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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Siebenjähriger Krieg

zu zahlen verhieß. Von Jahr zu Jahr wurde der Vertrag dann erneuert. Nun brach der König von Oberschlesien her überraschend schnell in Mähren ein und umschloß die Feste Olmütz, während Prinz Heinrich von Sachsen aus einen Vorstoß nach Thüringen und nach Franken machte, Bamberg zur Kapitulation nötigte und die Magazine der Reichstruppen zerstörte. Schon vorher, noch während der Wintermonate, hatte das von Lehwaldt, dann von Graf Dohna befehligte ostpreuß. Korps die Schweden zurückgedrängt, Vorpommern und Mecklenburg besetzt und Stralsund blockiert. Das Unternehmen Friedrichs in Mähren mißglückte, Olmütz leistete zähen Widerstand; Daun rückte aus Böhmen heran, vermied aber eine Schlacht, und so mußte, nachdem Laudon bei Domstädtl einen großen preuß. Transport überfallen hatte (30. Juni), die Belagerung von Olmütz aufgehoben werden. Der König wandte sich nun zur Überraschung des Feindes in schnellen Märschen nach dem östl. Böhmen, wo er bei Königgrätz eine feste Stellung bezog, aus der ihn die Österreicher nicht zu verdrängen vermochten, bis ihn der Einbruch der Russen in die Neumark Ende Juli nötigte, Böhmen zu räumen. Er überließ das Kommando in Schlesien dem Markgrafen Karl, eilte mit den übrigen Truppen nach Küstrin, vereinigte sich mit dem Korps Dohnas und schlug die Russen 25. Aug. bei Zorndorf (s. d.), worauf diese die Marken und Pommern räumten; nur Kolberg wurde noch im Herbst, doch vergeblich, belagert. In Gewaltmärschen rückte Friedrich jetzt nach Sachsen, um seinem Bruder Heinrich, der inzwischen von Daun und von der Reichsarmee hart bedrängt wurde, Hilfe zu bringen. Daun bezog ein festes Lager bei Stolpen, wo er nicht anzugreifen war. Infolgedessen wandte sich Friedrich nach der Lausitz, wurde aber von Daun verfolgt und in der Nacht zum 14. Okt. im Lager bei Hochkirch (s. d.) überfallen. Trotz schwerer Verluste setzte Friedrich seinen Marsch nach Schlesien fort, entsetzte Neisse, kehrte dann eilends nach Sachsen zurück und nötigte Daun, die Belagerung von Dresden aufzuheben. Aber durch die Niederlage bei Hochkirch wurde Frankreich, das schon nahe daran war, sich vom Kriege zurückzuziehen, von neuem für Österreich gewonnen.

Im Febr. 1759 wurde General Wobersnow nach Posen entsandt, wo er die russ. Magazine zerstörte, während Prinz Heinrich im April von Sachsen aus in das nördl. Böhmen einfiel und alsdann im Mai von neuem gegen Thüringen, Hessen und bis tief nach Franken hinein Vorstöße unternahm; allenthalben wurden die bereits angesammelten Kriegsvorräte vernichtet, große Massen von Getreide erbeutet und starke Kontributionen ausgeschrieben. Friedrich beobachtete indessen an dem schles.-böhm. Gebirge, erst bei Landeshut, dann seit Anfang Juli im Lager von Schmottseifen die österr. Hauptarmee, die unter Daun in Böhmen stand und sich später gegen die Lausitz vorschob. Wobersnow sollte durch einen Marsch auf Thorn den Russen in den Rücken kommen und sie zur Räumung von Posen zwingen. Doch der Plan scheiterte. Friedrich ernannte nun den General von Wedell zum Oberbefehlshaber mit der Vollmacht eines «röm. Diktators»; allein auch dieser vermochte nichts auszurichten, er wurde 23. Juli bei Kay geschlagen und fand hier seinen Tod. Darauf erhielt Prinz Heinrich in Schmottseifen den Oberbefehl; der König selbst eilte mit Teilen der Armee des Prinzen nach Frankfurt. Schon aber war ihm General Laudon mit einem kleinen österr. Korps zuvorgekommen und hatte sich rechts der Oder mit den Russen unter Soltikoff vereinigt. Am 12. Aug. griff Friedrich bei Kunersdorf (s. d.) die bedeutend überlegenen Gegner an, erlitt aber schließlich eine furchtbare Niederlage. Kurze Zeit wurde der Oberbefehl an General Finck übergeben; bald jedoch gewann Friedrich die alte Festigkeit, zog die Versprengten an sich und brachte bald, da Soltikoff den Sieg nicht auszubeuten wagte, ein neues Heer von 20000 Mann zusammen. Am 4. Sept. ergab sich das starke Dresden der Reichsarmee unter dem Herzog von Zweibrücken. Ende August und Anfang September führte der König einen trefflichen Defensivkrieg in der Niederlausitz gegen die Russen, während Prinz Heinrich in der Oberlausitz Daun im Schach hielt. Die russ. und österr. Generale haderten miteinander; Daun war zu einem thatkräftigen Vorgehen nicht zu bewegen. So verstrich die günstige Gelegenheit, um Preußen gänzlich niederzuwerfen. Die preuß. Generale Wunsch und Finck bedrängten die Reichsarmee und die mit ihr operierenden Österreicher in Sachsen, der König folgte den Russen an die Oder nach Glogau, Prinz Heinrich dagegen zog hinter Daun her an die Elbe. Nachdem Friedrich im Oktober Glogau gedeckt und die Russen sowie Laudon zum Rückzüge nach Polen genötigt hatte, wandte auch er sich nach Sachsen, um durch Rückeroberung von Dresden den Feldzug zu beendigen. Doch infolge der Kapitulation des Generals Finck bei Maxen (s. d.) 20. Nov. blieb ein großer Teil von Sachsen nebst der Hauptstadt in der Hand der Österreicher.- Im Westen war Prinz Ferdinand zunächst bei dem Versuch, die Franzosen aus Hessen zu vertreiben und die Mainlinie wiederzugewinnen, 13. April bei Frankfurt zurückgeworfen worden, gewann aber 1. Aug. bei Minden einen glänzenden Sieg über die Franzosen. Auch Hessen und Westfalen wurden den Franzosen wieder entrissen. Vergebens hatte Friedrich den Versuch gemacht, die Türkei zum Kampfe gegen Rußland und Österreich zu bewegen; die Saumseligkeit der Engländer vereitelte die mit der Pforte geführten Unterhandlungen. Um Friedensverhandlungen einzuleiten , ließen die engl. und die preuß. Regierung dem Regenten Hollands, dem Prinzen Ludwig von Braunschweig, eine Deklaration zugehen, die dieser 25. Nov. 1759 zu Ryswijk den Gesandten Frankreichs, Österreichs und Rußlands überreichte; aber Kaunitz setzte es durch, daß sie abgelehnt wurde. Im Dez. 1759 kamen die sog. Schuwalowschen Verträge zu stande, die den Wiener und Petersburger Hof noch enger verbanden und den Russen die Erwerbung von Ostpreußen in Aussicht stellten.

Auch der erste Teil des J. 1760 verlief unglücklich für die Preußen. Am 23. Juni wurde Fouqué bei Landeshut in Schlesien von Laudon angegriffen und gefangen. Darauf trat Friedrich, von Daun gefolgt, den Marsch nach Schlesien an, wandte sich aber plötzlich nach Dresden zurück, schloß die Stadt ein und begann eine verheerende Beschießung. Doch neue Unglücksfälle riefen ihn wieder nach Schlesien. Am 26. Juli hatte Laudon Glatz gestürmt, war dann vor Breslau gerückt, das von Tauentzien verteidigt wurde. Die Russen waren an der Oder entlang gleichfalls im Marsch gegen Breslau; Prinz Heinrich zog ihnen nach. Friedrich eilte nach Schlesien, ihm folgten zwei österr. Heere unter Daun und Lacy, während die Russen und Laudon ihm entgegen- ^[folgende Seite]