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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schädelbruch - Schaden
märe Oberkiefer (pHlgto^naäi-atuni) ist gleichfalls
knorplig und beweglich mit der Schädelkapsel ver-
einigt, nur bei der Seekatze nicht. In den Lippen
finden sich noch besondere Knorpelstücke. Bei den
Stören (s. d.) wird die Sache komplizierter, indem
der ursprünglich knorplige S. (das Primordial-
kranium) eine ans Hautverknöcherungen hervor-
qegangene Decke erhält. Auch Ii^omÄnäiduwt-iN,
Kiefer und Kiemendeckel verknöchern. Bei den andern
Schmelzschnppern wird das Primordialkranium
durch die sekundären Hautverknöckerungen noch
mehr verdrängt. Bei den Knochensischen (s. d.) er-
scheint der S. komplizierter als bei andern Wirbel-
tieren, indem zunächst die Il^oinanäidulai-ig. und
lHlatoHu^ärkta nicht einfach bleiben, sondern statt
ihrer verschiedene Knochen auftreten, die sich teils als
^mpiecticuin und ^mMnicum mit dem Ober-,
teils als Huaäl'lUnm (Quadratbein) und (Hugxii-Hto
^uFals mit dem Unterkiefer verbinden. Auch die
Knochen des eigentlichen S. sind zahlreich und gehen
teils aus Verknöcherungen der Knorpel des Pri-
mordialkraniums, teils aus Hautverknöcherungen
(sog. Belegknochen) hervor. Auck der Kiemendeckcl-
apparat, den man mit zu dem S. zu rechnen pflegt,
zerfüllt in eine Anzabl von Stücken. Vereinfacht
erscheint der S. bei den Amphibien (s. d.), bei dem
das Primordialkranium als solches teils durch eigene
Verknöcherungen, teils durch Velegknochen fast völlig
verdrängt wird. Der S. artikuliert bei ihnen mit
der Wirbelsäule durch zwei Gelenkhöcker. Sehr ver-
schiedenartig ist der S. in den einzelnen Ordnungen
der Reptilien (s. d.), bei denen er sich stets mit nur
einem Hinterhauptshöcker mit der Wirbelsäule ge-
lenkig verbindet. Das Quadratbein ist bei Kroko-
dilen (s. d.), Schildkröten (s. d.) und Vrückcnechsen
(s. d.) fest, bei den Eidechsen (s. d.) und Scklangen
(s. d.) beweglich mit den Schädelknochen verbunden
und bildet eine Art Angel zwiscken Ober- und Unter-
kiefer. Bei den Schlangen vereinigen sich die Knochen
des eigentlichen S. so innig miteinander, daß keine
Nähte zwischen ihnen sichtbar bleiben, während die
Knochen des Gesichtsschädels nicht bloß mit dem
eigentlichen S., sondern auch untereinander sehr
locker und beweglich verbunden sind und eine be-
trächtliche Erweiterung des Maules gestatten. Hier
sind auch die beiden Hälften des Unterkiefers bloß
durch dehnbare Bandmaße vereinigt, so daß sie sich
weit voneinander entfernen können. Der S. der
Vögel (s. d.) ist als ein vereinfachter Reptilienschädcl
aufzufassen und artikuliert auch mit nur einem Höcker
mit der Wirbelsäule. Die Knochen des eigentlichen
S. einer- und des Gesichtsschädels andererseits ver-
schmelzen zeitig und nahtlos, aber beide Abschnitte
sind nur schwach verbunden. Bei den Säugetieren
(s. d.) ist das Quadratbein in die Gehörkapsel auf-
genommen und ist zum Amboß (s. Gehör, Bd. 7,
S. 689a), ein Teil des embryonalen Unterkiefers
(der Meckelsche Knorpel) aber zum Hammer gewor-
den, daher artikuliert der Unterkiefer unmittelbar mit
dem S. selbst. Es sind zwei Gelenkhöcker zur Ver-
bindung mit der Wirbelsäule vorhanden. Im Gegen-
satz zu den bei Vögeln auftretenden Verhältnissen
sind eigentlicher S.und Gesichtsschädel sehr innig mit-
einander vereinigt. Bei Wiederkäuern, bei denen die
Scheitelbeine verschmelzen, zeigen die getrennt blei-
benden Stirnbeine in der Regel mindestens im männ-
lichen (Hirsche), meist auch im weiblichen (die meisten
Hohlhörner) Geschlecht eigenartige Wucherungen, die
zu Trägern der Geweihes, d.) oder Hörner werden.
Von der zuerst von I. P. Frank (1792), später
von Goethe und Oken zugleich, aber unabhängig
voneinander, entwickelten sog. Wirbeltheorie des
E. ist man, besonders nach Gegenbaurs und Hup
leys Vorgang, ziemlich allgemein abgekommen.
Frank (und 18l)8 Dumeril) homologisierte den gan-
zen S. mit einem einzigen Wirbel, Oken und Goetbe
sahen in ihm eine aus der Verschmelzung von drei
oder vier Wirbeln hervorgegangene Einheit. Gegen-
baur führt aus entwicklungsgeschichtlichen und ver-
gleichend anatom. Gründen aus, daß, wenn man
überhaupt den S. auf Wirbel zurückführen wolle,
er sich aus mindestens neun derselben zusammen-
setze. Aus der Entwicklungsgeschichte geht aber
weiter hervor, daß eigentliche Wirbel an der Bil-
dung des S. gar nicht beteiligt sind. Gesichtsschädel
und Unterkiefer gingen wie das Zungenbein aus Vis-
ceralbogen hervor, die wie der vorderste Abschnitt
eine Reihe darstellen, zu denen nach hinten die Kie-
menbogen und wohl auch die Rippen gehören.
Vgl. Köhlin, Der Bau des knöchernen Kopfes der
Wirbeltiere (Stuttg. 1844); Virchow, Menschen-
und Affenschädel (Berl. 1868); Welcker, Unter-
fuchungen über Wachstum und Bau des menfchlichen
S., Ts 1 (Lpz. 1862); My, Die Schüdelformen der
Menfchen und Affen (ebd. 1367); Veneditt, Kranio-
mctrie und Kepbalometrie (Wien 1888).
Schädelbruch, der Bruch der Echädelknocken
infolge von äußern Gewalteinwirkungen (Schlag,
Fall, Sturz auf den Kopf) betrifft entweder das
Schädeldach oder die Schädelbasis oder auch beide
zugleich und ist meist mit entzündlicher Reizung des
Gehirns und der Gehirnhäute sowie mit den aus-
gesprochenen Symptomen von Gehirndruck (s. d.),
vor allem infolge Verletzung größerer Blutgefäße,
verbunden. Die Größe der Gefahr eines S. hängt
von der Größe des Blutergusses innerhalb der Eckä-
delhdhle sowie von der Ausdebnung und Intensität
der vorhandenen Gehirnverletzung ab. Die Be-
handlung erfordert absolute Ruhe und die Anwen-
dung von Eisbeuteln auf den Kopf, unter Umständen
auck operative Eingriffe, besonders bei komplizierten
Schädelfifsur, s. Fissur. Drücken.
Schädelhöhle, s. Schädel.
Schädelindex, s. Menschenrassen (Bd. 11,
Schädellage, s. Kopflage. ^S. 775 a).
Schädellehre, s. Phrenologie.
Schädelschwuttd, s. Englische Krankheit.
Schädelstätte, s. Golgatha und Kalvarienberg.
Schädeltheorien, soviel wie Wirbeltheorien des
Sckädels, s. Schädel.
Schaden, im bürgerlichen Recht Vermögens-
minderung im weitesten Sinn. Danach umfaßt der
S. auch einerseits die geminderte persönliche Er-
werbsfähigkeit, andererseits den Gewinn, welchen
jemand gemacht haben würde, wenn das beschädi-
gende Ereignis nicht eingetreten wäre. Im engern
Sinne wird dann der positive S. (äHinnum 6m6t-
S6N8) unterschieden von dem entgangenen Gewinn
(wcrnin 0638KN3). Um den S., welchen jemand
erleidet, von einem Dritten ersetzt verlangen zu
können, muß ein besonderer Rechtsgrund vorliegen,
welcher den Dritten dazu verpflichtet. (S. Schaden-
ersatz.) Wo ein solcher besonderer Rechtsgnmd nicht
vorliegt, trägt jeder den S., welchen er durch einen
unglücklichen Zufall erleidet, selbst. Man hat dies
so ausgedrückt! c^sum Lsntit äc)iniiiu8 (s. Gefahr,
Bd. 7, S. 641H). Ein geeignetes Mittel, um die
Gefabr eines möglicken S. auf einen größern Kreis