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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Resorptionsfieber - Respirator
Bestandteile aller Gewebe, die in serösen und an-
dern Behältern sür vorübergehende Zwecke abge-
sonderten Flüssigkeiten (z. B. Gelentschmiere), end-
lich aber auch alle Krankheitsprodutte, z. V. aus-
getretenes Blut oder Blutserum, angesammelter
Eiter u. s. w. In die geschlossenen Blutgefäße treten
Flüssigkeiten, dem Blutdrücke entgegen, nur unter
dem Einflüsse osmotischer Störungen. (S. Diffu-
sion und Osmose.) In die an ihren Enden offenen
Saugadern (Lymphgesäße) werden die Körperflüssig-
keiten dagegen durch den Druck der aus den Blut-
gefäßen nachströmenden Flüssigkeit gepreßt, oder
sie werden eingesaugt vermöge der auf den ganzen
Körper wirkenden Ätembewegungen oder mittels
besonderer Pumpvorrichtungen, wie z. V. der Zotten
in der Darmschleimhaut. Die Resorption durch die
Lymphgefäße kann daher nicht stattfinden, wenn ihre
Öffnungen verschlossen sind, wie 3. B. bei den Ent-
zündungen der serösen Höhlen. In den Darmzotten
icheint das Protoplasma der Epithelien, das mit
den Lymphoidzellen der Zotten in direkter Verbin-
dung steht, durch seine Eigenbewegung sich der Fett-
körnchen zu bemächtigen und diese zunächst aktiv in
sich hineinzuziehen, um sie sodann dem centralen
Lymphgefäß der Zotte zuzuführen.
Am schnellsten und vollkommensten erfolgt die
Resorption im Magendarmkanal, in dem nicht bloß
eine gewisse Menge der eingeführten Nahrungsstosfe,
sondern auch ein guter Teil der Verdauungssekrete
(Schleim, Speichel, Magensast, Galle, Darmsast),
nachdem sie ihre Funktionen verrichtet haben, resor-
biert wird. (S. Verdauung.) Viel weniger voll-
kommen ist das Resorptionsvermögen der äußern
Haut, die nur nach Entsernung der überbaut (z. B.
mittels eines Vlasenpflasters) Flüssigkeiten in er-
heblicherer Menge aufzunehmen vermag', eine fehr
intensive Resorptionssähigkeit besitzt dagegen das
unter der Haut gelegene Unterhautzell- und Fett-
gewebe, ein Umstand, der bei der sog. subkutanen
Injektion (s. d.) vielfach mit großem Vorteil benutzt
wird. Die Aufsaugung und Entfernung krankhafter
Flüssigkeiten aus den Geweben und serösen Höhlen
des Körpers, die eine der wichtigsten Aufgaben der
Therapie darstellt, wird durch die resorbieren-
den Mittel begünstigt (s. U680rl)6utia).
Reforptionsfieber, s. Wunde.
Resorptionsicterus, s. Gelbsucht.
Resp., Abkürzung für Respektive (s. d.).
Itssp., auf Dissertationen Abkürzung für Ko
8p0uä6N3 (Respondcnt, s. Respondieren); ferner
auch Abkürzung für r^z^onäö^tui-, es ist (darauf)
zu antworten.
NSSpsotus p2.ronts1a.s (lat.), das Verhält-
nis der Achtung, in welchem eine Perfon zu den
Geschwistern der Eltern und Voreltern steht. Der
Ausdruck wurde vorzugsweise angewendet, um zu
rechtfertigen, daß der Neffe die Tante nicht hei-
raten dürfe. Seit dem Neichsgesetz vom 6. Febr.
1875 gilt aber dieses Verwandtschaftsverhältnis
nicht mehr als Hindernis der Eheschließung. Das
Preuß. Allg. Lanor. II, 1, §. 8, das Sachs. Bür-
gerl. Gesetzb. §. 1609 (ausgedehnt auf die weitern
Vorfahren und Oheim und Nichte), sowie eine er-
hebliche Anzahl der ältern Rechte sahen dieses Ehe-
hindernis als ein solches an, von dem Dispensation
erteilt werden durfte.
Respökt (lat.), Achtung, Ehrfurcht; leerer Rand
bei Kupferstichen; respektabel, achtungswert;
respektieren, achten, anerkennen (einen Wechsel).
Respektive (nculat., meist abgekürzt: resp.), be-
ziebungsweise.
Respekttage, Refpiro, Resp ittage, Ehren-
tage, Gnadentage, Diskretionstage, Lauf-
tage, die Frist, während der nach dem Verfall-
tage eines Wechsels der Acceptant nicht zu zahlen
brauchte, der Wechselinhaber nicht protestieren oder
klagen durfte oder nicht zu protestieren brauchte.
R. bestanden früher nach Gewohnheit oder Gesetz
an vielen inländischen und ausländischen Handels-
plätzen, bald zu Gunsten des Wechselinhabers, bald
zu Gunsten des Acceptanten. Ihre Zahl betrug
regelmäßig 2 bis 12, stieg aber auch bis zu 30. Die
Deutsche und die Österr. Wechselordnung (Art. 33)
hat die R. im Inlande beseitigt (ebenso das franz.
Recht, anders die Engl. Wechselordnung). Bei im
Auslande zahlbaren Wechseln hat der Inhaber die
am Zahlungsorte geltenden R. zu beachten und
kann sich darauf berufen. Die Bestimmung der
Deutschen und Österr. Wechselordnung (Art. 41), daß
der Wechselinhaber am Verfalltage des Wechsels,
wenn er ein Werktag (Protesttag), und den beiden
folgenden Werktagen protestieren kann, enthält R.
im weitern Sinne für den Wechselinhaber, insofern
er erst am letzten Tage zu protestieren braucht, aber
nicht für den Bezogenen, Acceptanten, der kein Recht
darauf hat, daß mit dem Protest bis zum letzten
Tage gewartet werde. Anderer Natur sind die
Kassiertage (s. d.).
Nos pertinontes (lat.), Pertinenzicn (s. d.).
Respiration (lat.), s. Atmung.
Respirationsapparat, ein zuphysiol. Zwecken
konstruierter Apparat, durch den die Menge der Zu-
fuhr des Sauerstoffs und der Abgabe der Kohlen-
säure und des Wasserdampfes aus dem tierischen,
bez. menschlichen Körper bestimmt werden kann.
Man kennt zwei, einen von Regnault und Reiset
und einen von Pettenkofer erfundenen, von denen
der letztere der vorzüglichere ist. Er besteht aus
einem großen Kasten aus Eisenblech, in dem der
Mensch oder das Tier während der Versuchsdauer
verweilt. Der Kasten ist mit Fenstern und Thüren
versehen und hat außerdem Offnungen für den Ein-
und Austritt der Luft. Die Luft aus demfelben
wird durch ein Pumpwerk ausgesogen, das durch
eine Dampfmaschine in Thätigkeit gesetzt ist. Man
mißt die aus dem Kasten strömende Luft, ermittelt
die Bestandteile der eintretenden sowie der ausströ-
menden Luft und kann dann leicht finden, wieviel
Sauerstoff von der Versuchsperson verbraucht und
wieviel Kohlensäure und Wasser von ihr geliefert
worden sind. Nur mit Hilfe des Pettenkoferschen
R. konnten jene zahlreichen exakten Ernährungs-
versuche am Menschen angestellt werden, auf denen
die modernen Lehren von der Ernährung des Tier-
und Menschenkörpers beruhen. (S. Ernährung.)
In der vergleichenden Anatomie werden wohl auch
die Atmungsorgane oder Luftwege (s. Atmung) der
Tiere (Kehlkopf, Luftröhre, Kiemen, Tracheen) als
R. bezeichnet.
Respirationsfrequenz, die Häufigkeit der
Atemzüge, f. Atmung (Bd. 2, S. 49 d).
Respirationsorgane, Refpirations-
wege, Luftwege, soviel wie Atmungsorgane,
s. Atmung^
Respirator (vom lat. rsLpii'I.i'e, Atemholen),
ein zuerst von dem engl. Arzt Iul. Ieffray 1842
angegebenes Instrument, das vor dem geöffneten
Munde zur gleichmäßigen Erwärmung der einzu-