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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schloß (in der Technik)
einer an dem zu verschließenden Teil, z. V. der Thür,
angebrachten Metallschiene, die an dieser hin und her
geschoben werden kann, um hinter eine Krampe oder
in einen Einschnitt des Thürrahmens zu treten, .han-
delt es sich darum, die Thür nur von einer Seite zu
sperren, ohne sie von der andern öffnen zu können, so
bedarf es keiner besondern Werkzeuge zum Bewegen
des Riegels; derselbe wird alsdann einfach, wie der
bei den meisten S. angebrachte Nachtriegel, mit
der Hand vor- und zurückgeschoben. Fast alle S., we-
nigstens solche an viel benutzten Aus- und Eingangs-
thüren, sind Fallen- oder Klinkenschlösser,
d.h. sie besitzen außer dem eigentlichenNiegelverschluß,
der, um gegen unbefugtes Offnen zu schützen, nur
mittels eines bestimmten Werkzeugs, des Schlüssels,
bewegt werden kann, den Fallenverschluß, welcher
beim Zudrücken der Thür von selbst einfällt. Diefen
Verschluß kann jeder, der aus- oder eintreten will,
mittels des mit der Falle verbundenen Drückers
(eines Hebels, der im Sprachgebrauch auch Klinke
heißt, obwohl Klinke eigentlich die Falle selbst ist)
oder einer Nuß (ein im Drehpunkt der Falle nach
außen hervorragender Ansatz zur Aufnahme eines
Steckschlüssels) öffnen und schließen. Man unter-
scheidet der Art ihrer Anbringung nach Kasten-
und Einsteckschlösser; erstere werden an der Thür
außen angeschlagen, letztere in dieselbe eingelassen.
Die Konstruktion der gebräuchlichen S. mit Riegel
und Schlüssel wird am besten durch das in nachstehen-
der Fig. 1 dargestellte französische S., welches
zwar nicht das einfachste, aber das verbreitetste ist,
veranschaulicht. Die Abbildung zeigt ein Einsteck-
schloß; R ist der Riegel, dessen Kopf (der aus dem
S. heraustretende Teil) durch einen Ausschnitt der
seitlichen Schloßwand, den Stülp 8, geführt wird;
eine weitere Führung erhält derselbe durch einen
in den Schloßboden eingenieteten Stift 1, der in
einem Schlitz des Riegels 15 gleitet. An einer
Verschiebung ist der Riegel zunächst durch die Zu -
baltung 2 gehindert, welche als ein um einen
Drehpunkt ä sich bewegender einarmiger Hebel zu
betrachten ist. Dieser Hebel greift mit einem Vor-
sprung, dem Zuhaltung shaken, in entsprechende
Ausschnitte 1, 2 oder 3 des Riegels und wird in ihm
durch eine Feder l festgehalten. An der Zuhaltung
befindet sich eine umgebogene Fortsetzung, der Zu-
Haltungslappen (in der Figur punktiert), gegen
den der Bart des Schlüssels d bei der Drehung stößt,
um dadurch den Vorsprung aus dem Einschnitt des
Riegels herauszuheben und letztern freizugeben, da-
mit er durch weiteres Umdrehen des Schlüssels vor-
geschoben werden kann. Das dargestellte S. ist ein
zweitouriges, so genannt, weil zur vollständigen
Verschiebung des Riegels zwei Umdrehungen des
Schlüssels nötig sind. In der Abbildung ist das
S. in halbgeschlossenem Zustand dargestellt. Der
Schlüssel ist vereits einmal herumgedreht und da-
durch der Zuhaltungshaken vom ersten in den
zweiten Einschnitt des Riegels gefallen; wird der
Schlüssel noch einmal gedreht, so ist das S. ganz
gesperrt: der Zuhaltungshaken liegt alsdann im
letzten Einschnitt. Ein vor dem Schlüsselloch ange-
nietetes Rohr dient zur Führung des Schlüssels. Um
das unbefugte Öffnen mittels des Dietrichs oder
Sperrhakens (eines mit einem rechtwinkligen
Anfatz von der Länge des Schlüsselbartes versehenen
Drahtes) zu verhindern, also die Sicherheit des S. zu
erhöhen, sind in bessern S. rings um das Schlüssel-
loch am Boden und Deckel des Schloßkastens kreis-
förmig gebogene Vlechstreifen, Reifbesatzungen
oder Eingerichte, angebracht, welche der Drehung
des Sperrhakens ein Hindernis entgegensetzen. Oft
ist noch zwischen dem Boden und dem Deckel ein
Plättchen, der Mittelbruch, eingenietet, auf wel-
chem wiederum Reifen sich befinden können; durch
diese Anordnung wird eine ganz bestimmte Form
des Schlüsselbartes bedingt, wie sie für eine Mittel-
bruchbesatzung Fig. 2 zeigt. Reifbesatzungen sind
mittels eines I-förmig ausgeschnittenen Haupt-
schlüsse l s, Mittelbruchbesatzungen mit Hilfe eines
l^l-förmig ausgeschnittenen Hauptschlüssels zu um-
gehen. Eine größere Sicherheit erhält man durch
geeignete Kombination von Reif- und Mittelbruch-
besatzungen; doch ist auch in diesem Falle die Sicher-
heit nur eine sehr bedingte, da sich der Einbrecher
durch Wachsabdrücke leicht über die Form der Be-
satzungen orientieren kann. Bedeutend größer ist
dieselbe bei den sog. Sicherheitsschlössern (f. unten).
Ein Hänge- oder Vor-
hängeschloß, das im Prin-
cip dem französischenS. gleich
ist, zeigt Fig. 3; dasselbe ist
eintourig, kann also durch
einmaliges Umdrehen des
Schlüssels vollständig geöff-
net oder geschlossen werden.
Der Riegel a hat hier einen
schmalen Kopf f, um in den
Schlitz 8 des Schloßbügels 6
eingreifen zu können.
Unter den Sicherheits-
schlössern spielten eine Zeit
lang die Vexierschlösser
eine große Rolle, bei denen
z. V. das Schlüsselloch verborgen ist und erst durck
Anwendung gewisser Kunstgriffe, die nur dem Eigen-
tümer bekannt sind, zugänglich gemacht wird. Die-
selben lassen indes keine allgemeine Anwendung zu
und haben, abgesehen von ihrer Kostspieligkeit und
unbequemen Handhabung, wenig praktischen Wert,
weil ihre Lösung leicht verraten oder ausprobiert
werden kann; außerdem kommen sie infolge ihrer
komplizierten Konstruktion leichl in Unordnung.
Das einzige Princip, welches einen höhern Grad
von Sicherheit gewährt, ist das der Kombina-
ti onsschlöss er. Das Wesentliche bei diesen ist
eine Anzahl von Bestandteilen, welche, mehr oder
weniger nach Art der Zuhaltung (s. oben) wirkend,
das Öffnen des S. verhindern und dasselbe erst
dann gestatten, wenn sie in eine bestimmte, für jede
einzelne dieser Zuhaltungen verschiedene Lage ge-
bracht sind, wobei eine fast unbegrenzte Mannig-
faltigkeit geboten ist. Zu den ältesten Kombinations-
schlössern gehören die im 16. Jahrh, aufgekommenen
Ring- oder Buchstabenschlösser, auch Mal-
schlösser genannt, welche ohne Schlüssel, direkt
Fig. 3.