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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schrotgang - Schrötter (Friedrich Leopold, Freiherr von)
namentlich auf den Mond und die Planetenober-
flächen bezüglichen Arbeiten unterstützten ihn längere
Zeit Bessel und Harding. Als die Sternwarte 1813
von den Franzosen niedergebrannt wurde, zog S.
nach Erfurt, wo er 29. Aug. 1816 starb. Seine
Hauptwerke sind: "Beiträge zu den neuesten astron.
Entdeckungen" (Bd. 1, Verl. 1788; Bd. 2 u. 3 in
2 Abteil., Gott. 1798-1800), "Selenotopogr. Frag-
mente" (2 Bde., Lilienth. 1791 und Gott. 1802),
"Aphroditographische Fragmente zur genauern
Kenntnis der Venus" (Gott. 1796), "Kronographische
Fragmente zur Kenntnis des Saturn" (ebd. 1808),
"Hermographische Fragmente zur Kenntnis des Mer-
kur" (ebd. 1816) und "Areographische Beiträge zur
genauern Kenntnis und Beurteilung des Planeten
Mars" (hg. von Bakhuyzen, Leid. 1881).
Schrotgang, s. Schrotmühle.
Schrotgewehr, s. Jagdgewehre.
Schrotgießerei, s. Schrot.
Schrothfche Kur, ein von dem Naturarzt Jo-
hann Schroth (gest. 26. März 1856 zu Lindewiese
in Osterreichisch-Schlesien) angegebenes Heilverfah-
ren, das im wesentlichen aus einer trocknen Diät in
Verbindung mit feuchtwarmen Einhüllungen des
Körpers besteht. Der Kranke wird längere Zeit hin-
durch ausschließlich mit trockner, altbackner Semmel
und dick eingekochtem Brei aus Reis, Gries, Buch-
weizengrütze oder Hirse ernährt; als Getränk wird
früh und abends nur ein kleines Gläschen starken
Weins gestattet. Jeden dritten oder vierten Tag
wird ein sog. Trinktag eingeschaltet, an dem der
Kranke mittags einen Pudding mit Weinsauce und
2 - 3 Stunden nach der Mahlzeit soviel Wein er-
hält , als zur Löschung des Durstes erforderlich ist.
Des Abends wird der Kranke in mehrere, in kaltes
Wasser getauchte Leinentücher eingehüllt, aus denen
er erst am andern Morgen befreit wird. Als Wir-
kung der Schrothschen Diät läßt sich im allgemeinen
eine Konzentration des Blutserums und mit dieser
eine erhöhte Diffusionsgefchwindigkcit zwischen Blut
und Gewebssäften sowie eine intensive Anregung
der Regeneration, der Hm- und Neubildung des
Organismus konstatieren, die in einzelnen Fällen
von veralteter Syphilis, Gicht, chronischen Aus-
schwitzungen im Rippen- und Bauchfell fowie in den
Gelenken, ferner bei Magenerweiterung heilsam
wirken kann. Doch erfordert die Methode, die übri-
gens dem Kranken viele Qualen und Beschwerden
macht, jedenfalls eine sehr sorgfame Überwachung,
da sie ein sehr eingreifendes und gewaltsames Ver-
fahren darstellt, das bei unvorsichtiger Anwendung
hochgradiges Fieber und selbst den Tod zur Folge
baben kann. - Vgl. Iürgenscn, Über das
Schrothsche Heilverfahren (im "Deutschen Archiv
sür klinische Medizin", Bd. 1, Lpz. 1866).
Schrötling, die ungeprägte Metallplatte, auf
welche die Münzstempel aufgeprägt werden. Im
Altertum wurden die S. vielfach gegossen, jetzt nur
noch bei Medaillen mit sehr hohen Reliefdarstellun-
gen. Später wurden sie aus den flachgehämmerten
Zainen (s. Münze, Bd. 12, S. 85a) aus freier Hand
mit Scheren herausgeschnitten, woraus sich die un-
regelmäßige Form vieler Münzen, namentlich des
Mittelalters erklärt. Jetzt werden die S. aus genau
ausgewalzten Zainen unter größter Ausnutzung des
Materials mit Maschinen ausgestanzt.
Schrotmeitzel, s. Meißel.
Schrotmetall, Legierung zur Herstellung von
Schrot (s.d.), wird hergestellt durch Einbringen von
gediegenem Arsen, Schwefelarsen oder arseniger
Säure in geschmolzenes Blei. Man wählt die Ver-
hältnisse so, daß das Blei 0,3-1 Proz. Arsen ent-
hält. Diese Menge Arsen härtet das Blei und er-
teilt ihm die Eigenschaft, beim Ausgießen Tropfen
zu bilden, die zu runden Körnern erstarren. Die
höhern Arsengehalte bilden das Hartschrot, die
niedern das Weichschrot. Die Annahme, daß Hart-
schrot größere Durchschlagskraft besitzt, hat durch die
Versuche der deutschen Versuchsanstalt fürHandfeuer-
waffen 1833 und 1894 keine Bestätigung gefunden.
Schrotmühle, Quetsch mühle, eine Maschine
oder maschinelle Anlage zum groben Zerkleinern
von Getreide und andern Körnerfrüchten. Das er-
haltene Mahlgut (Schrot, s.d.) enthält Mehl und
Gries, gemischt mit den zerrissenen Hülsen der Körner.
Jeder gewöhnliche Mahlgang (s. Mahlmaschinen)
kann solches Schrot herstellen, indem man die Steine
desselben weit auseinander stellt, so dah kein voll-
ständiges Zerreiben, sondern lediglich ein Zerreißen
und Zerschneiden der Körner stattfindet. Der in
dieser Weise arbeitende Mahlgang heißt Schrot-
gang. Die eigentlichen S. sind kleinere, für Göpel-
oder Handbetrieb eingerichtete Mahlgänge von ver-
schiedener Konstruktion.
Man unterscheidet 1) S. mit eisernen oder stäh-
lernen Scheiben statt der Mühlsteine, wobei die
Hauschläge der letztern durch scharfe, feilenartig ge-
hauene Riefen ersetzt sind; 2) S. mit zwei neben-
einander gelagerten, an der Oberfläche entweder
glatten oder scharf kannelierten Walzen, die sich
in entgegengesetzter Richtung entweder mit gleicher
oder mit verschiedener Geschwindigkeit drehen;
3) S. mit Kegeln, meist aus Hartguß, die in
entsprechenden, gleichfalls geriffelten Hohlkegeln ar-
beiten, wobei sich durch tieferes oder weniger tiefes
Einstellen des Kegels die Feinheit des Schrots gut
regulieren läßt; 4) S. mit einer Walze und festem
Widerlager, wobei die erstere entweder mit ihrer
Cylinderfläche gegen ein Cylindersegment oder mit
ihrer ebenen Fläche gegen eine schiefstehende Platte
arbeitet. Die Tafel: Landwirtschaftliche Ge-
räte und Maschinen IV, Fig. 10, zeigt eine
durch einen Göpel angetriebene S. ^178 a).
Schrotsäge, ungespannte Säge, s. Sägen (S.
Schrotfägeförmig, s. Blatt (Nd. 3, S. 86 a).
Schrotstahl, ein Drehstahl (s. d.).
Schrötter, Anton, Ritter von Kristelli, Che-
miker, geb. 26. Nov. 1802 zu Olmütz, studierte in
Wien Medizin und Chemie und wurde 1830 Pro-
fessor der Chemie und Physik am Johanneum zu
Graz und 1843 der technischen, 1845 der allgemeinen
Chemie am Polytechnikum in Wien. Diese Professur
bekleidete er bis 1868, in welchem Jahre er zum
Hauptmünzdircktor ernannt wurde. 185" in den
erblichen Ritterstand erhoben, führte er seitdem zu-
gleich den Namen seiner Mutter, von Kristelli. S.
starb 15. April 1875 zu Wien. Von seinen Ent-
deckungen ist die wichtigste die des amorphen Phos-
phors (1847), über welche er in der Abhandlung
"Über einen neuen allotropischen Zustand des Phos-
phors" (Wien 1848) berichtete. Außerdem veröffent-
lichte er: "Die Chemie nach ihrem gegenwärtigen
Zustande" (2 Bde., Wien 1847-49).
Schrötter, Friedrich Leopold, Freiherr von,
preuß. Staatsmann, geb. 1. Febr. 1743 auf dem
Gut Wohnsdorf (Ostpreußen), wurde Offizier, machte
den Siebenjährigen Krieg mit und trat 1787 in den
Verwaltungsdienst über. Seit 1795 stand S. an der