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Sachsen (Marschall von) - Sachsen-Altenburg
mittet weist zahlreiche Rübenzuäersabriken (1893
-94 gewannen 131 Fabriken 356 800 t Rohzucker
aus 3134168 t Rüben), Brauereien (587 Braue-
reien erzeugten 2 430219 Iii Vier), Brennereien!
(323 Brennereien stellten 165 000 Iii reinen Alkohol ,
her, einschließlich der im Fürstentum Schwarzburg-
Rudolstadt) und Tabatfabriken mit zusammen
16 600 Vetriebsstätten und mehr als 64 000 Per-
sonen aus. Die Industrie der Holz- und Schnitz-
stosfe zählte 1882 in 12 922 Betrieben 32 244 Ge-
werbtbätige. Die Vekleidungs- und Reinigungs-
gewcrbe, darunter besonders die Konsektion in Halle,
die Kürschnerei in Weißenfels und Merseburg, die
Handschuhmacherei in Magdeburg, Kalberstadt,
Ncubaldensleben und im Kreis Ierichow 1, die
Schubwarenfabrikation in Erfurt und Weisienfels
beschäftigten in 52977 Betrieben 72 818 Personen,
die Baugewerbe in 6379 Betrieben 34472 Personen.
Handel und Verkehrswesen. Dem Gewerbfleiß
entsprechend sind auch Handel und Verkehr ent-
wickelt, begünstigt durch die centrale Lage der Pro-
vinz und ihre trefflichen Verkehrswege. Im Han-
dels- und Verkchrsgewerbe, einschließlich Versiche-
rung und Beherbergung, waren (1882) 8,i5 Proz.
der Bevölkerung thätig. Hauptsitze des Handels
sind Magdeburg und Halle, Haupthandelsartikel
Wolle, Getreide, Zucker, Cichorie, Salze, Tuch,
Branntwein, Kupfer, Eisen-, Stahl- und Holzwaren.
Die Provinz hatte (1891) 6367,2 km Chausseen,
darunter 1948 icm Provinz- und Bezirks-, 2592
Kreis- und 1512 Gemeindechausseen; ferner (1892
-93) ein Eisenbahnnetz von 2394,9 km (d. i. 94,9
I<m auf 1000 hkm Grundfläche und 90,9 km auf
U)0000 E.), darunter 443 km staatliche und 89 km
private Nebenbahnen. Oberpostdirektionen bestehen
in Magdeburg, Halle und Erfurt.
Unterrichtswesen. An Bildungsanstalten be-
stehen die Universität Halle (s. d.), das Prediger-
seminar mit der Luthersammlung zu Wittenberg,
28 Gymnasien, 6 Realgymnasien, 2 Oberrealschulcn,
2 Progymnasien, 8 Nealprogymnasien, höhere
Bürgerschule, 58 öffentliche Mittel- und (30) höhere
Madchenschulen, 10 Schullehrerseminare, 2 Lehre-
rinnenscminare, 3 königl. und 2 private Präpa-
randenanstaltcn, 2743 öffentliche Volksschulen mit
424478 Schulkindern, ferner 1 Landwirtschafts-
schule, 7 niedere landwirtschaftliche Schulen, 1 Lehr-
anstalt für Hufbeschlag, 3 Kunst- und Vaugewerk-
schulen, 3 Handelsschulen, 1 Schuhmacherlchranstalt,
1 Fachschule für Kunsttischlerei, 1 Berg- und 2 Berg-
vorschulen, 1 Unteroffizierschule, 1 Unterofsiziervor-
schule, 1 Militär-Knabenerziehungsinstitut, 3 Heb-
ammenlehranstaltcn, 1 Forstschule, 1 Blindcnlehr-
und Beschästigungsanstalt und 5 Taubstummen-
lehranstalten. Das Provinzialmuscum ist in Halle.
Verfassung und Verwaltung. Die Provinz zer-
fällt in drei Regierungsbezirke:
2
Negierung s-
KZ
bezirle
G
Z
G
Magdeburg . Merseburg .
11 504,16
48
985
428
121460
243 078
1071421
93
10 203,53
71
1592
599
136 622
236 368
1075 569
105
Erfurt .
3 529,94
23
408
155
60 883
96 670
433 020
123
Sitz des Oberpräsidenten ist Magdeburg, der Pro-
vinzialverwaltung Merfeburg. Die Auseinander-
setzungs- und Gemeinheitsteilungssachen werden
von der Generalkommission in Merseburg bearbei-
tet. Die Angelegenheiten der evang. Kirche ver-
waltet das Konsistorium zu Magdeburg. Die kath.
Kirche steht unter dem Bischof von Paderborn.
Für die Neichstagswahlen bestehen 20 Wahlkreise
(s. die Artikel Magdeburg, Merseburg, Erfurt).
In das Abgeordnetenhaus sendet die Provinz 38
Abgeordnete; im Herrenhaus ist sie durch 30 Mit-
glieder (darunter 6 mit erblicher Berechtigung,
2 auf Lebenszeit und 22 auf Präsentation berufene)
vertreten; 4 von den 30 Stimmen ruhen (1895).
Die Bergwerks angelcgenheiten werden vom Obcr-
bergamt zu Halle versehen; für die fiskalischen
Bergwerks- und Salinenanlagen bestehen vier Berg-
inspektionen und drei Ealzämter. Die Provinz bil-
det den Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg a. S.
(s. d.). Die Kreise Echleusingen und Ziegenrück gehö-
ren zum Obcrlandesgericht Jena (s. d.). Handelskam-
mern bestehen in Magdeburg, Halberstadt, Halle,
Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen. Militärisch
bildet S. den Ersatzbezirk und größtenteils auch
den Garnisonbezirk
des 4. Armeekorps
(Generalkommando
und Kommando der
7. Division in Mag-
deburg, der 8. Divi-
sion in Erfurt);dock
stehen auch einige
Truppen des 3. Ar-
meekorps in der
Provinz (Wittenberg
und Torgau). Das
Wappeu des Her-
zogtums S. ist ein von Gold und Schwarz zehn-
mal gestreifter Schild mit einem schräg rechts lie-
genden grünen Rautenkranz, das des Herzogtums
Magdeburg ein in Rot und Silber quergeteilter
Schild. Die Farben der Provinz sind Rot-Weiß.
Litteratur. E. Vciche, Die Provinz S. und ihr
Boden (Delitzsch 1874); H. Pöhnitzsch, Alphabe-
tisches Ortsverzeichnis der Provinz S. (Halle 1875);
Geschichtsqucllcn der Provinz S. und angrenzender
Gebiete, bg. von der Historischen Kommission der
Provinz S. (Bd. 1-33, ebd. 1870-93); G. Todten-
lwf, Die Wodnplätze der Provinz S. (ebd. 1882);
E. Jacobs, Geschichte der in der preuh. Provinz S.
vereinigten Gebiete (Gotha1884); Kirchhofs, Die
territoriale Zusammensetzung der Provinz S. (mit
Karte, Halle 1891); Schultze, Die Geschichtsquellen
der Provinz S. im Mittelalter und in der Nefor-
mationszeit (ebd. 1893); die Veröffentlichungen des
königl Statistischen Bureaus und des kaiserl. Sta-
tistischen Amtes. ^Sachsen.
Sachsen, Marschall von, s. Moritz, Graf von
Sachsen-Altenburg, ein zum Deutschen Reiche
gehöriges Herzogtum, seinem Flächeninhalt nach der
sechzehnte, seiner Einwohnerzahl nach der siebzehnte
Bundesstaat, grenzt an die prcuß. Provinz Sachsen,
an das Königreich Sachsen, das Großherzogtum Wei-
mar, das Herzogtum Meiningen, die Fürstentümer
Rudolstadt und Reuh jüngerer Linie und hat einen
Flächenraum von 1323,7 hkm. (Vgl. die Karte:
KönigreicbSachsen, Provinz Sachsen ^süd-
licher Teil^ und Thüringische Staaten, beim
Artikel Sachsen, Königreich.) Das Herzogtum wird
durch das Fürstentum Neuß jüngerer Linie in zwei
Teile, den Ostkreis (656,76 hkm) und den Westkreis
(666,98 hkni), geschieden. Im Ostlreis von den letz-