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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Saugheber - Säugling
Pflanzung zwei große Reihen unterschieden werden
müssen, die Didelphen. bei denen die Jungen in
sehr unausgebildetem Zustande geboren werden und
sich während des Säugens, meist iu einem besondern
Beutel, entwickeln, dessen Trageknochen auch beim
Fehlen des Beutels vorhanden sind. Diese S. baben
zugleich ein sehr unvollkommenes Gehirn. Es ge-
hören dazu die Kloakentiere (f. d., ^lonoti-emat^)
mit dem Schnabeltier und dem Ameisenigel und die
Beuteltiere (f. d., Nai-supialia), die besonders in
Australien vertreten sind. Zu den M o n o d e lp h en,
die ausgetragcne Junge gebären, gehören die übri-
gen S. Sinter diesen unterscheidet man folgende Ord-
nungen: Zahnarme (^äLiiwtH 8. Nrnw) mit Kral-
len an den Füßen, ohne schneide- und meist auch
ohne Eckzähne; Waltiere ((^ewee^ 8. ^tanti^) mit
zwei Flossen, Nasenlöchern auf dem Scheitel und
bauchstandigen Zitzen; Seekübe (Iirsnia) mit zwei
Flossen, Nasenlöchern an der Scknauzenfpitze, brust-
ständigen Zitzen; unpaarzchige Dickhäuter (?ei'i830-
(inc^ill) mit fünf, drei oder einer Zehe an allen
oder wenigstens den Hinterfüßen; paarzchige Dick-
bäuter ^VrUoäactM) mit paarigen Zehen an allen
GlicdmaNen; Nüsseltiere oder Elefanten (?i-0l)03-
ciäell,), Zehen verwachsen mit flachen Hufen, Nase
zu einem Nüssel entwickelt, keine Eckzühnc, ein zu
einem (^toßzahn umgebildeter Schneidezahn in je-
dcm Zwischentiefer oder im Unterkiefer oder in
beiden; Klippdachse (I^mnnn^niu. 8. Ilvraciä^o)
ohne Eckzähne, Zehen mit glatten, flachen Kufen,
Innenzche des Hinterfußes mit Kralle; Flosscnfüncr
l?innip6äi^) mit vier Flossen und Raudtiergebiß;
Raubtiere ((^i-nivoi^) mit Krallen und dreierlei
scharfschneidcnden Zähnen; Nagetiere (IloäLntia) mit
Krallenfüßcn, mcißelartigen Schneidczähncn, feb-
lenden Eckzähncn; Insektenfresser (InLsctivoi^) mit
Krallen und dreierlei spitzzackigen Zähnen; Fleder-
mäuse (Oliiroptei-^), Gebiß mit allen drei Zabn-
artcn, vordere Extremität zu einem Flugorgan um-
gestaltet; Pelzflüglcr ((^ÄleopiUieciäaL 8.1)Li'M0i>
tera), alle drei Arten von Zähnen, mit einer die vor-
dere Extremität bis zu den Fingerspitzen, die hintere
Ertremität und den kurzen Schwanz einhüllenden
seitlichen Hautfalte; Halbaffen (Leinni-mäe"), meist
an allen vier Füßen mit gegenüber stellbarer In-
nenzehe, Endglieder der Zehen meist mit Nägeln,
selten mit Krallen; Affen (?i'im^t63 8. Huaäi-u-
manu) mit vier nageltragenden Händen; Zwei-
händcr (Mensch, Liman^), vorn Hände, hinten Füße
mit Plattnägeln (f. die betreffenden Einzelartlkel).
Die ersten Spuren von fossilenS. hat man in
der Trias, im Kcuper bei Stuttgart gefunden; mcbr
im Jura und in der untern Kreide von England
(Stonesficld, Purbcck); alle diefe alten Typen ge-
hören den Beuteltieren an; massenhaft treten sie
erst mit den Tertiärgebilden auf, uur mit aus ge-
storbenen Formen, die allmählich in die jetzt leben-
den Typen übergehen.
Vgl. Andr. Wagner, Die geogr. Verbreitung der
S. (Münch. 1851); Giebel, Die S. in zoolog., ana-
tom. und paläontol. Beziehung (2. Ausg., Lpz.
1859); Vlasius, Naturgeschichte der S. Deutsch-
lands u. s. w. (Vraunschw. 1857); O. Sckmiot, Die
S. in ihrem Verhältnis zur Vorwelt (Lpz. 1881);
Vrehm, Illustriertes Tierleben, Bd. 1-3 (3. Aufl.,
Saugheber, s. Heber. l>bd. 1890-91).
Saugkerfe, Insekten, s. Kaukcrfe.
Saugkiesel, Saug schiefer, eine dem Polier-
schiefer (f. Kieselgur) ähnliche und mit ihm bei Vilin
in Böhmen vorkommende Masse, die wegen ihrer
beträchtlichen und feinen Porosität an der feuchten
! Lippe hängt und begierig Wasser einsaugt.
! Säugling, das Kind (s. d.) in den ersten 9 -
12 Monaten nach der Geburt. Das Kind soll in
dieser Zeit nur durch Säugen genährt werden, weil
künstlich aufgefütterte Kinder nur bei Aufwendung
großer Sorgfalt so gut wie gesäugte gedeihen und
viel leichter schweren Erkrankungen ausgesetzt sind.
Das körperliche und moralische Gedeihen des Kindes
mackt es jeder Mutter zur Pflicht, ihr Kind selbst
zu säugen, und nur dann, wenn die Mutter selbst
krank, wenn sie zu wenig Milch zu gewähren ver-
mag, oder im Fall wieder eintretender Schwanger-
fchaft darf zu andern Ernährungsweisen übergegan-
gen werden. Am besten wird dann der S. einer
Amme (s. d.) anvertraut. Das erste Anlegen des
Kindes erfolgt, nachdem Mutter und Kind nach der
Entbindung ausgefchlafen haben; in den ersten 14Ta-
gen soll das Kind alle 2, später alle 3 Stunden, mit
einer nächtlichen Pause von 5 bis 6 Stunden, an-
gelegt werden. Nach dem jedesmaligen Trinken ist
der Mund des Kindes mit einem leinenen Läppchen
und mit frischem Wasser sauber auszuwaschen. Sebr
zweckmäßig ist es, sich von dem Gedeihen des E.
durch öftere, etwa allwöchentlich vorzunehmende Wä-
gungen zu überzeugen. Die durchschnittliche Ge-
wichtszunahme beim S. (Geburtsgewicht 3500 3)
soll betragen in Gramm:



Tägliche
Monatliche
Gesamt-



Zunahme
Zunahme
gewicht
Am Ende des 1.
Monats
35
1050
4550

" 2.
"
32
960
5500

'> 3.

28
810
6350

" 4.

22
660
7000

>> 5.
"
18
510
7550
"

" 6.

14
420
7970

" 7.
"
12
360
8330
"

>> 8.

10
300
8630

>' 9.
"
10
300
8930

" 10.
"
9
270
9200

"11.
"
8
240
9440
"
"
"12.
"
6
180
9600
In Fällen, wo keine Amme zu beschaffen ist, soll
die Nahrung des Kindes lediglich aus Milch be-
stehen. Man reiche ihm verdünnte abgekochte Kuh-
milch, der durch Zusatz von Milchzucker die annähernd
gleiche Zusammensetzung, wie sie die Frauenmilch
hat, erteilt werden kann. Falls das Kind die Kuh-
milch in verschiedenen Verdünnungsgraden nicht ver-
trägt, gebe man ihm die Liebigsche oder Löflundfche
Kindcrnabrung, das Nestle'sche Kindermehl oder das
Viedertsä^c Nahmgemenge. (S. Auffütterung.) Das
Wundwerden der Brust ist nicht immer genügender
Grund, das Kind nicht mehr zu stillen. Das An-
legen von Kautschukhütchen ermöglicht auch bei wun-
der Vrust das Säugen, schützt die Vrust vor weitern
Verletzungen und befördert die durch Reinlichkeit,
Salben und adstringierende Mittel, z. V. Tannin-
glycerin, zu unterstützende Heilung. Gegen die Zeit
hin, wo das Kind entwöhnt werden soll, beginne
man mit der Darreichung anderer Speisen, nament-
lich mit Kubmilch. (S. Entwöhnung.) Die gefähr-
lichsten Zustände, die im Säuglingsalter eintreten
können, sind vor allem die Durchfälle, die nament-
lich künstlich genährte Kinder befallen, die davon in
fehr großer Zahl hinweggerafft werden. Bei Ein-