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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ranunkelmohn - Raphe
Gattung I^ti-acliium (Froschkraut) abgegrenzt
wird, die schwimmenden oder untergetauchten For-
men. Zu beiden gehören zahlreiche 'in Deutschland
wild vorkommende Arten. Eine der bekanntesten ist
das Scharbocks kraut, auch Feig würz (Feig en-
wurz) genannt, R. I^icai-ia. Iv. (I^icaria ranuncu-
^0iäk3 I^enc/i), das ans Wiesen, an Wegen u. s.w.
überall häufig vorkommt und sich durch knollige Wur-
zeln auszeichnet. Diese enthalten viel Stärkemehl
und sind nach der Blütezeit eßbar, sie werden häufig
nach starkem Negen blohgelegt, und da sie ungefähr
die Form von Getreidekörnern haben, mit der bibli-
schen Manna verglichen. Ferner sind zu erwähnen
die wegen ihrer giftigen Eigenschaften bekannten 1'.
8C6i6ratu8 ^. mit kleinen Blüten und langen dicht-
gedrängten Fruchtähren, sowie li. Namniula ^.;
beide kommen besonders auf sumpfigen Wiesen, an
Gräben u. dgl. vor, sie enthalten einen scharfen Saft,
der auf der Haut Blasen zieht, übrigens sind die
meisten Arten als gistig zu betrachten und sind des-
halb als schlechte Futterkräuter auf Wiesen nicht
gern gesehen, wenn sie auch ihre scharfen Eigenschaf-
ten nach dem Trocknen vielfach verlieren.
Von den im Wasser wachsenden Formen finden
sich in Deutschland gleichfalls mehrere ziemlich häufig
sowohl in stehenden wie in fließenden Gewässern.
Die bekanntesten sind ^. Nuiwn8 ^v. in rasch fließen-
den Bächen und Flüssen mit langen, flutenden, unter-
getauchten Stengeln und Blättern, 15. ayuatilig !>.,
ii. äiv^ric^tuL ^c/ic/c. in stehenden Gewässern, der
letztere mit borstensörmig zerteilten, ziemlich starren,
meist untergetauchten Blättern, der erstere mit zweier-
lei Vlattformen, indem die schwimmenden breit ge-
lappt, die untergetauchten in zahlreiche fadenförmige
Zipfel zerteilt find. Alle zu dieser Abteilung ge-
hörenden Arten haben weiße Blüten, die sich über die
Wasseroberflüche erheben. Einige gefüllt blühende
Spielarten werden als Zierpflanzen in den Gärten
unterhalten, z. B. von 15. i-6p6N8 ^., dem Kricch-
hahnenfuß, und 15. aci-is _?>., dem scharfen
Hahnenfuß, wegen der Bildung und der gold-
gelben Farbe der Blumen gewöhnlich Goldknöpf-
chen genannt, während 15. acouitiloliuZ ^,. mit
weißen gefüllten Blumen den Namen Silber-
knöpfchen führt. Vlumistisch bedeutender ist II.
H8iatiou8^., der Gartenranunkel, der, feit länger
als 300 Jahren in Kultur, in unzählige halb oder
ganz gefüllte Farbcnvarietäten ausgegangen ist. Eine
Form, die aus Afrika stammen soll, der türkische
Ranunkel, hat kräftiger entwickelte Blätter und
Stengel und mehr halbkugelig gebaute Blumen.
Man pflanzt den Ranunkel durch Teilung des Wurzcl-
stocks fort. Aus Samen, den man von einfachen
oder höchstens halb gefüllten Blumen gewinnt, blüht
der Ranunkel erst im dritten Jahre.
Nanunkelmohn, s. I^Mver.
Ranunkulaceen (^anuncuIacöÄL), Pflanzen-
familie aus der Ordnung der Polycarpen (s. d.) mit
gegen 1000 über die ganze Erde verstreuten Arten,
größtenteils trautartige, seltener strauchartige Ge-
wächse, einige der letztern haben kletternde Stengel.
Die Form der Blätter ist sehr verschieden; die Blüten
sind zwitterig und meist regelmäßig gebaut, sie be-
stehen aus einem drei- oder mehrblättcrigen, ge-
wöhnlich fünfzähligen Kelch, einer mit dem Kelch
gleichzähligen Blumenkrone, zahlreichen hypogynisch
angefügten Staubgesäßen und mehrern einfächerigen
Fruchtknoten, aus denen sich einsamige Achänen ent-
wickeln. Viele R. sind osfizinell und Zierpflanzen.
Ra.n2 äs8 va.oks8 (frz., spr. rangs da wasch),
s. Kuhreihen. Wiederkäuer.
Ranzen, Pansen, erste Magenabteilung der
Ranzig nennt man Ole oder Fette, die durch
langes Aufbewahren und Luftzutritt ihren milden
und süßen Geschmack und Geruch verloren und einen
scharfen, unangenehmen Geruch und einen widrigen
Geschmack angenommen haben. Das Ranzigwerden
ist eine Folge einer eingetretenen Zersetzung, durch
die aus den Fetten freie, am Geschmack und Geruch
erkennbare Fettsäuren abgespalten werden. Um
diese Säuren zu neutralisieren und z. B. ranzig ge-
wordene Butter wieder genießbar zu machen, kann
man das Fett mit verdünnter Lösung von Soda
oder besser noch von Natriumbicarbonat waschen.
Ranzion (frz. 1-^90"), Lösegeld, die Geld-
summe, durch die Kriegsgefangene ehemals los-
gekauft werden mußten. Im 17. und 18. Jahrh,
wurden dafür durch Kartellverträge vollständige
Tarife je nach Rang und Waffengattung aufgestellt.
Seit den franz. Nevolutionskriegen werden Gefan-
gene nur gegen Gefangene ausgewechselt.
Naosa, vielbesuchtes Dorf bei Aurangabad (s. d.).
Raoul-Duval (spr.räuhl düwäll), Edgar, franz.
Politiker, geb. 9. April 1832 in Laon (Depart.
Aisue), begann früh feine jurist. Laufbahn und war
nacheinander Staatsanwaltsvcrlreln in Nantes,
Generaladvokat in Angers, Bordeaux und Nouen.
Nach der Revolution vom 4. Sept. 1870 nahm er
seine Entlassung und wurde Juli 1871 in die Natio-
nalversammlung gewühlt, wo er als gemäßigter
Imperialist der monarchistischen Majorität ange-
hörte. 1876 wurde er in die Deputiertenkammer
gewählt; bei den Wahlen von 1877 erhielt er kein
Mandat. Er starb 11. Febr. 1837 in Paris.
Rapa, die Sole der russ. Salzseen, insoweit sie
so stark gesättigt ist, daß sie beim natürlichen Ver-
dunsten Salz absetzt.
Rapa oder Opar 0, eine der südöstlichsten Inseln
des Tubuai-Archipels im südl. Großen Ocean, unter
27° 40' südl. Vr. und zwischen 144° 15' und 144°
22' westl. L., 42 (ikin groß, mit 200 christl. E., ist
gebirgig, vulkanischen Ursprungs, reich an vortreff-
lichen Kohlenflözen und liefert ansehnliche Erträge
an Tabak, Bananen und Arrow-Root. Der ge-
räumige Hafen Aurai an der Nordostküste ist Kohlen-
R2.M0S8, s. Raubvögel. Station.
R.N.PNSIÄ., lat. Benennung für Raubtiere.
Rapallo, Hafenstadt im Kreis Chiavari der ital.
Provinz Genua, an der Riviera di Levante und im
Golf von N., an der Linie Genua-Spezia des
Mittelmeernetzes, in überaus malerischer Um-
gebung, hat (1881) 2625, als Gemeinde 10179 E.;
Spitzenklöppelci, Handel mit Olivenöl und bei dem
angenehmen Klima viel Fremdenverkehr. Vom 1.
bis 3. Juli findet ein großes Fest in der Wall-
fahrtskirche Madonna di Montallegro (605 m) auf
dem Moute-Rosa im NO. von R. statt.
Rapanui, s. Osterinsel.
Napö (frz.), geriebener Schnupftabak (s. d.).
Raphael (hebr., "Gott heilt"), einer der Erz-
engel (s. d.), der im Buch Tobiä (Tobit) eine Rolle
spielt. Er wird dargestellt mit Wanderstab und
Kürbisflasche (als Beschützer der Pilqer).
Raphael Santi, ital. Maler, s. Raffael Santi.
Raphania (grch.), früher Name der Kriebelkrank-
NN.M3.nn3, Pflanzcngattung, s. Rettich, ^heit.
Raphe oder Naht, die Partie der Samenknospe
oder auch des Samens, an der der Nabelstrang