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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rad (Strafwerkzeug) - Radde
Speichen in der Nabe dauerhaft zu befestigen, um-
giebt man die letztere mit eisernen Ringen, die heiß
aufgezogen werden. Die Gestalt des Radkranzes
ist entweder die eines cylindrischen oder (für ge-
wölbte Straßen) die eines konischen Ringes. Damit
das hölzerne R. genügende Haltbarkeit erlangt, um-
giebt man es mit einem eisernen Reifen, welcher
meist glühend aufgezogen und mittels Nägel oder
Echraubenbolzen mit versenkten Köpfen befestigt
wird. Die R. für Luxuswagen umgiebt man noch
mit Kautschnkstreifen (Gummiräder), um das
Geräusch beim Fahren auf gepflasterten Straßen zu
vermeiden. Die Naben versieht man mit Büchsen
(Achsbüchsen), die am besten vorn verschlossen sind und
in ihrem Hohlraum ein Quantum Echmiermaterial
enthalten, um dieses allmählich der Achse zuzuführen.
Zur Herstellung der R. kommen häufig für alle
Radteile Epecialmaschinen zur Anwendung. So
bedient man sich znr Anfertigung der Naben, da die
Bohrung derselben vollkommen central und rein sein
muß, besonderer Nüderbohrmaschinen. Eine Ma-
schine zum Zerschneiden hölzerner Speichen besteht
aus mcbrern nacheinander angewendeten Kreis-
sägen. Die hölzernen Felgen werden oft durch
Holzbiegmaschinen (s. d.) hergestellt. Bei den als
Speichenräder ausgeführten Eisenbahnwagenrüdern
(s. Betriebsmittel, Bd. 2, S. 903 d) werden die Na-
ben und Speichen aus weißglühendem Sckmiede-
eiscn unter hydraulischen Pressen in gußeisernen
Formen gebildet. Die stählernen Radreifen werden
auf besonders konstruierten Walzwerken gewalzt,
genau nach Maß abgedreht und heiß auf die Spei-
chenräder aufgezogen. Die R. werden dann meist
in kaltem Zustande mit hydraulischen Pressen (Rä-
derpressen) auf die Achsköpfe aufgezogen. Zum
Abdrehen der bereits auf der Achse filzenden Eisen-
bahnwagenrädcr sind besonders konstruierte Dreh-
bänke (Rüderdrehbänkc) in Gebrauch.
Rad, Strafe des R. oder Rädern, eine
Todesstrafe, deren Wesen darin bestand, daß dem
Verbrecher die Glieder durch ein R., mit einer Keule
oder in anderer Weise zerschlagen wurden. Die Strafe
war bei den Römern und früh auch in Deutschland
gebräuchlich. Das N. wurde hauptsächlich gegen
Staatsverbrecher und Räuber angewendet, in eini-
gen Ländern nur gegen Männer. Die mildere Form
war die von oben nach uuten, wobei der Verdrecker
den Gnadenstoß, der Genick und Herz zerstieß, im
Anfang erhielt; die schwerere von unten nach oben.
Der Verbrecher wurde hierbei auf der Erde oder
einem hölzernen Kreuz ausgestreckt, dann wurden
ihm seine Arme, seine Beine und sein Rücken zer-
stoßen und hiernach der noch lebende Verbrecher
mit den gebrochenen Gliedern in die Speichen eines
R. geflochten und mit feinen Qualen, bisweilen noch
bis zum andern Tage lebend, zur Schau gestellt.
Das Radstechten des Leichnams und die Schau-
stellung kam auch manchmal als der Todesstrafe
nachfolgende Schärfung vor, wenn der Verbrecher
in anderer Weise, z. V. durch Enthauptung getötet
war. In Preußen wurde die Aufflechtunq des Kör-
pers anf das R. durch Kabinettsordcr vom 19. Okt.
1811 abgeschafft. - Vgl. Jakob Döpler, ^eati-um
poenai-um (Sonderst?. 1693); Vöhmer, Über die
Wahl der Todesstrafen (im "Neuen Archiv des
Kriminalrechts", Bd. 5, Halle 1821).
Radabweifer, s. Abweiser.
Radagaisus, Ratiger, german. Heerführer
von ungewisser Herkunft, der 404 n. Cbr. mit einem
aus angeblich über 200000 Mann bestehenden Heere
von Goten, Sueven und Vandalen in Oberitalien
einbrach und Florenz belagerte, aber durch Stilicho
405 bei Fäsulä geschlagen und getötet wurde.
s. Marshallinseln.
Nad an der Welle, s. Wellrad.
Nadaune, Fluh in Westpreußen, entstießt dem
15 Km langen Nadaunesee, durchströmt den
Klodno-, Vrodno- und Ostritzsee, teilt sich unterhalb
Praust in die Alte und Neue R., von denen jene
bei Nonnenhof, diese unterhalb Danzigs in die
Mottlau mündet.
Radautz. 1) Bezirkshauptmannschaft in der
Bukowina, hat 2140,66 hkm und (1890) 70643
(35 766 männl., 34 877 weibl.) E., 28 Gemeinden
mit 33 Ortschaften und 5 Gutsgebiete und umfaßt
die Gerichtsbezirke R. und Seletyn. - 2) Stadt
und Sitz der Vezirkshauptmannschaft R. sowie eines
Bezirksgerichts (1842,82 ykm, 60986 meist rumän.
E.), an der Linie Hadikfalva-R. (9 Km) der Vuko-
winaer Lokalbahnen, hat (1890) 12895 meist deutsche
E., eine röm.-katb., eine griech.-orient. Kirche (1402)
mit Gräbern moldauischer Fürsten, evang. Kirche,
schöne Synagoge, ein deutsches Staatsobergymna-
sium und ein großes Staatsgestüt (1450 Pferde).
- Vgl. Wickenhausen, Geschichte des Bistums R.
(Bd. 4 der "Molda", Czernowitz 1890).
Nadbarometer, s. Mikrobarometer.
Radbertus Paschasius, s. Paschasius Rad'
bertus.
Radbufa, Nebenfluß der Beraun (s. d.).
Radcliffe (spr. räddklisf), Stadt in der engl.
Grafschaft Lancashire, 6 km südöstlich von Bolton-
le-Moors, Station der Westlinie der Lancashire-
und Jorkshirebahn, hat (1891) 20020 E. (gegen
15 856 im I. 1881); Kohlengruben, Baumwoll-
weberei und Kattundruckerei. MOa).
Radcliffofen, s. Eisenerzeugung (Bd. 5, S.
I?ac?^., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung
für Giuseppe Raddi, einen ital. Botaniker und
Forschungsreisenden, geb. 9. Febr. 1770 zu Florenz,
gest. 6. Sept. 1829 auf Rhodus; er bereiste Brasilien.
Raddampfer, s. Dampfschiff (Bd. 4, S. 745 d)
und Schaufelräder.
Nadde, Gust. Ferd. Richard, Reisender und
Naturforscher, geb. 27. Nov. 1831 zu Danzig, be-
reiste 1855 - 60 im Auftrag der Russischen Geo-
graphischen Gesellschaft zu Petersburg den Süden
von Ostsibirien und legte die zoolog. Ergebnisse seiner
Forschungen in seinen "Reisen im Süden von Ost-
sidirien" (Bd. 1: "Die Säugetier-Fauna", Petersb.
1862; Bd. 2: "Die Festlands-Ornis des südöstl.
Sibirien", 1864) nieder. Ein Band in den von der
kaiserl. Akademie der Wissenschaften veröffentlichten
"Beiträgen zur Kenntnis des Russischen Reichs"
enthält den Bericht über diese Reise. Seit 1863
lebt R. in Tiflis, wo er Vorstand des durch ihn
begründeten naturhistor.-ethnogr. und Altertums-
museums ist. Über seine Reisen und Forschungen
in den kaukas. Gebieten und Hocharmenien stehen
Berickte in Petermanns "Mitteilungen" (Jahrg.
^ 1865 fg.). Seine Reisen in Mingrelien sind in den
> zu Tiflis erscheinenden "Berichten über die biolog.-
geogr. Untersuchungen in den Kaukasusländern"
lJahrg. 1866) beschrieben. Ferner erschienen: "Die
Chews'uren und ibr Land" (Cass. 1878), "Male-
risches Rußland: Der Kaukasus" (Petersb. 1884),
"Oriiig cauckZica" (Cass. 1884), "Reisen an der