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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schb. - Scheel-Plessen
von Zuflüssen der Kurlandischen Aa und des Nie-
men durchströmt, hat 6918,4 q^in, 233 325 E.,
meist Eamogitier, Getreide-, Flachsbau, Brannt-
weinbrennerei.- 2) S., poln. 8^li>vi6, Kreisstadt im
Kreis S., westlich am See S. und an der Eisen-
bahn Libau-Romny, hat (1894) 22440 E., darunter
56Proz. Isracliten, je eine russ., kath., evang. Kirche,
Synagoge, 14 israel.Vetschulcu,Gynlnasium; Buch-
druckerei, gegenseitige 5kreditgesellschaft, Tabak-
fabrik, Mühlen und Branntweinbrennereien.
Fekb., hinter lat. Pflanzen- und Tiernamen Ab-
kürzung für Johann Christian Daniel von
Schreb^r, geb. 16. Jan. 1739 in Weisscnsee, gest.
10. Dez. 1810 als Professor der Medizin und Natur-
kunde in Erlangen. Von ihm "Naturgeschichte der
Säugetiere" (fortgesetzt von Goldfuy und And.
Wagner, 7Tle., 4Suppl.; 1. Ausg., Erlaugen 1755
-1824; 2. Ausg., Lpz. 1826-55).
Schebat (hebr.), im jüd. Kalender der elfte Mo-
nat, hat 30 Tage und reicht vom Neumond des
Februar bis zu dem des März.
Schebecke, ein Mittclmecrfahrzeug mit drei
Masten, die etwas nach vorn geneigt stehen und
Latcinsegcl führen. Einige von ihnen haben auch
noch ein Bugspriet mit Klüverbaum (s. d.).
Schechr-Zor, türk. Stadt, s. Kerkuk.
Schecke, gleichbedeutcud mit Jacke, auch ein
enger Rock mit knrzcn Schößen; sie erscheint in der
Mitte des 14. Jahrh. (s. Tafel: Kostüme II, Fig. 3).
Verwandt ist ibm der Lendner, der ebenfalls eng,
ausgepolstert bis zum obern Teile der Schenkel reicht,
recht eigentlich ein Wams. Die S. und der Lcndncr
wurden zugeschnürt oder mit vielen Knöpfen vorn
geschlossen. ^s. Albinos.
Scheckenbildung, der partielle Albinismus,
Schedel, Franz, ungar. Literarhistoriker, f.
Toldy. ls- Altcndorf.
Schederhof, Arbeiterkolonie der Firma Krupp,
Schedewitz, Dorf in der füchf. Kreis- und Amts-
hauptmannschaftZwickau,füdlichanZwickau angren-
zend und mit demselben durch elektrische Straßen-
bahn verbunden, links an der Zwickauer Mulde und
an der Linie Werdau - Schwarzenberg der Sachs.
Staatsbahnen, hat (1890) 6081 E., darunter 222
Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprccheinrichtung,
Wasserleitung, Kanalisation, elektrische Straßenbe-
leuchtung ; Steinkohlenbergbau, Kammgarnspinnerei
und Weberei halbwollener Futter- und Kleiderstoffe
mit Färberei.
Schedo Ferroti, Pseudonym des Schriftstellers
Theodor Baron von Fircks (s. d.).
Schedüla (lat.), Zettel, Vlättchen.
Scheel, Mineral, s. Wolframit.
Scheel, Hans von, Nationalökonom und Sta-
tistiker, geb. 29. Dez. 1839 zu Potsdam, habilitierte
sich 1867 in Halle für Staatswissenschaften. 1868
wurde er als Assistent an das Statistische Bureau
vereinigter thüring. Staaten, 1869 als Lehrer der
Nationalökonomie an die landwirtschaftliche Aka-
demie Proskau in Oberschlesien, 1871 als ord. Pro-
fessor der (^taatswissenschaften an die Universität
Bern berufen; 1877 wurde er Mitglied, 1891 Direk-
tor des Statistischen Amtes des Deutschen Reichs.
S. gebort zu den ersten Vertretern des sog. Katheder-
socialismus. Außer zahlreichen Abhandlungen in
Zeitschriften schrieb er: "Die Theorie der socialen
Frage" (Jena 1871), "Erbschaftssteuerund Erbrechts-
reform" (ebd. 1877), "Eigentum und Erbrecht" (Berl.
1877), "Unsere socialpolit. Parteien" (Lpz. 1878),
ferner Abhandlungen in Schönbergs "Handbuch der
polit. Ökonomie" und Artikel für das "Handwörter-
buch der Staatswissenschaften". Er übersetzte: In-
gram, "Die notwendige Reform der Volkswirt-
schaftslehre" (Jena 1879), und Morselli, "Der Selbst-
mord" (Lpz. 1881).
Scheele, Karl Wilh., Chemiker, geb. 9. Dez.
1742 zu Stralsund, war Apotheker, anfangs in
Göteborg, darauf in Malmö, Stockholm, Upsala,
erwarb dann in dem Städtchen Köping 1777 eine
eigene Apotheke und starb daselbst 21. Mai 1786.
S. gehört zu den schärfsten Beobachtern und viel-
seitigsten wissenschaftlichen Entdeckern aller Zeiten
und leistete mit dürftigen Hilfsmitteln ganz Un-
gewöhnliches. Unabhängig von Priestley entdeckle
er bei einer Untersuchung des Braunsteins 1774 den
Sauerstoff, bei gleicher Gelegenheit das Mangan,
das Chlor und den Baryt als besondere alkalische
Erde, ferner die Arsensäure, den Arsenwasserstoff,
die Molvbdänfüure, Wolframfäure und Kieselfluor-
wasserstosfsäure und förderte das Gebiet der kaum
noch bebauten organischen Chemie durch die Auffin-
dung der Weinstcinsüure, der Oxalsäure, des Gly-
cerins u. s. w., und stellte zuerst aus Berliner Blau
die Blausäure dar. In seinen theoretischen An-
sichten war er Phlogistiker. Seine gesamten Werke
wurden herausgegeben von Hermbstädt (2 Bde.,
Verl. 1793), ferner in lat. Sprache von Hebenstreit
(2 Bde., Lpz. 1788), seine "Nftsi'ismmaäe di-ek
ock HutecicninFar" vonNordenskiöld (Stockh. 1893;
auch deutsch: "Nachgelassene Briefe und Aufzeich-
nungen", ebd. 1893).
Scheelefches Süß, s. Glycerin.
Scheeles Grün, f. Kupferarfenit.
Scheelisieren, das Versüßen eines Weins durch
Zusatz von Glycerin, nach dessen Entdecker Scheele
benannt. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus ist
dieses Verfahren als bedenklich zu erklären. Auch
Vier und Essig werden in dieser Weise behandelt.
(S. Glycerin.)
Scheeltt, Schwerstein, Tungstein, eintetra-
gonales und zwar pyramidal-hemieorisches, in Py-
ramidenformen krystallisierendes Mineral (die bei-
stehende Abbildung zeigt die Kombi-
nation derDeutero-, Proto- und Tri-
topyramide), grau, gelb, braun oder
rot gefärbt, fettglänzcnd, zum Teil
etwas diamantglänzend, mit gerin-
ger Pclluciditüt, positiver Doppel-
brechung, der Härte 4,5-5 und dem
spec. Gewicht 5,9-6,2. Chemisch ist
S. wolframsaurer Kalk, lü^^VO^.
Im S. wurde durch Scheele (daher
der Name) zuerst die Wolframsäure entdeckt. Vor
dem Lötrohr schmilzt er nur schwierig; Salzsäure
und Salpetersäure zersetzen ihn mit Hinterlassung
von gelber, in Alkalien löslicher Wolframsäure. Er
findet sich zu Zinnwald, Ehrcnfriedersdorf und
Schlaggenwald im Erzgebirge, in Cornwall, bei
Neudorf im Harz, zu Framont in den Vogefen, zu
Traversella in Piemont und in Connecticut.
Scheelium, Metall, s. Wolfram.
Scheel-Plesfen, Karl Theodor August, Graf
von, fchlesw.-Holstein. Staatsmann, geb. 18. März
1811 in Kiel, trat nach Beendigung jurist. Studien
in Berlin, Göttingen, München und Kiel in den
dän. Staatsdienst. Nachdem er in der damaligen
Finanzdeputation in Kopenhagen gearbeitet hatte,
begab er sich auf Reisen und trat 1841 in das Kabi-