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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Retardieren - Retonféy
rung durch den ordentlichen Rickter vollstreckt. (3.
Bergwerkseigentum und Gewerkschaft.)
Retardieren (lat), aufhalten, verzögern: Ne-
tard ation, Verzögerung.
Reto NCaipi^Iiii, Malpighisches Schleimnetz
(s. Haut, Bd. 8, S. 902 d).
Neten, ein krystallisierter Kohlenwasserstoff von
der Zusammensetzung (^H-g, welcher in den böckst-
siedcnden Teilen des Steinkohlenteers und des Teers
harzreicher Nadelhölzer vorkommt.
Netenieren (frz.), zurückbehalten, vorbehalten;
belegen (einen Platz).
Retention (lat., "Zurückhaltung"), das Festhal-
ten eines wiedereingerichteten gebrockenen oder ver-
renkten Gliedes durch Verbände (s. Knochenbrüche).
Retentionskraft, soviel wie Koercitivkraft (f.
Magnetismus, Bd. 11, S. 474 a).
Retcntionsrecht, das Recht, eine Sache zurück-
zubehalten, um sich dadurch wegen eines Anspruchs
zu befriedigen (s. Znrückbehaltungsrecht).
Netsord, engl. Stadt, s. East-Retford.
Nethel (spr. -te^ll). 1) Arrondissement im franz.
Depart. Ardennes, hat auf 1221,2i ci^m (1891)
53544 E., 6 Kantone und 112 Gemeinden. -
2) Hauptstadt des Arrondissemcnts R. und früher
von Rctbclois, einem Distrikt der nördl. Champagne,
steigt teilweise an steiler Höhe empor, rechts an
der Aisne, dem schiffbaren Ardennenkanal und an
der Linie Reims-Givet der Ostbahn gelegen, hat
(1891) 6716, als Gemeinde 7136 E., einen Gcricktv-
hof erster Instanz, eine Ackerbau- und eine Gc-
werbekammer, ein Collage, Krankenhaus; breite
Straßen mit Holzhäusern, die Kirche St. Nikolaus,
zum Teil aus dem 13. Jahrh., und jenseits des
Kanals und der Aisne einen neuen Stadtteil mit
Fabriken (Kammgarnspinnerei, Shawls- und Tuch-
fabriken, die feinste Merinotuche liefern). R. hat
auch Brauerei, Lohgerberei, Schiffahrt und Han-
del mit Getreide, Wolle, Wollstoffen und Wein.
Heinrich III. erhob R. zu einem Herzogtum, das im
17. Jahrh, der Familie Mazarin gehörte.
Rethel, Alfred, Historienmaler, geb. 15. Mai
1816 in Haus Diepcnbend bei Aachen, begann
seine künstlerische Ausbildung bereits mit seinen:
13. Lebensjahre unter W. Schadows Leitung auf
der Akademie zu Düsfeldorf, wo er sich durch Scenen
aus der Geschichte des heil. Vonifatius (ein Ölbild:
Der heil. Vonifatius, von 1832, befindet sich in
der Berliner Nationalgalcric) vorteilhaft bekannt
machte. Seine von der Schule abweichende Auf-
fassung, die sich weniger in abgerundeter Anordnung
der Teile, als in charakteristischer Kühnheit der
Komposition und Genauigkeit der Zeichnung aus-
sprach, sührte ihn 1836 nach Frankfurt a. M. zu
Philipp Veit; hier malte er unter andcrm das groye
Bild: Petrus und Johannes heilen den Lahmen an
der Tempelpforte (jetzt im Museum zu Leipzig). Bald
wurde er nach Aachen berufen, um den Rathaussaal
mit acht Fresken aus der Geschichte Karls d. Gr.
auszuschmücken. Nachdem er sich durch eine Reise
nach Italien (1844-45) vorbereitet hatte, begann
er die Ausführung, die ibn bis 1852 beschäftigte.
Vier der Gemälde: Die Öffnung des Grabes Karls
im Aachener Münster durch Kaiser Otto III. im
I. 1000, die Zerstörung der Irmensaule bei Pader-
born 772, die Besiegung der Saracenen durch Karl
bei Corooöa 778, die Eroberung von Pavia 774
wurden noch von N. selbst, die übrigen vier nach
seinen Entwürfen von Ios. Kehren (s. d.) ausgeführt.
Es sind Bilder von echtem histor. Gepräge, großartig
im Gedanken und von eigenartiger Wucht der Kom-
position. Hierauf erschien von ihm eine Folge von
sechs farbigen Zeichnungen, welche den Zug Han-
nibals über die Alpen darstellen. Andere Entwürfe
gehören meist der deutschen Geschichte an, erstrecken
sich aber auch auf biblische Gegenstände; einige der-
selben sowie verschiedene Kompositionen zum Nibe-
lungenliede sind in Holzschnitt publiziert. Berühmt
sind serner seine Totentanz-Zeichnungen (mit Poet.
Tert von Reinick, 11. Aufl., Lpz. 1879). (S. Tafel:
Deutsche Kunst VII, Fig. 9.) Auf einer zweiten
Reise nach Italien begriffen, ward N. 1852 unheil-
bar geisteskrank. Er verlebte die letzten Jahre in
Düsseldorf, wo er I.Dez. 1859 starb. - Vgl. Müller
von Königswinter, Alfred N. (Lpz. 1861); V. Va-
lentin (in seinen "Ästhetischen Schriften", Bd. 1,
Verl. 1892). R.s künstlerischer Nachlaß ist inphotogr.
Nachbildungen durch die Photographische Gesell-
schaft in Berlin veröffentlicht worden (1877).
! Nethem, Stadt im Kreis Fallingbostel des preuß.
! Reg.-Vez. Lüneburg, an der Aller, hat (1890) 1334
^ meist evang. E., Post, Telegraph und evang. Kirche.
! Rethra (d. i. Kriegsstadt), auch Riedegost, be-
rühmtes altwend. Heiligtum im Lande der Neda-
, ricr, das von mehrern altdeutschen Chronisten:
! Thietmar von Merseburg, Adam von Bremen und
! Helmold beschrieben wird. Es war eine in Dreieck-
! form angelegte Burg mit drei Thoren. Zwei von
! diesen führten ins Freie, das dritte und kleinste auf
> einen langen schmalen Damm, der sich bis zu dem
z kunstvoll aus Holz mitten im Wasser erbauten Tem-
! pcl lünzog. Wo R. gestanden hat, ist bis jetzt nicht
z sicher erforfcht. (S. Radcgast.)
! Rstiarii, eine Art Gladiatoren (s. d.).
^ Rstiosntia., Reticönz (lat., " das Verschwei-
gen"), rhetorische Figur, s. Aposiopesis.
^ Il.otiou1a.ria., Thalamophoren, s. Kammer-
! linge.
Netikular (vom lat. reticulum, Netzchen), neh-
! förmig; Röticule (frz., spr. -kül), Strickbeutel.
Retikulierte Gläser, s. UMetwri.
Retimo, Stadt auf der Insel Kreta (s. d., Bd. 10,
S. 717 li). Md. 2, S. 105d).
^ "stiua. (lat.), die Netzhaut des Auges, s. Auge
z Nstinia. buoliHna., s. Kieferntriebwickler.
! Netinieren (lat.), zurückhalten, vorenthalten.
> Netitttt, ein Erdharz, das vorzüglich in Vraun-
! koblenlagern vorkommt, sich aber auch in der Stein-
, kohle und im Torf gefunden hat, gelbe, braune oder
^ graue nicht krystallinische Massen, die bei geringem
j Erhitzen schmelzen, mit Flamme brennen und dabei
! einen aromatisch-bituminösen Geruch entwickeln.
Höchstwahrscheinlich ist der R. ein Gemenge ver-
schiedener Substanzen, die zum Teil dem Paraffin
und Ozokerit (s. d.) verwandt sind.
Retinitis, Entzündung der Netzhaut (Retina).
Retinosköpie (lat.-grch.), s. Keratoskopie.
Il.OtinoLpöi'I', Nadclholzgattung, s. Cypresse.
Netiräde (frz., "Verfchanzung"), Rückzug (s. d.);
^ auch Bezeichnung für Abort (s. d.).
Netirieren (frz.), sich zurückziehen,
i Itstitsia.i'iH.o, f. Ungleichweber.
! Netonföy (spr. -tongfe'i), Gemeinde im Kanton
Pange, Landkreis Metz des Bezirks Lothringen,
> 10 km östlich von Metz, hat (1890) 361 kath. E.
und war 31. Ang. und 1. Sept. 1870 ein wichtiger
Punkt in der Schlacht von Noiffeville (s. d.), die
bei den Franzosen meist Schlacht von R. heißt.