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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Salicylige Säure - Salieri
form und Kalilauge auf Phenol synthetisch erhalten
werden. Natürlich findet er sich im ätherischen Öl
der Spiräaarten.
Salicylige Säure, s. Salicylaldehyd.
Salicylsäure (^ciäum Zalic^licnui), Ortho-
orybenzoesäure oder Phenolcarbonsäure,
^H4(0II)(00()II), eine der wichtigsten organischen
Sauren. Sie wurde 1838 von Piria und von
Ettling entdeckt, indem sie das ätherische Öl der
Blüten von 8z)irkL3, uiniaria ^. oxydierten. Ca-
bours zeigte 1844, daß das Wintergrünöl (das
Öl von 6^u1t1i6i'ia prc)cunid6ii8 ^.) größtenteils
aus dem Methyläther der S. bestehe. Spater (1851)
stellte Gerland die S. dar, indem er salpetrige
Säure auf Anthranilsäure (ein Zersctzungsprodut't
des Indigblaus) einwirken ließ. Diese Reaktion
war insofern von großer Bedeutung, als H^ Kolbe
in Leipzig durch sie veranlaßt wurde, im Hinblick
auf die leichte Zersetzung der S. in Carbolsäure
oder Phenol und Kohlensäure Versuche zur synthe-
tischen Darstellung der S. anzustellen, die auck
unter Mitwirkung Lautcmanns 1860 zu einem po-
sitiven Ergebnis sührten. 1874 nahm Kolbe dieses
Verfahren, das bisher nur wissenschaftliches Inter-
esse darbot, wieder auf und kam dabei zu einer ein-
fachen und wohlfeilen Methode der Fabrikation der
S. Das Verfahren der Darstellung ist 1884 von
Schmitt verbesfert worden, nach welchem man Pbc-
nolnatrium mit Kohlensäure in geschlossenen Ge-
fäßen anf 130" erhitzt. Die S. erscheint in weißen,
färb- und geruchlosen Nadeln oder Prismen, schmeckt
süßlich-sauer, löst sich in kaltem Nasser sehr schwer
^in 300 Teilen), in siedendem ziemlich leicht (in 15-
20 Teilen), in Alkohol und 'Äther leicht', sie schmilzt
bei 155" und zersetzt sich bei 220 - 230° in Phenol
und Kohlensäure. Ihre Lösung wird, mit Eisen-
chlorid versetzt, tief blauviolett gefärbt.
Die S. wirkt, wie Kolbe entdeckt hat, in hervor-
ragender Weise antiseptisch (fäulnishindernd), anti-
zymotifch (gärungshemmend) und antipyretisch
(sieberwidrig). Die S. felbst wie auch ihr Natrium-
salz, das Natriumsalicylat (A^ti-ium 8^IicvIicum),
haben als wichtige Bereicherung des Arzncischatzes
allgemeine Anerkennung gefunden, in der Chirurgie,
Gynäkologie, gegen Magen- und Darmkrank-
hcitcn, Vlascnkatarrh, akuten Gelenk- und Muskel-
rheumatismus. Man wendet sie innerlich in Auf-
lösung sowie in Pillenform und als Pulver in
Oblaten und Kapseln, äußerlich (gegen Wunden,
Geschwüre, Fußschweiß u. dgl.) als Streupulver
(Salicylstreupulver, 3 Teile S., 10 Teile
Weizenstärke, 87 Teile Kalk) oder als Lösung an.
Auch in der Vetcrinärpraris hat die S. bei Milz-
brand, Maul-und Klauenseuche, bei Notzkrankhcit
und Druse der Pferde, Geschirr- und Satteldruck
und überhaupt bei Wunden sich bewährt. Im Haus-
halt ist die S. zum Konservieren von Fleisch, Kub-
milch, Butter, Fruchtkonserven aller Art, von Eiern
u. s. w. erfolgreich verwendet worden. Für Bier
und Wein wird die S. benutzt als Schutzmittel
gegen die durch warme Temperatur hervorgerufene
Nachgärung und zur Regulierung des Gärungs-
prozesses, um die Wucherung sog. wilder Hefen und
^äure bildender Spaltpilze zu unterdrücken. Doch
liegt eine gewisse Gefahr in dieser Anwendung, in-
dem mit ihrer Hilfe etwaige Fehler oder Nachlässig-
keiten in der Bierbereitung verdeckt werden können.
Deshalb yt die Verwendung der S. für die Bier-
brauerei vielfach (in Bayern, Belgien und ander-
wärts) verboten worden. Leicht schimmelnde und
dem Verderben durch Gärung ausgesetzte Gegen-
stände, wie Lösung von Arabischem Gummi, Gela-
tine, Leim, ferner Tinte, Kleister, Weberschlichte
u. dgl., lassen sich durch Zusatz von etwas S. auf
längere Zeit vor dem Verderben schützen. Als anti-
septisches Mittel kommt unter dem Namen Salol
(s. d.) auch der Phenylester der S. in den Handel.
1 K3 S. kostet im Großhandel (1895) 5-5^ M.
Eine ziemlich vollständige Zusammenstellung der
Litteratur über S. findet sich im "Amtlichen Be-
richt über die Wiener Weltausstellung", Hest 16,
20 u. 21: "Die chem. Industrie", von A. W. Hof-
mann (Vraunschw. 1875-77). Vgl. besonders noch
Fürbringer, Zur Wirkung der S. (Jena 1876);
Buh, Zur antipyretischen Bedeutung der S. (Stuttg.
1876); Schwarz, Die S. in ihrer praktischen An-
wendung (in "Unsere Zeit", Jahrg. 1878, 2. Hälfte).
Salicylstreupulver, f. Salicylsäure.
Salicyltalg, Zodum 8aIicMwm, eine zwei-
prozentige Lösung von Salicylsäure in Hammel-
talg. Er findet Anwendung bei wunden Füßen,
Lupus u. s. w.
Salicyltropem, (^IIi^O.^, eine Verbindung
von Salicylsäure mit Tropin (s. Atropin), die in
der Augenheilkunde angewendet wird.
Sattcvlwatte, entfettete, mit spirituöser Sa-
licylsäurelösung imprägnierte Watte zu antisepti-
schcn Verbänden. Sie enthält 4 oder 10 Proz.
Salicylsäure.
Salier (8^1ii, d. h. Springer), Name mehrerer
italischer und besonders zweier röm. Priester-
kollegien, deren jedes aus zwölf Patriciern bestand.
Das ältere, der Sage nach von Numa eingefetzte,
hatte fein Heiligtum auf dem Palatinifchen Berge
und bieß daher das der 8a1ii I^Iiitini. Es war
dem Dienste des Mars Gradivus geweiht. Die
Stiftung des zweiten, zum Dienste des Quirinus
bestimmten wird dem Tullus Hostilius beigelegt.
Das Heiligtum desselben stand auf dem (wollig Hui-
rwali3 und die Priester dieses Heiligtums hießen
(^oiiini, auch ^^0N6ii868 oder ^Fonu1"8. Die Pa-
latiniscken S. sind die bekanntern. Sie feierten
namentlich im März mehrere Tage hindurch den
Gott Mars, indem sie in der Stadt herumzogen,
einen Wasfentanz, besonders auf dem Komitium
aufführten, die heiligen Schilde des Mars, ancilia,
umhertrugcn und dazu Lieder sangen. Diese Lieder,
carininH LHiiaria (axHiuonta,), wurden auch später
in den alten, den Priestern selbst kaum verstündlichen
Worten gesungen; die wenigen uns aufbewahrten
Reste gehören zu den ältesten Denkmälern des La-
teinischen. - Vgl. Maurenbrecher, (^lininum 83.-
liarium reli^ui^s (Lpz. 1894).
Salier, derjenige Teil der Franken (s. 0.), der
seit dem 3. und entschiedener seit der Mitte des
4. Iabrh. am Niederrhein und auf dessen linkem
Ufer bis zum Meere erschien und unter König
Chlodwig 486-511 das Frankenreich gründete.
Salier (salische Kaisers s. Fränkische Kaiser.
Saliere (frz., spr. -liähr), Salzgefäß.
Salieri, Antonio, ital. Komponist, geb. 19. Aug.
1750 zu Legnano im Venetianischen, studierte bei
seinem ältern Bruder Francesco und dem Organisten
Simoni, dann in Venedig beim Kapellmeister Pes-
cetti und dem bänger Pacini. Der Wiener Hos-
kapellmeister Florian Gaßmann brachte ihn nach
Wien. Hier wurde er nach mehrern Opernerfolgen
(1770 "1^6 clonn6 Iktterato" u. s. w.) 1774 Nach-