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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Satsuma - Satteldach
Verwaltungsbeamte, zunächst meist ohne militär.
Kommando. Erst in der Zeit des Verfalls des Per-
ferreichs werden Civil- und Militärgewalt immer
häufiger vereinigt und die S. zu einer Art selbstän-
diger Fürsten. - Saträpien hießen die Statt-
halterschaften, deren das Persische Reich in seiner
Blütezeit unter den Achämeniden 20 zählte.
Satsüma, Distrikt im ^üdwesten der japan.
Insel Kiushiu; berühmt sind die Fayencen aus S.,
s. Japanische Kunst (Bd. 9, S. 870 d).
Sattel, Eitzvorricktung für Reiter oder .Halte-
vorrichtung für Gepäckstücke auf dem Rücken von
Reit- oder Lasttieren. Man unterscheidet demnach
Reitsättel, die fast nur für Pferde, und Pack-
sättel, die auch für andere Lasttiere (Esel, Maul-
tiere, Ochsen, Kamele, Elefanten) verwendet werden.
Der Gebrauch des Reitsattcls entwickelte sich erst
spät. Man scheint lange auf dem nackten Pferde
geritten zu fein; dann bedeckte man den Rücken des
Tieres mit Fellen oder Decken, an denen später
Gurte, Vorder- und Hinterzcug, aber zunächst noch
kein Steigbügel angebracht wurde. Das Reiten auf
dem S. ist mit Sicherheit erst im 4. Jahrh. n. Chr.
nachzuweisen, dann fand es jedoch durch die mit der
Benutzung des S. verbundenen Vorteile und An-
nehmlichkeiten rafch allgemeinen Eingang und wei-
tere Entwicklung. Letztere ging von vornherein in
zwei voneinander unabhängigen Hauptrichtungen
vor sich, die noch heute durch die Pritschensorm
und durch die Bockform vertreten sind; der erstern
Art gab der Occident, der letztern der Orient den
Vorzug. Der Zweck des S. verlangt die Schaffung
einer genügend großen Tragfläche, um dem Reiter
als Sitz zu dienen; dabei muß aber das dicht unter
der Haut liegende und leicht verletzbare Rückgrat
des Pferdes gegen jeden von der Tragfläche ausge-
übten Druck sorgfältig geschützt werden, da andern-
falls die unter dem Namen Satteldruck bekannten
krankhaften Erscheinungen hervorgerufen werden,
die das Pferd für kürzere oder längere Zeit zum
Reiten unbrauchbar machen. In der Konstruktion
des die Grundlage der ganzen Sitzvorrichtung bil-
denden Sattelgerüstes suchen die beiden oben
erwähnten Systeme die gestellten Anforderungen
dadurch zu erfüllen, daß die feste Grundlage der
Tragfläche in zwei Hälften, Trachten oder Stege,
geteilt wird, die, das Rückgrat des Pferdes freilassend,
längs der beiden Seiten des Pferderückens liegen
und durch zwei bogenförmig den Pferderücken um-
fassende Verbindungsstücke, Zwiesel oder Bäume,
zusammengehalten werden. Auf diefe Weise ent-
steht ein konkaver hohler Nahmen, dessen flache
Längsseiten dem Pscrderücken zu beiden Seiten des
Rückgrats anliegen, während die kurzen Seiten das
Rückgrat, ohne es zu berühren, übersetzen. In der
bisherigen Konstruktion sind beide Systeme trotz
mancher Verschiedenheiten im einzelnen sich doch im
allgemeinen gleich; in der weitern Konstruktion
gehen sie wesentlich auseinander: das Pritschen-
system überspannt den ganzen Raum zwischen den
Bäumen und Trachten mit einem einheitlichen Leder-
stück, dem Sitzlcder, dessen untere das Rückgrat
berührende Tragfläche dick gepolstert ist und keiner
weitern Unterlage bedarf; das Vocksystem hat zwi-
schen Vorder- und Hinterzwiesel einen straff gespann-
ten schmalen Sitzriemen, auf dem ein Sitzkissen
aufgeschnallt wird; zwischen Sitzriemen und Rück-
grat ist als Unterlage eine dicke mehrfach zusammen-
gelegte Decke erforderlich. Infolgedessen ist der
Sitz auf dem Bock gestreckter und der Reiter steht
mehr im S. als er sitzt, während die Pritsche mehr
das Gesäß unterstützt und dem im Knie schärfer ge-
krümmten Schenkel größere Beweglichkeit läßt; man
spricht demgemäß von Spaltsitz und Stuhl sitz.
Beim Vocksattel (s. d.) ist der Reiter sattelfester, beim
Englischen Sattel (s. d.) hat er mehr Einwirkung auf
das Pferd. Dem englischen S. verwandt ist der
deutsche und der französische S. Der deutscheS. oder
Schulsattel ist nur noch in wirklichen Reitschulen
im Gebrauch; er gewährt dem Schüler beim Unter-
richt und dem Bereiter beim Anreiten junger Pferde
einen sehr festen Sitz, sowohl durch seine Form als
auch durch seinen Überzug mit Hirschleder. Der fran-
zösische S., ein Mittelding zwischen dem deutschen
und englischen S., hat einen weichgepolsterten mit
Wildleder überzogenen Sitz, ist aber nur noch wenig
im Gebrauch. Der orientalische S. ist dem ungar.
Bocksattel in betreff seiner Höhe über dem Pserde-
rücken verwandt. Charakteristisch für ihn ist indes
das breite Sitzkissen, auf dem der Reiter bei hoch an-
gezogenen Bügeln wie auf einem Stuhle sitzt. Im
deutschen Heere ritten bis 1889 die Kürassiere auf
dem deutfchen S., die übrige Kavallerie, die Artillerie
und der Train auf dem ungar. Bock. 1889 wurde ein
Armecsattel (s. d.) eingeführt, der die Vorzüge des
ungarischen und englischen S. zu vereinigen suckt.
Bei allen Satteltypen erfolgt die Befestigung des S.
am Pferdckörper durch einen oder mehrere Unter-
gurte, die um den Bauch des Pferdes gelegt und
durch Schnallen fest angezogen werden. (S. Sattel-
selbstgurter.) Zum S. gehört gewissermaßen auch
das Vorderzeug, das sind den Schultern entlang
laufende Riemen, die sich vereinigen und zwischen
den Vorderbeinen hindurchgehend am Untergurt be-
festigt werden. Das Vorderzeug soll das Rutschen
des S. nach rückwärts verhindern. Das ähnlichem
Zweck dienende Hinterzeug (Schwanzriemen)
ist als unpraktisch fast ganz außer Gebrauch gekom-
men. Der Damensattel schließt sich im Bau dem
englischen S. an; dazu kommt das das rechte Bein
der Reiterin aufnehmende Horn; ein Steigbügel ist
nur auf der linken Seite vorhanden. - Packsättel,
auch Tragesättel oder Saumsättel genannt,
sind mit Rücksicht auf Größe und Form der zu tra-
genden Last verschieden gebaut und angeordnet.
Über S. in der Geographie s. Einsattelung.
In der Geologie ist ^. oder Antiklinale die-
jenige Lagcrungsform der geschichteten Gesteine, bei
der die Schichten eine dachsirst- oder sattelförmige
Stellung (^ oder /v) einnehmen in Bezug auf eine
Mittellinie; von dieser aus fallen die Schichten nach
zwei entgegengesetzten Seiten ein. S. und ihr Ge-
gensatz Mulden sind meist eine Folge der seitlichen
Zusammenpressung der ursprünglich horizontal ab-
gelagerten Schichten. (S. Falten.)
An Saiteninstrumenten heißt S. die Er-
höhung zwischen Griffbrett und Wirbelkasten.
Sattel, Bergjoch im schweiz. Kanton und Bezirk
Schwyz, bildet die Wasserscheide zwischen dem Lo-
wcrzer See (Reuhgebiet) und der Sihl (Limmat-
gebiet). Kriegsgeschichtlich ist di^ Sattelstrahe durch
die Kämpfe vom 2. und 3. Mai 1798 bekannt, in
denen die Schwyzer und Urner die Franzosen an
der Schindellegi, bei Rothenthurm und am Mor-
garten schlugen, ohne jedoch die Unterwerfung des
Landes hindern zu können. Das Dorf S. hat (1888)
898 kath. E., Post und Telegraph.
Satteldach, s. Dach und Dachstuhl.