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Seekreide - Seeland (Insel)
sein anderer krankhafter Zustände, die durch Störun- !
gen im Blutkreisläufe und Erbrechen verschlimmert !
werden, gefährliches Übel. Über die Ursacbe davon
sind die Meinungen noch sehr geteilt', doch kann man ^
den Grund am wahrscheinlichsten als eine Cirkula- !
tionsstörung (ungleiche Vlutfüllung) des Gcbirns ^
(entsprechend derjenigen, die vom Schaukeln und ^
Wagenfabren entsteht) annehmen. Die gegen die ^
S. empfohlenen <^pecifica (Opiate, Chloralhydrat, !
Cocam, Antipyrin, alkoholische Getränke u. dgl.)
haben sich sämtlich als nutzlos erwiesen; dagegen
erleichtern ein fester entschiedener Wille, die Ver-
meidung heftiger und schneller Körperbewegungen, !
der Aufenthalt auf dem Verdeck, die Anwendung!
fester, nur angefcnchteter Nahrung am frühen Mor- i
gen statt der gebräuchlichen Flüfsigkeitsmcngcn und
einer milden, leicht verdaulichen Kost wahrend der
ganzen Fahrt wesentlich die Anpassung an die
schwankenden Echiffsbcwcgungen.
Seekreide, ein weißer, krcidcartigcr, also kal-
kiger Schlamm, der sich auf dem Grunde mancher
Seen ablagert und teilweise aus Bruchstücken^von !
Muschel- und Schneckenschalen besteht. In '^üd- -
deutsch land Alm genannt und hier ein rein chem. !
Kalkniederschlag, bildet die S. die Grundlage der
Wiesenmoore auf der schwäb.-bayr. Dochebene.
Seekreuzdorn, Pflanzenart, s. Hippop^s.
Seekriegsrecht, die von den im Landkriege gel-
tenden Völkerrechtssätzen abweichende Ausdehnung
der Befugnisse der Kriegführenden im Seekriege,
welche von den Seemächten und vornehmlich von
England bis jetzt festgehalten wird. Diese Macht bat
es auch durchgesetzt, daß von den Veratungen der
Brüsseler Konferenz über das Kriegsrecht (s. d.) 1874
das ^. ausgeschlossen wurde. Nachdem die von
allen Mächten, außer den Vereinigten Staaten von
Amerika, angenommene Deklaration des Pariser
Kongresses vom 15. April 1856 in Art. 1 die Kaperei
(s. Kaper) abgeschafft hat, kommen für das S. im
wesentlichen nur noch das in den Art. 2 und 3 den Neu-
tralen gegenüber geordnete Necht der Seebcute (s. d.)
und das in Art. 4 an bestimmte Voraussetzungen
gebundene Recht der Blockade (s. d.) sowie das zur
Durchführung beider Rechte den Kriegführenden zu-
stehende Durchsuchungsrecht (s. d.) in Betracht.
Seekriegsspiel, eine militär.-nautische Vor-
übung für den wirtlichen Seekrieg nach Analogie
des Kriegsspiels (s. d.) der Armee. Es werden da-
für ganze Flotten, Schisfsabtcilungen oder einzelne
Schiffe durch kleine Modelle dargestellt und unter
Berücksichtigung wirklich möglicher Bewegungen
gegeneinander geführt unter Befehl verschiedener
Offiziere, ohne daß jedoch die feindlichen Parteien
von den gegenseitigen Plänen Kenntnis babcn. Die
Mobilmachungspläne der verschiedenen Flotten wer-
den dabei durchgearbeitet und in kritischer Darstel-
lungsweise alles erläutert, was auf die Kriegführung
zur Sce Bezug hat.
Seekuh, s. Lamantin, über die Stellersche
S. s. Vorkcntier.
Seel, Adolf, Maler, geb. 1. März 1829 zu Wies-
baden, war 1844 - 50 Schüler der Akademie in
Düsseldorf, wo Professor Karl Sohn besondern Ein-
fluß auf ihn hatte. In Paris setzte ^. seine Studien
fort und verweilte dort ein Jahr. Am wichtigsten
wurden für seinen Entwicklungsgang Reisen nach
Italien (1804-65), Spanien (1870-71), Ägypten,
Palästina und Konstantinopel (1873-74). Seitdem
lebt er in Düsseldorf. Erst in mittelalterlichen In-
terieurs, dann vorzugsweise mit Interieurs aus der
Markuskirche in Venedig beschäftigt, wandte er sich
seit seiner span. und Orientreise meist orient. An-
sichten mit Staffage zu, die in Licht und Farbe gleich
brillant sind. Werke seiner Hand, sowohl Ölgemälde
wie Aquarelle, besitzen die Berliner Nationalgalerie
(Arabischer Hof in Kairo; 1876), die Sammlungen
in Düsseldorf, Vraunschweig, Wiesbaden, Hannover.
In Wien (1876) erhielt S. die große, in Berlin (1878)
die kleine goldene Medaille.
Seeland (dän. Sjall and), die größte und
wichtigste Insel des Königreichs Dänemark, durch
den Sund von Schweden und durch den Großen
Velt von Fünen getrennt, von N. gegen S. 131km
lang, 108 km breit, bedeckt 6949 ^m, mit den
13 kleinen Eilanden 7114 und mit allen administra-
tiv zugehörigen Inseln 7408," hkiu. Die Bevölke-
rung betrug (1890) 833 702 E., davon kommen auf
die Hauptstadt Kopenhagen 312387, auf die übrigen
Städte 68060, die Landbezirke 453255 E. Die In-
sel hat durch Buchten und Fjorde eine bedeutende
Gliederung. Größere Halbinseln sind: drei im Nor-
den durch den großen Isefjord und denRoeslildefjord
gebildet, eine im Süden, gegenüber von Möen, und
ein Anfatz in: Osten mit dem Steilhange Stevns-
klint zwischen Faxe und Kjögebugt. Kleiner sind
Refnäs und Asnäs im Westen. Die Oberfläche
ist im allgemeinen wellenförmig-hügelig mit den
böchsten Stellen zwischen Holbaet und Ringsteo, wo
Gyldenlöves Höj 126 iu, und weiter südlich im Osten
von Nästved, wo Kobanke eine Höhe von 123 in er-
reicht; von den isolierten Höhen ist namentlich Beir-
höi (Vcjrhöi 121 ni) im Nordwestcn hervorzuhe-
ben. Eine wirtliche Ebene ist die sog. Heide, die bei
Roeskilde beginnt und bis Kopenhagen und Kjöge
nach Kalvcbod-Strand und Amager zieht, eine
platte, waldlose Fläche, aber sehr fruchtbar. Als
Grundlage der Insel sind Kalksteine der Kreidefor-
mation (weiße, jüngere Kreide) zu betrachten, welche
an verschiedenen Punkten, namentlich im Stevns-
klint und bei Faxe zu Tage treten; im Nordwesten
auf Nefnäs findet man Vraunkohlenformation, aber
die Oberflüche ist sonst überall von Glaciallehm (und
Sand) gebildet, und das freundliche Land reich an
Naturfchönheiten, besonders im Nordosten. Fast
überall liegen Waldungen, in denen besonders die
Buche herrlich gedeiht. Im ganzen ist S. ein frucht-
bares Kornland und hat treffliche Rindvieh- und
Pferdezucht. Von den Flüssen ist die 82 Km lange
Sus-Aa im Südwesten der größte, teils schiffbar für
Prahmen und Boote, teils kanalisiert. Unter den
^een sind zu nennen: der Tissee(21^m), im Nord-
osten der Furesce (14 ci^m), der Arresee (41 qkm)
und der liebliche Esromsec (18 hkm). Alle Gewässer
sind fischreich. Der Frcderiksvärkskanal, 1716 zur
Vcrbütung der Überschwemmungen des Arresees
angelegt, treibt die wichtigen Fabriken von Fredcriks-
värk. Die Hauptbahnlinie geht von Helsingör über
Kopenhagen, Roeskilde nach Korsör. Kleinere Linien
gehen von Kopenhagen aus und von Roeskilde nach
Kallundborg, nach Kjöge, Nästved und Verdingborg,
und von Kjöge über Haarlev zur Faxebugt. Als
Inselstift umfaßt S. auch die Inseln Möen und
Vornholm und zerfällt in die sechs Amter Kopen-
bagcn, Frcderiksborg, Holbaek, Sorö, Praestö und
Bornholm. In kirchlicher Beziehung gehören zu
diesem Stift, dessen Bischof Primas des Reichs ist,
außerdem die Färöer, Grönland und die westind.
Inseln; nur Samsö gehört zu Aarhus.