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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Spanien (Fischerei. Bergbau)

züglich Hühner (in vielen Rassen) und Tauben gezüchtet. In Estremadura und Andalusien wird auch die Truthühnerzucht im großen betrieben. Hühner und noch mehr Eier gelangen in großer Menge zur Ausfuhr, besonders aus Galicien, wo Vigo fortwährend London mit Eiern versorgt. Die Seidenzucht ist infolge der niedrigen Seidenpreise sehr zurückgegangen, indem an vielen Orten die Orangenkultur die Maulbeerbäume verdrängt hat. Am intensivsten wird sie noch bei Murcia und Orihuela betrieben, welche 490 000 kg Cocons liefern, dann folgen Valencia, Granada und Almeria sowie die Sierra de Segura. Die Gesamternte berechnete man 1890 auf 957 000 kg Cocons oder 83 000 kg Rohseide. Von geringerer Bedeutung ist die Bienenzucht, bei der man sich noch der cylindrischen Stöcke aus schlechter Korkrinde bedient. Berühmt ist der helle Honig aus der Alcarria der Mancha.

Viel größere Bedeutung als die Jagd hat die Fischerei. Sie beschäftigte an den Küsten 1883 im ganzen 66 219 Fischer mit 15 735 Booten und lieferte 67,6 Mill. kg Seefische im Werte von 36,4 Mill. Pesetas. Mehr als die Hälfte der Mannschaft, Boote und Erträge kam auf die galicisch-cantabrische Küste und ein Siebentel der Erträge auf die Sardinenfischerei, die auch an der Küste der Provinz Huelva umfangreich betrieben wird. Langostas oder Heuschreckenkrebse (Palinurus vulgaris L.) werden an der span. Nordwestküste zwischen Gijon und Coruña in den vier Monaten April bis Juni jährlich gegen 200 000 Stück gefangen. Die Flüsse sind arm an Fischen, mit Ausnahme der klaren Gebirgsbäche des Nordens, die Forellen nähren.

Der Bergbau des Königreichs hat neben der Landwirtschaft die größte Bedeutung. S. ist das an Erzen und andern wertvollen Mineralien reichste Land Europas. Die Entdeckung und Ausbeutung der reichen Gold- und Silberminen Amerikas ließ jedoch die Mehrzahl der span. Bergwerke in Verfall geraten. Erst nach dem Verlust der Kolonien begann man dem einheimischen Metallreichtum wieder Aufmerksamkeit zu widmen. Die Entdeckung eines überaus reichen Silbererzganges in der Sierra Almagrera (Provinz Almeria) erweckte die Spekulation und rief einen Minenschwindel hervor, der beispiellos in der Geschichte dasteht. Durch das Gesetz vom 6. Juli 1859 ist S. nebst den Balearen und Canarien in 17 Minendistrikte eingeteilt, die der Aufsicht der königl. Bergingenieure und diese wieder der Generaldirektion der Bergwerke (1825 errichtet) zu Madrid unterstehen. Seit diesen Einrichtungen hat der Bergbau einen sehr bedeutenden Aufschwung genommen, der indes mehr fremdem Geld und Unternehmungsgeist als der eigenen Intelligenz und Energie zu danken ist. Zu den Staatswerken kommen, mit Ausnahme der baskischen, sämtliche Salzbergwerke und Salinen, da Salz zu den Regalien gehört. Die meisten der sehr zahlreichen Privatbergwerke sind Eigentum von Aktiengesellschaften, an welchen auch viele Ausländer, Engländer, Franzosen, Belgier und Deutsche, teilnehmen. S. ist reich an Eisen-, Kupfer-, Blei-, Zink-, Antimon-, Silber- und Quecksilbererzen, die mit Ausnahme der zwei letztern und der Bleierze meist erst im Ausland verhüttet werden, so daß z. B. Eisen in ansehnlicher Menge aus England eingeführt wird. Auch ist der Bergbau auf seine meisten Steinkohlenlager noch wenig entwickelt und deckt nicht den Bedarf. Es hat ferner einen großen Überfluß an Braunkohlen, Stein- und Seesalz, Gips, Phosphorit, Schwefel, Marmor und Bausteinen vielerlei Art. Den größten Reichtum an Steinkohlen weist Asturien auf, mit dem Becken des Nalon und seines linken Nebenflusses Aller, südöstlich von Oviedo, wo Tudela, Langreo, Mieres und andere Grubenorte liegen. Das Kohlenbecken von Belmez und Espiel (s. d.) liegt 50-70 km nordwestlich von Cordoba. Bemerkenswert sind ferner die Flöze von Cervera de Pisuerga im N. der Provinz Palencia, bei Sabero (Distrikt Riaño) an der Esla im NO. von Leon, bei Corella am Rio Alhama in Navarra, bei Ager im Gebiet der Noguera Pallaresa zwischen Balaguer und Tremp in Lerida, in Gerona, Burgos.

Das Kohlengebiet von Asturien ist zugleich eisenreich, ebenso Santander und Biscaya. Hier liegen die mächtigen Lager von Spateisenstein, der teils in Rot- und Brauneisenstein umgewandelt ist, im Kalkstein der Kreideformation auf beiden Seiten der Ria de Bilbao. Die leichte Gewinnung durch Tagebau und Verschiffung von der Ria aus sind Vorteile, welche die Besitzer Krupp, Engländer und Franzosen verwerten. Auch Guipuzcoa, Alava, Navarra, Malaga und viele andere Provinzen besitzen Eisensteinlager. Die bleireichste Provinz ist Jaen mit dem berühmten Grubengebiet von Linares und La Carolina, blei- und eisenreich ist ferner das Gebiet bei La Union zwischen Cartagena und Mar Menor sowie die mehr westl. Teile von Murcia (s. Mazarron), insbesondere die Sierra Almagrera, ferner die Sierra de Gador in Almeria. Der hier gewonnene Bleiglanz liefert auch das meiste span. Silber, viel mehr als die Silbergruben von Hiendelaëncina in Guadalajara und von Farena in Tarragona. Das berühmteste und einflußreichste Minengebiet besitzt jedoch die Provinz Huelva in einem Gürtel, der sie 110 km lang von O. nach W. mitten durchzieht, vom Quellgebiet des Rio Tinto bis zum Guadiana hin, mit den berühmten Minas de Rio Tinto (s. d.), Buitron, Zarza, Calañas, Tharsis, Sta. Catalina und San Domingos, letztere schon in Portugal. Die Kupfererze, meist kupferhaltiger Schwefelkies, liegen im Kulmschiefer nur 34-40 m tief und bilden ungeheure Lager. Verschiffung über Huelva. Die Provinz hat auch viel Braunsteine sowie Bleierze. Die Quecksilberminen von Almaden (s. d.) sind noch immer die reichsten der Welt. Zinkerze (Blende, Galmei, Zinkblüte) findet man vornehmlich in der Provinz Santander (bei Puenteviesgo, Valle de Camaleño, Potes, Torrelavega und westlich der Stadt Santander) und in Teruel. Sie werden teils im Lande verhüttet, teils ausgeführt. Zinn wird wenig und fast nur in Pontevedra, Zamora, Salamanca gefunden, Gold nur wenig in einigen Flüssen, vornehmlich im Sil in Leon und Orense. Die berühmtesten Steinsalzlager befinden sich zu Cardona in Barcelona und zu Minglanilla in Cuenca. Hauptversandplätze von Seesalz sind Cadiz (Islade Leon), Torrevieja (Alicante) und die Insel Ibiza. Schwefelminen findet man in Teruel, bei Lorca in Murcia, in Albacete und Almeria, Gips und namentlich Marmor an vielen Orten; prächtiger Serpentin kam früher in Platten aus dem Barranco de San Juan am Fuße der Veleta (Granada). 1864 zählte man 1842 Minenkonzessionen, 1882 deren 17 346. Seitdem ist die Zahl noch ansehnlich gestiegen. Die Förderung der Bergwerksprodukte war 1895: Eisensteine in 336 Gruben 5 575 192 t, Bleierze 801 Gruben 305 628 t, Silbererz 4 Gruben 16 290 t, Kupfererz 373 Gruben