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Rae – Raffael Santi
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Radziwill'
gehörig. Ein anderer Sohn, Prinz Edmund, geb. 6. Sept. 1842, päpstl. Hausprälat und
derzeit Benediktiner im Kloster Beuron, war 1874–81 Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Beuthen-Tarnowitz,
dem Centrum angehörig; er schrieb «Die kirchliche Autorität und das moderne Bewußtsein» (Bresl. 1872), «Ein Besuch in
Marpingen» (Berl. 1877), «Canossa oder Damaskus» (ebd. 1878). – Vgl. Die histor. Stellung des Hauses R. (Berl. 1892).
Rae (spr. reh), John, Polarforscher, geb. 30. Sept. 1813 auf den
Orkney-Inseln, studierte in Edinburgh Medizin, ging dann im Dienste der Hudsonbaicompagnie nach Nordamerika und war 10
Jahre in der Moose-Factory stationiert. Von hier unternahm er 1846 seine erste Bootfahrt zur Repulsebai und machte nach der
Überwinterung eine Überlandreise, wodurch er die Aufnahmen von John Roß und Parry miteinander verband. 1848 ging er mit Sir
John Richardson zum Mackenzie, um Franklin zu suchen; von da folgte er der ganzen Nordküste bis zum Kupferminenfluß. Zu
gleichem Zweck ging er auf Veranlassung der Regierung 1851 nach der Südküste vom Wollastonlande und nach dem
Victorialande. Für diese Leistungen erhielt er die goldene Medaille der Geographischen Gesellschaft zu London. 1853 sandte ihn
die Hudsonbaicompagnie wieder aus; R. bewies, daß das King-Williamsland eine Insel sei, auch erhielt er die ersten Nachrichten
von den Eskimos über das Schicksal Franklins. Dafür erhielt er von der Admiralität einen Ehrensold von 10000 Pfd. St. Später
bereiste er noch Island, Grönland und die Vereinigten Staaten. Er starb 22. Juli 1893 in Addison Gardens. R. schrieb:
«Narrative of an expedition to the shores of the Arctic Sea» (Lond. 1850); ferner Berichte im
«Journal» der Royal Geographical Society,
Bd. 22 u. 25.
Raeren (spr. rah-), Dorf im Kreis Eupen des preuß. Reg.-Bez. Aachen, 11 km
südlich von Aachen, an einem Bach und an den Nebenlinien Aachen-St. Vith und Herbesthal-R.
(13,3 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 3845 E., Postagentur, Telegraph, kath. Kirche
und Viehzucht. R. war im 16. und 17. Jahrh, einer der Hauptorte der Fabrikation des niederrhein. Steinzeugs. Die Arbeiten sind
von grauem Thon, ähnlich denen von Siegburg, aber von rotbrauner, bräunlich orangefarbiger, auch graugelber und grauweißlicher
Glasur, welche dicker ist als die von Siegburg. In R. wurden vorzugsweise die sog. Bartmannskrüge (s. d.)
fabriziert.
Raff, Joachim, Komponist, geb. 27. Mai 1822 zu Lachen im Kanton Schwyz, wurde dort im Lyceum
der Jesuiten zum Lehrfach ausgebildet. Auf Mendelssohns Empfehlung kamen seine ersten Kompositionen zum Druck
(Lpz. 1843), was ihn bestimmte, sich gänzlich der Musik zu widmen. Außer Mendelssohn war besonders Liszt von Einfluß auf ihn,
mit dem er 1850 nach Weimar zog. Seiner Begeisterung für Wagner gab er damals in mehrern Kritiken und Schriften Ausdruck,
von denen «Die Wagner-Frage» (Bd. 1, Braunschw. 1854) die umfänglichste ist. 1855 siedelte R. nach Wiesbaden über; 1877
wurde er Direktor des neugegründeten Hochschen Konservatoriums in Frankfurt a. M., wo er 24. Juni 1882 starb. R. war als
Instrumentalkomponist bedeutend; seine Hauptwerte, die Sonaten für Klavier und Violine und die beiden Programmsinfonien
«Im Walde» und «Lenore», sind ↔ durch fließende Erfindung und warmen Ton ausgezeichnet. Aus seinem
Nachlasse erschienen 1894 zwei «Shakespeare-Ouverturen» («Romeo und Julie» und «Macbeth») für großes Orchester.
Raffael Santi, auch Rafael,
Raphael (ital. Raffaello), irrtümlich
Sanzio,ital. Maler, geb. 1483 zu Urbino. Der Geburtstag selbst ist streitig: je nachdem man
die vom Kardinal Bembo verfaßte Grabschrift R.s deutet, welche besagt, er sei «an dem Tage, an dem er geboren war,
gestorben» («quo die natus est eo esse desiit VIII Id. April MDXX», d. i. 6. April 1520,
damals Karfreitag), setzt man den Geburtstag auf den 6. April oder auf den Karfreitag, d. i. 28. März 1483, an. Seine erste
künstlerische Unterweisung dankte er dem Vater Giovanni Santi (s. d.), den er
jedoch bereits im 12. Jahre verlor, sodann einem unbekannten Meister in Urbino, vielleicht dem Timoteo Viti, mit dem er auch
später enge Beziehungen unterhielt. Erst 1499 verließ er die Vaterstadt und trat in die Werkstätte des damals hochberühmten
Malers Perugino (s. d.) in Perugia. Das älteste Datum, welches man auf seinen Bildern antrifft, ist das Jahr
1504 (auf dem «Sposalizio», s. unten); doch hat er gewiß schon früher selbständig für
Kirchen in Perugia und in Città di Castello gearbeitet. 1504 siedelte R. nach Florenz über, wo er die nächsten Jahre mit einigen
Unterbrechungen, die ihn nach Perugia und Urbino zurückführten, verweilte. In Florenz war der Einfluß Leonardos und Fra
Bartolommeos auf seine künstlerische Vervollkommnung am mächtigsten; von jenem lernte er die korrekte Zeichnung, von
diesem den symmetrischen und dabei doch bewegten Aufbau der Figuren. Als abschließendes künstlerisches Resultat seines
Aufenthalts in Florenz ist die 1507 für San Fancesco in Perugia gemalte Grablegung zu betrachten (jetzt in der Galerie Borghese
zu Rom).
Auf Bramantes Veranlassung wurde er dann 1508 vom Papst Julius II. nach Rom berufen. Dort schmückte er im Vatikanischen
Palast eine Reihe von Prunkgemächern, die sog. Stanzen, sowie die anschließenden Loggien mit berühmt gewordenen
Darstellungen. R.s Ruhm verbreitete sich weithin. Von den Päpsten Julius II. und Leo X. wurde er mit Aufträgen überhäuft, für
König Franz I. von Frankreich und andere Große war er thätig, eine große Zahl von Schülern schloß sich ihm an, und zu diesen
Künstlerehrungen kam eine außerordentlich glänzende Stellung. Von schönen, milden Gesichtszügen, die jugendliche schlanke
Gestalt in prächtige Gewänder gekleidet, hatte R. mehr das Aussehen eines Fürsten als eines Malers; seine liebenswürdige
Persönlichkeit und sein heiteres, angenehmes Wesen, das seine Zeitgenossen nicht genug preisen können, stand in schroffen
Gegensatz zu dem finstern, verschlossenen, grübelnden Wesen seines größten Nebenbuhlers Michelangelo, von dem er auch
seiner Kunstrichtung nach so sehr verschieden war. In den letzten fünf Jahren seines Lebens war er noch oberster Leiter des
Baues der Peterskirche, und neben architektonischen Studien nahmen ihn noch archäol. Untersuchungen in Anspruch. Er
studierte den Vitruv, und um die alten Denkmäler selbst auf sich wirken zu lassen, kam er auf den Gedanken, das ganze alte Rom
aus dem Schutt der Jahrhunderte wieder an das Tageslicht zu fördern. Ein Breve des Papstes Leo X. machte ihn zum
Konservator der Denkmäler 10 Miglien weit im Umkreis von
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 592.