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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rindenbrand - Rinderhäute
Phloem (s. d.), welches bis zum Cambium reicht
und gleichfalls aus verschiedenen Zcllformen zu-
sammengesetzt ist. Ebenso wie Phloem nur eine
topogr. Bezeichnung, so ist auch die N., zu der es
geHort, nur ein Begriff, der sich auf die Lagerung
der Gewebe bezieht. Turcb die Thätigkeit des Can^
biums nimmt die R. an Durchmesser fortwährend
zu, doch werden dafür in den meisten Fällen die
äußern Partien durch wiederholte Peridermbildun-
gen ff. Periderm) als Borke abgeworfen.
Rindenbrand, Baumkrantheit, die zwei ver-
schiedene Ursachen hat. Der eigentliche R. ist Folge
ungewöhnlich starker Sonneneinwirkung während
des Sommers auf die Rinde solcher glattrindigcr
Bäume, die, im Schlüsse des Bestandes erwachsen,
plötzlich freigestellt werden. Man findet ihn vor-
züglich bei Buche, .Hainbuche, aber auch bei Fichte,
Weymouthskiefer und Tanne, hier und da auch bei
andern Holzarten. Der R. ist Ursache, daß sehr oft
das Stehenlassen sog. Überhaltcr ff. d.) für einen
zweiten Umtrieb mißlingt. Er tritt stets an der Süd-
westseite der Bäume auf.
Dem eigentlichen R. verwandt ist die Rinden-
trocknis, die bei außerordentlich trockner Zeit dann
eintreten kann, wenn den Bäumen durch den Boden
nicht Wasser genug zugeführt, ihr Wassergehalt da-
durch so herabgedrückt wird, daß die dem trocknen-
den Winde ausgesetzten Nindenteile auf der Süd-
und Westseite vertrocknen. R. Hartig hat diese Krank-
heit 1870 zuerst in einem 40jährigen Weymouths-
tiefernbestande gefunden.
Rindenepilepsie, s. Epilepsie (Bd. 6, S.208a).
Rindenfarbstoffe, s. Phlobaphene.
Rindenkorallen ((-or^oniäHL), Achsenkoral -
len, Familie der Oktaktinien ff. d.), bildet fest-
sitzende Stocke mit meist hornigen bis kalkigen, von
einer weichen, mit Kalktörper (Eklerodermiten) durch-
setzten Rinde, in der die einzelnen Polypen sitzen.
Letztere stehen durch ihre Magenhöhlcn mit einem
die Rinde durchziehenden Kanalsystem und dadurch
untereinander im Zusammenhang. Bemerkenswerte
Unterfamilien sind: die (^oi-^oninae (hierher gehört
dieIächerkoralle, s.Tasel: Cölenteratenl, Fig. 5)
mit ungegliederter Achse, die ^oi-aNinao, zu denen
die Edelkoralle ff. d. und Taf. II, Fig. 1) gehört, und
die i8iäiiiH6, deren Achsen abwechselnd aus Horn-
und Kaltgliedern bestehen.
Rindenschälc, Nadelholzkrankheit, s.Ningschä'le.
Rindenspannung, s. Spannungserscheinungen
der Pflanzen.
Rindensubftanz, s. Gehirn (Bd. 7, S. 6751)),
Haare (Bd. 8, S. 606 a) und Nieren.
Rindentrocknis, s. Rindenbrand.
Rinder (üovwae), Unterfamilie der Wieder-
käuer ff. d.), von großem, starkem Körperbau, mit
nach außen gewendeten, wenigstens im vordern
Ende vollrunden Hörnern, die auf von Höhlungen
durchsetzten knöchernen Stirnzapfen sitzen. Den
R. fehlen Thränengruben und Klauendrüsen. Der
Vorderteil der Schnauze ist meist in ziemlicher Aus-
dehnung nackt (sog. Muffel). Die Beine sind nicht
sehr hoch, der Schwanz ist in der Regel lang. Die
Kühe haben vier Zitzen. Zu den R. gehört die
Gattung Ochs (s. d.); die Büffel (s. d., IwdÄlnL),
mit auf der Stirn zusammengewachsenen Hörnern,
zu denen der Kaffernbüffel (i^nd^inZ ^nMi- /^a^m.,
s. Tafel: Rinder I, Fig. 2) gehört; die Visonten
(Lison), mit kurzen Hörnern und Pordermäbne, dar-
unter der Wisent ff. d.) und der amerik. Bison ff. d.
und Taf. II, Fig. 2), einst in großen Herden in den
Prairien Nordamerikas, und der Grunz ochse oder
I ack (1'()i>pli^i8 FrunniciiZ I.., s. Taf. 1, Fig. 1);
der A noa <Anoa äepi-e^icorn^ II. <^m., s. Taf. II,
Fig. 1) oder Gemsdüffel (s. d.) genannt, nähert
sich den Antilopen. Der Moschus- oder Bisamochse
ff. d.) wird jetzt den Schafen zugerechnet. Die Ochsen
kommen in der jüngsten Tertiärzeit und in den Di-
luvialsckichten vor, und Rütimeyer hat neuerdings
nachgewiesen, dasi die Rassen des zahmen Rind-
viehs, die man bisher als eine einzige Art ansah
> und Los Wuru8 nannte, von verschiedenen, in den
^ Diluvialschichten gefundenen Arten stammen, näm-
^ licb die fries., Holland., ungar. Rasse von dem Auer-
! ochs oder Ur stier (^>08 i)riiniF6niu8 Z0M)l"F)-
das schweiz.Fleckvieh (Freiburgerund Simmenthal-
rasse) vom stirnwölbigen Otier (1)03 t'r0nto3u8
> M/FF015); die Schwyzerrasse, die nordafrik. Rinder
! u. s. w. vom kurz hörnigen Stier (Dos di-ÄcIi^-
! 061-03 ^ü^'me?/6)-); die ital. Schlage wahrscheinlich
vom rundhörnigen Stier (1505 ^r0c^0cor63
H5e?/6,'). Der Wisent, der ebenfalls im Diluvium
vorkommt, ward nie gezähmt. Unter den jetzt noch
! vorhandenen Rindviehrassen kommt dem Urstier der
^ wilde Ochs Schottlands am nächsten, der sick
l gegenwärtig nur noch in geschlossenen Parks zu
! Chillingham in Northumberland, Hamilton u. s. w.
findet. Die zahmen Ochsen sind nach und nach üder
^ die ganze Erde, mit Ausnabme arktischer Länder,
! verbreitet worden und durch Mischung und Züchtung
^ in eine Menge von Rassen zerfallen. (S. Rindvieh-
! Rinderg'uano, s. Kuhdünger. lzucht.)
i Rinderhantbremse, s. Hautbremsen.
^ Rinderhäute. Die im Handel vorkommenden
! Ochsen- und Kuhhäute sind meist überseeischer Her-
^ kunft (Wildhäute), werden einfach getrocknet,
trocken gesalzen oder grün gesalzen eingeführt und
' zumeist zu Sohlenleder gegerbt, während die Häute
! von europäischem, im Stalle aufgewachsenem Vieh,
die gewöhnlich nicht in den Handel kommen, son-
dern unmittelbar vom Schlächter an den Gerber
gelangen, auch zu Riemen- und Sattlerlcoer ver-
arbeitet werden. Die meisten Wildbäute kommen
! aus Südamerika, besonders den La Plata-Staaten
' (La Plata-Häute), wo man sie unterscheidet in
! Saladeros, Häute von halbwildem Pampasvieh,
das an bestimmten Orten (Saladeros) zusammen-
! getrieben und geschlachtet wird, Matadores (vom
z Fleischervieh in den Städten) und Campos (von
! solchem aus Einzelhöfen). Hauptausfuhrhafen ist
! Buenos-Aires; dann folgen Montevideo und Rio
! Grande. Leichtere Ware liefern Brafilien, West-
indien, Meriko. R. exportieren auch Australien und
das Kapland; in Europa Ungarn, Rukland, die
! Türkei u. a. Eine besondere Art R. sind die ostind.
! Kipse ff. d.). HauptrnäMe ^ür La Plata-Häute sind
Antwerpen, Havre, Liverpool, Hamburg, für Kipse
London, Bremen und Köln. 1893 wurden in Deutsch-
land eingeführt: grüne und gesalzene R. 417 989
' Doppelccntner im Werte von 27,2 Mill. M. (davon
124 991 Doppelcentner aus Argentinien, 85054
aus Brasilien) und 208 423 Doppelcentner gekalkte
und getrocknete R. im Werte von 26,i Mill. M.
! (davon 77546 Doppelcentner ausVritisch-Ostindien,
z 31049 aus Brasilien.,24326 aus Argentinien). Die
' Ausfuhr beider Sorten belief sich auf 19,3 Mill.M.
- Gezablt wurden Anfang 1.895 für 100 K3. in
Hamburg für gesalzene Ochshüute Rio Grande 83 M.,
trockne westindische 90 M., in Bremen für beste