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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Radierung - Radizieren
in der Radierkunst (s. d.) die Zeichnung in die Me-
tallplatte graviert wird.
Radierung, eine mittels der Radiernadel in
eine Kupfer- oder Etahlplatte eingravierte Zeich-
nung, dann der mittels der Kupfcrdruckpresse
(s. Kupferdruck) hergestellte Abzug von solcher Platte.
(S. Atzen, Maler-Radierer, Radierkunst.) - über
lithographische N. s. Lithographie und litho-
graphischer Druck (Bd. 11, S. 2^3 a).
Radieschen, s. Rettich.
Radiieren (lat.), ausstrahlen.
Radikal (vom lat. i-aäix, Wurzel), eine Denk-
weise oder ein System des Handelns, das überall
bis zu den letzten Folgerungen eines Grundsatzes,
gleichsam bis auf die Wurzel, zu gehen sucht. Vor-
zugsweise wendet man den Ausdruck Radikalis-
mus auf solche Richtungen der Wissenschaft und
des Lebens an, die im Forschen und Handeln rück-
sichtslos die Konsequenzen eines Grundsatzes zur
Geltung zu bringen suchen und dabei sich berechtigt
glauben, von aller Anknüpfung an das Bestehende,
aller allmählichen Entwicklung daraus abzusehen.
Radikale, zusammengesetzte, in der Chemie
Atomkomplexe oder Reste aus Verbindungen, die
bei chcm. Umsetzungen unverändert in die Produkte
übergehen. Sie wurden srüher als den Elementar-
atomen analog wirkende chcm. Gebilde definiert und
ihnen daher eine besondere Energie der Existenz zu-
geschrieben, so daß man sich viel damit beschäftigte,
sie wie die Elemente aus ihren Verbindungen in
freiem Zustande darzustellen. So sah man z. B. das
in den Ammoniumsalzen an Stelle des Kaliums in
den so ähnlichen Kaliumsalzen stehende Ammonium,
^Ü4, als ein zusammengesetztes Radikal an, ob-
gleich seine Isolierung in keiner Weise gelang, son-
dern das Ammonium bei allen Versuchen in Am-
moniak und Wasserstoff zerfiel. Die neuere Chemie
hat sich von diesem engen Radikalbegriff freigemacht,
aber für Reste, die bei Umsetzungen sehr häufig als
solche in neue Verbindungen übergehen, doch beson-
dere Namen beibehalten. (S. Organische Radikale.)
Radikalessig, soviel wie Eisessig (s. Essigsäure).
Radikalformel, s. Chemische Formeln.
Radikalismus, s. Radikal.
Radikalkur, s. Palliativ.
Radikaltheorie, die systematische Betrachtung
organischer chem. Körper als Verbindungen zu-
sammengesetzter organischer Radikale (s. Radikale,
zusammengesetzte, und Organische Radikale). Sie
bezeichnet das erste Eindringen in die Konstitution
der Kohlenstoffverbindungen. An ihrer Gestaltung
batten vor allen andern Chemikern Verzelius und
Liebig den Hauptantcil (ältere N.). Ibre Weiter-
entwicklung, die zugleich zur allmählichen Auf-
lösung der gvößern Radikale in kleinere (neuere
R.) und damit zu ihrer Verflüchtigung und zur
Strukturtheorie (s. Struktur) geführt hat, ist nament-
lich von Kolbe durchgeführt worden.
Radinger, Joh. Fricdr., Edler von, Lcbrer des
Maschinenbaues, geb. 31. Juli 1842 in Wien, ist
ein Schüler Vurgs, dessen Assistent er 18l)3 -06
war, und Engerths bei dessen Plänen für das ^perr-
schiff des Donaukanals in Wien. Er richtete die
neue Staatsdruckerei und das Hauptmünzamt in
Wien ein. 1892 wurde er in den erblichen Adelsstand
erhoben. Außcrden Ausstellungsberichten von Paris
1867, Wien 1873 und Philadelphia 1876 schrieb er:
"Über Dampfmaschinen mit hoher Kolbengeschwin-
digkcit" (3. Aufl., Wien 1892), "Dampfmaschinen
und Transmissionen in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika" (ebd. 1879), "über Kraftvertei-
lung mit komprimierter Luft" (ebd. 1889).
Radiolarien, s. Strahlinge. ftitenkalke.
IkHÄiolitbL, fossile Muschelgattung, s. Hippu-
Radiometer (lat.-grch.), Lichtmühle, ein von
Crookes (1874) erfundenes Instrument (s. nach-
stehende Abbildung), das aus einem möglichst luft-
leer gemachten Glasballon bestebt, in dem ein vier-
armiges, um eine lotrechte Achse sehr leicht dreh-
bares Aluminiumkreuz sich befindet; an dem Ende
eines jeden Arms ist ein sehr leichtes, auf einer
Seite geschwärztes Schcibchen (aus Aluminium,
Glimmerblättchen, Holundermark u. dgl.) so be-
festigt, daß seine Ebene durch die Achse geht, und
daß die geschwärzten Flächen jener vier Scheibchen
in demselben Drehungssinn liegen. Setzt man das
N. dem Lichte aus, so sängt dieses
Kreuz zu rotieren an, derart, als
ob die schwarzen Flächen von dem
Lichte zurückgestoßen würden. Je
kräftiger die Lichtquelle ist, desto
rascher dreht sich das Kreuz. Die
Drehung rührt nicht von einem
Stoß der Lichtstrahlen auf die ge-
schwärzten Flächen her, wie Croo-
kes ursprünglich annahm, sondern
zunächst von Temperaturunter-
schieden. Daß nicht das Licht die
Rotation bewirkt, ist bewiesen
worden, indem das Kreuz nicht in
Rotation gerät, wenn dem Licht,
von dem es bestrahlt wird, die
Wärmestrahlen dadurch entzogen
werden, daß man das Licht vorher
durch eine Alaunplatte oder eine Alaunlösung gehen
läßt. Leitet man aber die Strahlen durch eine duulle
Iodlösung, so werden die Lichtstrahlen von der-
selben ausgelöscht (absorbiert), und es dringen nur
die dunkeln Wärmestrahlen durch, welche das Kreuz
in Umdrehung versetzen. In welcher Weise die Un-
gleichheit der Temperatur die Rotation veranlassen
kann, ist gegenwärtig noch eine offene Frage. Ge-
wöhnliche durch die Temperaturvcrschieocnheit be-
wirkte Luftströmungen können in dem höchst luftver-
dünnten Raum kaum vorhanden sein. Einige Phy-
siker (Tait, Dcwar, Finkener und später Crookes)
suchen die Notation aus der kinetischen Gastheorie,
nach der die Gasteilchen auf die Wände stoßen, zu
erklären; andere (Reynolds, Govi, Zöllner) suchen
die Rotation auf eine Emission oder Evaporation
der an der Oberstäche der Körper kondensierten Gase
oder Dämpfe zurückzuführen. Bei einem schwim-
menden R. dreht sich der Glasballon entgegengesetzt
wie die Flügel, wie Schuster nachgewiesen hat. Dies
beweist, daß die Drehung durch Kräfte erfolgt, die
auf Gegenwirkung zwischen den Flügeln und dem
Inhalt des Ballons beruhen. ^(s. d.).
Radiophon (lat.-grch.), soviel wie Photophon
Radius (lat., "Strahls in der Mathematik
gleichbedeutend mit Halbmesser (s. d.); R. vector
(Fahrstrahl, Leitstrahl, Zuglinie) eines be-
wegten Punktes heißt seine, im allgemeinen ver-
änderliche, Entfernung von einem festen Punkt. (S.
Kegelschnitte.) In der Anatomie bezeichnet R. die
Speiche (s. Arm).
"2.äix (lat.), Wurzel.
Radizieren (radicieren, lat.), wurzeln, Wur-
zel schlagen; in der Mathematik soviel wie: die