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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schuchardt - Schuckmann
Hannover und begann seit 1864 die Architekten-
laufbahn, indem er als Schüler Hases verschiedene
Bauten entwarf und ausführte. 1866 machte er sich
selbständig, begab sich dann 1868 in den Eisenbahn-
dienst, den er wieder 1870 mit der Professur seines
Fachs in Hannover vertauschte. Von dieser Zeit an
begann S. sich eifrig mit malerischen Studien zu
beschäftigen. Ein Jahr setzte S. dann in Düsseldorf
seine Studien fort, kehrte 1878 nach Hannover zurück
und malte nun fein erstes histor. Bild: Die Über-
führung der Leiche Gustav Adolss nach Wolgast
iNürnberg, Rathaus). 1882 begab er sich nach
München, malte einige Darstellungen von Begeben-
heiten des Siebenjährigen Krieges, siedelte aber
1886 (bis 1893) nach Berlin, 1895 nach Dresden
über. Hervorragende Gemälde S.s sind: Aus der
Zeit der schweren Not (1876; Berliner National-
galerie), Überfall (Kunsthalle zu Hamburg), Werber
(Galerie zu Königsberg), Friedenstörer (Galerie zu
Wiesbaden), Buschklepper (1879; im Besitz des
Deutschen Kaisers), Landschaft mit einem Hünen-
grabe (1881; Dresdener Galerie), Im Winterquar-
tier (1884; Galerie zu Münster), Seydlitz auf Re-
kognoscierung (1885; Museum zu Breslau), Zieten
bei Katholisch-Hennersdorf, Seydlitz bei Roßbach
^beide, 1886, in der Berliner Nationalgalerie), Apo-
theose Kaiser Friedrichs III. (1893 sür das Museum
in Danzig erworben). Die Berliner Nationalgalerie
besitzt ferner von ihm ein Reiterbildnis Kaiser Wil-
belms II. (1891) und Die Schlacht bei Möckern (1895).
In der Feldherrenhalle der Berliner Ruhmeshalle
malte er 1888: Die drei Monarchen vor Leipzig, 1813.
Schuchardt, Hugo, Sprachforscher, geb. 4. Febr.
1842 zu Gotha, studierte seit 1859 in Jena und
Bonn klassische Philologie, hielt sich von 1867 bis
1869 in der Französischen Schweiz und Italien auf
und habilitierte sich 1870 an der Universität Leipzig
sür roman. Philologie. 1873 wurde er ord. Pro-
sessor in Halle, 1876 in Graz. S. veröffentlichte:
"Vokalismus des Vulgärlateins" (3 Bde., Lpz.
1866 - 68), "Ritornell und Terzine" (Halle 1875),
"Slawo-Deutsches und Slawo-Italienisches" (Graz
1884), "Über die Lautgesetze" (Berl. 1885), "Roma-
nisches und Keltisches" (ebd. 1886), "Aus Anlaß
des Volapüks" (ebd. 1888), "Kreolische Studien"
(1-9, Wien 1881-91), "Vask. Studien. I. über
die Entstehung der Bezugsformen des bask. Zeit-
wortes" (Wien 1893), "Weltsprache und Welt-
sprachen" (Straßv. 1894).
Schuckert, Johann Eiegmund, Industrieller,
geb. 18. Okt. 1846 zu Nürnberg, genoß daselbst seine
erste Ausbildung, war später in verschiedenen grö-
ßern Fabriken thätig, so unter andern bei Siemens
und bei Edison, und gründete nach seiner Rückkehr
von Amerika 1873 in seiner Vaterstadt eine kleine
mechan. Werkstatt, aus der in rascher Folge eine
der größten elektrotechnischen Fabriken (jetzt Elek-
tricitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert& Co.)
hervorging. Diese, welche etwa 2000 Arbeiter und
300 Beamte beschäftigt, produziert gegenwärtig
jährlich etwa 2500 Dynamomaschinen und eine
entsprechende Zahl Bogenlampen, elektrische Meß-,
Kontroll- und Regulierapparate. Eine Specialität
der Firma bildet dle Herstellung von Scheinwerfern
mit Glasparabolspiegeln.
Schücking, Levin, Romanschriftsteller, geb.
6. Sept. 1814 zu Clemenswerth, einem Iagd-
Ichlofse bei Meppen, studierte in München, Heidel-
berg und Göttingen die Rechte, wandte sich aber
dann, seit 1837 in Münster lebend, der schriftstelle-
rischen Laufbahn zu, die er mit den Werken: "Das ma-
lerische und romantische Westfalen" (mit Freiligrath,
Lpz. 1842) und "Der Dom zu Köln und seine Voll-
endung" (Köln 1842) eröffnete. Nachdem er den
Winter 1841-42 auf der Meersburg am Boden-
see, beschäftigt in der Bibliothek des Freiherrn von
Lahberg, zugebracht hatte, übernahm er 1842 die
Erziehung zweier Söhne des bayr. Fürsten Wrede.
Seit 1843 lebte er in Augsburg, seit Herbst 1845 in
Köln, dort an der Redaktion der "Allgemeinen Zei-
tung", hier an der der "Kölnischen Zeitung" beteiligt.
Nach mehrern Reisen durch Frankreich und Italien
ließ er sich im Herbst 1852 auf einem Gut zu Sas-
senberg bei Münster, einem alten Besitztum seiner
Familie, nieder. Er starb 31. Aug. 1883 in Pyr-
mont. Von seinen zahlreichen Romanen seien ge-
nannt: "Ein Schloß am Meer" (2 Bde., Lpz. 1843),
"Die Ritterbürtigen" (3 Bde., ebd. 1846), "Ein
Sohn des Volks" (2 Bde., ebd. 1849), "DerBauern-
sürst" (2 Bde., ebd. 1851), "Die Königin der Nacht"
(ebd. 1852), "Ein Staatsgeheimnis" (3 Bde., ebd.
1854), "Der Held der Zukunft" (Prag 1856; 2. Aufl.
1859), "Aus den Tagen der großen Kaiserin" (2 Bde.,
Wien 1858), "Die Geschworenen und ihr Richter"
(3 Bde., Hannov. 1861), "Frauen und Rätsel"
(2 Bde., Lpz. 1865), "Verschlungene Wege" (3 Bde.,
Hannov. 1867), "Schloß Dornegge" (4 Bde., Lpz.
1868), "Die Malerin aus dem Louvre" (4 Bde.,
Hannov. 1869), "Luther in Rom" (3 Bde., ebd.
1870; 2. Aufl. 1872), "Die Heiligen und die Ritter"
(4 Bde., ebd. 1872), "Die Herberge der Gerechtig-
keit" (2 Bde., Lpz. 1879) u. s. w. Diese Romane
sind, wenn auch ungleich an Wert, doch alle erfüllt
von einem gesunden Realismus sowie von einem
kräftigen Patriotismus, der auf dem gefchichtlichen
Boden seiner heimischen Gegend beruht; neben der
westfäl. Idylle, der konservativen Freude am Alt-
ererbten kommen in ihnen auch große welthistor.Ideen
und die Gedanken gesunder Entwicklung zur Gel-
tung. Außerdem schrieb S. eine große Anzahl von
Novellen und schilderte in "Annette von Droste"
(Hannov. 1862), dem Lebensbild seiner Freundin, den
Einfluß, den diefe auf seine geistige Entwicklung ge-
habt hat. Nach seinem Tode erschienen: "Lebens-
erinnerungen" (2 Bde., Bresl. 1886) und "Briefe
von Annette von Droste-Hülshoff und Levin S."
(hg. von Theod. S., Lpz. 1893).
Seine Gattin Luife, Tochter des Hess. Gene-
rals und Kammerherrn Freiherrn von Gall, geb.
19. Sept. 1815, vermählt 7. Okt. 1843, gest.
16. März 1855, machte sich durch "Frauennovellen"
(anonym, 2 Bde., Darmst. 1845) und als Luise
von Gall durch die Romane "Gegen den Strom"
(2 Bde., Brem. 1851), "Der neue Kreuzritter" (Berl.
1853) bekannt. Ihr Lustspiel "Ein schlechtes Ge-
wissen" (Berl. 1842) wurde mehrfach mit Erfolg auf-
geführt. Nach ihrem Tode gab ihr Gatte "Frauen-
leben" (2 Bde., Lpz. 1856), eine Sammlung ihrer
Novellen, heraus.
Schuckmann, Friedr., Freiherr von, preuß.
Staatsmann, geb. 25. Dez. 1755 zu Mölln in
Mecklenburg-Schwerin, studierte in Halle die Rechte
und trat hierauf in den preuß. Staatsdienst. 1785
wurde er Kammergerichtsafsistenzrat, 1790 Ober-
bergrichter und Münzrichter in Breslau, 1795 Prä-
sident der Kammer in Vayreuth und 1796 auch in
Ansbach. Während der Krieasereignisse wurde er
den Franzosen verdächtig, 10. Mai 1807 nach Mainz