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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Simsbock - Simulation
stil wurden S. in geschwungenen Linien angewen-
det und mit häusigen Verkröpfungen versehen.
Das Material der äußern S. ist meist das
der Mauern. Die massivenS. werden aus Zie-
geln in Rohbau oder geputzt, Terracotta und
Formsteinen und aus Werksteinen (Sandstein, Por-
phyr, Granit) hergestellt. Außerdem sind Kunst-
steingesimse zu nennen (s. Gußmauerwerk), deren
Glieder an den Stellen, wo sie möglichst wenig
belasten sollen, ebenso wie Terracottagesimsteile,
hohl gestaltet, sonst aber voll gegossen werden.
Das Ziehen oder Putzen von S. aus Ziegelstei-
nen mit Cementmörtel erfolgt durch mit Eisenblech
beschlagene Gesimsschablonen (Schlitten) auf durch
Bankeisen an der Mauer befestigten Ziehlatten;
innere S. zur Dekoration der Zimmerwände und
Decken fertigt man aus Stuck. Die Holzqesimse
bestehen in dcrHauptsache aus einem an die Sparren-
köpfe oder Zangen der Versenkungswand (s. Dach-
stuhl) befestigten Holzkasten mit Profilleisten. -
Vgl. Hittenkoser, Das Entwerfen der Gesimse
(5. Aufl., Lpz. 1885); Baukunde des Architekten,
Bd. 1, Tl. 2 (Berl. 1891).
Simsbock, s. Feuerleitern.
Simse oder Risch (.Iuncm3 ^.), Pflanzengattung
aus der Familie der Iuncaceen (s. d.) mit gegen
100 über die ganze Erde zerstreuten Arten. In
Deutschland am häufigsten sind 3uncu" coiiFiom^-
1'ÄtN8 ^., 6Ü"lI3U3 ^., ßlHUcUZ ^Vi,'/l., I)uluiNN8 ^.;
sämtlich auf nassen Wiesen oder sumpfigem Boden.
Von einigen, wie ^uncn8 <Mi3n3 und conAlome-
ratu8, waren früher die Nhizome als harntreibende
Mittel ofsizinell. Die halmartigen Blätter von
Znncuä 3ikucu3 und (Mi8U3 werden in manchen
Gegenden zur Herstellung von Flechtwerk, Matten
u. dgl. benutzt. - Im gewöhnlichen Leben ge-
braucht man den Ausdruck Simsen gleichbedeu-
tend mit Binsen (s. d.).
Simson(grch. Sampson, engl. und frz. Sam-
son), Nationalheld der alten Israeliten. Die Sim-
sonsage (Richter 13 - 16) knüpft an das einst von
Daniten bewohnte Territorium südwestlich von
Ephraim an der Grenze>zwischen Ephraim und Iuda
an. Dort wurde S. von dem lange unfruchtbaren
Weibe eines Daniten Manoah geboren, lebte als
Nasiräer (s. d.) und rieb sich in einer Reihe über-
mütiger Streiche an den Nationalfeinden Israels,
den Philistern, bis er, mit den Haaren zugleich seiner
übernatürlichen Stärke beraubt, diesen durch die List
seiner Buhle Delila (s. d.) in die Hände fiel. Ge-
fangen und geblendet, mußte er nun als Sklave in
einer Mühle zu Gaza arbeiten. Nach einem Jahre
wurde er bei einem Dagonfeste in den Tempel ge-
bracht; inzwischen aber waren seine Haare und mit
ihnen seine Kräfte wieder gewachsen, so daß er die
Säulen des Tempels niederreihen konnte und sich
und die Philister unter den Ruinen begrub. Die
(spätere) Redaktion des Nichterbuchs stempelt E. zum
Richter über Israel. Der Versuch, S. als den phöniz.
Herakles, den Sonnengott, zu erklären, scheitert an
konkreten Einzelheiten und den lokalen und natio-
nalen Motiven der Sage. - Vgl. Roskosf, Die
Simfonsage und der Heraklesmythus (Lpz. 1860).
Simson, Martin Eduard von, Jurist und Parla-
mentarier, geb. 10. Nov. 1810 zu Königsberg i. Pr.,
studierte 1826 - 29 daselbst Staats- und Rechts-
wissenschaft, besuchte sodann noch die Universitäten
Berlin und Bonn, begann 1831 in Königsberg als
Privatdocent Vorträge über röm. Recht, erhielt 1833
daselbst eine außerord. Professur, wurde 1834 zum
Mitgliede des Tribunals für das Königreich Preu-
ßen berufen, 1836 zum ord. Professor der Rechte,
1846 zum Rat am genannten Tribunal ernannt.
1848 wurde S. von seiner Vaterstadt in die Frank-
furter Nationalversammlung gewählt. Hier fun-
gierte er anfangs als Sekretär, seit Okt. 1848 als
Viceprüsident, und zeichnete sich durch parlamenta-
rische Begabung wie Schärfe und Sicherheit der
Geschäftsleitung fo aus, daß er nach Gagerns Ein-
tritt ins Neichsministerium Dez. 1848 zum Präsiden-
ten erwählt wurde. Im April 1849 stand S. an der
Spitze der Deputation, welche dem König von Preu-
ßen seine Erwählung zum Deutschen Kaiser über-
brachte. Infolge des Scheiterns dieser Sendung
lehnte er die Fortführung des Präsidiums ab und
trat Aug. 1849 als Abgeordneter für Königsberg
in die preuß. Zweite Kammer. Auf dem Reichstag
zu Erfurt führte S. das Präsidium des Volkshauses.
Seit 1852 widmete sich S. nur seinen richterlichen
und akademischen Obliegenheiten; erst 1858 wendete
er sich wieder dem polit. Leben zu. 1860, wo er zum
Vicepräsidcnten des Appellationsgerichts in Frank-
furt a. O. ernannt wurde, und 1861 führte S. das
Präsidium im Abgeordnetenhaufe, 1867 das im
konstituierenden Reichstage des Norddeutschen Bun-
des, ebenso auch in den folgenden Sessionen des
Norddeutschen Reichstags wie des Zollparlaments.
Am 3. Okt. 1867 überbrachte S. dem König Wilhelm
von Preußen die Adresse des ersten verfassungs-
mäßigen Reichstags des Norddeutschen Bundes nach
der Burg Hohenzollern, 18. Dez. 1870 an der Spitze
einer Deputation nach Versailles die Adresse des
Norddeutschen Reichstags vom 10. Dez., durch welche
der König gebeten wurde, die ihm von den Fürsten
angetragene Deutsche Kaiserwürde anzunehmen.
Auch im Deutschen Reichstag wurde S. zum Präsi-
denten gewählt, mußte aber 1874 krankheitshalber
eine Wiederwahl ablehnen und nahm 1877 auch kein
Reichstagsmandat mehr an. Seit 1869 erster Prä-
sident des Appellationsgerichts in Frankfurt a. O.,
wurde S. bei der Errichtung des Reichsgerichts in
Leipzig 1. Okt. 1879 zu dessen Präsidenten berufen
und machte sich um die lebenskräftige Einrichtung
der obersten deutschen Nechtsbehörde sehr verdient.
Von Kaiser Friedrich III. wurde ihm 1888 mit dem
Schwarzen Adlerorden der Erbadel verliehen.
Am 1. Febr. 1891 trat S. in den Ruhestand und
nahm seinen Wohnsitz in Berlin.
Sein Sohn, Bernhard Eduard von S., geb.
19. Febr. 1840 in Königsberg, seit 1877 ord. Pro-
fessor der Geschichte in Freiburg, hat sich durch die
histor. Quell enarbciten: "Jahrbücher des Fränki-
schen Reichs unter Ludwig dem Frommen" (2 Bde.,
Lpz. 1874-76), "Jahrbücher des Fränkischen Reichs
unter Karl d. Gr. 789-814" (Fortsetzung des Werkes
von S. Abcl, ebd. 1883) und die Herausgabe des
2. Bandes der "Urkunden und Aktenstücke zur Ge-
schichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Bran-
denburg" (Berl. 1865) fowie durch eine Anzahl
histor. Abhandlungen bekannt gemacht.
Simulant (lat.), einer, der simuliert, namentlich
Krankheiten oder Gebrechen vorspiegelt.
Simulation (lat., "Erheuchclung", "Vorspiege-
lung"), ein Verhalten, welches einen dem wirklichen
l^achvcrhalt nicht entsprechenden Schein eines an-
dern Sachverhalts hervorruft, meistens in der Ab-
sicht zu täuschen. Juristisch kommt in Betracht die
S. von Geisteskrankheiten, namentlich zur Vermei-