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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Saint Pierre (Stadt) - Saint Pol-sur-Ternoise
Saint Pierre (spr. ßäng plähr), Stadt auf der
Insel Reunion (s. d.).
Saint Pierre (spr. häng plähr), Hafen auf der
franz. Insel Martinique, die größte Stadt der Kleinen
Antillen mit 25000 E., an der Nordwestseite, hat
dicht aneinander gedrängte Häuser von bedeutender
Höhe, starkes kommerzielles Leben, aber in dem
niedrigen Handelsstadtteil Le Mouillage, namentlich
während der Passate, ungesundes Klima. Öffent-
liche Gebäude siud: Rathaus, Lyceum, Theater,
Iustizpalast, Kathedrale, Militürspital und bischöfl.
Residenz. Der Hafen ist weniger gut als der von
Fort de France (s. d.); der Handel, namentlich Zucker-
ausfuhr, aber bedeutender.
Saint-Pierre (spr. ßäng Plähr), Iacqnes Henri
Vernardin de, franz. Schriftsteller, geb. 19. Jan.
1737 zu Havre, ging schon im 12. Iabre auf einem
Schiffe seines Oheims nach Martinique, verlieh
aber nach zwei Jahren die Laufbahn als Seemann
wieder und besuchte nun das Iesuitenkollegium zu
Caen. 1757 trat er nach Beendigung seiner klassi-
schen Studien zu Nouen in die ^cole äes pontg et
ä63 diNU38668. 1760 wurde er als Ingenieur nach
Düsseldorf gesendet, ging aber bald wieder nach
Frankreich zurück. Dann suchte er sein Glück im
Auslande, arbeitete zunächst in Amsterdam an
einem Journal, ging nach Petersburg, wo ihm
Katharina II. den Kapitänsrang verlieh und ihn
als Ingenieur in Finland verwendete. S. verlieh
aber Rußland 1766, um in Polen zu dienen, und
kehrte, nachdem er Wien, Dresden und Verlin be-
sucht hatte, nach Frankreich zurück. Man gab ihm eine
Ingenieurstelle auf Isle-de-France, aber er zerfiel
bald mit den Behörden der Infel und begab sich
1771 wieder nach Paris. Nun befchloß er, sich ganz
der Schriftstellern zu widmen, und trat mit Rousseau
in freundschaftliche Beziehungen. Zunächst veröffent-
lichte er den trefflichen "Vo^a^6 ä. i'Ue-äk-^i'^iice,
äe-150111-1)011, ini(^p, etc." (2 Bde., Par. 1773).
D,iesem Werke folgten die reizend geschriebenen
"^Wäe8 äs Ia nkture" (3 Bde., Par. 1784 u. ö. in
5 und 8 Bon.), deren vierter Band sein Meisterwerk
"I^ui et Vii-^inie" (1787 u. ö.; deutsch u. a. von
Eitner, Hildburgh. 1866) enthielt, das sehr oft auf-
gelegt und abgedruckt worden ist. Hieran knüpfte sich
der tleine Roman "1^3, cdaumiere inäieime" (Par.
1790) und "I^e cate äe surate", beides eigentlich
feine Satiren. Die Revolution, für die S. in feinen
"Vwux ä'un 8o1itaii'6" (Par. 1789) und in der "3uite
äe8 Vwux ll'un 80iitaii'6" sich erklärte, zeigte sich
aünstig für ihn. 1794 erhielt er die Professur der
Moral an der Normalschule; auch wurde er 1795
Mitglied des Instituts. 1807 erschien "Vo^e en
3i1e8ie". Napoleon unterstützte und ehrte ihn, und
dessen Bruder Joseph gab ihm eine ansehnliche Pen-
sion. Er starb 21. Jan. 1814 auf seinem Landgute
Eragny-sur-Oise. Als Stilist steht S. an Innigkeit
des Ausdrucks und Zartheit der Färbung sehr hoch;
er gehört zu den ersten Prosaikern Frankreichs.
Nach seinem Tode gab Aime' Martin noch die "llar-
ni0iii63 äe 1a natui-6" (3 Bde., Par. 1815) heraus;
dieser besorgte auch die beste Ausgabe seiuer voll-
ständigen Werke (12 Bde., ebd. 1818-20), veröffent-
lichte einen "^L8ai 8ur la vie et Ie8 0uvi-aFe8 äe 8."
^ebd. 1821) und "00i'i-68p0iiäÄiic6 äe 8. preceäee
ä'un 8up^>1eni6iit iiux memoirsZ äe 83, vie>> (4 Bde.,
ebd. 1829). - Vgl. Prevost-Paradol, ^wxe äe
Nernaläiii äe 8. (Par. 1852); Sainte-Veuve, (üan-
86ri63 äu lunäi, Bd. 6; Barm, LeruNi-äin äe 3.
sebd. 1891); Lescure, Lei-nai-äiii äe 8. (ebd. 1891);
Maury, I^tnäe 8iir 1a. vie et 1e8 wuvi-63 äe Lern.
äe 3. (ebd. 1892). "I>kui1 et Vir^inie" wurde mehr-
fach als Oper behandelt, von Rod. Kreutzer (Par.
1791, Text von Favieres), Franc. Lesueur (ebd.
1784, Text von Dubreuil) und Victor Masse (ebd.
1876, Text von Carrö und Barbier).
Saint Pierre d'Albigny (spr. ßäng plähr
dalbinnjih), Stadt im Arrondissement Chambe'ry
des franz. Depart. Savoyen, rechts an der Isere,
an der Linie Chambsry-Modane(-Turin) und S.P.-
Moutiers-Salins (52 km) der Mittelmeerbahn, hat
(1891) 965, als Gemeinde 2953 E.; Hüttenwerke,
Brüche von schwarzem Marmor, Ziegeleien sowie
Getreide-, Obst- und Seidenbau. 3 km im NO. auf
spitzem Felsen das malerische Schloß vonMiolans,
das vom 16. bis 18. Jahrh. Staatsgefängnis war.
Saint Pierre d'Oleron (spr. ßäng piähr),
Stadt auf der Infel Oleron (s. d.).
Saint Pierre-les Calais (fpr. ßäng plähr lä
kalüh), südl. Vorstadt von Calais (s. d.).
Saint Pierre und Miquelon (spr. ßäng plähr,
mik'lbng), zwei französifche, für den Kabeljaufang
(15. März bis 15. Nov.) sehr wichtige Inseln, 75 lim
von der Südküste Neufundlands, welche den Stütz-
punkt der franz. Fischerflotte auf der Neufundland-
bank bilden. Saint Pierre, ein unfruchtbarer, steil
zum Meere abfallender, 204 m hoher Granitfelsen,
hat eine geräumige Reede und mit der gleichfalls be-
wohnten Ile-aux-Chiens (7,9 km, 611 E.) einen
Flächenraum von 26 hkm mit 5355 E. Miquelon
bestand früher aus zwei durch eine fchiffbare Wasser-
straße getrennten Inseln, welche aber seit 1763 der-
artig versandet ist, daß beide Inseln gegenwärtig
ein Ganzes bilden. Sie zählt auf 202 hkm 574 E.
und eignet sich mehr zur Anlage von Kulturen als
Saint Pierre, besonders derjenige Teil, welcher
Langlade genannt wird. Zur Fangzeit versammeln
sich hier 5-6000 Fischer aus Dünkirchen u. s. w.
Die Einfuhr belief sich 1891 auf 13,5, die Ausfuhr
auf 10,0 Mill. Frs. Der jährliche Fang beläuft sich
auf 32-36 000 Tonnen Fische. Ein Gouverneur
residiert in der Stadt St. Pierre; ein Deputierter
vertritt die Inseln in der Kammer in Paris.
Saint Pol de Leon (spr. ßäng poll de leöng),
Stadt im Arrondissement Morlaixdes franz. Depart.
Finistere in der Bretagne, 1 km von der Kanalküste,
mit dem kleinen Hafen Pempoul, an der Seitenlinie
Morlaix-Roscoff der Westbahn, hat (1891)2771,
als Gemeinde 7430 E., ein College, Spital; Müh-
len, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Wolle,
Eisen, Garn und Vieh. Die Stadt war im Mittelalter
bedeutend und Sitz eines Bischofs, und hat noch die
Kapelle von Creizker (14. und 15. Jahrh.) mit durch-
brochenem Glockenturm (77 m hoch), die alte Kathe-
drale (13. bis 15. Jahrh.) mit zwei durchbrochenen
Glockentürmen, Grabmälern, Gemälden und Schnitz-
Werk, einen interessanten Friedhof mit alter roman.-
got. Kirche, den Bifchofspalast mit Garten (jetzt
Promenade) u. a.
Saint Pol-fur-Ternoife (fpr. ßäng poll ßür
ternöahs'). 1) Arrondissement im franz. Depart.
Pas-de-Calais, hat auf 1138,23 ^m (1891) 75431
E., 6 Kantone und 191 Gemeinden. - 2) Haupt-
stadt des Arrondissement S. P. und früher einer
Graffchaft, an den Linien Abbeville-Ve'thune(-Lille),
Arras-Etaples(-Voulogne) und S. P.-Lens (38 km
nach Douai) der Norddahn, hat (1891) 3334, als
Gemeinde 3705 E., einen Gerichtshof erster Instanz,