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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schultz-Lupitz - Schulz (Joh. Abraham Peter)
Zustande) und Salpeter mit Vlutlaugensalz, in deren
Lösung jenes explosiv wird. S. P. ist ein Nitrat
und unterliegt daher der nachteiligen Eigenschaft
nicht unerheblicher Ofsensivität. Diese, inVerbin-
dnng mit ungleichmäßiger Wirkung, ließen seiner
Zeit die Staaten, welche S. P. einer Prüfung
unterwarfen, von der Annahme absehen. Wegen
des geringen Rauchs und Wegfalls des Übeln Ge-
ruchs ist S. P. beim Zimmerfeuerwerk beliebt,
auch bei Jagdgewehren fand es namentlich in
England Eingang. Dem Schultzescken Pulver ähn-
lich ist das Johnson- und Varland-Pulver (s. d.).
Schultz-Lupitz, Landwirt, s. Sckultz, Albert.
Schuluh, Stamm der Verbern (s. d.).
Schulverein, Deutscher, in Deutschland
vielfach auch Österreichischer S. genannt, ein
13. Mai 1880 in Wien gegründeter Verein mit dem
Zweck, in den cisleithanischen Kronländern Öster-
reichs mit sprachlich gemischter Bevölkerung, an den
deutschen Sprachgrenzen und auf den deutschen
Sprachinseln, besonders da, wo die Erricktung einer
deutschen Schule auf öffentliche Kosten nicht erreicht
werden kann, die Bestrebungen der Bevölkerung zur
Erlangung und Erhaltung deutfcher Schulen zu
fördern. Seit seiner Gründung steht der Verein unter
der Leitung des Reichsratsmitgliedes Dr. Weitlof
s Stellvertreter Dr. Victor von Kraus). Der Verein
batte sich anfangs fchnell verbreitet; er zählte im
Mai 188s, bereits 1114 Ortsgruppen mit etwa
120000 Mitgliedern. Seitdem'ist er auf (1894)
gegangen; die Ortsgruppen dienen lediglich als
Eammelstellen; der Beitrag ist 1 Fl. jährlick, statt
dessen 20 Fl. auf einmal gezahlt werden können.
Nach dem Jahresbericht für 1893 unterhält der
Verein selbständig 29 Schulen mit 69 Klassen und
44 Kindergärten und besitzt 51 Schulgebäude, außer-
dem unterstützte er 47 Schulen und 40 Kindergärten
und trug zu 24 Schulbauten bei; seine Thätigkeit
erstreckt sich auf die verschiedenen Kronländer, doch
ist Böhmen ihr Hauptfeld. Die Jahreseinnahme
und -Ausgabe betrug 281338 Fl., das Vereinsver-
mögen 650003 Fl. Berichte über die Vereinsthätig-
keit bringen die "Mitteilungen des Deutfchen S."
(jährlich vier Nummern). - Der genannte Wiener
Verein war nach dem Vorbilde der Deutscken
Schul gesellschaft in Innsbruck errichtet worden,
welche, im März 1867 durch Professor Ign. Zingerle,
Chr. Schneller u. a. gegründet, die Unterstützung der
deutschen Schulen in Südtirol zuerst in die .Hand
genommen hatte. - Kurz nach Gründung des Wiener
Deutschen S. entstanden verschiedene ähnliche Ver-
eine im Deutschen Reich, welche sich dann allmählich
dem 26. Juni 1881 zu Berlin durch den Afrika-
reisenden I. Falkenstein gegründeten und 11 Jahre
hindurch von ihm geleiteten Allgemeinen Deut-
schen S. zur Erhaltung des Deutschtums im Aus-
lande angeschlossen haben (Stellvertreter Professor
Böckh). Dieser Verein ist nach dem Muster des
Gustav-Adolf-Vereins eingerichtet und in Landes-
verbände und Ortsgruppen gegliedert; die Haupt-
leitung ist an die Beschlüsse des Verbandstages ge-
bunden, welcher alljährlich stattfindet (Veitrag 3 M.
jährlich, oder einmal 60 M.). Der Verein hatte
trotz mancher Hemmnisse schnell zugenommen und
zählte 1888 in 411 Ortsgruppen etwa 31000 Mit-
glieder, er ist jedoch seit dem Aufkommen verschie-
dener neuer deutscher Vereine auf 318 Gruppen mit
29300 Mitgliedern zurückgegangen. Die Gesamt-
einnahme betrug für 1893: 90962 M., wovon
59 291 M. für Unterstützungen ausgegeben wurden.
Die letztern gehen nach verschiedenen Ländern,
jedoch zum größten Teil nach Osterreich - Ungarn;
der Verein hat namentlich in Tirol mit Erfolg
gearbeitet, er ist dort gewissermaßen an die Stelle
der Deutschen Schulgesellschaft getreten. Das Ge-
samtvermögen des Vereins ist für Ende 1893 auf
100 830 M. angegeben. In Verbinduug mit ihm
wirken die selbständigen Vereine zu Würzburg,
München, Basel und Zürich. - Vgl. Bericht des
Deutscken S. in Berlin (1881); Korrespondenzblatt
des Allgemeinen Deutschen S. (1882-88); Das
Deutschtum im Auslande(Vtonatsschrift,1891-95).
Es besteht auch ein italienischer S. unter dem
Namen "Gesellschaft Dante Alighieri", der sich be-
sonders die Stärkung des Italianismus in Tirol
zur Aufgabe gestellt hat. Ende 1892 wnrde in Nord-
schlcswig ein Dänischer S. begründet.
Schulwesen, s. Schulen und Unterrichtswesen.
Schulz, Schultheiß, s. Schulze.
Schulz, Albert, Pseudonym San Märte,
Literarhistoriker, geb. 18. Mai 1802 zu Schwedt,
studierte zu Berlin und Heidelberg, trat in den
preuß. Iustizdienst, 1830 zur Regierung in Magde-
burg über, wurde wegen eines mißliebigen Schrift-
chens 1837 als Domünenrat an die Negierung zu
Vromberg versetzt; doch kehrte er schon 1843 als
Verwaltungsrat in das Provinzial-Schulkollegium
zu Magdeburg zurück. Er starb daselbst 3. Juni
1893. Sein "Leben und Dichten Wolframs von
Eschenbach" (2 Bde., Maqdeb. 1836 - 41) enthielt
die erste neuhochdeutsche Übertragung des "Parzi-
val" (3. Aufl., Halle 1887, separat). Wolfram gal-
ten auch die "Parzivalstudien" (3 Hefte, Halle 1860
-62), "Über Wolframs Rittergedicht Wilhelm von
Orange" (Quedlinb. 1871), seine Übersetzung des
"Willehalm" (Halle 1873) u. a. über die Artussage
bandeln seine Schriften: "Die Arthursage und die
Märchen des roten Buchs von Hergest" (Quedlinb.
1842), "Ncnnius und Gildas" (Berl. 1844), "Dk
Sagen von Merlin" (Halle 1853) u. a.
Schulz, Eduard, Dichter unter dem Pseudonym
Eduard Ferrand, geb. 23. (13.) Jan. 1813 in
Landsberg a. d. Warthe, wurde anfangs Ökonom
und trieb dann wissenschaftliche Studien in Berlin,
wo er 29. Okt. 1842 starb. S. veröffentlichte: "Ge-
dichte" (Berl. 1834; neue Sammlung 1835), "No-
vellen" (ebd. 1835), "Erlebnisse des Herzens" (Lie-
dcsnovclleten, ebd. 1839) u. a. Aus seinem Nach-
lasse gab A. Mueller "Reliquien" (Nachträge zu
seinen Schriften, 2 Bde., ebd. 1845) heraus.
Schulz, Joh. Abraham Peter, Musiktheoretiker
und Komponist, geb. 30. März 1747 zu Lüncburg,
war seit 1765 Schüler von Kirnberger in Berlin,
balf diefem an der "Kunst des reinen Satzes" und
schrieb die Abhandlung "Die wahren Grundsätze
zum Gebrauch der Harmonie". S. wurde 1776
Musikdirektor am Französischen Theater in Berlin,
das zwei Jahre später aufgelöst wurde, und ging
1780 als Kapellmeister des Prinzen Heinrich von
Preußen nach Rheinsberg. In dieser Stellung kom-
ponierte er Operetten, die Chöre zu Racincs "Atha-
lia", viele Lieder und Gesänge, Instrumentalsachen
u. s. w. Er folgte 1787 einem Rufe als königl.
Kapellmeister nach Kopenhagen, in welchem Amte
er acht Jahre wirkte. Während dieser Zeit kompo-
nierte er verschiedene Oratorien (z. B. "Johannes
und Maria", "Christi Tod"), Opern und Singspiele