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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Saint Chamas - Saint Cyr
Saint Chamas (fpr. ßäng fchama), Hafenstadt
im Arrondissement Aix des franz. Depart. Rhone-
Mündungen, an der Nordspitze des Etang de Verre
und der Linie Arles-Marseille der Mittelmeerbahn,
hat (1891) 2319 E., ein Armcnhofpital; große Pul-
verfabrik, Olivenölpresscn, Mühlen und.Handel mit
Getreide, Südfrüchten, Wein, Liqucur. ^ Ilni süd-
östlich führt über die Touloubre außer dem schönen
385 m langen Eisenbahnviadukt die 21 m lange und
6 ni breite röm. Brücke (Pont Flavien) mit korinth.
Triumphbogen.
Saint Ehamond (spr. ßäng schambng), Stadt
im Arrondissement St. Etienne des franz. Depart.
Loire, am Nordfuß des Mont-Pilat (1434 m), am
obern Gier und an der Linie Lyon-St. Etienne der
Mittelmeerbahn, hat (1891) 14963 E., eine Gc-
werbekammer, ein Schiedsgericht, College, Pen-
sionate, Bibliothek, Hospital'. Kohlengruben, Hütten-
werke, Fabrikation von Bändern, Nägeln, Kurz-
waren, Spitzen, Posamenten, chem. Produtten sowie
Färberei, Gerberei und Handel mit Getreide, Eisen,
Wein, Branntwein und Seide. Nach St. Etienne
und Rive de Gier führt Dampftrambahn.
Saint Charles (spr. ßcnt tschahrls), Zauptort
des County S. C. im nordamerik. Staate Missouri,
nordwestlich von St. Louis am linken Nfer des
Missouri, den eine 1993 m lange Eiscnbahnbrücke
überspannt, hat (1890) 6161 E., höhere Schule;
Weinbau, Getreidehandel, eine Eisenbahnwagen-
fabrik, Mühlen.
Saint Christöpher (spr. ßent), Sankt Chri-
stoph oder Saint Kitts, zum brit. General-
gouvernement der Lccward Islands gehörige, nord-
westlich von Antigua gelegene Insel der Kleinen An-
tillen,bedeckt 176 ^kin,bestehtimSO. aus Kalkforma-
tion und wird im NW. von einer rauhen trachytischen
Bergkette, die im Mount-Misery, einem erloschenen
Vulkan, 1130 m erreicht, durchzogen. Der Boden
ist mit vulkanischer Asche überschüttet. Das Klima
ist gesund, die mittlere Temperatur 26" ^.; nur
richten Wirbelstürme bisweilen große Verwüstungen
an. Die Plantagenwirtschaft auf Zucker, Kaffee und
Baumwolle wirft reichen Gewinn ab. S. C. hat
(1891) 30 876 E. Die Hauptartikcl dcr Ausfuhr
waren Rum, Melasse, Kaffee, Indigo und vor allem
Zucker. Hauptorte sind Basse-Terre (s. d.) und
Sandy-Point-Village. - S. C. wurde 1493 von
Columbus entdeckt. Seit 1625 von Franzosen be-
siedelt, wechselte der Besitz oft; 1713 an England
abgetreten, wurde sie 1782 und 1805 vorüber-
gehend von den Franzofen besetzt.
Saint Clair (spr. ßent kläbr), Ort im County
S. C. im nordamerik. Staate Michigan, am West-
ufer des Flusses S. C., mit (1890) 2353 E. Der Fluß
verbindet den See S. C. und so den Huronsce (s. d.)
mit dem Eriesce. Ein Tunnel (eiserne Nöhrc) unter
dem Fluh, 1800 in lang, verbindet Port-Huron auf
der amerik. mit Sarnia auf der canad. Seite.
Saint Clairfee (spr. ßent klähr-), f. Huronsce.
Saint Claude (spr. ßäng klohd). 1) Arrondisse-
ment im franz. Depart. Jura in der Franche-Comte',
hat auf 1052,92 km (1891) 50552 E., 5 Kantone
und 81 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Arron-
dissements S. C., links an der Bienne (linkem Zufluß
des Ain), wo der Tacon mündet, über den eine 50 in
hohe Hängebrücke führt, zwischen steilen Höhen, an
der Seitenlinie (Vourg-)La Cluse-S. C. (44kiu)
der Mittelmeerbahn, ist seit 1724 Bischofssitz, hat
(1891) 8344, als Gemeinde 9782 E., einen Ge-
richtshof erster Instanz, Gewerbe- und Ackerbau-
kammer, Zoll- und Forstinspcktion, ein College,
Pensionate, die Kathedrale St. Pierre (14. bis
16. Jahrh.) mit prächtigen Chorstühlen (15. Jahrh.),
seit 1887 ein Vronzestandbild Voltaires mit Me-
daillonbild des Advokaten Christin, von Sianoux;
Kunsttischlerei, Drechslerei von Tabaksdosen, Pfeifen
u. a. aus Schildpatt, Elfenbein und Vuchsbaumholz,
Papiermühlen, Nagelschmieden, Uhrmacherei, Stein-
und Diamantschleiferei, Handel mit Holz, Brettern,
Mehl, Käse, Wein und in der Umgebung viele präch-
tige Thalschluchten (in der des Tacon ein 50 m hoher
Fall, La Queue dc Cheval). - Vgl. Venoit, Hiäwirs
äs I'adwve et da Ia tori'6 äs 8. 0. (Par. 1892).
Saint Eloud (spr. ßäng kluh), Stadt im Arron-
dissemcnt Versailles des sranz. Depart. Seine-et-
Oise, vor und auf einer Anhöhe am linken Seine-
ufer, westlich von Paris, mit diesem durch Dampf-
boote und Tramway verbunden, an den Linien
Paris (riv6 äi-oito)-Versailles, Paris (Champ de
Mars)-Moulineaur-Puteau und S. C.-l'Etang la
Ville(-St. Germain) der Westbahn, hat (1891)
5660 E., Pensionate, Wäschereien, Handel mit Holz,
Kohlen, Getreide, Wein; eine 1865 von Delarue
in roman. Stil erbaute Pfarrkirche und einen 392 Ka
umfassenden Park (ein Meisterwerk Le Nötres) mit
Wasserkünsten. - S. C. entstand um ein von dem
Sohn des Merowingers Chlodomer, Saint-Chlo-
doald (gest. 560), gestiftetes Kloster, wurde 1346 von
den Engländern und 1411 von den Armagnaken
niedergebrannt; Heinrich III. schlug hier 1589 sein
Lager aus, in dem er von Jacques Clemcnt ermordet
wurde. Das 1572 von I^röme de Gondy erbaute
Schloß kaufte Ludwig XIV. 1658 feinem Bruder,
dem Herzog von Orleans, der es durch Mansard
vergrößern ließ. Ludwig XVI. kaufte es 1782 für
Marie Antoinette, die es erweiterte. Während
der Revolutionszeit war es verpachtet und wurden
dort Tanzfcste abgehalten, dann hielt der Nat dcr
Alten in der Galerie d'Apollon seine Sitzungen
ab, wogegen die Fünfhundert im fchmalen Oran-
geriefaal tagten bis zum Sturz des Direktoriums
durch Napoleon I. am 18.Vrumaire (9.Nov.) 1799.
Diefer machte das Schloß mit großen Kosten wieder
bewohnbar; hier wurde 3. Juli 1815 die Übergabe
von Paris an Blücher und Wellington unterzeichnet.
Karl X. wohnte darin, als die Iulirevolution 1830
ausbrach; es wurde dann Sommerresidcnz der
königl. Familie, später Napoleons III., der hier im
Juli 1870 die Kriegserklärung unterzeichnete. Am
13. Okt. 1870 wurde das Schloß von den Franzosen
vom Mont-Valerien (s. d.) aus in Brand geschossen.
Saint Eloud (spr. ßäng kluh), Hauptort des
County Stearns im nordamerik. Staate Minnesota,
oberhalb Et. Parü, rechts am Mississippi schön ge-
legen, Eisenbahnknotenpunkt mit (1890) 7686 E.,
Seminar, öffentlicher Bibliothek; Holzhandel, Mahl-
und Sägemühlen, Fabrikation von Ackerbaugerät
und Granitbrüchen. ^s. Vaseilhac.
Saint Cöme (spr. ßüng kohm), franz. Wundarzt,
Saint Cyr (S. C. l'Ecole, spr. ßäng ßihr
leköll), Dorf im Arrondissement Versailles des
franz. Depart. Seinc-ct-Oise, am Westende des Parks
von Versailles, 22 Kiu südwestlich von Paris, an den
Linien Paris-Dreur und Paris-Chartres der West-
bahn und Versailles-Noisy le Scc der großen Pariser
Gürtelbahn, hat (1891) 2304, als Gemeinde 3641E.
Das frühere Fräuleinstift (Maifon de S. C.),
das Frau von Maintenon zur Erziehung adliger