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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Scott (Winfield) - Scribe
Diese Verhältnisse zwangen ihn, um des materiellen
Gewinns willen immer schneller und deshalb auch
weniger sorgfältig zu arbeiten. Sein "Leben Napo-
leons" (9 Bde., 1827) war eine flüchtige und un-
kritische Arbeit und that dem Ruhm des Dichters be-
deutenden Eintrag. 1829 besorgte er eine neue Aus-
gabe seiner dichterischen Werke mit Einleitungen.
Auch schrieb er indiefenJahren für seine Enkel die in
drei Neihen erschienenen "^Is8 ol a gi-anätatkki'"
(1828-30), für Lardners "(^vcioziXäia" eine
"Uiätoi-^ ot 8c0twnä" (2 Bde., 1830) und für Mur-
rays "I?aini1)l I^idrarx": "I^6tt6l8 on äkiuonoloF^
anü ^Nc>ici'Hlt". Durch diese und seine obenge-
nannten spätern Romane erwarb er so viel Geld,
daß bereits 1830 die Schuldenlast auf 40000 Pfd.
St. zusammengeschmolzen war, und wenige Jahre
der Gesundheit würden hingereicht haben, um sie
völlig zu tilgen; diese waren ihm indessen nicht ver-
gönnt. Winter 1830 zeigten sich Spuren einer mehr
und mehr zunehmenden Lähmung. Herbst 1831
reiste er nach Italien, verweilte bis April 1832 in
Neapel, ging dann nach Rom und kehrte, da sich
sein Zustand verschlimmerte, nach England zurück.
Fast bewußtlos infolge eines zweiten Schlagflusfcs
wurde er nach Abbotsford gebracht, wo er 21. Sept.
1832 starb. In Dryburgh-Abbey wurde er begra-
ben. Das dankbare Schottland eröffnete eine
Sammlung, um der Familie Abbotsford zu erhal-
ten und errichtete ihm in Edinburgh ein pracht-
volles Denkmal. Selten hat aber auch ein Dichter
schon bei Lebzeiten solchen Ruhm und solche Ver-
breitung gefunden wie S. Seine Werke wurden
nicht nur in alle gebildeten Sprachen überfetzt, son-
dern auch vielfach nachgedruckt. Die Romane wa-
ren in Deutschland so beliebt, daß man Nach-
ahmungen für seine Arbeiten ausgab; den gelungen-
sten Versuch der Art machte Willibald Aleris mit
"Walladmor", den De Quincey (1825) ins Eng-
lische übertrug. Die besten Ausgaben der Romane
sind die Edinburgher. Außerdem erschien eine gute
Gesamtausgabe (52 Bde.) London 1839. Sein Le-
ben wurde am ausführlichsten von seinem Schwieger-
sohn Lockhart beschrieben (7 Bde., 1838 u. ö.), von
Hutton (in "NnFlisk Nßn ok I^6tt6i-8", Lond. 1878),
Watt (Edinb. 1879), Yonge (Lond. 1887); deutsche
Biographien verfaßten Eberty (2. Aufl., 2 Bde. Lpz.
1871) und Elze (2 Bde., Dresd. 1864). Seine Tage-
bücher wurden herausgegeben in 2 Bänden (Edinb.
1890). - Vgl. auch Hogg slfw Nttrick slisptierä),
Vom68tic inannßlZ anä private lils ot 3ir ^V. 8.
(1834; neue Aufl. 1882).
Scott, Winfield, amerik. General, geb. 13. Juni
1786 bei Petersburg in Virginien, war erst Sach-
walter, wurde aber 1808 Artilleriekapitän. Nach
dem Ausbruche des Krieges mit England 1812
wurde er als Oberstlieutenant nach der canad.
Grenze beordert, geriet in Gefangenschaft, eroberte,
bald wieder ausgewechselt, 27. Mai 1813 Fort
George und ward im Alter von 28 I. Vrigade-
general. Am 5. Juli 1814 fchlug er den brit. Ge-
neral Riall bei Chippcwa und focht dann in der
Schlacht von Niagara. Später kämpfte er mehrfach
glücklich gegen Indianerstämme und wurde 1841
Oberbefehlshaber der amerik. Armee. Im mexik.
Kriege erfchien er März 1847 vor Vcracruz, das sich
ihm nach einer kurzen Belagerung ergab. Hierauf
rückte er gegen Ialapa vor, brachte 18. April dem
General Santa Anna bei Cerro-Gordo eine Nieder-
lage bee, schlug ihn 19. und 20. Aug. abermals bei
Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIV.
Contreras und Churubusco und erstürmte 14. Sept.
die Hauptstadt Mexiko. Diese Siege sührten zum
Frieden von Guadalupe-Hidalgo, den er 2. Febr.
1848 abschloß und der dem Gebiet der Vereinigten
Staaten einen Länderzuwachs von 1650000 hkm
brachte. Seine Bewerbungen als Kandidat der
Whigpartei um die Präsidentenwürde blieben 1852
ohne Erfolg. 1853 wurde S. zum Generallieutnant
ernannt. Beim Ausbruch des Bürgerkrieges nahm
er feines Alters wegen 1. Nov. 1861 den Abschied
und überließ MacClellan den Oberbefehl. Er starb
29. Mai 1866 zu Westpoint. Er selbst gab seine
">l6M0ii-8" (2 Bde., Neuyork 1864) heraus. S.s
Biographie schrieben Mansfield (1846; 2. Aufl.
.1852), Hcadley (1852) und Victor (1861). - Vgl.
Scmmes, ^amMiFii ol 66N6ra1 8. in tk6 valie^
of Nexico (Cincinnati 1852).
Scotus, Scholastiker, s. Duns Scotus.
Scotus Grigena, Gelehrter, s. Erigena.
Scrabster, Hafen der fchott. Stadt Thurfo (s. d.).
Scramasax, ein namentlich bei den Franken,
aber auch andern german. Stämmen gebräuchliches
einschneidiges Kurzschwcrt mit sehr starkem Rücken
und langem Griff, zum Stoß und zum Hiebe ge-
brauckt. - Vgl. Lindenfchmit, Handbuch der deut-
fchen Altertumskunde, Bd. 1 (Vraunschw. 1880-89).
Scranton (fpr. ßkrännt'n), Hauptstadt des
County Lackawanna in der Anthracitregion des
nordamerik. Staates Pennsylvanien, liegt 240 1cm
westlich von Neuyork am Einfluß des Roaring-Vrook
in den Lackawanna, an Linien der Delaware-Lacka-
wanna-Western- und andern Bahnen, zählte 1880:
45850, 1890: 75215, mit Dunmore 83 530 E. Die
Eisenindustrie ist vertreten durch Schmelz-, Walz-,
Etahlschienen-, Lokomotiv- u. s. w. Werke. Der
Distrikt S. liefert jährlich über 6 Mill. t Kohle.
Scriba (lat.), Schreiber; Scribar, Vielschreiber.
Scribe (fpr. ßkrihb), Augustin Eugene, franz.
Theaterdichter, geb. 24. Dez. 1791 zu Paris, ging
vom Studium der Rechte zur Bühnenschriftstellerei
über. Sein erstes Stück "1^68 verviä" fiel durch; auch
mit dem folgenden Stücke glückte es ihm nicht, bis
endlich "Ilne nnit äs 1a Faräe nationale" (1816), ver-
faßt in Gemeinschaft mit Delestre-Poirson, seine
Beharrlichkeit mit Erfolg krönte. Auch "I'ioi-s et
^epliirs", "1^6 C0mt6 0i^" (1816), "1^6 nouveau
?0Ulc6llUFii2c)), "1^6 80i1icit6ur" (1817), kleine Sing-
lustfpiele (öom6äi68-Vauä6viIi68) für das Vaudeville
und die Varistös fanden Beifall. Die Gründung
des Gymnase (^nektre äs Naäame, 1820) verschaffte
S. einen neuen Markt. Delestre-Poirson, der Unter-
nehmer, schloß mit S. einen lange dauernden Kon-
! trakt und sicherte sich seinen Namen und seine Feder.
! S. lieferte für das Gymnase etwa 150 Stücke, die
u. d. T. "I^pei-toirs äu In^atrs äs Naclaiue" eine
eigene Sammlung bilden. 11m einen solchen Ver-
brauch zu bestreiten, hatte S. cine förmliche Werkstatt
anlegen müssen, wo eine Menge ständiger und außer-
ordentlicher Mitglieder thätig waren, indem dieser
den Grundgedanken, jener den Plan, der eine den
Dialog, der andere die Couplets lieferte. An ihrer
Spitze standen Germain Delavigne, S.s ehemaliger
Schulfreund, und Me'lesville. Zu diefen kamen
H. Dupin, Brazier, Varner, Legouve', Bayard, Car-
! mouche, Xavier u. s. w. Mit großer Leichtigkeit zum
i Arbeiten begabt, leitete S. alles, lieferte bald den
ersten Entwurf, bald bearbeitete er das Werk.
Die Revolution von 1830 störte dieses blühende
Geschäft. S. war schon früher auf dem MeHtrs
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