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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Renne - Rennes
Aufnahme von Rennpferden. Die bedeutendsten
R. sind in Deutschland: Hoppegarten und Carls-
horst bei Berlin, Horner Moor bei Hamburg und
Iffezheim bei Baden-Baden; ferner die R. von
Frankfurt a. M., Hannover, Leipzig, Gotha, Breslau
lmd Aoberan; in Asterreich-Ungarn: Freudenau bei
Wien, Totis bei Budapest, Prag und Pardubitz; in
England: Newmarkct, Epsom, Doncaster und San-
down-Park; in Frankreich: Longchamps, Chan-
tilly und Auteuil. Die bedeutendsten Trabrenn-
bahnen in Deutschland sind: Berlin-Westend und
Altona-Vahrenfeld.
Über die R. der alten Griechen und Römer s. Hip-
podrom und Cirkus. Besonders berühmt war der
Hippodrom zu Konstantinopel, von den Türken
At-Meidan benannt, den KaiserSeverus anlegte
und Konstantin d. Gr. prächtig ausschmückte. Er
hat in seiner jetzigen Gestalt die Form eines Recht-
ecks von 70 m Breite und 300 m Länge. Unter
den erhaltenen Denkmälern des Altertums ist na-
mentlich berühmt eine aus drei bronzenen Schlan-
gen gewundene, gegen 5 in hohe Säule, die ehe-
dem in Delphi den goldenen Dreifuß trug, den die
Griechen nach der Schlacht bei Platüä weihten.
Auf dem Turme über den Schranken (cancelii),
worin die Pferde standen, waren die berühmten
vier bronzenen Rosse aufgestellt, die nach der Er-
oberung Konstantinopels durch die Lateiner 1204
nach Venedig abgeführt wurden, um die Haupt-
thüre der St. Marcuskirche zu schmücken. Schon in
Rom waren bei den Circensischen Spielen (s. d.) Par-
teien (I^ctionßg) aufgetreten, ursprünglich wahr-
scheinlich aristokratische Rennklubs, die sich durch die
Farbe ihrer Gewänder und der Kleider ihrer Wagen-
lenker unterschieden. Zuerst sollen es vier gewesen
sein, blau, weiß, grün und rot; aber die Roten ver-
einigten sich allmählich mit den Grünen und die
Weihen mit den Blauen. In Konstantinopel ge-
wannen diese Parteien der R. noch größere Wich-
tigkeit. Die beiden Faktionen der Blauen und der
Grünen wurden förmlich als Korporationen an-
erkannt, hatten ihre eigenen Statuten, Vorsteher
und Beamte und wirkten bei feierlichen Aufzügen
und Hoffesten mit; Kaiser und Hof und fast alle
Bürger schloffen sich der einen oder andern Farbe
an. Unter Kaiser Anastasios I. kam es 501 zum
erstenmale zwischen den beiden Faktionen zum
Kampfe. Indem Iustinianus I. die wiederholten
Ruhestörungen durch harte Bestrafung der Übel-
thäter stillen wollte, erhob sich 532 der Nikaausstand
ls. d.). - Vgl. Wilken, über die Partheyen der R. (in
den "Abhandlungen" der Berliner Akademie, 1827);
Ep. Stamatiadcs, '0 l^^ospo^o? -^ X^ven"^-
^7r<5X5"? (Athen 1868); A. Rambaud, Oe d^antino
kip^oäi-omo 6t C.ii-c6ii8idii8 taetioniduZ (Par. 1870);
E. Grosvenor, Ids bippoäromk ok (^onätantinopis
knä it3 8ti11 6xi8tinF monuments (Lond. 1889).
Die R. beim Radfahrfport (s.d.) sind meist ellipsen-
förmig, 333^3-550 in lang (meist 35 cm von der
Innenkante gemessen), 5-11 m breit, mit 20-84 m
Kurvenradius und einer Kurvenerhöhung von 0,35
bis 2,50 m. Die Fahrfläche besteht aus eingewalzten
Schlacken, Ziegelmehl, Hammerschlag, Makadam
u. a., in neuerer Zeit fast ausnahmslos aus Cement
oder Holz. Zur Wiederherstellung alter chauffecartig
angelegter R. wird ein Teerüberzug mit Erfolg an-
gewendet. Die bedeutendsten R. haben in Deutsch-
land: Berlin (500 m), Hamburg (500 m), Leipzig
(500 m, Cement), Vreslau (400 m, Cement), Frank-
furt a. M. (401,3 m), Lübeck (400 m, Holz); m
Österreich: Wien und Graz; in England: Herne-Hill
und Kensal-Rise in London; in Frankreich: Paris
(Völodröme Buffalo) und Bordeaux (Veiodröme du
Parc); in Amerika: Springfield und Walthamstow.
Renne, s. Lab. . ^gatta.
Rennen, s. Wettrennen; im Rudersport, s. Re-
Rennen, metallurgischer Prozeß, s. Rennarbeit.
Renner, Gedicht von Hugo (s. d.) von Trimberg.
Rennes (spr. renn). 1) Arrondissement im franz.
Depart. Ille-et-Vilaine in der Bretagne, hat auf
1393,i9 hkm (1891) 168268 E., 10 Kantone und
78 Gemeinden. - 2) R., Hauptstadt des Depart.
Ille-et-Vilaine und der Bretagne, an der Mündung
der Ille in die Vilaine, am Ille-Rancekanal und an
den Linien Laval-Brest, R.-Chateaubriant (61 kiu
nach Angers) und St. Malo-R.-Nedon der West-
bahn, Sitz des Präfckten, des Generalkommandos
des 10. Armeekorps, der Kommandos der 19. In-
fanteriedivision, der 38. Infanterie- und der 10. Ar-
tilleriebrigade; eines Erzbifchofs, eines Appellhofs,
Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, einer
Handels-, Gewerbe- und Ackerbautammer, eines
Schiedsgerichts, einer Forstinspektion, einer Spar-
kasse und einer Filiale der Bank von Frankreich, hat
(1891) 54919, als Gemeinde 69232 E., in Garni-
son das 41. Infanterie-, 7. und 10. Artillerieregi-
ment sowie die 10. Gendarmerielegion; eine Uni-
versität mit drei Fakultäten (juristische, mathema-
tisch-naturwissenschaftliche und philosophische) mit
(1894) 38 Lehrern und 1116 Hörern, sowie einer
Bibliothek von 19945 Bänden, eine mediz.-pharma-
ceutische Vorbereitungsschule, Artillerieschule, Ma-
ler-, Bildhauer- und Zeichenschule, ein Lyceum, Se-
minare für Lehrer und Lehrerinnen, eine Ackcrbau-
und eine Forstschule, ein Hospital, Irren- und
Siechenhaus, Spital, Waisen- und Rettungshaus,
eine Bibliothek mit 68000 Bänden, Museum, Thea-
ter, botan. Garten und ein Centralgefängnis mit
etwa 800 weiblichen Gefangenen. R. besteht aus der
obern Stadt auf dem rechten Ufer der Vilaine und
am Kanal und der füol. untern Stadt. Erstere, die
eigentliche Stadt, ist nach dem großen Brande vom
22. bis 29. Dez. 1720 neu und regelmäßig aufge-
baut, hat schöne Plätze (Place de St. Mclaine, du
Palais, de la Mairie u. a.) und Promenaden (Le
Thabor mit einer Statue Duguesclins und einer
der Freiheit), ferner die Kathedrale Et. Peter, die
moderne got. Kirche St. Aubin und die alte Abtei-
kirche Notre-Dame en St. Melaine (11. bis
13. Jahrb.), den Iustizpalast (1618 - 54), von
Jacques Debrosse für das bretonifche Parlament er-
baut, das halbkreisförmige Rathaus mit Turm und
gegenüber das Theater (1835), fodann die Präfektur
und bei St. Peter die Porte Mordelaise, ein Rest der
Befestigungen aus dem 14. Jahrh. Die Unterstadt
links der Vilaine, zuweilen Überschwemmungen aus-
gesetzt, hat noch breitere Straßen (Boulevard de la
Libcrte', Avenue de la Gare und de la Tour d'Au-
vergne) sowie am Quai den Palais du Commerce
(auch die Kunstschule enthaltend) und den Universi-
tätspalast, worin auch das Museum mit wertvollen
Gemälden, Handzeichnungen, Skulpturen und Alter-
tümern sich befindet; südlich davon das großartige
Lyceum im Stil des 17. Jahrh.; im SW. Kasernen,
ein bedeutendes Arsenal und am linken Vilaineufer
Promenade nach dem 3 km entfernten Schloß de
la Pre'valaye. Handel, Verkehr und Industrie sind
nicht lebhaft, doch giebt es bedeutende Buchdrücke-