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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwimmwage - Schwindmaß
einige Entenarten sind Zaus' und Luxusvögel. (S.
Tafel:Geflügel,Fig. 1-10.)
Schwimmwage, soviel wie Aräometer (s. d.).
Schwind, Moritz von, Maler und Zeichner,
geb. 21. Jan. 1804 zu Wien, besuchte einige Zeit
die Universität und erhielt Zeichenunterricht bei
Ludwig Schnorr, kam 1828 zu Cornelius nach Mün-
chen, wo er an den malerischen Aufgaben in den
entstehenden Prachtbauten teilnahm und unter
anderm in der Residenz Darstellungen aus Tiecks
Märchen malte. Sodann lieferte er Entwürfe zur
Ausschmückung des Schlosses Hohenschwangau. 1838
entstand das Ölgemälde: Ritter Kurts Brautfahrt
(nach Goethes Gedicht; Kunsthalle zu Karlsruhe).
Er wurde 1839 nach Karlsruhe gerufen, um die neu-
erbaute Kunsthalle auszumalen. Zugleich schmückte
er hier den Sitzungssaal der Ersten Kammer,
außerdem entstanden Ölbilder und Kartons allego-
rischer Art, darunter eine große Komposition, die
den Rhein mit seinen Nebenflüssen darstellt (später
für den Grafen Raczynski in Berlin in Ol ausge-
führt). Von Staffeleibilderu sind ferner zu nennen:
Der Ritt Kunos von Falkenstein (1843; Museum in
Leipzig), Der Sängerkrieg auf der Wartburg (1845;
Frankfurt, Städelsches Institut), Der Hochzeits-
morgen oder Die Rose (1847; Nationalgalerie in
Berlin) und die Sinfonie (Neue Pinakothek in
München). Eine große Zahl kleiner Bildchen besitzt
die Schacksche Galerie, darunter: Die Rückkehr
des Grafen von Gleichen vom Kreuzzug, Die ge-
fangene Prinzessin, Die Jungfrau, Der Einsiedler,
Wieland der Schmied, Der Traum des Gefangenen,
Der Erlkönig, Der Elfenreigen, Bischof und Teufel,
Rübezahl, Einsiedler und Ritter, Die Hochzeitsreise.
1847 wurde er als Professor an die Akademie nach
München zurückberufen. Von 1853 ab beschäftigte
ihn die malerische Ausschmückung der Wartburg,
wo er im Korridor eine Folge von Bildern aus dem
Leben der heil. Elisabeth, im Sängersaal den Sänger-
krieg und in einem andern Zimmer Darstellungen
aus dem Leben des Landgrafen Ludwig schuf. Auf
Bestellung des Vereins für histor. Kunst malte er:
Kaiser Rudolfs Todesritt nach Speyer (1857; jetzt in
der Kunsthalle zu Kiel). Seine hervorragendsten
und populärsten Werke sind aber die verschiedenen
cyklischen Kompositionen zu deutschen Volksmärchen,
besonders die zu "Aschenbrödel" (im Besitz des
Barons Falkenstein), zu den "Sieben Raben" (im
Museum zu Weimar) und "Die schöne Melusine"
(kaiserl. Galerie in Wien). In ihnen ist das eigen-
tümliche Wesen von S.s Kunst am reinsten und
glücklichsten zur Anschauung gekommen. Dasselbe
besteht in einer poetischen, von schwungvollem Schön-
heitssinn getragenen Verbindung des Romantischen
mit dem Humoristischen, welcher die leichte Aquarell-
behandlung, die dem phantastischen Reiz der Gegen-
stände sich vollkommen anpaßt, auch vorzüglich ent-
spricht. S. lieferte noch Kartons zu Glasmalereien
für das Münster zu Glasgow, die Bilder für den
Hauptaltar der Münchener Frauenkirche (1860), die
Fresken in der Pfarrkirche zu Reichcnhall (1863),
die Kartons für die neue Michaelskirche in London.
1866 begann er die Ausschmückung des neuen Wie-
ner Opernhauses: in der Loggia ein Freskencyklus
aus der "Zauberflöte", im Foyer 16 Temperabilder.
Außerdem sind von ihm vorhanden Zeichnungen zu
Werken plastischer Kleinkunst (unter anderm ein
Schild für den Grafen O'Donnell, Gerätschaften für
die Nürnberger Kunstschule), Holzschnitte (z. B. für
die "Münchener Bilderbogen" und für die "Fliegen-
den Blätter", welche zu den hervorragendsten Leistun-
gen auf diesem Gebiet in unserm Jahrhundert und
zu den vollendetsten Schöpfungen des Meisters ge-
hören) und Radierungen (unter anderm 42 Epi-
gramme, mit Text von Feuchtersleben), zahllose
sinnige und humoristische Entwürfe aller Art. S.
war der hervorragendste Vertreter der deutschen Ro-
mantik; er starb 8. Febr. 1871 in München, wo ihm
1893 ein Denkmal errichtet wurde. - Vgl. Lukas
R. von Führich, Moritz von S. (Lpz. 1871); H. Hol-
land, Moritz von S. (Stuttg. 1873). S.s Brief-
wechsel mit Ed. Mörike wurde von Bächtold (Lpz.
1890) herausgegeben.
Schwindel (Vsrti^o), ein krankhaftes Gefühl,
zufolge dessen dem Schwindligen seine Glieder
oder die Außenwelt schwankend und bewegt schei-
nen. Bei der gewöhnlichsten Art des S. scheint
sich die Außenwelt horizontal im Kreise herumzu-
drehen, während in andern Fällen die Gegenstände
sich scheinbar von oben nach unten oder umgekehrt
drehen. Die Ursachen der den S. verursachenden Ge-
fühlsnervenstörung sind sehr mannigfach: am häu-
sigsten betreffen sie das Gehirn selbst (K o p f s ch w i n-
del), daher der S. bäufig rein psychisch bedingt ist
(Angstschwindel, Hallucinationsschwindcl) oder von
wirklicher Hirnkrankhcit abhängt (z. B. von narkoti-
schen Vergiftungen, Blutanhüufung, Vlutarmut,
Schlagstuß, Typbus) oder mit Störungen der
Sinnesorgane zusammenhängt (z. B. Augen-
schWindel von Vewegtsehen oder Augenflimmern,
Ohrenschwindelvon Ohrenbrausen, innerer Ohr-
entzündung). Bisweilen wird S. auch reflektorisch
durch Krankheiten des Magens und Darmkanals
erregt (sog. Magenschwindel). Das Schwindel-
gefühl beim Besteigen hoher Türme, Berge u. dgl.
berubt auf einer Augentäufchung, auf einer mangel-
baften Abschätzung der Entfernungen der Außen-
dinge, die ihrerseits wieder die Beurteilung unserer
eigenen Körperlage (den sog. Orts- oder Muskel-
siun) unsicher macht. Höhere Grade des S. führen
zu Zittern und Schwanken des Körpers und wirk-
lichem Hinfallen, auch wohl zu Gesichtsverdunkelung,
Erbrechen, Ohnmacht, Bewußtlosigkeit u. s. w. Da
die Ursachen sebr verschieden sind, so ist auch die
Behandlung verschieden; immer muß sie durch einen
kräftigen Willen, die Herrschaft über das Muskel-
system zu behaupten, gehörig unterstützt weiden, um
das Ausarten der Schwindelanfälle in die höhern
Grade oder in eine Gewohnheitskrankheit zu ver-
hüten. - Über epileptischen S. s. Epilepsie.
Schwindflechte (Schwindknötchen, Knöt-
chenflechte (I^iciikn), Hautkrankheit, bestehend in
kleinen soliden weihlichen oder rötlichen Knötchen,
die entweder vereinzelt oder in Gruppen beieinander
stehen, mehr oder minder heftiges Jucken veranlassen
und schließlich unter kleienförmiger Abschuppung
verschwinden. Die Ursachen der S. bestehen ent-
weder in örtlichen Hautreizen (Unreinlichkeit, Unge-
ziefer, grobe Wäsche, Einwirkung der Hitze u. s. w.)
oder in allgemeinen Ernährungsstörungen (Blut-
! armut, Skrofulöse u. a.). Behandlung: Ääder, Ein-
! reibungen von Schwefel- und Teerfalben, Schmier-
^ seife, innere Anwendung des Arseniks, über den
! I^ioliLQ tropicnL s. Roter Hund. (S. auch Haut-
! krankheiten fter Haustieres)
, Schwindgrube, eine Senkgrube (s. d.).
! Schwindler, drehkranke Schafe, s. Drehkrankheit.
! Schwindmaß, s. Schwindung.