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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Serge - Sericit

then. und rumän. E. in 39 Gemeinden mit 64 Ortschaften und 25 Gutsgebieten. - 2) S., rumän. Sirete, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichts, am rechten Ufer des S., an der Linie Czernowitz-Suczawa der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn (Station Czerepkoutz-S.), hat (1890) 7159 meist deutsche E., darunter 1830 Katholiken, 1793 Griechisch-Orientalische und 3014 Israeliten; bedeutende Pferdemärkte.

Serge (Sersche) oder Sarsche, atlasartig geköpertes Seidengewebe; auch ein derartig gewebtes Zeug aus Kammgarn, besonders zu Damenschuhen.

Sergeant (frz. sergent, spr. ßärrscháng), in der deutschen sowie in mehrern Armeen Bezeichnung der ältern Unteroffiziere. In Frankreich entspricht der sergent-major dem Feldwebel; in älterer Zeit hießen die Leute der Leibwache der franz. Könige sergents d’armes. Sergents de bataille, auch sergents généraux de bataille genannt, waren im 15. bis 17. Jahrh. Offiziere, die die Ordnung der Truppen auf dem Marsche und ihre Aufstellung zur Schlacht überwachten. Über die Abzeichen an der Uniform der S. s. Chargenabzeichen.

Sergel, Joh. Tobias von, schwed. Bildhauer, geb. 8. Sept. 1740 zu Stockholm, war Schüler von L’Archevecque und reiste 1767 mit königl. Unterstützung nach Italien, wo er in Rom seinen Ruhm gründete. Durch Gustav III. 1778 zurückberufen, wurde er Hofbildhauer und Professor an der Akademie der bildenden Künste. 1803 wurde er Hofintendant, 1808 in den Adelstand erhoben, 1810 Direktor der Akademie und starb 26. Febr. 1814. Man schätzt in seinen Werken die Tiefe und Kraft der Idee sowie die Klarheit der Formen; doch fehlt ihnen die charakteristische Lebenswahrheit. Besonders zu erwähnen sind: Amor und Psyche (Hauptwerk; s. Tafel: Skandinavische Kunst III, Fig. 4), Diomedes raubt das Palladium, Othryades der Spartaner, ein liegender Faun, das Bronzestandbild Gustavs III. in Stockholm (1808), Axel Oxenstjerna diktiert der Muse der Geschichte die Thaten Gustav Adolfs, Mars und Venus, Venus Kallipygos. Die meisten seiner Bildwerke befinden sich im Nationalmuseum zu Stockholm. Ferner sind zu nennen: das Grabdenkmal des Descartes in der Adolf-Friedrichskirche zu Stockholm, ein großes Flachrelief: Die Auferstehung Christi, am Altar in der Klarakirche daselbst, zwei Engel über dem Altar in der Domkirche zu Karlstad, das Grabdenkmal des Grafen Augustin Ehrensvärd zu Sweaborg. - Vgl. Nyblom, J. T. Sergel (Upsala 1877).

Sergij Alexandrowitsch, russ. Großfürst, s. Sergius Alexandrowitsch.

Sergijéwskij Possád (spr. ßer-), auch Sergijéwsk oder Sergijéwo, Stadt im Kreis Dmitrow des russ. Gouvernements Moskau, 76 km nordnordöstlich von Moskau, an der Eisenbahn Moskau-Jaroslawl, hat (1890) 31413 E., ein berühmtes Kloster, die Troizko-Sergijewskaja Lawra (s. d.), die erst den Anlaß zur Begründung von S. P. gab, eine Pfarrkirche, die aus Moskau hierher verlegte Geistliche Akademie, ein Progymnasium, eine theol. Monatsschrift, Buchdruckerei, Stadtbank, Anfertigung von Heiligenbildern, hölzernen Spielwaren, Löffeln für die Pilger (jährlich 1 Mill.), die das Kloster besuchen; eine Porzellan- und eine chem. Fabrik.

Sergīpe (spr. ßersch-, der kleinste Staat Brasiliens an der Küste des Atlantischen Oceans, wird im N. durch den untern Lauf des São Francisco von Alagoas, im S. und W. von Bahia begrenzt, hat auf 39090 qkm (1893) 370000 E. Die Küste ist 150 km lang, sandig und flach, das Innere waldbedecktes Hügelland. Die Bewässerung ist in den bewohnten östl. Teilen sehr reich, arm dagegen auf dem westl. Hochlande. Die sämtlich in den Ocean mündenden Flüsse Vasa-Barris oder Irapiranga und Rio Real, der südl. Grenzfluß, werden im untern Lauf mit Küstenfahrzeugen befahren; der Oberlauf ist durch Stromschnellen und Wasserfälle nicht schiffbar. Das Klima ist heiß, trocken im Innern, feucht an der See. Die Flora auf den Abhängen der Serra de Itabaiana ist reich an den wertvollsten Bau- und Färbehölzern. Eisenerz, Kalkstein und Bergkrystalle kommen vor. Man baut Zuckerrohr, Kakao, Baumwolle, Mandioka, Tabak, Mais, Reis und Flachs. Zwischen der Serra de Itabaiana und dem São Francisco auf dem Campos de Criação de Gados treibt man lohnende Viehzucht. Die Industrie besteht in Zucker- und Spritfabrikation, Herstellung von Mandiokamehl, Gerberei und Bau von kleinen Küstenfahrzeugen. Fahrstraßen mangeln. Hauptstadt ist das 1855 angelegte Aracaju, rechts am Cotindiba, mit 6000 E., einer nach Simão führenden Bahn, breiten Straßen, einem Landwirtschaftlichen Institut. Ausfuhr von Zucker (1892: 11320 t) und Baumwolle; ehemals war Hauptort São Christovão, links am Vasa-Barris, mit Zuckersiederei, Tabakfabriken und Gerberei.

Sergĭus, Name von vier Päpsten:

S. I. (687-701), ein Orientale, aber in Palermo geboren, seit 682 Presbyter, verweigerte die Annahme der Beschlüsse des Konzils im Trullus zu Konstantinopel (692), des sog. Concilium quini-sextum, und bereitete dadurch die Trennung der griech. und röm. Kirche vor.

S. II. (844-847), ein röm. Adliger, eigentlich Peter, vorher Erzpriester in Rom, umging die Bestätigung seiner Stuhlbesteigung durch den Kaiser Lothar I. und behauptete sich trotz dessen Widerspruchs.

S. III. (897-911), vorher Diakonus, gelangte, nachdem er von Johann IX. 898 vertrieben worden war, doch wieder 904 durch die berüchtigten Frauen Theodora und Marozia (s. d.) auf den päpstl. Stuhl.

S. IV. (1009-1012), vorher Bischof von Alba, eigentlich Bocca di Porco, d. i. Schweinsrüssel. Da er sich dieses Namens schämte, soll er den Namen S. angenommen und die Sitte begründet haben, daß die Päpste ihren Namen veränderten; doch hat dies schon vor ihm Johann XII. (s. d.). gethan.

Sergius Alexandrŏwitsch (russ. Sergij), Großfürst von Rußland, vierter Sohn des Kaisers Alexander II., geb. 11. Mai (29. April) 1857, vermählt 15. (3.) Juni 1884 mit der Großfürstin Jelissaweta Feodorowna, geborenen Prinzessin Elisabeth von Hessen (geb. 1. Nov. 1864). S. A. ist Präses der griech.-orthodoxen Palästina-Gesellschaft und seit Sommer 1891 Generalgouverneur von Moskau.

Sergutscher Kanal, s. Beresinisches Kanalsystem.

Seriāna, Val, s. Bergamasca.

Serība (arab., "Einfriedigung", "Verhau"), befestigte Handelsniederlassung der Kaufleute in Afrika, besonders früher im Sudan.

Sericīnsäure, s. Myristinsäure.

Sericīt, ein äußerlich talkähnliches Mineral, das eine dichte Aggregationsform des Kaliglimmers (Muskovits) darstellt; es ist sehr weich und mild, grünlich- oder gelblichweiß, lauchgrün, seidenglänzend, fettig anzufühlen, hat das spec. Gewicht 2,8