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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Scioto - Scipio
Scioto (spr. ßei-), Fluß im nordamerik. Staate
Ohio, entspringt im nördlich-ccntralen Teil des Staa-
tes, fließt südlich und mündet, 320 kin lang, bei
Portsmoutb in den Ochio. Er speist den ihn be-
gleitenden Obio - Eric - Kanal.
Tcipio, Name einer der patricischen röm. Fami-
lien, die zu der Gens Cornelia gehörten. Sie er-
scheint in der Geschichte zuerst mit dem Publius
Cornelius S., den die Konsularfastcn unter den
konsularischen Kriegstribunen des I. 395 (und 394"
v. Chr. anführen. Zum Konsulat schwang sich aus
der Familie der Ecipionen zuerst Lucius Corne-
lius S. 350 empor. - Lucius Cornelius S.
Barbatus bekleidete das Konsulat 298 v. Chr.,
dann die Censur und zeichnete sich in dem Kriege
wider die Etrusker, Samniter und Lucaner aus.
Sein Sohn war Lucius Cornelius S., der 259
v. Chr. als Konsul die Karthager aus Corsica ver-
trieb, die Stadt Alcria einnahm und die Insel für
die Römer eroberte und 258 Censor war. - Söhne
des letztgenannten Lucius waren Publius und
Gnäus Cornelius S. Publius suchte als
Konsul im ersten Jahre des zweiten Punischen
Krieges 218 v. Chr. Hannibal vergeblich am Über-
gang über die Rhone zu hindern und wurde in
Htalien am Ticinus in einem Neitergefecht, darauf
mit seinem Amtsgenosscn Tiberius Scmpronius
Gracchus an der Trebia von Hannibal geschlagen.
Er folgte 217 seinem schon 218 nach Spanien ent-
sendeten Bruder Gnäus (Konsul 222). Beide Brü-
der besiegten die Karthager wiederholt in den näch-
sten Jahren, fanden aber, nachdem sie ihre Heere
geteilt hatten, auch beide 211 ihren Untergang.
Den Tod seines Vaters Publius und seines
Obcims rächte bald nachher der große Publius
Cornelius S. Africanus der Altere (mawr).
Tiefer, geb. 235 v. Chr., bekleidete 212 die Adilität,
211 berief ihn die Wahl des Volks nach Spanien.
Schon im Frühjahr 210 eroberte er mit seinem
Freunde, dem Flottcnführer Gajus Lälius Neukar-
thago, den wichtigsten Handels- und Waffenplatz der
Punier in Spanien. Durch geschickte Behandlung
wußte er die span. Völker für sich zu gewinnen, fchlug
209 Hannibals Bruder Hasdrubal, ohne dessen
Durchbruch nach Italien hindern zu können, und
verdrängte in den folgenden Jahren bis 207 die Kar-
thager vollends aus Spanien; sogar nach Afrika
selbst zu den ihm verbündeten Numideufürsten Sy-
pdar setzte er über. 206 kehrte S. nach Rom zurück,
erbiclt für das I. 205 das Konsulat und landete
204 mit etwa 20000 Mann in der Nähe von Utica.
Der Widerstand der Stadt nötigte ihn zur Überwin-
terung. Aber 203 schlug er die ihn angreifenden
Karthager und Syphar, der zu ihnen übergetreten
war, wieder zweimal, und 202 gewann er gegen Han-
nibal die Entscheidungsschlacht bei Zama (s. d.).
Hierauf kehrte S., nachdem er den Frieden, der Kar-
thagos Macht brach, vermittelt hatte, im Triumph
nack Rom zurück, wo er den Beinamen Africanus
annahm. 199 wurde er zum Censor, 194 zum
zweitenmal zum Konsul erwäblt, und seit 198 war
er Princcps Senatus. 193 wurde er als Schieds-
richter zwischen den Karthagern und Masinissa (s. d.)
nach Afrika geschickt. In dem Kriege gegen Antio-
chus III. begleitete er 190 seinen Bruder Lucius als
Legat. Ein Bestcchungsprozcft, den die ihm feind-
liche Partei gegen ibn anzettelte, verlief ohne Re-
sultat, aber S^s polit. Thätigkeit war zu Ende; er
starb auf seinem Landgute bei Liternum in Campa-
nien 183, nach andern 185 oder 184. - Vgl. Ger-
lack, Publius Cornelius S. Africanus der Were
und seine Zeit (Bas. 1868); Mommsen, Die Sci-
pioncnprozesse (im "Hermes", Bd. 1) und Röm. For-
schungen (Bd. 2, Verl. 1879); Frantz, Die Kriege
der Scipionen in Spanien (Münch. 1883). - Von
seiner Gattin Ämilia, der Tochter des Ämilius
Paullus, der bei Cannä siel, hinterließ er zwei
Söhne: Publius, ausgezeichnet durch Begabung
und Bildung, aber durch schwache Gesundheit an
öffentlicher Wirksamkeit verhindert, und Lucius,
der von Antiochus gefangen, aber bald wieder frei-
gegeben wurde. 174 bekleidete Lucius die Prätur,
doch strichen ihn in demselben Jahre die Censoren
von der Senatsliste. Die eine der Töchter war Cor-
nelia (s. d.), die Mutter der Gracchen, die andere
war an Publius Cornelius S. Nasica mit dem Bei-
namen Corculum (s. unten) verheiratet. - Der
jüngere Bruder des großen Africanus, Lucius
Cornelius S., begleitete den Bruder nach Spa-
nien, war 193 Prätor und erhielt 190 als Konsul
den Auftrag zur Führung des Krieges gegen
Antiochus III. von Syrien. Nach der Beendigung
des Krieges durch den Sieg bei Magnesia feierte er
einen prächtigen Triumph und erhielt den Namen
Asiagenes oder Asiaticus. Er wurde angeklagt,
daß er von den von Antiochus erhaltenen Geldern
unterschlagen habe, und zu einer Geldstrafe verurteilt.
Publius Cornelius S. Ämilianus, der
jüngere Africanus, der leibliche Sohn des Lu-
cius Limilius Paullus, kämpfte, kaum 17 I. alt,
168 uuter diesem und wurde von Publius, dem Sohn
des ältern Africanus, adoptiert. Ohne der strengen
altröm. Sitte sich zu entfremden, fuchte er mit ihr
die gricch. Bildung, in der ihn der Umgang mit Po-
lybius und dein Stoiker Panätius förderte, zu ver-
einen, und feine Reden, die er gleich Cato aufzeich-
nete, galten als Musterstücke. In ihm ist der Typus
des aufgeklärten echten röm. Edelmanns verkörpert.
151 übernahm er freiwillig die Stelle eines Kriegs-
tribunen bei dem Heere in Spanien und zeichnete
sich in jeder Weise aus. Auch in dem ersten Jahre
des dritten Punischen Krieges, 149 v. Chr., diente
er nur als Tribun, aber seine Tapferkeit, Rechtlich-
keit und Kricgskunde erwarben ihn: allgemeine An-
erkennung. Er wurde darum in Rom, wo er sich um
die Ädilität bewarb, vom Volke 147 außerordent-
licherwcise zum Konsul erwühlt und mit der Been-
digung des Krieges gegen Karthago beauftragt. Er
organisierte und disciplinierte erst das verwilderte
röm. Heer, dann beschränkte er die Karthager auf
ihre Stadt und eroberte diese 146. S. kehrte nach
Rom im Triumph zurück und besaß seitdem den
Namen Africanus nicht bloß als ererbten. 142 be-
kleidete er die Censur. Für das I. 134 wurde ihm
zur Beendigung des Krieges gegen Numantia das
Konsulat zum zweitenmal übertragen. Auch hier
stellte er zunächst die Mannszucht beim Heere wieder
her und bezwang nach langwieriger Belagerung
133 die sich heldenmütig verteidigende Stadt; danach
bicß er nun auch Numantinus. In der innern
Politik vertrat S. energisch den konservativen
Standpunkt gegenüber den griech. Reformideen.
Eines Morgens wurde er in seinem Schlafgemach
tot aufgefunden; wahrscheinlich siel er als Opfer
eines polit. Mordes. - Vgl. Person, v6 ?udli0
lüornelio scipions ^6inilin,no (St. Cloud 1877).
Von Gnäus S., dem Oheim des ältern Afri-
canus, stammte die Linie der Scipionen, die den