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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Robertson (William) - Robespierre
mit dem Schauspiel "Zociet^". Rasch nacheinander
erschienen nun mit wachsendem Beifall die Lust- und
Schauspiele "0ur8" (1866), "0a8te" (1867), "^I^"
(1868), "3c1w0i" (1869) und "N. ?." (-- Nemder
of?ai-Uiim6nt, 1870), Charakterstücke, die, ohne
sich durch erbebliche Originalität auszuzeichnen, doch
der großen Masse ähnlicher Produktionen weit über-
legen waren und Hunderte von Ausführungen er-
lebten. R. starb 3. Febr. 1871. - Vgl. Pemberton,
1'1i6 lile and nritin^ ot 1. >V. N. (Lond. 1893).
Robertson, William, engl. Geschichtschreiber,
geb. 19. Sept. 1721 zu Vorthwick (Schottland), stu-
dierte zu Edinburgh Theologie, gewann als Kanzel-
redner großen Beifall und wurde, nach Edinburgh
versetzt, bald Mitglied der obersten presbyteriani-
schen Kirchenbehörde Schottlands und Führer der
gemäßigten Partei. Infolge seiner verdienstvollen
geschichtlichen Arbeiten erhielt er die Stelle eines
Prinzipals an der Universität zu Edinburgh und
hernach die eines Historiographen von Schottland.
Er starb 11. Juni 1793. Seine "Higtor/ ok scot-
land äurinZ tk6 r6iZii8 ok Hu66N Nai'^ and XinF
^am68 VI." (2 Bde., Lond. 1759; deutsch, 6 Bde.,
Lpz. 1829) ist sein vorzüglichstes Werk. Es solgte
1769 die "lliLtor^ ok tiis rei^n ol tus ^mperni'
(^ti^68 V." (3 Bde.; neue Ausgabe, mit Zusätzen
von Prescott, 1856; deutsch von Remer, 3 Bde.,
3. Aufl., Vraunschw. 1792-94), ebenfalls mit Bei-
fall aufgenommen. Seine 1777 erschienene "Iti8t0r>'
ol^iukricw) (deutsch von I. F. Schiller, 3 Bde., 1798
-1801) erhöhte noch seinen Ruf; weniger bedeu-
tend ist seine "Il^torical äi^niäition concerninZ
(Lond. 1791). - Vgl. Dugald Stewart, Account
0t' tli6 1il6 0l ^v. R. (Edinb. 1801). ^S. 283 ll).
Robertsonsche Sandpumpe, s. Bagger (Bd.2,
Robesonsuttd (spr. robbs'n-), Meeresarm, die
nördl. Fortsetzung des Kennedysunds, trennt den
nordwestlichsten Teil von Grönland, Hall-Land, von
dem westlich davon gelegenen Grant-Land. Der N.
wurde 1861 von Hayes entdeckt und zuerst 1871
von Hall und Bessels durchfahren.
Robespierre (spr. -Piähr), Marimilien Marie
Isidore, franz. Revolutionär, geb. 6. Mai 1758 zu
Arras als Sohn eines Advokaten, wurde im (^oiie^
I^0ui8-i6-di-Hiiä zu Paris erzogen. Nach vollende-
tem Rcchtskursus kehrte er nach Arras zurück, trat
daselbst als Advokat auf und wurde Präsident der
Akademie zu Arras. Leidenschaftlich den Ideen der
Zeit huldigend, bot er 1789 alles auf, um seine Wabl
als Abgeordneter der Reichsstände durchzusetzen.
Gleich in den ersten Verhandlungen der National-
versammlung trat er überaus radikal auf, erfuhr
aber uur wenig Berücksichtigung, oder wurde gar
verlacht. Um so mehr wußte er in Klubs und Zei-
tungen zu wirken. Seit der Flucht Ludwigs XVI.
i20. Juni 1791) konnte R. als das Haupt der fana-
kischen Partei gelten. Nm den Einfluß der bisberi-
gen Stimmführer zu brechen, hatte er die verhäng-
nisvolle Maßregel unterstützt, nach der die Mit-
glieder der Konstituierenden nicht Teilnehmer der
Gesetzgebenden Versammlung sein durften. Nach
dem Schlüsse der Session (30. Sept. 1791) trat er
das Amt eines öffentlichen Anklägers am Kriminal-
hofe zu Paris an, legte es aber schon im April 1792
wieder nieder. Die größte Thätigkeit entwickelte er
dagegen bei den Jakobinern, wo er den Einfluß der
Girondisten untergrub. Er erklärte sich damals
gegen den Krieg und beobachtete bei den Ereignissen
vom 20. Juni und 12. Aug. Zurückhaltung. Kaum
war jedoch die Katastrophe zu Gunsten der Com-
mune entschieden, so bemächtigte er sich auf dem
Etadtbause der Leitung; bei den Wahlen zum Na-
tionalkonvent ging R. unter dem Druck der Sep-
tembermorde als erster aus der Wahlurne hervor.
Im Konvent stellte N. den Antrag auf sofortige
Hinrichtung des Königs. Der Prozeß und Tod Lud-
wigs war für ihn ein wachsender Triumph und die
Vorstufe zu dem Anfang Juni 1793 erfolgenden
Sturz der Gironde. Damals schon war R. im Zwie-
spalt mit Danton, der vom Wohlfahrtsausschuft aus-
geschlossen wurde, in dem R. nach unbeschränkter
Herrschaft strebte. Am Ende des I. 1793 suchte
Danton einzulenken, und auch R., der im August
mit den Höbertisten fs. d.) ihn majorisiert hatte, schien
sich damals ihm zu fügen; bald aber wandte er sich
wieder den Hebertisten zu (25. Dez. 1793). In dem
Kampf um Leben und Herrschaft, der sich zwischen
den Parteien nun erhob, erhielt R. im Febr. 1794
in Saint-Iust (s. d.) einen hingebenden Bundesge-
nossen, dessen Energie ihn mit sich fortriß. Zunächst
wurden jetzt die Hebertisten auf das Blutgerüst ge-
schickt (März 1794), dann Desmoulins, schließlich
auck Danton (4. April) u. a. Jetzt erst ward der
Wohlfahrtsausschuß das unbedingt gefügige Werk-
zeug seines Präsidenten R. und der Ministerrat durch
12 abhängige Kommissarien ersetzt. So hatte denn
R. freie Babn, um seinen Rousscauschen Idealstaat
zu verwirklichen, den Staat der Menschenliebe, der
Freiheit und Gleichheit, der das Paradies der Natur-
religion wiederherstellen sollte.
Den ersten Schritt that er im Mai 1794, indem er
das Dasein Gottes für das franz. Volk zum Gesetz
erheben ließ. Zugleich wurde auf den 20. Prairial
(8. Juni 1794) eine Festfeier geboten, die den neuen
Kult des "höchsten Wesens" besiegeln sollte. Schon
10. Juni trug Couthon im Konvent auf eine Re-
organisation des Revolutionstribunals an, wodurch
die gesetzlichen Formen vollends beseitigt werden
sollten, und der eingeschüchterte Konvent nahm auch
dieses Gesetz ohne Diskusston an; in sechs Wochen
wurden 1366 Menschen hingerichtet. Endlich aber
rafften sich gerade die Genossen seiner Thaten, die
sich selbst bedroht sahen, gegen R. auf, worauf dieser
Saint-Aust von einer Sendung bei der Nordarmec
zurückrief und 8. Thcrmidor (26. Juli 1794) in der
Verfammlung ein Komplott denunzierte, das auf
die Spaltung des Konvents hinarbeite. Als Ur-
heber dieses Komplotts bezeichnete er einige Mit-
glieder der Ausschüsse, deren Ausstoßung er forderte.
Da man zuvor die Prüfung des Antrags durch die
Ausschüsse verlangte, was einem Mißtrauensvotum
für R. gleichkam, bereitete dieser eine Erhebung für
den nächsten Tag vor. Eine stürmische Sitzung
folgte 9. Thermidor (27. Juli), in deren Verlauf
der Konvent R.s, Couthons und Saint-Iusts Ver-
haftung dekretierte. Auf ihr Verlangen erlitten auch
R. der Jüngere, der Bruder des Diktators, und
Lebas dasselbe Schicksal. Die Verhafteten wurden
jedoch von Abgesandten des Municipalrats befreit,
und große Volksmassen sammelten sich, um gegen
den Konvent zu ziehen, worauf dieser die verhaftet
gewesenen Deputierten und die Häupter der auf-
rührerischen Gemeinde außer dem Gesetz erklärte
und Barras den Oberbefehl über die bewaffnete
Macht übertrug. Bei Tagesanbruch des 10. Ther-
midor (28. Juli) rückte Barras gegen das Stadt-
haus, wo sich N. befand, vor und trieb die Haufen