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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schönhausen - Schöningen
lar, trat 1807 in das österr. 64. Infanterieregiment
und wohnte den Feldzügen gegen Frankreich 1809
und 1813 bei. Bis 1846 zum Feldmarschalllieute-
nant befördert, erwarb er sich in den ital. Feldzügen
von 1848 und 1849 große Verd.ienste. Als 1849
die proviforifche Bundes-Centralgewalt in Frank-
furt aufgehoben und durch Bevollmächtigte von
Asterreich und Preußen ersetzt wurde, vertrat S.
neben Kübeck Österreich bis zur Auflösung der Kom-
mission und der Wiedereinsetzung des Bundestags.
Anfang 1851 nahm er den Abschied, erhielt den
Charakter als Feldzeugmeister und lebte zu Graz,
wo er 16. Febr. 1857 starb. Sein Werk "Erinne-
rungen eines österr. Veteranen aus den ital. Krie-
gen in den I. 1848 und 1849" (anonym; 2 Bde.,
Stuttg. 1852 u. ö.) giebt eine reiche Fülle von inter-
essanten Aufschlüssen zur Geschichte jener Kämpfe.
Außerdem hat er noch eine Biographie desFeldzeug-
meistcrs Haynau (Graz 1853; 3. Aufl., Wien 1875)
geschrieben. Aus seinem Nachlaß wurde veröffent-
licht "Der Krieg 1805 in Deutschland" (Wien 1874).
Schönhausen, Dorf im Kreis Ierichow II des
preuß. Rcg.-Vez. Magdeburg, 2,5 km rechts von der
Elbe, an der Linie Berlin-Lehrte der Preuß. Staats-
bahnen, hat (1890) 1900 E., Post, Telegraph, zwei
Rittergüter des Fürsten von Bismarck, Ziegelei und
Brauerei. S. ist Geburtsort des Fürsten Vismarck.
Von den beiden Gütern wurde das eine (Stammgut
der Nebenlinie) dem Fürsten durch die Bismarck-
Spende an seinem 70. Geburtstage, I.April 1885,
als Nationalgeschenk zurückgegeben. In dem Herren-
hause desselben befindet sich das Vismarck-Mu-
seum, eine Sammlung der dem Fürsten Bismarck
gewidmeten zahlreichen Geschenke.
Die vom Fürsten Vismarck mit der aus Anlaß
seines 70. Geburtstages gesammelten Summe ge-
gründete Schön hauser Stiftung wurde auf
Grund des Statuts vom 21. Mai 1885 unter Ver-
leihung der Rechte einer jurist. Perfon durch königl.
Kabinettsorder vom 8. Aug. 1885 genehmigt. Zweck
der Stiftung ist, deutschen jungen Männern, welche
sich dem höhern Lehrfache an deutschen böhern Lehr-
anstalten widmen, vor ihrer Anstellung Unterstützun-
gen zu gewähren, auch im Inlande wohnenden Wit-
wen von Lehrern des höhern Lehrfachs Beihilfe für
ihren Lebensunterhalt und für die Erziehung ihrer
Kinder zu leisten. Sitz der Stiftung ist S.; das Stif-
tungskapital besteht aus etwa 1200000 M.; die
Stiftung wird vom Fürsten Vismarck als ihrem Vor-
steher verwaltet; nach seinem Tode geht diese Vor-
standschaft auf dasjenige Mitglied seiner Familie
über, welches zum Besitz des ^tammgutes S. ge-
langt oder berechtigt ist. Die Aufsicht führt der erste
Präsident des preuß. Herrenhauses.
Schönheide in Sachsen, Marktflecken in der
Amtshauptmannschaft Schwarzenberg der sächs.
Kreishauptmannschaft Zwickau, aus dem Thal der
Zwickauer Mulde aufsteigend, an der Nebenlinie
Wilkau-Wilzschhaus der Eächs. Staatsbahnen, hat
(1890) 6227 E., darunter 75 Katholiken, Postamt
zweiter Klasse, Telegraph, ein Elcktricitätswerk (im
Bau); Hand- und Maschinenstickcrei, Fabrikation
von Weiß- und Konfektionswaren, Wollweberei mit
Druckerei und Färberei, Handschuhnäherei, Papier-
fabrik, Holzschleifereien und ist Hauptsitz der deut-
schen Bürsten- und Pinselfabrikation, die in Fabriken
und in der Hausindustrie etwa 2000 Personen be-
schäftigt. Das angrenzende Dorf Schönheider
Hammer, an der Linie Chemnitz-Aue-Adorf der
Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 869 E., darunter
32 Katholiken, Postagentur, Telegraph; ein Email-
lierwerk mit Maschinenfabrik und Eisengießerei, in
dem zuerst schmiedbarer Guß hergestellt wurde.
Schönheitsmittel, s. Kosmetik.
Schönherr, Louis, Erfinder aus "dem Gebiete
der Webereimafchinen und Begründer des Baues von
mechan. Webstühlen in Deutschland, geb. 22. Febr.
1817 zu Plauen im Vogtlande. Bei seinen ältern
Brüdern Wilhelm und August, die sich 1828-30
in Dresden mit dem Bau von Vobbinnetmaschinen
und danach (im Auftrag der russ. Regierung) mit
der Herstellung mechan. Webstühle für Handbetrieb
beschäftigten, lernte er praktisch und besuchte 1833
und 1834 die technische Bildungsanstalt in Dres-
den. Nach einem ersten 1837 mit seinen Brüdern
gemeinschaftlich unternommenen Versuch der Her-
stellung mechan. Webstt'chle für Elementarkraft-
betrieb, der jedoch des wirtschaftlichen Erfolgs ent-
behrte, wendete sich S. 1839 ausschließlich der eigenen
Erfindung und Ausführung von Webereimaschinen
zu, worin er eine rühmliche Originalität und schöpfe-
rische Kraft bewies; er war 1841-44 in der da-
maligen Sächsischen Maschinenbaucompagnie ange-
stellt, deren Gebäude und Maschinen er spater (1863)
käuflich erwarb. Nach erfolglosen Versuchen zur Be-
gründung einer eigenen Fabrik in Erla und Dresden
trat er 1849 in die von Richard Hartmannin Chemnitz
errichtete Maschinenbauanstalt und führte hier den
Webstuhlbau ein. Von 1851 an betrieb S. (zuerst in
ermieteten Räumen) auf eigene Rechnung und mit
rafch wachsendem Erfolg diesen bedeutungsvollen
Zweig des Maschinenbaues; sein Geschäft wurde
1872 sür 3 Mill. M. an eine Aktiengesellschaft ver-
kauft und repräsentiert seitdem als Sächsische Web-
stuhlfabrik die größte und leistungsfähigste Anlage
für den Bau der in den mechan. Webereien erforder-
lichen Werkmafchinen. S. beschäftigte sich noch bis
Mitte der achtziger Jahre mit der Lösung Weberei-
technischer Probleme zum Vorteil der Sächsischen
Webstuhlfabrik und lebt seitdem auf Rittergut Thoh-
fell bei Neuensalz im Vocztlande.
Schönhoff, Elise, s. Haase, Friedr.
Schöning, Hans Adam von, brandenb. und
sächs. Generalfeldmarfchall, geb. 1. Okt. 1641 zn
Tamfel bei Küftrin, trat 1669 in brandenb. Kriegs-
dienste, zeichnete stch im Kriege gegen die Schweden,
besonders bei der Eroberung von Stettin, Stral-
sund und Rügen und bei der Verfolgung in Ost-
preußen 1675-79 mehrfach aus und stieg rafch
empor. 1686 übernahm S. als Generallieutenant
den Befehl über das 8000 Mann starke Hilfskorps,
das Brandenburg dem Kaiser gegen die Türken
stellte, und that sich wiederholt vor Ofen, nament-
lich in der Schlacht gegen das Entsatzheer und bei
der Erstürmung der Festung rühmlich hervor. 1689
befehligte er die brandenb. Truppen am Rhein, wo
er bei der Belagerung Bonns in Streit mit dem
Generallieutenant von Barfuß (s. d.) geriet, wes-
halb er 1691 in kurfächf. Dienste als Feldmarschall
übertrat. Beim Kaiser der Begünstigung der franz.
Interessen am sächs. Hofe verdächtigt, wurde er 1692
in Teplitz verhaftet. Nach zweijähriger Gefangen-
schaft entlassen, starb S. 28. Aug. 1696 zu Dresden.
- Vgl. K. W. von Schöning, Des Gcncralfeldmar-
schalls von S. Leben und Kriegsthaten (Berl. 1837).
Schöningen, Stadt im braunschw. Kreis Helm-
stedt, am Elmwalde, an den Linien Magdeburg"
Holzminden und Ierrheim - Helmstedt der Preuß.