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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sabinerbaum - Saccharate
Strecke weit von den Umbrern, wie weiter südlich der
Tiber von den Etruskern; gegen Süden galt der Fluß
Anio (Teverone) aufwärts bis Tibur als ihre Grenze
gegen Latinm. Auch auf röm. Stadtgebiet, auf den
Quirinal verseht sie die Sage. (S. Rom und Römi-
sches Reich, Bd. 13, S. 918d.) Nördlich von Tibur
bildete das Sabinergebirge mit dem Monte-
Gennaro ihre Ostgrenze gegen die ^'lquer-, weiter nörd-
lich waren die stammverwandten Vestincr ihre Nach-
barn im Osten. Diese wie die Marser, die Hcrniker,
Päligner, Marruciner, Picenter und wohl auch die
Ltquer, welche sämtlich unter sich und mittelbar oder
unmittelbar dem Land der S. im engern Sinne be-
nachbart waren, standen mit den S. anck in naber
Verwandtschaft. Überhaupt bat das Gebiet der S.
ursprünglich weiter gereicht; sie bildeten einmal mit
den zu ihnen gehörigen Samnitern (s. d.) eine Ein-
heit. Vei den S. war es üblich, in der Form der
Darbringung eines sog. heiligen Frühlings (ver
8<ic'i'um) die überschüssige Jugend dem Mars zu
weihen und aus dem Lande zu schicken; so verbrei-
teten sie sich über den größten Teil von Mittel- und
Unteritalien. Das sabinische Land (^F^r 8^-
diiiug) war reich an Getreide, Eichen und fetten
Weiden. Das Volk wnrde gerühmt wegen strenger
Sitte und Frömmigkeit; die röm. Sage läßt das röm.
Rcligionswescu durch einen König sabin. Stammes,
den Numa Pompilius (s. d.), ordnen, und die Augu-
rallehre soll namentlich von ihnen ausgegangen sein.
Bekannt ist die Sage vom Raube der Sabine-
rinnen, durch den angeblich die ersten Ansiedler
Roms sich mit Frauen versahen. Die Römer unter-
warfen sich schon frühzeitig die ihnen in der Canv
pagna zunächst wohnenden S.; mit den übrigen
fanden bis 118 v. Chr. häufig Kriege statt. Seit-
dem bestand Ruhe bis 290, wo sich die S. wieder
gegen Rom erhoben, aber von Curius Dentatus
bald unterworfen wurden. 268 v. Chr. erhielten sie
das volle röm. Bürgerrecht.
Sabinerbaum, s. Sadcbaum.
Sabinianer, s. Labeo, Antistius.
SabiuiättUs, Papst (604-606), Nachfolger Gre-
gors I., gebürtig aus Toscana, machte sich während
der Hungersnot im Winter 605/606 durch seinen
Geiz sehr verhaßt. Er soll den gottesdienstlichen
Gebrauch der Glocken eingeführt haben.
Sabmum, das im sabinischcn Gebiet gelegene
Landgut des Dichters Horaz.
Sabmus, Georg, eigentlich Schüler, Gelehrter
und Dichter, geb. 23. April 1508 zu Brandenburg,
wurde, nachdem er zu Wittenberg alte Litteratur
und Jurisprudenz studiert, 1533 eine Reise nach
Italien unternommen hatte und 1536 der Schwie-
gersohn Melanchthons geworden war, 1538 Pro-
fessor der Poesie und Beredsamkeit zu Frankfurt
a. O. und 1544 erster Rektor der Universität zu
Königsberg; 1555 trat er in die Dienste des Kur-
fürsten Joachim II. voll Brandenburg zurück, über-
nahm 1560 eine Gesandtschaft nach Italien, kehrte
aber schwer erkrankt bald wieder zurück und starb
2. Dez. 1560 zu Frankfurt a. O. Unter seinen
Schriften zeichnen sich seine im Geiste Ovids ver-
faßten lat. Elegien aus, die u. d. T. "^adini c^r-
mina" (Lpz. 1558 u. ö.) erschienen. - Vgl. Toppen,
Die Gründung der Universität zu Königsberg und
das Leben ihres ersten Rektors Georg S. (Königsb.
1844); 'vcffter, Erinnerung an Georg 'S. (Lpz.18H);
Fürstenhaupt, Georg S. (Berl. 1849).
Sadismus, Lehre der Sabier, s. Mandäer.
Sablö, Stadt im Arrondissement La Fleche des
franz. Depart. Sarthe, sehr fchön an der Mündung
der Erve in die Sarthe gelegen, an den Linien
(Rouen-)Conches-Angers und Le Mans-Nantcs der
Westbahn und La Fleche-S. (67 km) der Orle'ans-
bahn, hat (1891) 5332, als Gemeinde 6047 E., ein
Schloß (18. Jahrh.), Rninen einer Burg des Mittel-
alters, ein Collage; Fabrikation von Zucker und
Dandsckuhen sowie Kohlengruben. 31cm nordöstlich
der Flecken Solcs m es mit 840 E., Anthracitgrubcn
und Brüchen schwarzen Marmors, berühmt durch
seine 1880 geschlossene Venediktincrabtei, daneben
ein modernes Benediktinerklostcr mit schöner got.
Kirche. 1488 fand hier der Friedensfchlnß zwischen
Karl VIII. und Herzog Franz II. von Bretagne statt.
Säble Island (spr.hehbl eiländ), Insel im At-
lantischen Ocean, zur canad. Provinz Neuschottland
gcbörig, mit einer Rettungsanstalt für Schiffbrüchige.
Sables d'Olonnes, Les (fpr. läßabldolönn).
1) Arrondisscmcnt im franz. Depart. Vendc'e, hat,
einschließlich der Insel Noirmoutier und Uen, auf
2107 ykin (1891) 130368 E., 11 Kamone und
84 Gemeinden. - 2) Seebadeort und Hauptstadt
des Arrondissements S. d'O., an der atlantischen
Küste, östlich vom Kap Pointe de l'Aiguillc, an der
Linie Tours - S. d'O. (251 km) der Staatsbahnen,
hat (1891) 9905, als Gemeinde 11557 E., einen
Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, Kleines
Seminar, Zollinspektion, einen kleinen, mittels
eines Kanals durch die Dünen mit dem Meer ver-
bundenen Hafen; Schiffbau, Fifcherei (Sardinen),
Austernzucht, lebhaften Handel mit Getreide, Salz,
Holz und Einfuhr von Südfrüchten. Berühmt ist
der 1500 m lange Strand, überragt vom breiten
Quai (Le Remblai) mit Kasino; auf dem Kcw ein
Fort bei der Vorstadt La Chaume, der Leuchtturm
Arundel, genannt nach den Resten eines Schlosses.
Sabme, einheimischer Name der Lappen (s. d.).
Sabon, in der Vuchdruckerkunst Bezeichnung für
einen großen Typengrad. Man unterscheidet kleine
(60 typogr. Puukte) und grobe S. (72 typogr. Punkte).
Benannt ist die Schrift nach einem der ersten Drucker
in Frankfurt a. M., Jakob Sabon. Man bezeichnet
auch diese großen Schriftgrade nach ihrer Kegelstärke
in Cicero. (S. Schriftarten.)
82.drs-po13112.rcl (frz., spr. ßahbr pöannjahr),
Säbclbajonett, s. Bajonett.
Sabrina, Insel, s. Azoren (Bd. 2, S. 2221>).
Sabuntschi, Dorf in Transkaukasien, s. Baku.
Sac, schweiz. Getreidemaß, s. Malter.
H"tn., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für
Pier Andrea Saccard 0, seit 1880 Professor der
Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in
Padua; sein Hauptwerk ist "8Mox6 inn^i-um "in-
iiium ducu8HN6 coßnitoi'um" (10 Bde., Padua
1882-92).
Saccade lsrz.), heftiger Ruck des Pferdes mit
dem Zügel; saccadiert, ruckweise, in abgebroche-
nen Sätzen.
Saccharate (vom lat. 8u.cckHrum, Zucker), Ver^
bindungen von Zucker mit Vasen. Von diesen haben
das Calcium-, Strontium- und Baryumsaccharat grö-
ßere technische Bedeutung^ weil sie zur Gewinnung
des Zuckers aus der Mela^e dienen. Das Calcium
sacckarat wird ferner zur Reinigung oder Scheidnng
der Säfte in der Zuckerfabrikation benutzt. Unter
Saccharat schlechthin versteht man besonders das
l^trontiumsaccharat, den Strontianzucker (s. Me-
lassenentzuckcrung, Bd. 11, S. 749 a).