenge in die Arterie ein-
! getrieben, so wird der P. groß und voll (pisnus),
! während er bei geringer Vlutmenge oder geschwäch-
ter Herzthätigkeit klein (vacuuZ) wird. In gewissen,
namentlich fieberhaften Zuständen wird der P., was
er schon unter gewöhnlichen Verhältnissen in ge-
ringem Grade ist, deutlich doppel schlägig (äi-
crows), und man fühlt gleich nach dem ersten
starken Stoße einen schwüchern zweiten. Weiterhin
unterscheidet man einen regelmäßigen und einen
unregelmäßigen, selbst einen aussetzendenP.,
je nachdem die einzelnen Pulsschläge in gleichen
oder ungleichen Intervallen gefühlt werden. Sei
einem gesunden Manne beträgt die Pulszahl in der
Minute gegen 70, etwa um zehn mehr beim Weibe
und weitere zebn mehr beim Kinde, während der
Säugling gegen 130 Schläge in der Minute hat.
Bei Klappenfehlern des Herzens wird der P. mehr
oder minder wesentlich verändert. Es ist hieraus
ersichtlich, daß das Verhalten des P., wenigstens
in Bezug auf die Frequenz desselben, weit mehr